Gewalt und Hänseleien - starke Lehrer sind der beste Schutz

  • Gestern ging eine neue Studie durch die Medien, wonach Gewalt und Hänseleien an unseren Schulen Alltag seien. Das finde ich erschreckend.


    ...
    Die Mehrheit der Schüler in Deutschland hat einer Untersuchung zufolge Ausgrenzung, Hänseleien oder körperliche Gewalt erlebt. Und ein Viertel fühlt sich an der Schule nicht sicher. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, für die bundesweit 3448 Schüler zwischen 8 und 14 Jahren befragt wurden. "Die Politik ist hier gefordert, Kinder und Jugendliche besser zu schützen", betonte Stiftungsvorstand Jörg Dräger.


    "Irritierend" aus Sicht der Studienautoren: Besonders hoch ist der Anteil der berichteten Übergriffe in den Grundschulen. Dort gaben knapp 30 Prozent der befragten Jungen und Mädchen an, im vorausgegangenen Monat von anderen Schülern gehänselt, ausgegrenzt und zudem noch "absichtlich gehauen" worden zu sein. An Haupt-, Real-, Gesamt- und Sekundarschulen sagte jeder Fünfte, diese drei Übergriffsarten im Monat zuvor allesamt erlebt zu haben. Im Gymnasium war es jeder Zehnte. ...


    https://www.n-tv.de/panorama/G…ulen-article21122277.html


    Warum ist das so? Wie konnte es dazu kommen?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich glaube, nicht so sehr die Politik ist hier gefordert, die Kinder zu schützen, sondern wir Lehrer können viel tun, brauchen aber auch entsprechenden Rückhalt. Ich schließe mich der Meinung an, dass starke Lehrer der beste Schutz für die Kinder sind, weil starke Lehrer sich auch trauen einzugreifen und nicht wegschauen. Oft bedarf es - anders als ich früher schrieb - gar nicht so sehr neuer oder härterer Sanktionsformen, es gibt sie eigentlich, sie sollten vielleicht einfach nur etwas "leichter anwendbar" sein. Starke Lehrer haben aber auch ein Auftreten, das wirkt. Die Schüler wissen das und hören nach meiner Erfahrung schon auf, wenn du in die Nähe kommst. Es wirkt schon untereinander, wenn sie sich sagen: "Das sage ich Frau/Herrn XY". Es wirkt also schon, wenn sie wissen, sie müssen sich für ihr Tun vor dir verantworten. Das Gegenteil sind meiner Erfahrung nach die Lehrer, von denen die Schüler sagen: "Die/der macht/sagt nichts."


    Wir brauchen, meine ich, also vor allem wieder starke Lehrerpersönlichkeiten (die andererseits aber natürlich ihre "Macht" nicht missbrauchen).

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    3 Mal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • Ich schließe mich der Meinung an, dass starke Lehrer der beste Schutz für die Kinder sind, ...

    Wo steht denn in dem von dir verlinkten Artikel etwas von "starke Lehrer"?


    Und warum müssen "starke Lehrer" alle Probleme lösen, die letztendlich von außen in die Schulen hineingetragen werden:


    Das fängt bei den zum Mobbng par excellence geeigneten diversen Social Media- und Messenger-Plattformen an, wo sich oft trotz gegenteiliger AGBs Kinder aller Altersklassen tummeln und gegenseitig fertigmachen, und hört bei einer Gesellschaft, die gegen Gewalt als allgegenwärtiges Lösungsmittel nicht entschieden genug einschreitet, sei es in Form von frei im Internet zugänglichen Videos oder in Form von Aufrüstungsorgien diverses Militätbündnisse, noch lange nicht auf.


    Aber "starke Lehrer" sollen die in die Schulen hineingetragenen Probleme und Wertvorstellungen aus der Welt räumen. Klar doch.


    Es wundert mich, dass noch niemand den Lehrkräften die Schuld für den Klimawandel in die Schuhe geschoben hat, denn mit mehr und besserer schulischer Umweltbildung würden sich Konsumenten oder unternehmerische Entscheidungsträger doch sicherlich nicht so verhalten, wie sie sich aktuell verhalten, oder? Wahrscheinlich fehlt aber noch die passende Bertelsmann-Studie dazu.


    Gruß !

  • Starke Lehrer haben aber auch ein Auftreten, das wirkt.

    Dafür müsstest du die Lehrer auf einen Unteroffizierslehrgang schicken und nicht ins Referendariat.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Mir ist eine Idee gekommen. Man könnte wahrscheinlich auch sagen:


    Starke Schüler sind der beste Schutz für sich selbst.


    (Natürlich ist hier nicht einfach körperliche Stärke gemeint und die Fähigkeit zur tätlichen Gegenwehr.)


    Die Frage wäre dann aber auch: Wie erreichen wir das? Und dann wäre die Frage: Warum gelingt uns das nicht? Wir tun doch schon seit etlichen Jahren so allerhand gegen Gewalt und Hänseleien an unseren Schulen. Warum haben wir keinen Erfolg damit oder wäre es ansonsten nur noch schlimmer? Wahrscheinlich brauchen wir starke Schüler, starke Lehrer und starke Eltern, um Gewalt und Hänseleien an unseren Schulen Einhalt zu gebieten?! Aber was genau soll man darunter verstehen? Für die Lehrerseite habe ich es ansatzweise genannt: Lehrer, die eingreifen und nicht wegschauen; die aber auch die nötigen Mittel und Methoden dazu und Rückhalt bei ihren Vorgesetzten haben.


