Artikel in der TAZ zum Thema Medien & Lehrer

  • In der TAZ ist am 2.9. folgender Artikel veröffentlicht worden:


    https://taz.de/Medienkompetenz-von-Lehrerinnen/!5706779/


    Die Studie ist hier verlinkt:


    https://www.bdzv.de/nachrichte…chtenkompetenz/print.html


    Ich habe mir darauf mal die Artikel und den bdzv Artikel angeschaut und bin erschrocken.


    Ich unterrichte D,G,GemK, habe aber keinen Kollegen, mit dem ich zu tun habe, der die im Artikel gezeigte Meinung teilt. Das einzige Medium, dass von Kollegen gebasht wird, ist die Wikipedia, und nur wenn es um Copy&Paste für Referate/Hausarbeiten etc geht. Aber so eine Medienablehnung ist mir bis dato noch nicht so vorgekommen.


    Wäre aber echt befremdlich, wenn es so wäre.

  • Ich bin mir nicht ganz sicher, welche Diskussion du anstoßen möchtest. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt zwar nicht so positiv, wie man sich das vielleicht wünschen würde, bilden aber das ab, was ich bei so einer Umfrage- so sie repräsentativ angelegt ist- erwarten würde. :weissnicht:Ein Herr Höcke ist schließlich auch Lehrer und sicherlich kein Alien, welches alleine unter unserem Berufsstand wandelt, sondern Ausdruck höchst problematischer Grundhaltungen und Überzeugungen, die sich u.a. eben auch aus einer Mischung aus sachlicher Unkenntnis, Ignoranz, Desinteresse und Mangel an Empathie speisen. Diese fatale Mischung gibt es- leider- auch unter Lehrkräften sehr viel häufiger, als jemand wie du oder ich sich das vermutlich erhoffen würde. Ich würde davon ausgehen, dass es auf den Grundton in Kollegien ankommt, ob und in welchem Umfang KuK preisgeben, welche potentiell problematischen Grundhaltungen sie pflegen bzw. entsprechende KuK sich ggf. dann auch früher oder später wegbewerben, weil sie sich an einer Schule nicht wohl fühlen. Ich würde mir zwar sehr wünschen, dass wir hier in BW keine Schulen und Kollegien haben, wie beispielsweise Kapa sie in der Vergangenheit schon geschildert hat, gehe realistisch aber davon aus, dass es diese auch hier in BW geben wird, denn auch wir haben eine AfD im Landtag sitzen, die gerne mit Begriffen wie "Lügenpresse" und "alternativen Fakten" agiert, die eben leider auch den einen oder anderen Lehrer in den eigenen Reihen und unter ihren Wählern hat. Fehlwahrnehmungen, schlichtes Unwissen und eine ordentliche Faktenignoranz wenn es um die Arbeit seriöser Medien geht gehören in solchen extremen Kreisen (links wie rechts und auch bei den ganzen radikalen -ismen irgendwo dazwischen) zum "guten Umgangston".

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es wurden ja auch "nur" Deutsch-Englisch und Sozialkundelehrer der Sek 1 befragt. Das schränkt die Ergebnisse schon stark ein, wie ich finde. Auch wenn das natürlich zwei Fächer sind, in denen man eher mehr als wenig mit Nachrichten und Medien zu tun hat. Ich finde die Ergebnisse auch ziemlich überraschend. Allein schon der erste Satz, dass Nachrichtenkompetenz bisher keine "zentrale Rolle" in den KLP spielt, finde ich schwierig. Was ist denn eine zentrale Rolle? Jedes Schuljahr? Oder ein ganzes Halbjahr in einem Fach nichts anderes als Nachrichten oder Medien? In NRW kommt das Thema ja auch in vielen Fächern vor (zumindest in meiner eigenen Schulzeit): Deutsch, SoWi oder Politik, Geschichte, Fremdsprachen,... Das spricht ja schon für eine große Rolle.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich möchte nichts anstoßen, ich wundere mich nur, dass es im Lehrerstand (bei dem seit Jahrzehnten Medienkompetenz gefordert und gefördert wird) eine signifikant höhere Anzahl an Zeitungskritikern und Fake-News-Befürwortern gibt.


