Willkür in Staatsexamensklausur!

  • Hallo Melosine,
    vielen Dank für die lieben Worte!
    Ja, das mit dem Heulen ist wirklich so, ist momentan mein "liebstes" Hobby. Ich denke immer, daß ich das alles nicht schaffe, überall durchfalle und was weiß ich nicht noch alles... :( Mein Freund muss momentan wirklich sehr unter mir leiden.
    Wenn dann noch so eine "tolle" Klausur hinzukommt, motiviert das nicht gerade...
    Für die mündlichen habe ich mir auch vorgenommen rechts und links möglichst viel zu lesen, wobei ich hoffe, daß alles zu schaffen, die Zeit ist wirklich ganz schön knapp...
    LG und danke, Julchen

  • Zitat

    Julchen79 schrieb am 24.02.2006 09:03:
    Nele: generell kann man vielleicht erwarten, daß man als Studentin der Anglistik /Amerikanistik weiß, wer Malcom X war, aber ich hatte beim Prof. eine Vorlesung zur Geschichte Amerikas, worüber die Klausur ja auch war, und wir haben in seiner Vorlesung das Thema Malcom X auch nie behandelt. Von daher, finde ich es schon ungerecht, daß er das Thema in seinen Vorlesungen nie behandelt, im Examen aber erwartet, daß man es dann weiß!


    Mit wirklichem Interesse: wie konnte es dir gelingen, dich über die civil rights Bewegung in den USA der 60er einzulesen, was ja dein Examensthema war, und nichts über Malcom X zu erfahren? Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen.


    Nele

  • Nele:
    Ich glaube darauf kommt es auch garnicht mehr an.
    JULCHEN79 hat doch etwas zu dem Thema "Malcom X" schreiben können,
    wie ich auch zu meiner von mir nicht vorbereiteten Frage.
    Das Grundwissen ist ja da (ist mir auch klar/bewußt/weiß+besitze ich als Student),
    aber in einer Klausur möchtest Du doch bestimmt auch konkreter als nur ein bißchen von Deinem Wissen präsentieren können.
    Ich finde es mächtig unverschämt wir hier von Dir über uns ´Examenskandidaten´
    geurteil wird - ohne sie/uns zu kennen. Ihnen/Uns Sachen, wie Übernahme von "gesellschaftliche Führungs- und Entscheidungspositionen", zu unterstellen, zu denen Du überhaupt keine konkrete Aussage machen kannst.
    Sorry, aber das gehört hier einfach nicht hin.
    Es geht hier vielmehr darum, wieviel Glück ´Examenskandidaten´ doch haben müssen,
    um eine gutes Examen ablegen zu können - einschließlich der Professoren-Willkür,
    die es ´Examenskanidaten´ einfach nicht leichter macht.
    gN8

  • Zitat

    Cherry schrieb am 24.02.2006 23:33:
    Ich finde es mächtig unverschämt wir hier von Dir über uns "Examenskandidaten"
    geurteil wird - ohne sie/uns zu kennen. Ihnen/Uns Sachen, wie Übernahme von "gesellschaftliche Führungs- und Entscheidungspositionen", zu unterstellen, zu denen Du überhaupt keine konkrete Aussage machen kannst.


    Ehrlich gesagt finde ich Neles Einwürfe durchaus berechtigt. Ich wundere mich auch über die hier formulierten Beschwerden über Willkür.


    Und er unterstellt euch nicht die "Übernahme von gesellschaftliche[n] Führungs- und Entscheidungspositionen", sondern beschreibt eine Realität: Wer als Lehrer arbeitet, nimmt eine solche Funktion nämlich wahr. Durch Notengebung werden - zumal an den so genannten weiterführenden Schulen - Lebenschancen vergeben. Fachterminologisch ausgedrückt (und auch das sollte man als angehender Lehrer eigentlich wissen): Schule hat eine Selektions- und Allokationsfunktion.


    Und weil mit der Tätigkeit als Lehrer diese Verantwortung verbunden ist, wird - mit Recht! - erwartet, dass die Lehrer angemessen (aus)gebildet sind. Und dazu gehört als Minimalgrundlage, dass man in seinem Fach (die Prüfungsthemen sind davon ja wiederum nur ein kleiner Ausschnitt!) orientiert ist. Wer dann von "Willkür" redet, wenn die Klausurfragen nicht mundgerecht in den 'richtigen' Häppchen serviert werden, erweckt doch den Eindruck, dass es da hapert.


