00 Punkte wegen hoher Fehlquote

  • In Deiner Antwort wird deutlich, dass Du (und wahrscheinlich alle Lehrer) hier ganz andere Interessen als der Staat haben.

    Du weißt das. Ich weiß das. Und viele - offenbar auch @Lehramtsstudent - wollen nicht begreifen, wie "nützlich" dummes Volk für diese Regierung ist... bedenke... die wollen "brave Sklaven"... intelligente Menschen geben doch zu viele Widerworte...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • @Miss Jones: ich weiß nicht, ob Du mich richtig verstanden hast.
    Wenn Du sowas sagst wie "dummes Volk für diese Regierung" denke ich an vertuschte politische Skandale usw., aber nicht daran, dass es das Ziel des Bildungsystems (!) sei, die Leute zu verdummen.
    Ich formulier's mal anders: Meiner Ansicht nach sollen die Leute genau so dumm oder eben auch schlau werden, so viele oder wenig Abiturienten "produziert" werden, dass es sich rentiert. Es ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung, Bildung eine Ware.


    Nochmal anders formuliert: viele Menschen, insbesondere Lehrer, haben ein Bildungsideal, halten Bildung per se für einen unmittelbaren ideellen Wert. Ein Staat hat dies nicht, für ihn ist Bildung seines Warencharakters nach auch wieder ein Produktionsmittel ("Wirtschaftswachstum"). Wie viel von welcher Bildung nötig ist, liegt daran wie/was produziert wird.
    (Etwas theoretischer: Kinderarbeiter in Afrika holen nicht das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen weil sie kein Abitur haben, sondern weil sie das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen holen, brauchen sie kein Abitur.)

  • nicht das Ziel des Bildungssystems, @Morse - aber der Regierung und ihrer "Zuarbeiter", den Abzockern der "Wirtschaft".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Seine Null Punkte hat er wahrscheinlich verdient und eine Klasse zu wiederholen bei so großen Lücken ist sicher kein verbauen der Zukunft. Ich würde mich dennoch über die persönliche Situation des Schülers informieren. Hat er einfach nur keinen Bock oder steckt mehr dahinter? Ich hatte als Schülerin eine Klassenkameradin mit ähnlichen Fehlzeiten, die in Spanisch damals sehr viel gefehlt hat eben weil sie nicht gut war und die LK ab und zu ungefragt drangenommen hat. Sie hat sich derart unwohl gefühlt, dass sie an den Tagen, an denen wir Spanisch hatten, oft unter Migräne und/oder Übelkeit litt. In einer Fremdsprache zu sprechen kostet teilweise selbst gute Schüler Überwindung. Ich kenne dich und deinen Unterricht nicht - dies soll nur ein Gedankenanstoß sein. Ich hab manchmal das Gefühl, dass viele Lehrer immer davon ausgehen, dass Schüler einfach nur keinen Bock haben aber manchmal eben mehr dahinter steckt... Angst, Mobbing, Krankheiten, familiäre Verhältnisse etc. ... Sicherlich gibt es auch genug Schüler, die einfach keinen Bock haben aber da steht mir als Außenstehende kein Urteil zu.

  • Du weißt das. Ich weiß das. Und viele - offenbar auch @Lehramtsstudent - wollen nicht begreifen, wie "nützlich" dummes Volk für diese Regierung ist... bedenke... die wollen "brave Sklaven"... intelligente Menschen geben doch zu viele Widerworte...

    Das klingt nach Verschwörungswahn. Allein schon der Gedanke "die", als gäbe es da ein "die", die verschieden von "uns" sind. "Diese Regierung" bezieht sich dann auch nicht auf alle möglichen, sondern auf ganz konkrete, also die der letzten siebzig Jahre oder welche genau? Bundesregierung oder Länderregierungen? Oder sind alle gleich - was wieder nach Verschwörungswahn klingt. Sklaven will niemand, das ist das völlig falsche Wort, da helfen auch Anführungszeichen nichts. Bildung und Intelligenz sind auch verschiedene Dinge, wenn du die gleich setzt, weiß ich nicht so gut, was du eigentlich meinst.