    Anhand des Artikels werde ich definitiv meinen Gemeinschaftskunde-Unterricht ändern und stärker auf klassische Medien und deren Rolle in der Demokratie hinarbeiten.

  • Sowohl das Fernsehen als auch Tageszeitungen setzen durch den Umfang der Berichterstattung natürlich Akzente und durch die Wortwahl bewerten sie die Umstände, mitunter nicht 100% neutral, sondern durchaus befürwortend oder ablehnend. Wenn man da der Meinung ist, dass aus Sicht des Betrachters wichtige Themen zu kurz kommen oder eine nicht der Mehrheitsbevölkerung entsprechende Wertung der Geschehnisse erfolgt, beginnt man, Nachrichtenerstattung kritisch zu sehen. Daher finde ich es gut, dass eine Umfrage besagte Einstellung hierzu ermittelt, wobei im nächsten Schritt überlegt werden sollte, wie erreicht werden kann, dass Nachrichten wieder näher an den Lebenswelt der Bürger vermittelt werden. Man muss dazu aber auch sagen, dass man es nie allen Recht machen kann, was vlt. auch nicht der Anspruch sein sollte.

  • Ich möchte nichts anstoßen, ich wundere mich nur, dass es im Lehrerstand (bei dem seit Jahrzehnten Medienkompetenz gefordert und gefördert wird) eine signifikant höhere Anzahl an Zeitungskritikern und Fake-News-Befürwortern gibt.


    Anhand des Artikels werde ich definitiv meinen Gemeinschaftskunde-Unterricht ändern und stärker auf klassische Medien und deren Rolle in der Demokratie hinarbeiten.

    Finde ich, nachdem ich selbst GK unterrichte, jetzt spannend. Was bedeutet das denn tatsächlich an inhaltlicher Änderung, sprich wie hast du denn bislang im Bereich GK Medienbildung betrieben (oder auch wie nicht)? (Das kommt ja bei uns in GK ja schon in 7/8 vor als Unterrichtseinheit.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Eine Zeitung abonieren. Liokale Zeitung. Und die in Klasse 9 täglich lesen lassen. Zeitung als Gegensatz zu Online-Aggregatoren / Sozialen Netzwerken.


    Ich unterrichte ja auch Deutsch und IT, daher habe ich einen breiten Ansatzpunkt was Medien angeht. Das mache ich auch in IT und Deutsch übergreifend (also woran erkenne ich "seriöse" Websites, Fake-News erkennen etc)

  • ... im Lehrerstand (bei dem seit Jahrzehnten Medienkompetenz gefordert und gefördert wird) eine signifikant höhere Anzahl an Zeitungskritikern und Fake-News-Befürwortern gibt.

    Da steht doch nichts von Fakenewsbefürwortern. Es steht was von Skepsis da, wo Schwerpunkte gelegt werden z.B., ob Presse gleichmäßig über Themen berichtet oder gewichtet. Erfahren wir z. B. mehr über die USA, den Jemen oder Färöer?


    Dass man im Osten skeptischer ist als im Westen ist traurig aber durchaus interessant. Und bestätigt mir wieder mal, dass es immer noch eine Trennung innerhalb Deutschlands gibt.


    Tja, was kann man da tun? Vertrauen "herzustellen" ist sicher ein schwieriges Unterfangen?

  • Vertrauen herstellen ist natürlich echt schwierig, vor allem da manche Leute (keine Ahnung, wie oft das bei Lehrern der Fall ist), sehr überzeugt davon sind, dass "die (Mainstream-)Medien" etwas verschweigen oder lügen. Das geht manchmal so weit, dass dieser Standpunkt vorgebracht wird, wenn Zeitungen ein Fehler passiert oder wenn ein Medium eine Meldung, die einige andere bringen, nicht bringt. Da ist oftmals Hopfen und Malz verloren. Man kommt an manchen Leute halt nicht ran.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Eine Zeitung abonieren. Liokale Zeitung. Und die in Klasse 9 täglich lesen lassen. Zeitung als Gegensatz zu Online-Aggregatoren / Sozialen Netzwerken.