    Zitat

    Sorry, aber das gehört hier einfach nicht hin.
    Es geht hier vielmehr darum, wieviel Glück "Examenskandidaten" doch haben müssen, um eine gutes Examen ablegen zu können - einschließlich der Professoren-Willkür, die es "Examenskanidaten" einfach nicht leichter macht.


    Meinerseits sorry, aber wer hauptsächlich auf Glück setzt, darf sich nicht wundern, wenn sich das Blatt ggf. zum Schlechten wendet. Folgt man deiner eigenen Schilderung, so hast du bei der Klausurvorbereitung gepokert:


    Zitat

    Drei Themen waren abgesprochen.
    Bin davon ausgegangen, dass bekanntlich ein Thema vom Prüfungsamt gestrichen, mir dann zwei der Themen zur Wahl gestellt werden und ich mir ein Thema für die Bearbeitung aussuchen kann.
    Nun, wieder mal Pech gehabt - würd ich sagen:
    Jedenfalls wurde mir eine Aufgabensammlung von drei Aufgaben angeboten mit je einer Frage zu den besprochenen drei Themen. *Klasse!*


    Da kann ich beim besten Willen keine Professoren-Willkür sehen. Du bist lediglich von falschen Voraussetzungen ausgegangen und hast deine Prüfungsvorbereitung von diesen Voraussetzungen abhängig gemacht.

    • Offizieller Beitrag

    Tut mir leid, aber ich finde einige Beiträge hier sehr arrogant!


    Man befindet sich während des Examens in einer Ausnahmesituation - das haben manche User wohl vergessen.


    Zitat

    Und weil mit der Tätigkeit als Lehrer diese Verantwortung verbunden ist, wird - mit Recht! - erwartet, dass die Lehrer angemessen (aus)gebildet sind.


    Da kann ich durchaus zustimmen. Es bleibt für mich allerdins fraglich, was manche Prüfungsinhalte damit zu tun haben bzw. warum es frevelhaft sein soll, auf bestimmte Themen zu lernen, die dann auch in der Prüfung abgefragt werden.


    Sicher ist das dann nur ein Ausschnitt und man hat im Studium viel mehr gelernt, aber meint ihr, ihr könntet auf Anhieb noch alles wiedergeben? In einer Prüfungssituation?


    Eure Statements klingen nach "Selbst Schuld!" - das kann ein Mensch im Examensstress siher gut gebrauchen! :rolleyes:


    Melosine

  • Seit wann ist es arrogant, auf Unstimmigkeiten hinzuweisen?


    Und - falls es dir nicht bewusst ist -: auch die, die nicht in das ach-so-bequeme Professoren-sind-ja-so-gemein-Horn tuten, haben (mindestens) eine Staatsprüfung abgelegt, wissen also durchaus, wovon sie reden.


    Wenn das hier aber nur ein Kummerkasten-Thread sein soll, bei dem es nur darum geht, die eigene Weltsicht zu betonieren und wo jede abweichende Meinung stört (woher kenn ich das nur... ) - so sei es...

  • Ich kann mich Nele und Philosophus nur anschließen. Weitere inhaltliche Ausführungen meinerseits könnten leicht als arrogant aufgefasst werden, daher erspare ich sie mir.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag

    Bei allem Verständnis für die Ängste und Stressphasen von Prüfungskandidaten, und auch dafür, dass man in der entsprechenden Situation gerne mal hoffen möchte, dass man die Themen durch Auswahl von "vermutlich Drankommendem" grad nochmal einschränken könnte (was halten wir eigentlich davon, wenn sich Abiturienten so vorbereiten? Und was raten wir ihnen dann?) - ich muss trotzdem Philo und Remus Recht geben: gerade bei der Ausbildung zum Lehreramt sollte das Wissen nicht nur (aber auch!) in die Tiefe gehen und spezialisiert sein, sondern auch weit über den Tellerrand und in die Breite gehen: dereinst werden einem nämlich die Schüler dauernd Fragen stellen, die weit, weit vom engen Stundenthema gehen - und da kommt es natürlich schon vor, dass Schüler in irgendeinem Text über die Damen des civil rights movement den Namen Malcolm X entdecken und interessiert nachhaken - und wehe dem Lehrer, der dann nur stottern kann "Das muss ich nochmal nachlesen, das war ja heute gar nicht Thema!"


