Umgang mit Mobbing

  • Mich macht der aktuelle Fall der berliner Schülerin auch sehr betroffen und ich stelle mir immer wieder viele Fragen.
    zB. sind Beleidigungen in meiner 2. Klasse auch schon Formen von Mobbing? (z.B. "Du bist doch aus Italien...Italiener klauen doch alle" oder: "Du dreckiger Afrikaner" oder "Du trägst ja Ohrringe. Du siehst aus wie ein Mädchen"...)
    Ich weiß, diese Schüler haben ein geringes Selbstwertgefühl und wollen andere heruntersetzen um sich selbst größer zu fühlen. Aber ich schaffe es nicht, auf die Eltern ausreichend einzuwirken, weil sie nicht mitarbeiten, nicht glauben, dass ihr Kind so etwas sagt, es auf andere Mitschüler schieben und auch in ihrem eigenen Leben große Schwierigkeiten mit Job und/oder Partner haben.
    Eigentlich fühle ich mich überfordert.
    W e n n diese Eltern dann den Termin mit unserer Sozialarbeiterin wahrnehmenn dann auch nur weil ich Druck gemacht habe, aber auch dort glauben sie nicht, dass man helfen will.

  • @ Hasenbaby: Was willst du mit den Eltern? Auf die Kinder solltest du einwirken. Bei solchen Vorfällen lasse ich alles fallen und thematisiere das sofort. Und zwar mit den Kindern, nicht irgendwann mit den Eltern.

  • Mich macht der aktuelle Fall der berliner Schülerin auch sehr betroffen und ich stelle mir immer wieder viele Fragen.
    zB. sind Beleidigungen in meiner 2. Klasse auch schon Formen von Mobbing? (z.B. "Du bist doch aus Italien...Italiener klauen doch alle" oder: "Du dreckiger Afrikaner" oder "Du trägst ja Ohrringe. Du siehst aus wie ein Mädchen"...)
    Ich weiß, diese Schüler haben ein geringes Selbstwertgefühl und wollen andere heruntersetzen um sich selbst größer zu fühlen. Aber ich schaffe es nicht, auf die Eltern ausreichend einzuwirken, weil sie nicht mitarbeiten, nicht glauben, dass ihr Kind so etwas sagt, es auf andere Mitschüler schieben und auch in ihrem eigenen Leben große Schwierigkeiten mit Job und/oder Partner haben.
    Eigentlich fühle ich mich überfordert.
    W e n n diese Eltern dann den Termin mit unserer Sozialarbeiterin wahrnehmenn dann auch nur weil ich Druck gemacht habe, aber auch dort glauben sie nicht, dass man helfen will.

    Wie lamaison schon schrieb, würde ich in diesem Fall auch eher bei den Kindern selbst ansetzen. Für mich sind die Aussagen der Kinder klar Mobbing und dazu auch noch sehr rassistisch. Sobald du mitbekommst, dass ein Kind wieder so etwas sagt, würde ich das sofort aufgreifen und mit den Kindern versuchen zu klären, warum sie so etwas gemeines sagen. Vielleicht könnte man ja auch mal eine Projektarbeit zum Thema Toleranz und Teambildung machen. Dass die Eltern darauf nicht reagieren, kann ich mir gut vorstellen. Vor allem, da ja auch viele ihr Kind über alle Zweifel erhaben sehen.


    Vielleicht wäre ja auch das Buch, das ich mir gekauft habe etwas für dich. Es heißt "Mobbing - Strategien für die Praxis" von Wolfgang Kindler. (Falls ich das hier nicht schreiben darf, bitte einfach wegmachen).

    Liebe Grüße von FizzyIzy :winkewinke:

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  • Mein Gott, du verstehst mich aber andauernd falsch. ;)

    Das geht dir offenbar mit vielen Leuten so.

    ...
    zB. sind Beleidigungen in meiner 2. Klasse auch schon Formen von Mobbing?

    Nein, Beschimpfungen sind noch kein Mobbing. Hier gab es vor Kurzem einen Thread dazu, dort wurde sich bereits über das Thema unterhalten. Es gibt verschiedene Ansätze, wie man Streitkultur und Konfliktklärung durchführen und präventiv arbeiten kann.
    Und es gibt professionelle Ansätze zum Umgang mit Mobbing, für die es Fortbildungen gibt.


    Den Einzelfall, auf den sich einige hier beziehen, ist nicht so weit aufgeklärt, dass daraus Rückschlüsse gezogen werden können und auch nicht sollten, da aufgeregter Voyeurismus à la Bild weder dem Problem noch den Opfern gerecht wird.