    Ich unterrichte ja auch Deutsch und IT, daher habe ich einen breiten Ansatzpunkt was Medien angeht. Das mache ich auch in IT und Deutsch übergreifend (also woran erkenne ich "seriöse" Websites, Fake-News erkennen etc)

    Danke für deine Antwort. :) Und in 7/8? Oder machst du da in GK keine entsprechende Einheit? Mit Zeitung und Co. arbeite ich tatsächlich auch in 7/8 in GK (natürlich nicht täglich, wir haben ja nur je nach Klassenstufe 1-2 Wochenstunden) in der entsprechenden Einheit aus denselben Gründen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Momentan (und voraussichtlich die nächsten Jahre) unterrichte ich nur Klassen 9/10.


    In Deutsch habe ich in 7/8 die Zeitung gemacht (meist 8. Klasse) bei Bericht und Reportage, da habe ich auch kleine Einschübe. Aber bei Medienkritik bin ich mir nicht so sicher, ob in Klasse 7 und 8 das Bewusstsein und teilweise das Verständnis für die Medienproblematik da ist.

  • Da steht doch nichts von Fakenewsbefürwortern.

    Also wenn 50% der ostdeutschen Lehrer und 1/5 der Lehrer insgesamt


    Zitat BDZV:

    "Im Osten hat rund die Hälfte der Lehrkräfte kein großes Vertrauen in die Medien, im Westen sind es 22 Prozent. 19 Prozent der Lehrkräfte insgesamt glauben, dass viele Nachrichten, die eigentlich wichtig sind, verschwiegen werden und nur in sozialen Netzwerken zu finden sind.")


    Zeitungsmedien nicht für vertrauenswürdig halten, ersetzen sie diese durch "alternative" Medien ("nur in sozialen Netzwerken zu finden"). D.h sind bei 1/5 die Massenmedien als Fake Medien stigmatisiert. Und deren Konsum ist dann häufig Fakenews. (PINews, Achse des Guten und was es sonst noch so gibt)

  • Sowohl das Fernsehen als auch Tageszeitungen setzen durch den Umfang der Berichterstattung natürlich Akzente und durch die Wortwahl bewerten sie die Umstände, mitunter nicht 100% neutral, sondern durchaus befürwortend oder ablehnend. Wenn man da der Meinung ist, dass aus Sicht des Betrachters wichtige Themen zu kurz kommen oder eine nicht der Mehrheitsbevölkerung entsprechende Wertung der Geschehnisse erfolgt, beginnt man, Nachrichtenerstattung kritisch zu sehen. Daher finde ich es gut, dass eine Umfrage besagte Einstellung hierzu ermittelt, wobei im nächsten Schritt überlegt werden sollte, wie erreicht werden kann, dass Nachrichten wieder näher an den Lebenswelt der Bürger vermittelt werden. Man muss dazu aber auch sagen, dass man es nie allen Recht machen kann, was vlt. auch nicht der Anspruch sein sollte.

    Du kannst das noch so oft wiederholen wie du willst, es bleibt Quatsch, genauso wie den Mist, den da manche KollegInnen in der Umfrage angeben. Ich kann in diesem Land von der linken taz bis zum hatten rechten Compact, von der unfassbaren BILD bis zur Zeit so ziemlich jede politische Richtung finden die ich möchte. Was dir Umfrage und solche Äußerungen wohl eher sagen möchten ist "Ich möchte abweichende Einstellungen gar nicht lesen, nur meine Wahrheit ist dir einzig wahre".


    Wer denkt, in Deutschland werden bestimmte Meinungen zurück gehalten, der kann ja mal in die Türkei, in China, in Ungarn oder bei den Russen nachgucken. Hier kann ich alles bekommen was ich will. Und wenn auf einmal hunderttausende Menschen wirklich der Meinung wären, bestimmte Medien unterdrücken Nachrichten, könnten sie ja alle ein anderes Medium kaufen oder (so unglaublich das klingt) einfach selbst eine Zeitung veröffentlichen. Das machen sogar viele, die von "Mainstreammedien" schwafeln. Kauft nur keiner. Vielleicht sind es doch nicht so viele, die das denken.