    Im Übrigen finde ich die Verteilung der Fragen seitens des Professors durchaus fair und auch berechtigt - vermutlich wollte er genau er oben genannten Eingrenzung auf nur 2 wirklich gelernte Fächer entgegenwirken und gucken ob man die Teile vernetzen kann. Kann ich nachvollziehen. Es geht hier um einen akademischen Abschluss...


    Mitleid mit dem Leiden der Prüflinge kann ich trotzdem haben, und Kraft und gute Nerven wünschen - den Schuldzuweisungen an Professoren muss ich deshalb nicht zustimmen. Ich finde das nicht arrogant oder herzlos.


    Den Prüflingen alles Gute...


    Meike

  • Danke Dir MELOSINE für Deinen Beitrag!


    philosophus
    Hätte ich gepockert - wäre ich nur auf ein Thema vorbereitet gewesen!
    So bin ich mit zwei vorbereiteten Themen auf Nummer sicher gegangen,
    weil ja eines gestrichen wird (so war es nunmal abgesprochen; wie in der LPO)
    Außerdem wisst Ihr ja garnicht - wie umfangreich die Themen gesteckt worden sind.
    Zum Glück war ich so gut - alles so eingermaßen beantworten zu können - *hihi*


    Mit meinem Beiträgen möchte ich lediglich meine Erfahrungen mittteilen -
    mich mit anderen ´Examenskandindaten´ austauschen -
    sie vielleicht auch ggf. warnen, was auf einen zukommen kann.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    philosophus schrieb am 25.02.2006 10:42:


    Und - falls es dir nicht bewusst ist -: auch die, die nicht in das ach-so-bequeme Professoren-sind-ja-so-gemein-Horn tuten, haben (mindestens) eine Staatsprüfung abgelegt, wissen also durchaus, wovon sie reden.


    Wenn das hier aber nur ein Kummerkasten-Thread sein soll, bei dem es nur darum geht, die eigene Weltsicht zu betonieren und wo jede abweichende Meinung stört (woher kenn ich das nur... ) - so sei es...


    Wie nett...


    Auch ih habe zwei Staatsexamen abgelegt und auch ich weiß, wovon ich rede!
    Trotzdem/ deswegen kann ich Verständnis für die Examenskandidaten aufbringen.


    Ich habe es auch nicht so verstanden, als wollten sich die beiden nicht vorbereiten oder nicht über den Tellerrand schauen.


    Mir kam die Masse des zu Lernenden im 1. Staatsexamen auch wahnsinnig groß vor.
    Und wenn sich ein Prof hinstellt und anbietetet, und es so gängig ist, dass bestimmte Themenbereiche abgesprochen und eingehalten werden, dann ist man froh darüber und erwartet aber auch, dass er sich daran hält!


    Der Vergleich mit den Abiturienten hinkt m.E. auch gewaltig, da diese zumindest vorher auch die eingereichten Themen kennen und wissen, dass sie sich auf eins davon schon mal nicht vorbereiten müssen.



    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 25.02.2006 11:21:
    Ich kann mich Nele und Philosophus nur anschließen. Weitere inhaltliche Ausführungen meinerseits könnten leicht als arrogant aufgefasst werden, daher erspare ich sie mir.


    Auch wenn ich dich nicht persönlich gemeint habe, finde ich disen Kommentar unpassend. Ausgeteilt hast du doch hier auch ganz gut...


    Melosine

  • Zitat

    Melosine schrieb am 26.02.2006 12:20:
    Ich habe es auch nicht so verstanden, als wollten sich die beiden nicht vorbereiten oder nicht über den Tellerrand schauen.


    Wie soll man es sonst verstehen, dass jemand Willkür schreit, wenn er Fragen zu [!!!] den abgesprochenen Themen bekommt?