    @Miss Jones: ich weiß nicht, ob Du mich richtig verstanden hast.
    Wenn Du sowas sagst wie "dummes Volk für diese Regierung" denke ich an vertuschte politische Skandale usw., aber nicht daran, dass es das Ziel des Bildungsystems (!) sei, die Leute zu verdummen.
    Ich formulier's mal anders: Meiner Ansicht nach sollen die Leute genau so dumm oder eben auch schlau werden, so viele oder wenig Abiturienten "produziert" werden, dass es sich rentiert. Es ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung, Bildung eine Ware.


    Nochmal anders formuliert: viele Menschen, insbesondere Lehrer, haben ein Bildungsideal, halten Bildung per se für einen unmittelbaren ideellen Wert. Ein Staat hat dies nicht, für ihn ist Bildung seines Warencharakters nach auch wieder ein Produktionsmittel ("Wirtschaftswachstum"). Wie viel von welcher Bildung nötig ist, liegt daran wie/was produziert wird.
    (Etwas theoretischer: Kinderarbeiter in Afrika holen nicht das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen weil sie kein Abitur haben, sondern weil sie das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen holen, brauchen sie kein Abitur.)

    Das ist etwas differenzierter, aber auch hier: Wer ist "diese Regierung"? Oder gilt das für alle Zeiten und alle Kulturen (Zentralafrika)? Aber dass der Trend zu Utilitarismus geht, ja, das sehe ich auch. Verbunden allerdings damit, dass möglichst viele Abitur machen, sie OECD, und steigende Zahlen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Das ist etwas differenzierter, aber auch hier: Wer ist "diese Regierung"? Oder gilt das für alle Zeiten und alle Kulturen (Zentralafrika)? Aber dass der Trend zu Utilitarismus geht, ja, das sehe ich auch. Verbunden allerdings damit, dass möglichst viele Abitur machen, sie OECD, und steigende Zahlen.

    "diese Regierung" war ein Zitat von Miss Jones (Anführungszeichen) über das ich mich ausgelassen hatte.


    Deine zweite Frage ("oder gilt das" - was ist "das"?) und vor allem den Bezug zum Utilitarismus, zu dem auch noch ein Trend gehen soll, verstehe ich nicht.

  • Ich würde mich dennoch über die persönliche Situation des Schülers informieren.

    Kann man machen. Allerdings investiert man dann noch mehr Zeit in diesen Einzelfall, die einem für die anderen Schüler fehlt. Da muss man schon abwägen. Kann man nicht auch andersherum erwarten, dass der (erwachsene) Schüler auf den Lehrer (oder einen anderen Ansprechpartner) zugeht, wenn er ein Problem hat? Oder die Eltern, die dann tatsächlich etwas für die Zukunft des lieben Kleinen tun könnten?


    Letztendlich muss es aber überhaupt mal eine Möglichkeit geben, miteinander ins Gespräch zu kommen. Mit Schülern, die sich entziehen, und Eltern, die eine Note herbeidiskutieren wollen, findet man nur schwer eine Grundlage.


    Wenn allerdings ein massives psychisches oder psychosomatisches Problem dahinter steckt, müssen sich ohnehin entsprechende Fachleute um den Fall kümmern.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Allerdings investiert man dann noch mehr Zeit in diesen Einzelfall,

    Nein, so viel Zeit ist das in der Regel gar nicht, weil ...



    Wenn allerdings ein massives psychisches oder psychosomatisches Problem dahinter steckt, müssen sich ohnehin entsprechende Fachleute um den Fall kümmern.

    Allerdings ...



