Als Sonderpädagoge an Grundschulen unterrichten (NRW( RLP)

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich bin Studentin des Lehramts für sonderpädagogische Förderung in Köln. :) Ich habe mich bewusst für das Lehramt entschieden und konnte auch in meinen Praktika bereits einige Erfahrungen und Eindrücke sammeln, die meine Entscheidung größtenteils bestärkt haben. Trotzdem war für mich schon immer klar, dass ich vor allem in der Primarstufe tätig sein wollte. Mit der Inklusion ist das ja so eine Sache... An einer meiner Praktikumsschulen hat mir die Umsetzung sehr gut gefallen. Die Klassen wurden gemeinsam geleitet, jeder war für jedes Kind zuständig. Es war ein runder Ablauf der Stunden und eine gute Athmosphäre. Ich hatte das Gefühl, dass jedes Kind aus dem Unterricht viel mitnehmen konnte und dass es auch für die Lehrer ein angenehmes Arbeitsklima war. Allerdings ist diese Schule quasi ein Sonderfall, da sie das Konzept freiwillig schon seit fast 30 Jahren macht und dadurch auch so viele Sonderpädagogen hat, dass ein solches Arbeiten möglich ist. Wenn jetzt jede Schule zwanghaft inklusiv wird, rechnet es sich natürlich nicht mehr einen Sonderpädagogen pro Klasse zu haben, da die Streuung der "sonderbedürftigen" Kinder natürlich viel höher ist. :/
    Die Umsetzung die ich mittlerweile miterlebe finde ich alles andere als sinnig. Die Sonderpädagogen die mit ihrem Koffer von Klasse zu Klasse, Kind zu Kind ziehen können nicht wirklich jemandem helfen. Für mich persönlich ist diese Art von Arbeit auch nicht vorstellbar. Ich studiere ja schließlich auch um Lehrerin zu werden, und zwar komplett, mit eigener Klasse, festem Kollegium und der Möglichkeit, selbst die Unterrichtsinhalte und -schwerpunkte (mit-)zubestimmen. (Auch wenn meine Kommilitonen vom Grundschullehramt das nicht glauben wollen, studiere ich ja auch zwei komplette Fächer, plus BiWi mit Seminaren zum Unterrichten und Erziehen, zusätzlich zu den Förderschwerpunkten. :D ) Wenn das so weiter läuft wie bisher, sehe ich dafür mit meinem Lehramt keine Perspektive für mich, was sehr schade ist.


    Deswegen, endlich, zum Kern des Ganzen: Ist es möglich an Grundschulen als "normaler" Grundschullehrer zu unterrichten, auch wenn man Lehramt für sonderpädagogische Förderung studiert hat? (Mit dem Gehalt eines Grundschullehrers natürlich, auch wenn ich diese Ungleich-Bezahlung für ungerechtfertigt halte) Es geht in diesem Fall vor allem um NRW, aber Rheinland-Pfalz interessiert mich auch. :)


    Sorry für den langen Text! :engel:


    Ganz liebe Grüße,


    Annika

  • Ich wohne in Sachsen und hier geht es. Vor allem deswegen, weil dringend Lehrer gesucht werden. Allerdings wird hier auch nicht verbeamtet und freiwillig für das Angestelltengehalt eines GS-Lehrers arbeiten: würde ich mich nicht drum reißen.


    Hier werden auch nach und nach Förderschulen dicht gemacht. Dass GS-Lehrer dann wahnwitzige Klassen haben (5 durchschnittliche Kinder, 6 Kinder ohne Deutschkenntnisse, 4 Kinder mit Gymnasialempfehlung, 6 verhaltensauffällige Kinder, 5 langsame Kinder, ein blindes Kind, eines was epileptische Anfälle bekommt), die sie alle sinnvoll durch vier Jahre Grundschulzeit bringen sollen und dann kommt ein Förderschullehrer einmal in der Woche vorbei und soll sich um 3 definierte Kinder kümmern: das ist wirklich Irrsinn.


    Und dass GS-Lehrer dann noch verärgert sind und nicht immer dankbar, wenn der besser bezahlte Sonderlehrer reinschneit: ich kanns nicht mal verdenken. Und dass die FS-Kollegen, die 4 verschiedene Schulen anfahren und kein Kollegium mehr haben leiden, ebenfalls.