  • Zitat

    Melosine schrieb am 26.02.2006 12:20:


    Der Vergleich mit den Abiturienten hinkt m.E. auch gewaltig, da diese zumindest vorher auch die eingereichten Themen kennen und wissen, dass sie sich auf eins davon schon mal nicht vorbereiten müssen.


    Wo gibt es denn sowas? Also ich wusste vor meinem Abi gar nix und musste den gesamten Oberstufenstoff parat haben.


    Nichtsdestotrotz kann ich die Examenskandidaten auch gut verstehen. Natürlich ist man dankbar, wenn etwas eingeschränkt wird und verlässt sich da auch erstmal drauf. Selbstverständlich habe auch ich zwei Staatsexamina hinter mir. Bei mir wurde das extrem unterschiedich gehandhabt - von einem konkret abgesprochenen Thema in einer Klausur bis hin zu Großbereichen, in denen ich mich auskennen musste. Beides habe ich geleistet und beides wäre sicher auch für die hier schreibenden Kandidaten kein Problem gewesen - wenn es vorher nicht anders besprochen gewesen wäre.


    Britta

  • Zunächst möchte ich mich bei Melosine bedanken, für ihre Unterstützung und dafür, daß sie versteht, in welcher Situation sich Examenskandidaten befinden und noch so genau weiß, wie man sich fühlt!!!!!!!!!
    Also erstmal muss ich Cherry zustimmen, es geht mir nicht darum, ob ich nun wusste, wer Malcom X war oder nicht, sondern darum, daß der Prof. sich nicht an die Absprachen gehalten hat, und ich mich somit völlig falsch vorbereitet habe! Hätte er gleich gesagt, bereiten Sie sich auf die Civil Rights Movement vor, wäre diese Vorbereitung allgemeiner ausgefallen, dafür hätte ich aber mehr Themen abgedeckt. Und entschuldigt, aber wenn der Prof. dieses Thema nicht mal in seiner Vorlesung behandelt, finde ich es unfair, zu diesem Thema Fragen in der Prüfung zu stellen, zumal es ja anders abgesprochen war.
    Und in Bezug auf die Schüler, die mich nach Malcom X fragen, kann ich nur sagen: Eine Lehrkraft kann nun mal nicht alles wissen. Und schließlich wurde mir im Studium auch fünf Jahre lang gesagt, daß das normal sei, und der Lehrer offen zugeben muss, auch Lücken zu haben, denn wir sind alle nun mal nur Menschen! Ich bin nicht perfekt, aber Ihr, die Euer Examen schon habt, seid es auch nicht...
    Selbstverständlich bin ich als Examenskandidaten in der Lage, mich auf nicht abgesprochene Themen vorzubereiten, das wird auch in mehreren Prüfungen von mir verlangt! Ist ja auch normal. Aber wenn der Prof. - von sich aus - alles genauestens abstimmen will und ebenfalls von sich aus immer wieder betont, ich könne mich auf die Absprache verlassen und zahlreiche Studenten es mir auch immer wieder gesagt haben, dann finde ich es ungerecht, wenn er sich nicht daran hält und plötzlich andere THemen von mir verlangt!
    Und philosophus: ich lasse mir nicht den Vorwurf machen, nicht bereit zu sein, mich vorzubereiten. Ich lerne wirklich viel!! Und der Professor hat mir KEINE Fragen zu den abgesprochenen Themen gestellt. Wenn das Thema: Martin Luther King, jr., Frauen in der Civil Rights Bewegung und die Studenten in der Bewegung sind, hat das meines Erachtens weder etwas mit der Situation der Afroamerikaner während des Krieges zu tun (worauf ich mich aber zufällig trotzdem vorbereitet hatte - spricht also nicht gerade dafür, daß ich nicht bereit bin, mich vernünftig vorzubereiten!), noch etwas mit der Einstellung von Robert Kennedy (die Einstellung der Präsidenten waren mir ja durchaus bewußt), noch etwas mit Malcom X!!
    Mich stören keine abweichenden Meinungen, aber ich lasse mir auch nicht etwas unterstellen, das nicht den Tatsachen entspricht! Ihr seht nämlich nicht, wieviele Stunden ich jeden Tag lerne und mich vorbereite. Und wäre ich im Studium vollkommen faul gewesen und hätte nicht mitbekommen, hätte ich wohl jetzt nicht die Gelegenheit mein 1. Staatsexamen abzulegen!
    Wie sich Abiturienten vorbereiten, ist mir ziemlich egal, denn ich studiere Primarstufe und Sek. I. Von daher rate ich Abiturienten auch nichts, und ich habe mein Abitur in der Tasche, von daher kann meine Vorbereitung damals nicht so schlecht gewesen sein!
    Soviel dazu!
    LG, Julchen