  • Nein, Beschimpfungen sind noch kein Mobbing. Hier gab es vor Kurzem einen Thread dazu, dort wurde sich bereits über das Thema unterhalten.
    Es gibt verschiedene Ansätze, wie man Streitkultur und Konfliktklärung
    durchführen und präventiv arbeiten kann.
    Und es gibt professionelle Ansätze zum Umgang mit Mobbing, für die es Fortbildungen gibt.


    Mal außer Acht gelassen, ob es sich bei Beleidungen tatsächlich um Mobbing handelt oder nicht (ich denke hier gehen die Meinungen auseinander), sollten sie m.E. trotzdem nicht zum Umgangston in der Schule - oder überhaupt - gehören. Ich denke besonders in der Grundschule muss man das den Kindern noch klar machen. Bei älteren Schülern werden auch untereinander mal Beleidigungen angebracht, die aber häufig auch nicht ernst gemeint und auf freundschaftlicher Basis sind. Ich denke, da muss man versuchen zu unterscheiden.Aber der Unterschied ist doch, dass die Kinder auf weiterführenden Schulen i.d.R. schon eine gewisse Moral entwickelt haben, die Grundschüler erst noch entwickeln müssen. Deshalb würde ich bei solchen Beleidigungen (vorallem wenn sie rassistisch sind) eingreifen. Irgendwann könnte der Punkt schließlich auch überschritten sein, an dem man hätte eingreifen müssen und die Situation wächst einem dann über den Kopf.
    Ich denke auch, dass es sich lohnt, professionelle Ansätze dafür zu Rate zu ziehen.

  • Danke liebe Fizzylzy für Deine Tipps!
    Das Buch werde ich mir besorgen.
    Ich will dann mal noch mehr Gemeinschaftliches mit den Kindern unternehmen. Schön wäre es aber trotzdem, wenn man besser mit den Eltern zusammenarbeiten könnte.
    Einen schönen Abend und danke allen für den Austausch.

  • Danke liebe Fizzylzy für Deine Tipps!
    Das Buch werde ich mir besorgen.
    Ich will dann mal noch mehr Gemeinschaftliches mit den Kindern unternehmen. Schön wäre es aber trotzdem, wenn man besser mit den Elten zusammenarbeiten könnte.
    Einen schönen Abend und danke allen für den Austausch.

    Gerne :) Das kann ich gut verstehen, aber leider kann man da meist nicht viel dran ändern und du scheinst dich da ja auchs chon drum zu bemühen.


    Vielleicht kannst du ja mal berichten, wie es sich in deiner Klasse so weiterentwickelt?

  • Das geht dir offenbar mit vielen Leuten so.

    Dir auch, ne? Ich habe schon sehr oft wahrgenommen, dass man dich bittet, Aussagen anderer korrekt wiederzugeben.


    PS: Sind solche ständigen Sticheleien eigentlich auch schon Mobbing oder der Anfang davon? Das war ja nun wieder nichts zur Sache (diese Bemerkung an mich, sondern einfach nur wieder ein kleiner Giftpfeil). Ähnlich wie die Teilnehmerin (M.J.), die mir immer hinterherläuft und überall, wo ich etwas schreibe, nach dem Reis in China fragt bzw. mich Spamdackel nennt (ok, das hat sie nun lange nicht mehr getan).


    Wie wollen eigentlich Erwachsene, die andere Erwachsene mobben, Kinder davon abhalten zu mobben? (Weil sie selbst wissen, wie's geht?)


    Noch einmal bitte ich dich im Namen aller Diskutanten, schreibe mir deine kleinen boshaften Bemerkungen doch einfach als PN. Oder brauchst dafür immer Öffentlichkeit und hoffst auf Applaus, @Krabappel ?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    Einmal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • Mich macht der aktuelle Fall der berliner Schülerin auch sehr betroffen und ich stelle mir immer wieder viele Fragen.
    zB. sind Beleidigungen in meiner 2. Klasse auch schon Formen von Mobbing? (z.B. "Du bist doch aus Italien...Italiener klauen doch alle" oder: "Du dreckiger Afrikaner" oder "Du trägst ja Ohrringe. Du siehst aus wie ein Mädchen"...)
    Ich weiß, diese Schüler haben ein geringes Selbstwertgefühl und wollen andere heruntersetzen um sich selbst größer zu fühlen. Aber ich schaffe es nicht, auf die Eltern ausreichend einzuwirken, weil sie nicht mitarbeiten, nicht glauben, dass ihr Kind so etwas sagt, es auf andere Mitschüler schieben und auch in ihrem eigenen Leben große Schwierigkeiten mit Job und/oder Partner haben.
    Eigentlich fühle ich mich überfordert.
    W e n n diese Eltern dann den Termin mit unserer Sozialarbeiterin wahrnehmenn dann auch nur weil ich Druck gemacht habe, aber auch dort glauben sie nicht, dass man helfen will.