    Andererseits war es früher doch nicht anders. Gewalt und Hänseleien gab es immer schon. Ist es wirklich mehr geworden oder nehmen wir es nur weniger hin bzw. erreicht es heute eine größere mediale Aufmerksamkeit? Ich kann das nicht beurteilen. Und kann es ein Argument sein, dass das immer schon gab? Es muss aufhören, wenigstens aber minimiert werden, oder?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Jetzt will ich doch noch versuchen, in einem neuen Kommentar auf die "Nachfragen" einzugehen. (Es gelingt mir ja immer noch nicht, mehrere Zitate in einen Beitrag einzufügen bzw. ich probiere es mal.)


    In welcher Traumwelt lebst du?


    Das erlebe ich so. In meiner Realität. Da erzählten mir Kinder schon, sie hätten in einer Auseinandersetzung auf tätliche Gewalt verzichtet, weil sie wussten, sie kriegen dann "Ärger" mit mir.


    ...Und warum müssen "starke Lehrer" alle Probleme lösen, die letztendlich von außen in die Schulen hineingetragen werden:


    Das fängt bei den zum Mobbng par excellence geeigneten diversen Social Media- und Messenger-Plattformen an, wo sich oft trotz gegenteiliger AGBs Kinder aller Altersklassen tummeln und gegenseitig fertigmachen, und hört bei einer Gesellschaft, die gegen Gewalt als allgegenwärtiges Lösungsmittel nicht entschieden genug einschreitet, sei es in Form von frei im Internet zugänglichen Videos oder in Form von Aufrüstungsorgien diverses Militätbündnisse, noch lange nicht auf....


    Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen und dürfen sich Lehrer um Probleme (von) außerhalb der Schule kümmern, die einen Bezug zur Schule haben; während sie andererseits private Auseinandersetzungen zwischen Schülern nicht schulrechtlich sanktionieren dürfen, selbst wenn sie in die Schule hineingetragen werden. Nein, wie das im Einzelfall genau zu unterscheiden ist, kann ich dir nicht sagen und frage ich mich auch. Weiß jemand dafür eine Regel? Z.B. informiere ich Eltern über Beschwerden gegenüber ihren Kindern, die bei Whatsapp andere Kinder, die z.B. nach Hausaufgaben fragten oder sich wegen eines gemeinsamen Referates erkundigten, in Folge eines Streites übel beleidigten, nachdem das nicht zum ersten Mal auftrat. (Zu welcher der genannten Varianten das nun gehört, mit Schulbezug oder Privatangelegenheit, frage ich mich auch.)


    Dafür müsstest du die Lehrer auf einen Unteroffizierslehrgang schicken und nicht ins Referendariat.


    Nein, das hat ganz viel mit Auftreten zu tun. Ich kenne kleine, zarte Lehrerinnen, vor denen die Schüler größten Respekt haben und große, gewaltige Figuren, bei denen es über Tische und Bänke geht. Ich nehme hier auch einige wahr, von denen ich denke, im Schulalltag nimmt denen keiner die Butter vom Brot. Es hat eher etwas mit Konsequenz, klarer Ansage, Selbstbewusstsein, auch Selbstsicherheit (in dem, was man sagt und tut) zu tun ... Auftreten eben.


    PS: Jetzt habe ich herausgefunden, wie man mehrere Zitate in einen Beitrag einfügt. Endlich. :)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • "Starke Lehrer sind der beste Schutz" hört sich an wie ein Slogan, der ein Schulministerium für mehrere zehntausend Euro von einer Werbeagentur gekauft hat, um damit massenhaft Plakate zu bedrucken, die dann irgendwo in Schulen vergilben...

  • Starke Schüler sind der beste Schutz für sich selbst(Natürlich ist hier nicht einfach körperliche Stärke gemeint und die Fähigkeit zur tätlichen Gegenwehr.)

    Ich stelle mal eine ketzerische These auf: eine harte rechte Gerade beendet nachhaltig Mobbing. Starkes Nasenbluten wirkt effektiv streitschlichtend.

  • Nein, das hat ganz viel mit Auftreten zu tun. Ich kenne kleine, zarte Lehrerinnen, vor denen die Schüler größten Respekt haben und große, gewaltige Figuren, bei denen es über Tische und Bänke geht. Ich nehme hier auch einige wahr, von denen ich denke, im Schulalltag nimmt denen keiner die Butter vom Brot. Es hat eher etwas mit Konsequenz, klarer Ansage, Selbstbewusstsein, auch Selbstsicherheit (in dem, was man sagt und tut) zu tun ... Auftreten eben.