  • Zitat

    Melosine schrieb am 25.02.2006 06:22:
    Tut mir leid, aber ich finde einige Beiträge hier sehr arrogant!


    Nein, mit Arroganz hat das nichts zu tun, das ist ein Missverständnis. Was natürlich zutrifft ist, dass man als Lehrer bei Äußerungen zu zu Prüfungsproblemen in einem Dilemma steckt. Als Pädagoge und Didaktiker will man stützen, positiv bestätigen, Stärken des Prüflings aufdecken und fördern. Als Diagnostiker sieht man vorhandene Defizite, die auszusprechen eine harte und schmerzhafte Wahrheit für den Betroffenen sein kann. Wie soll man damit umgehen, ohne dem Betroffenen Schmerzen zu verursachen? Allerdings verstehe ich dieses Forum persönlich nicht in erster Linie als Prüfungshilfsleistung sondern als Plattform für einen offenen Austausch über Bildungsfragen - deswegen entscheide ich mich dafür, auszusprechen, was ich für unangenehm aber dennoch für eine Wahrheit halte. Dass das für einen Examenskandidaten wenig hilfreich ist und wehtut ist klar - aber das Kind liegt schon im Brunnen!


    Das Grundproblem ist, dass Lernziele nicht erreicht worden sind; das dokumentiert die Benotung. Natürlich kann das an inkompetenten Professoren liegen, die gibt es ja. Aber jeder, der selbst Noten vergeben muss, weiß, dass die Projektion eigener Defizite auf die bewertende Autorität eine völlig menschliche Reaktion auf eigene Fehlleistungen ist. Während es hier vordergründig um inhaltliche Defizite geht - nein, es sind in diesem Fall keine unzumutbare Fragen, bei den Inhalten zur civil rights Bewegung handelt es sich um grundlegendes Wissen - kann man meiner Meinung nach auch sehr viel folgenreichere Defizite bei methodischen und vor allem bei den affektiven Lernzielen schließen. Fehlende Methodenkompetenz führt zu fehlender Wissenskompetenz. Und da zeichnen manche Anfragen von Examenskandiaten leider ein Bild, dass man bei sich nur still und leise "Ohwei" sagen und versuchen kann zu helfen, wo es geht, auch wenn man eigentlich glaubt, dass es doch noch zu früh für das Examen ist. Hier setzt die erste Frage an - was ist da an der Uni schiefgelaufen, allerdings auch, was ist da auf dem Gymnasium schiefgelaufen?!


    Persönlich sehe ich das Problem im Bereich der affektiven Lernziele - und da oute ich mich mal wieder als bildungskonservativer Sack. Dass Bildung nicht nur Wissen sondern auch Verhaltensmodifikation bedeutet, ist ein Gemeinplatz. Deswegen sollte doch die Progression im Bildungsgang zu einer immer größeren Autonomie der Selbstorganisation führen, d.h. zu einer progressiven Verhaltensmodifikation den zu erfüllenden Aufgaben gegenüber. De fakto wird das immer weniger abverlangt - nicht zuletzt von den Bildungskonsumenten selbst - und da sehe ich den Knackpunkt. Wir alle haben einen Hochschulabschluss oder sind auf dem Weg dahin - das heißt, wir sind die Bildungselite, ob es uns gefällt oder nicht. Das Wort von der Elite ist ja jetzt nicht mehr ihbah im öffentlichen Diskurs und darf deshalb gebraucht werden, was allerdings oft unter den Tisch fällt, ist, dass mit Eliteanspruch keine Privilegien sondern Selbstverpflichtung verbunden ist: welche Anforderungen stellen wir an uns selbst? Es ist selbstverständlich, dass man mehr leistet als andere, weil man mehr kann als andere. Das zeigt sich in scheinbar unwichtigen Details: wenn ich hier im Forum Texte sehe, die im Kinderduktus und in einer Orthographie jenseits der Grenze zum Analphabetismus verfasst sind, dann ist das für mich eine Demonstration von Selbstmissachtung, nämlich der Entwertung dessen, was man selbst in der Öffentlichkeit sagt. Ich reagiere nicht deshalb scharf darauf, weil ich arrogant bin, sondern weil ich leide, weil es mich umtreibt und weil es mir Sorgen bereitet. Gleiches gilt für Selbstentwertungen, wenn man als Geisteswissenschaftler seine vermeintliche "mathematische Inkompetenz" zur Schau stellt oder sich zu dumm stellt, tagespolitische Probleme zu durchdringen.