    Ich weiß nicht, ob es immer ein geringes Selbstbewusstsein ist? Vielleicht ist es manchmal auch zuviel davon?


    Ich würde das zuerst mit den Kindern besprechen; dann die Eltern aber durchaus mit ins Boot holen. Es gibt auch "unvernünftige Kinder von vernünftigen Eltern". Da kann man auch was erreichen.


    Sollte alles Gerede nicht helfen, bin ich für Sanktionen. Das ist aber schon ein Problem. Manches ist so verfahrenskompliziert und an so viele Bedingungen geknüpft, dass man sich scheut, diesen Weg zu gehen bzw. die Sache kaum Wirkung zeigt und im Nichts verpufft. Gewisse Kinder klopfen sich ja quasi anerkennend gegenseitig auf die Schulter, wenn sie die Anzahl ihrer Tadel zählen und lachen dabei.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Nein, Beschimpfungen sind noch kein Mobbing. ...


    Da möchte ich aber entschieden widersprechen! Beschimpfungen können auch Mobbing sein. Ich bin allerdings der Meinung, dass der Begriff Mobbing heutzutage sehr schnell, geradezu inflationär gebraucht wird und ihn das etwas verwässert und tendenziell verharmlost.


    Wichtig ist wohl zu unterscheiden, ob es sich um einen einmaligen Streit handelt oder ob es sich um einen Dauerkonflikt handelt, also die Beschimpfungen eine gewisse Regelmäßigkeit erlangen. Es ist auch Mobbing, wenn Kinder jüdischer Herkunft ständig mit "Judens..." betitelt werden oder Kinder muslimischer Herkunft ständig mit "Kümmeltü..." oder Kinder anderer sexueller Orientierung ständig "schwu ... S..." genannt werden oder Kinder mit einem gewissen Körperumfang "Fettsa ..." (oder ein Forenteilnehmer ständig Spamdackel [Wie viele haben eigentlich eingeriffen und wie viele haben zugeschaut und geschwiegen?]).


    Oder glaubst du, die Betroffenen empfinden das als Kompliment und freuen sich darüber? Da fängt Mobbing nämlich an und deshalb ist es wichtig, von Anfang an dagegen einzuschreiten.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    Einmal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • Liebe Conni,
    Wie ich schon schrieb, waren die Eltern bereits bei unserer Sozialarbeiterin. Sie wiegelten dort genauso ab wie bei mir: Ihr Kind ist selbst schon im Kindergarten gemobbt worden...ich, die Lehrerin habe immer nur ihr Kind auf dem Kicker....
    Die Sozialarbeiterin und ich haben es hinterher notiert. Schade, dass manche Eltern nicht mitarbeiten...

  • @Hasenbaby, besorg dir den "Klassenrat" vom Verlag an der Ruhr, das ist (richtig angewendet!) ein prima Konzept für gutes Klassenklima.
    Und erklären wie man sich richtig verhält, immer und immer wieder.
    Beschimpfungen werden selbstverständlich nicht geduldet und sofort unterbunden.


    Handfeste Streits bedürfen der Klärung. Jeder hat Rederecht. Erst der eine, dann der andere. Wie hast du dich da gefühlt? Was wünschst du dir von ...? Was war dein Anteil? Wie könntest du das nächste Mal damit umgehen? ... Giraffensprache ...


    Eltern Vorträge über Fehlverhalten halten geht immer schief. Wenn du Eltern erreichen möchtest, geht das meist am besten, wenn du erst Positives vom Kind erzählst und dann einen Punkt raussuchst, den du klar benennst. "A hat schon mehrfach xy zu B gesagt und das geht nicht. Bitte sprechen Sie zu Hause darüber." Das gibt normalerweise immer Ärger zu Hause und hilft. Wenn dann Vorwürfe kommen, was andere zu A schon alles gesagt haben, dann kannst du z.B. zuhören, nicken und sagen wie schlimm das sicher für A war. Oder ggf. betonen, dass du ganz sicher auch mit anderen Eltern in Kontakt stehst, nicht nur mit denen von A. Dass es aber darum jetzt nicht geht und du jetzt über A und die Beschimpfung XY reden wirst, die so nicht geduldet wird.