    Was ich sagen will: niemand weiß, wie das Schulsystem ohne Förderschulen wird, aber wir werden damit leben müssen. Du hast noch ein paar Jahre Zeit, ich würde jedenfalls nicht raten, jetzt umzusatteln. Wart mal ab, wie sich das alles entwickelt, warte ab, wie du dich entwickelst, wer weiß, welche Schulen dir noch begegnen :)

  • Hallo Annika, ich kann deine Bedenken gut verstehen. Leider geht der Trend zum Einsatz der Sonderpädagogen wirklich in die Richtung, die du befürchtest. Auch wenn es immer noch "Ausnahmeschulen" gibt.
    Ich hatte vor wenigen Jahren die gleichen Bedenken und habe die Sonderpädagogik den Rücken gekehrt. Ich hatte aber den Spezialfall, dass man in Bielefeld gleichzeitig beide Lehrämter studiert und ich dadurch beide Staatsexamen hatte.
    Wie genau das in deinem Fall ist, weiß ich leider nicht genau. Als Sonderpädagoge in der Grundschule unterzukommen, wird aber kein Problem sein.
    Bist du schon weit im Studium? Wenn nein, könntest du evtl. noch wechseln.
    Wenn du schon weit bist, ziehe es erstmal durch, mach dein Ref. und guck dann weiter. Momentan ändert sich so viel, wer weiß wie es in ein paar Jahren aussieht. Und im Notfall gibt es bestimmt irgendwie einen Weg zum Beruf der normalen Grundschullehrerin. Unser Schulleiter z.B. ist Sonderpädagoge (keine GU Schule). Ich weiß aber nicht genau, wie es dazu gekommen ist.

  • Deswegen, endlich, zum Kern des Ganzen: Ist es möglich an Grundschulen als "normaler" Grundschullehrer zu unterrichten, auch wenn man Lehramt für sonderpädagogische Förderung studiert hat? (Mit dem Gehalt eines Grundschullehrers natürlich, auch wenn ich diese Ungleich-Bezahlung für ungerechtfertigt halte) Es geht in diesem Fall vor allem um NRW, aber Rheinland-Pfalz interessiert mich auch. :)

    Ich schließe mich sillaine an: Im Moment ändert sich alles in rasender Geschwindigkeit. Niemand kann dir sagen, wie es in 2 oder 5 Jahren aussehen wird.
    In Berlin sind einfach mal die Stunden für die sonderpädagogische Förderung gekürzt worden: Von 5 auf 2,5 für LE, SP und ES z.B. Dann wurden die Stunden pro Schule "gedeckelt". D.h., die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf bekommen ihre 2 Stunden, wenn sie in einer Gruppe aus 2 bis 3 Schülern gefördert werden. Sie müssen damit aus dem Unterricht genommen werden, wenn man die Kinder mit Förderbedarf auf mehrere Klassen verteilt. Unsere Sonderpädagogen haben aber einen Klassenraum und ein kleines Zimmer nur für die Förderung (+LRS), sodass die Kinder zu ihnen gehen.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Es könnte auch eine Möglichkeit sein, dass du zusätzlich Lehramt GS studierst. Eventuell kannst du dir ja Leistungen anrechnen lassen. Dann hättest du die maximale Flexibilität.

    Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.


    Henry Ford

  • Es kommt auf die Schule an, an der Du Dich bewirbst.
    Wir (allerdings IGS) schreiben Sonderpädagogik-Stellen aus. Die Kolleginnen und Kollegen sind fest bei uns und nur bei uns, und bekommen - derzeit noch - auch eine Co-Klassenleitung. Wie lange das bei dem Stellenschlüssel noch möglich sein wird, ist aber fraglich. Ich kenne auch eine Grundschule in der Umgebung, die dasselbe Modell fährt wie wir bzw. wie das, das Du kennengelernt hast.


    Bitte verfolge Dein Ziel weiter! Die Situation mit der Fahrerei ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass es einfach viel zu wenige Sonderpädagogen auf dem Markt gibt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

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