    Eben. Und genau das lernt man da. Die wenigsten Unteroffiziere sind ja vom Typ "osteuropäische Kugelstoßerin" (um mal ein Klischee zu bemühen) und genießen trotzdem den Respekt ihrer Unterstellten und im besten Fall auch ihrer Vorgesetzten.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    • Offizieller Beitrag

    Das erlebe ich so. In meiner Realität. Da erzählten mir Kinder schon, sie hätten in einer Auseinandersetzung auf tätliche Gewalt verzichtet, weil sie wussten, sie kriegen dann "Ärger" mit mir.

    Das trifft nur für eine kleine Schülergruppe zu. Bei der Masse hast Du entweder gleich die Eltern gegen dich (inklusive Anwälten) oder es interessiert die Schüler gar nicht, weil Strafen eben ins leere laufen oder die Wirkung extrem schnell verpufft (das sind diejenigen mit den quasi nicht vorhandenen Eltern). Bei beiden Gruppen kann man immer nur erzieherisch wirken.



    Da war jemand nicht (mehr) bei der Bundeswehr.

    Ich war sogar 8 Jahre bei dem Verein. Schule ist (zum Glück) anders!

  • "Ärger" mit dem Lehrer kriegen ist nicht das Allheilmittel gegen Mobbing. Es wurde hier schon viel über Prävention und Interventionsmöglichkeiten geschrieben, wenn du die Suchfunktion bemühen möchtest.


    Den Appell, Lehrer mögen bitte nicht wegschauen, halte ich zudem für überflüssig. Selbst wenn es hier Kollegen gäbe die wegschauten, wäre dieser Aufruf keine Hilfe für die betroffenen Personen, denn auch "Wegschauen" hat Ursachen. Oder meinst du, jetzt sagt sich jemand "ach stimmt, jetzt wo ich das lese, mache ich mich vor den Arschlöchern aus der 9c lächerlich, weil die Schulleitung und die Kollegen mir keine Rückendeckung geben, wenn ich sie zur Rede stelle und keiner der Kids von irgendwas weiß, dafür aber umso mehr hintenrum anderen eins reinwürgen?"


    Aber wenn du jenseits von "Ärger mit dem Lehrer" noch ein fundiertes Konzept kennst, mit dem du und deine Schule bereits Erfolg haben, dann berichte doch gern darüber.

  • "Starke Lehrer sind der beste Schutz" hört sich an wie ein Slogan, der ein Schulministerium für mehrere zehntausend Euro von einer Werbeagentur gekauft hat, um damit massenhaft Plakate zu bedrucken, die dann irgendwo in Schulen vergilben...


    Diese Diskussion habe ich ganz aus dem Auge verloren, aber sie fiel mir wieder ein, als ich bei einem bekannten Schulrechtsexperten heute las:


    "Es klingt paradox, ist aber wahr: Eine starke Schule und starke Lehrer schützen die Schüler und nützen den Schülern. Verbote für Schüler nützen niemandem so sehr wie den Schülern, sofern es sich um rechtmäßige Verbote handelt. ... Konflikte zwischen Lehrern und Schülern sind in der Regel bei genauerer Betrachtung Konflikte zwischen bestimmten Schülern und den vom Lehrer zu verteidigenden Rechten der übrigen Schüler."


    (Thomas Böhm: "Nein, du gehst jetzt nicht aufs Klo".- S. 12)


    Passt doch wunderbar zur These, dass starke Lehrer der beste Schutz der Schüler vor Gewalt und Hänseleien sind und deshalb Lehrer "stark gemacht" werden müssen und auch entsprechenden Rückhalt brauchen, um diese Rolle ausfüllen zu können.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • "Starke Schule und starke Lehrer" brauchen ein paar Grundbedingungen, die scheinbar gerne vergessen werden:

    • Eine starke Schulleitung, die auf Seiten der Lehrkräfte steht, und nicht auch Seiten der Behörden oder der Erziehungsberechtigten.
    • Eine starke Schulbehörde, die auf Seiten der Schulen steht, und ihre Fahne nicht andauernd nach dem Wind dreht, der aktuell in der Bildungspolitik weht.
    • Ein starkes Rechtssystem, das die Schulen, die Lehrkräfte und ihrern Bildungs- und Erziehungsauftrag schützt, und sich nicht daran orientiert, wer sich den besseren Anwalt leisten kann

    Gruß !

  • "Starke Schule und starke Lehrer" brauchen ein paar Grundbedingungen, die scheinbar gerne vergessen werden:

    • Eine starke Schulleitung, die auf Seiten der Lehrkräfte steht, und nicht auch Seiten der Behörden oder der Erziehungsberechtigten.
    • Eine starke Schulbehörde, die auf Seiten der Schulen steht, und ihre Fahne nicht andauernd nach dem Wind dreht, der aktuell in der Bildungspolitik weht.
    • Ein starkes Rechtssystem, das die Schulen, die Lehrkräfte und ihrern Bildungs- und Erziehungsauftrag schützt, und sich nicht daran orientiert, wer sich den besseren Anwalt leisten kann

    Gruß !


    Na, aber ganz genau, Mikael. Wieso meinst du, dass das vergessen wurde? Ok, du hast ja "scheinbar" gesagt. Nein, das gehört für mich unbedingt dazu.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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