    Und das, die allgemeine Selbstentpflichtung, die in die Selbstentpflichtung dem Bildungsgang gegenüber überschwappt, ist m.E. das eigentliche Problem. Wenn ich hier von Taktiererei mit "wegfallenden" Themen lese, dann ist wirklich meine Toleranzgrenze überschritten. So kann man natürlich vorgehen - aber dann darf man nicht jammern wenn es schiefgeht, dann hat man eben seine Karten falsch gespielt. Rücken durchdrücken, weitermachen. Und wenn man nicht die Fakten kennt, die verlangt werden, weil sie einem nicht aufgezählt worden sind, dann mag das zutreffen aber es ist irrelevant. Dann liegt das nämlich an eigenen Fehlern in der Vorbereitung und Recherche. Das Klagen über den Professor ist deplaciert, weil es das Klagen eines passiven Bildungssubjekts über die Fehlleistung der Autorität ist - die Zäsur des Hochschulabschluss ist aber, dass es kein passives Unterworfensein unter eine Wissensautorität mehr gibt!


    Um zum Ende dieser Gravamina zu kommen - die elitäre Selbstverpflichtung hängt nicht als Selbstzweck im freien Raum, sie dient der Vorbereitung der gesellschaftlichen Aufgaben, die wir als Akademiker zu erfüllen haben. Von wegen, "ich will ja nur Lehrer sein", in welchem Beruf prägt man seine Umgebung und seine Mitmenschen eigentlich mehr? In der Süddeutschen vom letzten Wochenende lese ich die Forderung, das Kenntnisse im Projektmanagment von jedem Akademiker zu fordern sind - als auch von Lehrern, sehr richtig! Wir sind Führungskräfte, denn wir werden so bezahlt. Und angesichts der gesellschaftlichen Probleme, die von unserer und der nachfolgenden Generation gelöst werden müssen, wird es bei kleinem mal Zeit, sich, seine gesellschaftliche Rolle und sein Bildungsniveau ernst zu nehmen...


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Zitat

    Julchen79 schrieb am 27.02.2006 10:25:
    Aber wenn der Prof. - von sich aus - alles genauestens abstimmen will und ebenfalls von sich aus immer wieder betont, ich könne mich auf die Absprache verlassen und zahlreiche Studenten es mir auch immer wieder gesagt haben, dann finde ich es ungerecht, wenn er sich nicht daran hält und plötzlich andere THemen von mir verlangt!


    Mir ist es passiert, dass der Prüfer in der sprachlichen Prüfung in Spanisch mir zwei Tage vor dem Termin von sich aus das Thema (la transición democrática en Espana) nannte, das drankommen sollte. Dieses erforderte einiges an historischem Spezialwissen und entsprach dezidiert nicht meiner Schwerpunktsetzung im Studium, was besagter Herr auch wusste. Ich habe daraufhin zwei Tage lang mir intensiv dieses Thema erarbeitet und in der mündlichen Prüfung kam etwas völlig anderes dran (Gesellschaftliche Ursachen von Kinderarmut in Lateinamerika). Was das sollte weiß ich bis heute nicht.