    Kann man nicht auch andersherum erwarten, dass der (erwachsene) Schüler auf den Lehrer (oder einen anderen Ansprechpartner) zugeht, wenn er ein Problem hat?

    Nein, kann man nicht erwarten. Gerade wenn es ein ernsthaftes psychisches Problem ist, wird es den meisten Schülern hochgradig peinlich sein damit "hausieren" zu gehen. Man sollte daher als Klassenlehrer oder Fachlehrer mit vielen Stunden in der Klasse/dem Kurs auf jeden Fall mal nachfragen.


    Leider gibt es aber zu viele Kollegen, die gerne einen auf Hobby-Psychologen machen und nicht rechtzeitig erkennen, wann der Schüler an die entsprechende Fachperson verwiesen werden muss. Allerdings sollte es ohnehin einen schulpsychologischen Dienst für solche Fälle geben, wir Lehrer werden primär fürs Unterrichten bezahlt und für alles andere sind wir gar nicht ausgebildet.

  • In der Sek II sollten aber die Schüler groß genug sein, dass sie bei Problemen sich eigenständig Hilfe suchen und nicht "hätte/könnte/würde" spielen. In der Grundschule und den pädagogisch orientierteren weiterführenden Schulformen hat man dafür gewisse (zeitliche und personelle) Ressourcen zur Verfügung. Und selbst dort würde ich am Anfang zwar betonen, dass man eine Gemeinschaft sei, dass man sich gegenseitig helfe und dass keiner alleine mit seinen Problemen gelassen werde, dass aber weder der Lehrer noch die Mitschüler in den Kopf reingucken können, weswegen man, insofern es ein Problem gibt, dieses seinen Mitmenschen mitteilen solle. Nur dann kann man als Lehrer auch Hilfe leisten und muss nicht Hobby-Psychologe spielen und stundenlang überlegen, was die Gründe für das abweichende Verhalten von Schüler X sind.

  • Nein, kann man nicht erwarten. Gerade wenn es ein ernsthaftes psychisches Problem ist, wird es den meisten Schülern hochgradig peinlich sein damit "hausieren" zu gehen.

    Dann wird man auch auf Nachfrage nichts erfahren.



    Allerdings sollte es ohnehin einen schulpsychologischen Dienst für solche Fälle geben, wir Lehrer werden primär fürs Unterrichten bezahlt und für alles andere sind wir gar nicht ausgebildet.

    Ja.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • In der Sek II sollten aber die Schüler groß genug sein, dass sie bei Problemen sich eigenständig Hilfe suchen und nicht "hätte/könnte/würde" spielen. In der Grundschule und den pädagogisch orientierteren weiterführenden Schulformen hat man dafür gewisse (zeitliche und personelle) Ressourcen zur Verfügung. Und selbst dort würde ich am Anfang zwar betonen, dass man eine Gemeinschaft sei, dass man sich gegenseitig helfe und dass keiner alleine mit seinen Problemen gelassen werde, dass aber weder der Lehrer noch die Mitschüler in den Kopf reingucken können, weswegen man, insofern es ein Problem gibt, dieses seinen Mitmenschen mitteilen solle.

    Ja klar. Sicher. Das klappt 100%. :pfeifen:

  • In der Sek II sollten aber die Schüler groß genug sein, dass sie bei Problemen sich eigenständig Hilfe suchen und nicht "hätte/könnte/würde" spielen.

    "Sollten" ... sind sie aber nicht. Mal ehrlich - wer ist denn schon "gross genug" um alle seine Probleme immer und beliebig alleine lösen zu können? Genau. Niemand.

