Quereinstieg versus Lehramt

  • Hallöchen, ich befasse mich gerade intensiv mit dem Thema Quereinstieg Grundschullehramt (ich ziehe es auch selber in Betracht). Und bin auf diese Seite gestoßen. Was ich mich nun Frage, ist, welche Erwartungen werden an mich gestellt? Nicht nur was den Unterricht und entsprechende Kompetenzen betrifft, sondern auch an mich als Person. Und sind das andere Anforderungen als für jemanden der Lehramt studiert hat? Bzw. bringe ich als Quereinsteiger vielleicht auch Qualitäten mit (da ich ja was anderes studiert habe und Berufserfahrung in dem Bereich bereits gesammelt hab), die eine Lehrkraft möglicherweise nicht hat? Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema?

  • Darf man fragen, was du vorher gemacht hast und warum du einen Quereinstieg ins Lehramt in Betracht ziehst? Vielleicht auch noch nach dem Bundesland...?


    Anforderungen, die mir zuerst einfallen sind (@all: bitte gerne ergänzen):


    - gerne mit Kindern arbeiten wollen, in der Grundschule steht v. a. die pädagogische Arbeit im Vordergrund

    - Empathiefähigkeit

    - Arbeit mit SchülerInnen mit z.T. sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen (sozialer Hintergrund, Migrationshintergrund, Lernschwierigkeiten, psychische Auffälligkeiten)

    - hohe psychische Belastbarkeit; möglichst hohe Stressresistenz

    - Arbeit in der Schule / Arbeit zu Hause - sich dahingehend organisieren (und es auch trennen können)

    - ein gewisses organisatorisches Talent, gutes Zeitmanagement

    - Bereitschaft, auch über den Unterricht hinaus schulorganisatorische Aufgaben zu übernehmen (manchmal auch, wenn du sie nicht so magst)

    - Teamwork im Kollegium (mit den Parallel-Klassenlehrern, in Arbeitskreisen etc.)

    - nicht vom Image des Lehrers in der Öffentlichkeit / in den Medien ausgehen; dich von Vorurteilen abgrenzen können

    - den Job nicht nur wegen einer möglichen Verbeamtung und den Ferien anstreben (...)

    - ...


    Ich würde übrigens nicht sagen, dass die Erwartungen anders sind als an jemanden, der auf "normalem" Wege Lehrer geworden ist.

  • Danke für deine Antwort. Ich hab Master Soziologie studiert und im Bachelor als Ergänzungsfach Pädagogik gehabt. Ich arbeite seit 10 Jahren ehrenamtlich mit Kindern und Jugendlichen und es war eigentlich schon immer ein kleiner Traum von mir als Lehrerin zu arbeiten. Leider entsprach damals der NC im Abitur nicht den Anforderungen für Grundschullehramt. Am liebsten würde ich nach Niedersachsen gehen, aber ich glaube das schaffe ich mit dem Abschluss in Soziologie nicht, da ich soweit ich rausgefunden hab, nicht den Anforderungen für Mangelfächer erfülle.

  • Ich glaube, du solltest dir, wenn das Ziel Grundschule sein sollte, sehr genau überlegen, ob du bereit bist dafür auch nachzustudieren. Denn aus Soziologie und Pädagogik lässt sich zumindest für mich spontan kein GS-relevantes Unterrichtsfach ableiten. Vielleicht bekommt man am Ende mit viel Phantasie Sachunterricht heraus, aber das alleine reicht eben nicht, um an die GS kommen zu können. Es gibt in einigen BL Seiteneinsteigerprogramme, die mit der Option eines berufsbegleitenden Nachstudiums arbeiten. Anfangsunterricht geht mit einer enormen Verantwortung einher, denn wir anderen Lehrkräfte arbeiten alle auf der Basis weiter, die in den Grundschulen (und natürlich den Elternhäusern) gelegt wird. Insofern müsstest du dich da vor allem zunächst einmal entsprechend nachqualifizieren, was eventuell berufbegleitend möglich ist, unter Umständen aber noch einmal vorab ein Studium erfordert.