    Das jedes Medium nur selektiv Nachrichten veröffentlichen kann, ist ja wohl eher ne Binsenweisheit. Auf dem Naziportal pinews findest du auch keine erfolgreiche linke Politik. Komisch, dass sich darüber in den Nazi Kommentaren unter den "Artikeln" keiner beschwert

  • Wer denkt, in Deutschland werden bestimmte Meinungen zurück gehalten, der kann ja mal in die Türkei, in China, in Ungarn oder bei den Russen nachgucken. Hier kann ich alles bekommen was ich will. Und wenn auf einmal hunderttausende Menschen wirklich der Meinung wären, bestimmte Medien unterdrücken Nachrichten, könnten sie ja alle ein anderes Medium kaufen oder (so unglaublich das klingt) einfach selbst eine Zeitung veröffentlichen.

    Sehe ich genauso! Das Verrückte ist ja, dass gerade im Osten die Skepsis so groß ist. In die Justiz ist das gefühlte Vertrauen übrigens auch im Westen größer als im Osten. Ich würde gerne wissen, woran das liegt. Wegreden kann man es halt leider nicht.

  • Dass im Osten die "Skepsis" gegenüber den Medien größer ist, verwundet mich auch. Es macht einfach keinen Sinn. Gerade die Menschen, die die DDR noch erlebt haben, müssten doch wissen, wie dort die Presse und alles Andere eingeschränkt war und froh über freie Presse sein. Sind sie aber nicht. Ist ja dasselbe mit den Wahlergebnissen der Linken und AfD. Warum wählt man solche Parteien, wenn man eine Diktatur erlebt hat? Sollte das nicht eigentlich besonders abschrecken?

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Menschen, die in der DDR gelebt haben, kennen staatliche Medien eben nur als Propagandawerkzeug der Regierung. Dass diese Menschen der Meinung sind, dass ARD, ZDF und andere staatliche Medien nicht vertrauenswürdig sind, ist doch naheliegend.

  • Schmidt, aber dann sollten die Leute schlicht Mal gucken, wie oft ARD, ZDF und Co die Regierung kritisieren und Missstände aufdecken. Das machen weniger die Privaten, sondern der ÖRR. Gibt ja genug Formate (Interviews, investigative Magazine).

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Schmidt, aber dann sollten die Leute schlicht Mal gucken,.. .

    Ich glaube nicht, dass es mit irgendwas "schlicht" getan ist. Ich meine viel mehr, dass den Menschen zwei Diktaturen buchstäblich in den Knochen stecken.


    Edit: ein Prof hat uns (Wendegeneration) vor knapp 20 Jahren gefragt, was die Säulen der Demokratie sind und der Seminargruppe fiel nur "Freie Wahlen" ein. Lauter Leute mit Abi.

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • Ich kann in diesem Land von der linken taz bis zum hatten rechten Compact, von der unfassbaren BILD bis zur Zeit so ziemlich jede politische Richtung finden die ich möchte.

    Trifft das deiner Meinung auch auf die öffentlich-rechtlichen Medien zu?


    Ich finde keinesfalls. Und gerade diese haben doch eigentlich den Auftrag, auch die ganze Breite des politischen Spektrums (zumindest des Bundestags) zu repräsentieren.



    PS: Was ist an der BILD "unfassbar"? Das ist ein extrem populistisches Medium, ja. Aber wenigstens versucht man nicht, den Anschein von Neutralität zu erwecken, wie dies andere tun. Da geht es eben um Verkaufszahlen. Mir ist ehrlich gesagt in vielen Fällen die Bildzeitung lieber (denn eigentlich ist diese Art von Journalismus sogar hohe Kunst) als Medien, bei denen ständig eine verfestigte politische Grundhaltung durchscheint, aber versucht wird, sich als neutrales Medium darzustellen.

    Einmal editiert, zuletzt von MrJules ()

Werbung