    Im Vergleich dazu sind die Aufgabenstellungen in deiner Prüfung mit deinen Ausgangsthemen verwandt, so dass sich einem unbeteiligten Beobachter schon der Verdacht aufdrängt, daß hier jemand abprüfen wollte, wie es um dein Überblickswissen zu den vereinbarten Themen bestellt ist.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Zitat

    neleabels schrieb am 27.02.2006 11:36:
    ... die elitäre Selbstverpflichtung hängt nicht als Selbstzweck im freien Raum, sie dient der Vorbereitung der gesellschaftlichen Aufgaben, die wir als Akademiker zu erfüllen haben. ...
    Nele



    Liebe Nele,


    im Grundsatz gebe ich Dir ja recht, dass die Aufgaben, welche wir als Lehrer erfüllen (sollen), viel Verantwortung mit sich bringen und auch Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens vorraussetzen, welche in der Examensprüfung verlangt werden.
    Die Prüfung ist zwar für den Nachweis dieser Kompetenzen unerlässlich, jedoch hat sie eine weitere Funktion, die Du meiner Meinung nach vernachlässigst. Die Chanchenzuweisung welche mit jedem Abschluss verbunden ist, führt aus der gesellschaftlichen Perspektive dazu, dass die erwarteten Kompetenzen in möglichst großem Umfang vorhanden sein sollen. Dafür ist das Studium als Vorbereitung ja gedacht.
    Aus der Perspektive des Individuums handelt es sich hier jedoch um die Zuweisung von Lebenschancen. Dabei ist ein hohes Bildungsideal zwar zu begrüßen, jedoch kann ich gerade bei Personen ab mitte 20 aufwärts verstehen, wenn sie sich in Prüfungssituationen strategisch verhalten. Das gilt für die Wahl von Prüfungthemen, sowie der Prüfer. Die optimale Ausnutzung der eigenen Ressourcen, bzw. auch das Erkennen derselben, ist für Führungskräfte ebenso wichtig wie fachliche Kompetenz.


    Dabei ich mich explizit nicht auf die hier geäußerten Beispiele beziehen. Jedoch ist in der Stresssituation der Prüfung eine erste Schuldzuweisung auf andere ganz normal. Bis zu einem gewissen Grad trägt der Prüfer natürlich durch die Auswahl der Aufgaben und die Bewertung sowieso zum Ausgang der Prüfung bei. Deshalb ist es mir immer ein angliegen, dass meine Schüler sich fragen, was sie in der konkreten Situation der Prüfung hätten besser machen können. Genauso frage ich mich schließlich auch, was ich hätte tun können, um den Schülern zu helfen die abverlangten Kompetenzen zu erlangen, bzw. ob meine Aufgabenstellung die Überprüfung dieser Kompetenzen überhaupt in ausreichendem Umfang ermöglichte.


    LG, Arthur

  • Das Argument, jemand hätte etwas in der Vorlesung / Seminar / ... nicht behandelt, obwohl es zum Themenkomplex gehört, führt auf glattes Eis. Natürlich könnte man meinen, wenn er's denn nicht gesagt hat, dann gibt's das nicht / ist es nicht wichtig / muss ich es nicht wissen, aber es gibt zum Auftakt jedes Semesters umfangreiche Angaben zu Literaturlisten und Semesterapparate pro Veranstaltung.


    Nicht umsonst sollte man sich als Student den Semesterplan nicht mit 16 Veranstaltungen (oder mehr) prall füllen - zu jeder Veranstaltung gehört Selbststudium in Unibibliothek oder am Schreibtisch. Diesen Selbstanspruch (Herr Nele hat das wunderbar ausgeführt) habe ich auch nicht immer erfüllt - aber bei Veranstaltungen, denen Prüfungsleistungen folgen mussten, schon.


    Dieses "Selbststudium" sollte schon deshalb so ziemlich im Zentrum der Unizeit stehen, weil, wie Julchen ja im Thread bereits vermerkt hat, manche Sachen in Vorlesungen einfach nicht drankommen. Nur zieht man diese Erkenntnis ja nicht erst gegen Ende seines Studiums, sondern schon in den ersten Semestern. Denn Fakt ist und bleibt leider auch, dass viele Veranstaltungen im tertiären Bereich (Uni/FH/...) didaktisch und methodisch einfach grottenschlecht sind.


    das_kaddl.

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