    Ich würde ebenfalls ausschließen wollen, dass die grundständigen Erwartungen an angehende Lehrkräfte im Grundschulbereich sich bei Quereinsteigern unterscheiden von grundständig studierten Lehrämtlern. An den beruflichen Schulen ist das sicherlich anders (dort spielt Berufserfahrung einfach noch einmal eine andere Rolle qua Schulform), an der Grundschule musst du denselben Ansprüchen an Fachlichkeit, charakterlicher/persönlicher/pädagogischer Eignung, Gesundheit/Belastbarkeit etc. genügen, wie alle anderen Lehrkräfte auch, auch wenn der Zugangwegs sich etwas unterscheidet. Ob du als Quereinsteiger besonders berufsrelevante Eigenschaften mit dir bringst lässt sich über das Internet nicht beurteilen. Das kann sein, weil du eine andere Lebenserfahrung hast, diese im Idealfall entsprechend reflektiert hast und daraus womöglich sogar bereits ein anderes professionelles und vor allem pädagogisches Bewusstsein und Handeln entwickeln konntest, als das beim klassischen Anwärter mit Mitte/Ende 20 der Fall ist. Das muss aber eben nicht zwangsläufig sein, weil es dabei vor allem auf dich als Menschen ankommt und nicht deine Berufserfahrung oder Ehrenämter an sich dich per se besser qualifizieren könnten.


    Palim ist GS-Lehrkraft in Niedersachsen und hat vermutlich noch genauere bundeslandspezifische Informationen zum Quereinstieg dort.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Es gibt durchaus Grundschulen, wo du als Seiteneinsteigerin einsteigen könntest.




    Eine Möglichkeit zum Quereinstieg (mit Referendariat und Möglichkeit auf Verbeamtung) sehe ich hingegen nicht.

  • In Niedersachsen gibt es m. E. keinen "Seiteneinstieg" mehr, nur mehr den "direkten Quereinstieg" und den "Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst" (also mit Referendariat). Auch für den "direkten Quereinstieg" benötigt man aber einen Master- oder Bachelorabschluss, der mindestens einem Unterrichtsfach der Grundschule zugeordnet werden kann, wie CDL schon schrieb.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • In Niedersachsen gibt es m. E. keinen "Seiteneinstieg" mehr

    In Niedersachsen wurde das immer schon alles anders betitelt, was noch mehr Verwirrung stiftet.

    Es gibt Angebote, dass man direkt in Schulen arbeiten kann und berufsbegleitend nachstudiert und dann den Quereinstieg bzw. das 2. Examen ablegt.


    Ich würde ebenfalls ausschließen wollen, dass die grundständigen Erwartungen an angehende Lehrkräfte im Grundschulbereich sich bei Quereinsteigern unterscheiden von grundständig studierten Lehrämtlern.

    Ja, das ist unterschiedlich, aber auch das ändert sich ständig - gefühlt alle 3 Monate.

    In Zukunft muss man im Studium GS Deutsch oder Mathe abdecken und auch als Quer/Seiteneinsteiger (wie es denn auch heißt), diese Fächer nachweisen, soweit ich weiß, in jedem Fall aber Studieninhalte die zu 2 verschiedenen Fächern zuzuordnen sind, mit 300 Creditpoints, die man z.B. per Studienbuch nachweisen muss.

    Außerdem braucht man für die Grundschule den Master einer Uni, für die anderen Schulen darf es angeblich auch ein FH-Master sein (habe ich so gehört, steht aber nicht so auf der Seite des MK, Ausnahme Berufsschule).


    Informationen findet man unter

    https://www.mk.niedersachsen.d…/wege_in_den_schuldienst/

    Da ist auch eine Hotline angegeben, die man nutzen sollte, um sich zu informieren und aktuelle Bedingungen zu erfahren.

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