Chemnitz wird Kulturhauptstadt Europas!

  • Wunderbar, dass alle Bemühungen vieler Bewohner*innen des Städtchens Früchte getragen haben. Möge Chemnitz künftig viele positive Schlagzeilen schreiben und noch mehr kreative, intelligente und konstruktive Menschen anlocken:band:

  • Sie haben sogar Dresden ausgestochen, das halte ich schon für ein Geschenk des Komitees :geschenk:


    Ach, bin immer wieder erstaunt, dass ich Werbung für Sachsen mache, nach all den Arschtritten, die es hier schon gab. Aber irgendwie hat's auch was und es kann nur weltoffener werden <3

  • Es tut mir leid, dass ich deine Euphorie stoppen muss.

    Wäre in Chemnitz eine ernsthafte Umfrage unter der Bevölkerung durchgeführt worden, hätte die Stadt ihre Bewerbung zurückziehen müssen.


    Weltoffener ? Wenn du denkst.

    Die Stadt hat genügend andere Probleme u.a. marode Schulen und Kindergärten, katastrophale Verkehrsbedingungen und vor allem einen mit Millionen gesponserten CFC (die einzige Regionalligamannschaft mit einem 26 Millionen € Stadion). Nun gut, dann fließt das bisschen noch vorhandene Geld in Autos, die im Schlossteich versenkt werden, in Holzschiffe, die aus 40 m Höhe auf den Theaterplatz krachen oder in einen "Darm von Marx". Unseren "Kulturschaffenden" wird schon noch etwas einfallen.


    Ach wir haben ja schon das Gunzenhauser-Museum, die Villa Esche, das smac (Ärchäologiemuseum), ... Alles tolle Sachen, die gehörig Geld fressen, aber kaum etwas einbringen.

  • Ach wir haben ja schon das Gunzenhauser-Museum, die Villa Esche, das smac (Ärchäologiemuseum), ... Alles tolle Sachen, die gehörig Geld fressen, aber kaum etwas einbringen.

    Verstehe ich nicht. Der Preis bringt doch ein bisschen Geld ein und außerdem Touristen, das ist doch der Sinn der Aktion. Dass Museen Geld kosten ist doch kein Argument gegen den Preis?


    Offenbar bist du sehr nah dran an Chemnitz und enttäuscht, aber schlechte Nachrichten sind von dort doch genug um die Welt gegangen. Wenn du eine bessere Idee hast, wie ihr geholfen werden kann, dann nur raus damit...

  • nur am Rande: Der neue Aachener Tivoli (Regionalligist AA) kostete 50 Mio.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Tivoli_(Aachen)

    Toll, das ist also auch im Westen möglich.

    Verstehe ich nicht. Der Preis bringt doch ein bisschen Geld ein und außerdem Touristen, das ist doch der Sinn der Aktion. Dass Museen Geld kosten ist doch kein Argument gegen den Preis?


    Offenbar bist du sehr nah dran an Chemnitz und enttäuscht, aber schlechte Nachrichten sind von dort doch genug um die Welt gegangen. Wenn du eine bessere Idee hast, wie ihr geholfen werden kann, dann nur raus damit...

    Es wurde bisher schon sehr viel Geld in die Bewerbung gesteckt, ob allein das wieder raus kommt ist fraglich.


    Ich mag meine Stadt und würde niemals wegziehen. Aber sie war immer eine Industriestadt mit großer Tradition (seit 1990 immer weniger). Die Kulturstädte Sachsens sind Dresden und Leipzig.

    Was bitte soll einen Touristen nach Chemnitz locken ? Außer dem Nischel (Karl-Marx-Monument) haben wir kaum etwas zu bieten.

    Die Innenstadt ist endgültig verschandelt worden. Kulturelles Leben hoher Qualität ist auf das Schauspielhaus (die sind wirklich gut) beschränkt und das war's.

    Unsere Ex-Oberbürgermeisterin hat mehrere Luftblasen produziert, die alle teuer waren und nichts gebracht haben. Ihr Abschiedsgeschenk ist die "Kulturhauptstadt".

    Wie ich schon sagte, haben wir genügend andere Probleme, als eine Kulturstadt vorzuspielen, die wir nun einmal nicht sind.


    Und zu den "schlechten" Nachrichten über Chemnitz sage ich so viel, dass die Medien dort "ganze Arbeit" geleistet haben.

    Stand 20.5.2020 hatte Chemnitz offiziell 8,65 % Ausländeranteil. Wenn es so wäre, wie die Medien behaupten, würden die wohl versuchen aus Chemnitz wegzukommen. Das geschieht aber nicht, im Gegenteil. Warum auch ?


    Z.B. habe ich schon mehrere Schüler islamischen Glaubens erfolgreich durch das Abi gebracht. Meine "Lieblingsmuslima" hat vor 2 Jahren mit einer (korrekten) 1,0 abgeschlossen und wir haben ihr geholfen, in die Avicenna-Stiftung aufgenommen zu werden.

    Es gibt keine Benachteiligung, Diskriminierung und ähnliches. Zumindest nicht in der Schule meiner Frau und in meinem Gymnasium.