  • Der Sprung von der Sek II in die Uni ist jetzt nicht so groß und ganz ehrlich: Da juckt es auch keinen, wenn man Probleme hat. Natürlich gibt es auch da Programme, die einem bei Schwierigkeiten im Studium und privat helfen, aber eben nur, wenn man den ersten Schritt tut und auf seine schwierige Lage aufmerksam macht. Dozenten sagen da recht schnell "Nicht meine Baustelle!", weswegen man darauf achten muss, dass der Begriff "Kindeswohl", der durchaus in den erzieherischen Bereich der Lehrertätigkeit fällt, nicht unnötig überspannt wird. Es gibt noch die Eltern, es gibt Sozialarbeiter und Psychologen. Lehrer sollen natürlich helfen, aber sie können alleine nicht die Welt retten, und wenn man davon ausgeht, dass Schule zumindest ein bisschen auf die Welt "da draußen" vorbereitet, sollten Schüler mit steigendem Alter Schritt für Schritt lernen, dass sie sich verstärkt selbst managen müssen (z.B. sich bei Problemen Hilfe suchen) und nicht erwarten können, dass das immer von anderen Menschen übernommen wird.

  • Der Sprung von der Sek II in die Uni ist jetzt nicht so groß und ganz ehrlich: Da juckt es auch keinen, wenn man Probleme hat.

    Richtig. Wir arbeiten aber an der Schule und nicht an der Uni. An der Uni ist vieles anders, als an der Schule und das juckt uns an der Schule wiederum nicht. Mit dem gleichen Argument könnte ich allen meinen Oberstufenschülern den Besuch des Unterrichts auch freistellen. Mache ich aber nicht.

  • Geht die Schulpflicht etwa bei euch bis Klasse 13? Ich erinnere mich noch daran, dass einer der ersten Sätze meiner Tutorin zu Beginn der Oberstufe "Sie gehen jetzt freiwillig zur Schule." war. Entsprechend konnte ich natürlich kommen und gehen wie ich wollte, musste höchstens damit rechnen, dass mein Fehlen Konsequenzen haben könnte (an 99% aller Schultage war ich aber dann doch da ;) ).

  • Schulpflicht und Unterrichtspflicht ist nicht das gleiche. Die Schulpflicht endet bei uns mit dem Abschluss der 9. Klasse. Unsere kantonales Schulgesetz verpflichtet unsere SuS aber zum regelmässigen Besuch des Unterrichts. Wer sich dem entzieht, dem droht im schlimmsten Fall ein Schulausschlussverfahren. Freiwillig heisst nicht, dass man von sämtlichen Pflichten entbunden ist.

  • Geht die Schulpflicht etwa bei euch bis Klasse 13? Ich erinnere mich noch daran, dass einer der ersten Sätze meiner Tutorin zu Beginn der Oberstufe "Sie gehen jetzt freiwillig zur Schule." war.

    Wenn Deine Oberstufe nicht in der 13. Jahrgangsstufe begann, war das Unsinn. Die Schulpflicht in Deutschland beträgt in allen Ländern 12 Jahre (auch wenn das zum Teil völlig bescheuert formuliert ist), allerdings muss das nicht zwingend eine Vollzeitschule sein. Wenn sie meinte "Sie besuchen jetzt freiwillig das Gymnasium", hatte sie Recht.


    Gruß,
    DpB

  • ... und ich nehme schwer an, dass auch für deutsche Oberstufenschüler sowas wie eine Unterrichtspflicht gilt. Anders kann ich es mir irgendwie nicht erklären, dass wir auch in der 13. noch mächtig angekackt wurden, wenn sich die Fehlstunden häuften ;)

  • @PälzerBu: Im Alltagssprech bezieht sich Schulpflicht auf den allgemeinbildenden Teil des Schulsystems. Auch auf der Seite des hessisches Kultusministeriums heißt es: "Die Schulpflicht beträgt neun Jahre und endet spätestens mit dem erfolgreichen Besuch der Jahrgangsstufe 9." (Quelle). Das meinte wohl meine Lehrerin damals. Du hast aber insofern Recht, als dass es im Anschluss an die Schulpflicht noch eine Berufsschulpflicht gibt, die aber eben nicht vorsieht, dass man an einem Gymnasium beschult werden muss ;) .

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