    Bei mehrfachen, derben Beschimpfungen muss man sehen, wie es weitergeht. Hat die Schule Erziehungs-, gar Ordnungsmaßnahmen?


    Der No blame approach würde vielfach erwähnt, wenn du den anderen Thread gelesen hast, weißt du das ja. Den Ansatz muss man aber lernen und ich weiß nicht, ob das schon was für Achtjährige ist, ich kenne ihn nicht genau.


    Flächendeckende Aufsicht auf dem Hof fiele mir noch ein, Systeme der Beschäftigung in Pausen...


    Streitschlichterkonzept ist auch prima, auch das Bedarf aber der Einarbeitung.


    Wunderrezepte, die sofort und ohne Aufwand greifen gibt es nicht.

  • Stimmt, rote Ameise.
    Ich habe soeben bei "familie.de" einen Artikel zum Thema "Mein Kind mobbt, was. kann ich tun?"
    Vielleicht probiere ich es nochmal mit den Eltern, indem ich ihnen Tipps gebe....

  • Dein letzter Satz ist besonders richtig, @Krabappel.


    Es gibt weder eine "Regel" was denn nun Mobbing ist und was nicht, und auch kein "Patentrezept", das immr hilft. Wichtig ist es, als Lehrperson die Situation richtig einschätzen zu können. Es gibt durchaus SuS, die so etwas "unter sich" regeln können, und eben auch solche, wo das gar nicht geht. Genauso wie es Mimosen und deutsche Eichen gibt.
    Die crux ist - die "Mobber" erkennen die Mimosen schnell, und schießen sich auf diese ein (weil an ner Eiche abzuprallen ja keinen Spaß macht). Sie finden auch schnell heraus, womit sie jemanden "erwischen" können, denn "getroffene Hunde bellen". Und das wollen sie ja, was für ein Spaß.
    Es gibt also tatsächlich Leute mit weit mehr "Opferpotential" als andere - ein gesundes Selbstbewußtsein hat noch niemandem geschadet,, auch ein dickes Fell ist praktisch (übrigens auch ohne Mobber). Und Mobber sind idR auch nur "im Rudel" stark, weil sie selbst ziemliche Würstchen sind. So kann man halbwegs eingrenzen, was Mobbing ist und was nicht - nur weil jemand schreit "ich werde gemobbt" - sorry, diese inflationären Plärrsäcke machen es den echten Mobbingopfern nicht gerade einfacher.


    Insofern... wenn sich SuS übelst "beleidigen", aber dabei lachen... dann ist das vielleicht unschön und ungewohnt, aber kein "Mobbing". Und wenn manche Leute eine lebende Steilvorlage sind, sollten sie mal darüber nachdenken an sich zu arbeiten.


    Der Fall des 11jährigen Mädchens ist natürlich furchtbar. Und es ist schlimm genug wenn so eine Thematik unter irgendwelchem Spam fast untergeht. Das Thema ist viel zu wichtig, um es einfach nur zu polemisieren. Aber da herauszufinden, wer wen mobbt (oder ob das viellicht schon "Racheaktionen" sind) bedarf einer wirklich guten Empathie und Beobachtungsgabe. Und die ein oder andere Klassenlehrerstunde mit Gruppendiskussion zum Thema "an sich" - ganz objektiv - ist auch nicht schlecht. Gerade bei kleineren Kindern kann zB das "Apfelexperiment" einen ziemlich wirksamen Schockeffekt haben.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Stimmt, rote Ameise.
    Ich habe soeben bei "familie.de" einen Artikel zum Thema "Mein Kind mobbt, was. kann ich tun?"
    Vielleicht probiere ich es nochmal mit den Eltern, indem ich ihnen Tipps gebe....

    Was denn für Tips? Haben sie dich überhaupt um welche gebeten?


    Außerdem werden Justin und Celine zu Hause selbst von ihren Eltern mit halts Maul angeschnauzt und bekommen von morgens bis abends erzählt, dass sie unerwünscht sind, nichts können oder ins Heim kommen. Da wäre ich mit Tips zurückhaltend.


    Beraten ist so ziemlich das Gegenteil von Tips geben, eine Gesprächsführungsfobi ist dafür generell hilfreich...

    2 Mal editiert, zuletzt von Krabappel ()

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