    Chemnitz ist eine Stadt mit freundlichen, fleißigen, intelligenten(!) und gastfreundlichen Menschen. Außerdem ist die Stadt überdurchschnittlich grün (im Sinne von Pflanzen, nicht politisch!). Reicht das nicht ?

    Dass es einzelne Idioten gibt, dürfte wohl überall so sein.

  • Chemnitz ist eine Stadt mit freundlichen, fleißigen, intelligenten(!) und gastfreundlichen Menschen. Außerdem ist die Stadt überdurchschnittlich grün (im Sinne von Pflanzen, nicht politisch!). Reicht das nicht ?

    Nein, denn Chemnitz hat einen beschissenen Ruf. Dass du eine Abiturientin kennst, die religiös ist, rettet den Ruf leider auch nicht. Oder anders: dass man davon eben nichts hört...


    Das Problem ist doch, dass viele Leute weggezogen sind nach der Wende und ohne Menschen keine Arbeit, Leerstand, Verfall.


    Dass mehr Tourist*innen kommen ist die Erfahrung anderer Kulturhauptstädte, das las ich zumindest...


    Edit: Eigentlich komisch, wenn du doch die Potentiale der Stadt siehst, warum willst du mit Gewalt nicht, dass sie unter positiven Vorzeichen bekannt wird?

    2 Mal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • Nein, denn Chemnitz hat einen beschissenen Ruf. Dass du eine Abiturientin kennst, die religiös ist, rettet den Ruf leider auch nicht. Das Problem ist doch, dass viele Leute weggezogen sind nach der Wende und ohne Menschen keine Arbeit, Leerstand, Verfall.


    Dass mehr Tourist*innen kommen ist die Erfahrung anderer Kulturhauptstädte, das las ich zumindest...


    Edit: Eigentlich komisch, wenn du doch die Potentiale der Stadt siehst, warum willst du mit Gewalt nicht, dass sie unter positiven Vorzeichen bekannt wird?

    Wir werden uns da wohl nicht einig werden. Muss ja auch nicht sein.

    Sollte Chemnitz tatsächlich einen beschissenen Ruf haben, wie du sagst, dann ist das mir egal. Ich mag meine Stadt und ich bin eigentlich immer ganz gut gefahren, nicht all zu viel auf die allgemeine Meinung zu geben.


    Ich bin nicht "mit Gewalt" dagegen, dass Chemnitz nun Kulturhauptstadt ist.

    Die Erfahrung lehrt nur, dass dies wieder den Chemnitzern nichts bringen wird. Einige werden sich wieder mit supertollen Aktionen in den Medien profilieren, während der normale Chemnitzer das mit seinen Steuern bezahlen wird.


    Sollte ich mich täuschen, wäre es schön.

    Etwas Hoffnung habe ich, da der neue Oberbürgermeister bodenständig und nicht so abgehoben wie seine Vorgängerin ist.


    Und außerdem habe ich ihn als Schüler gehabt. Wirklich! Er hat an der damaligen Spezialschule für Mathematik und Naturwissenschaften Karl-Marx-Stadt (also jetzt Kepler-Gymnasium Chemnitz, meine Schule) 1990 Abitur gemacht. Er war ein Spitzenschüler.

  • Dann drücke ich euch die Daumen, wie auch immer es weitergeht :prost:


    (gibt's eigentlich ordentliches Bier bei euch?:_o_D)

  • Das Chemnitzer Bier ist das beste. :top: Sehr lecker sind auch die Rouladen mit Klößen und Rotkraut in meiner Stammgaststätte Rabensteiner Felsendome.


    200 m von meinem Haus entfernt ist die Mühle Rottluff, das Geburtshaus von Karl Schmidt-Rottluff (der einzige Chemnitzer Künstler von Weltruf und mir gefallen sogar sein Bilder) .

    Ich habe als Kind ihn kennengelernt, da er im Dachgeschoss des Hauses unserer damaligen Wohnung ein Atelier hatte. Natürlich wusste ich als 7jähriger nicht, wer das ist.


    Das Gebäude in Rottluff vergammelt seit Jahren. Ab und an werden Notmaßnahmen ergriffen.

    Sollte Chemnitz im Rahmen der Kulturhauptstadt endlich aus dem Haus ein ordentliches Karl Schmidt-Rottluff-Museum machen, dann freunde ich mich sogar mit der "Kulturhauptstadt" an.

  • Ich auch. Und obwohl ich auch Nürnberg liebe, finde ich die Entscheidung gut und richtig, auch wenn einige Punkte des Kollegen alpha nicht von der Hand zu weisen sind.


    @samu: In welcher schönen Gegend des kleinen Freistaats bist Du denn d'rheeme? Sorry, reine Neugier.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Das Nachfolgende ist OT und etwas länger. Aber ich kann nicht anders.

    Ganz OT ist es wohl doch nicht, da ja bei vielen Meldungen "Kulturhauptstadt Chemnitz" immer auf die "braune" Seite meiner Stadt hingewiesen wird.


    Offensichtlich glauben viele immer noch alles, was in den Medien verkündet wird. Das ist eben eine individuelle Entscheidung.


    Ich, persönlich, habe meine Zweifel und vor allem im Zusammenhang mit den "rechtsextremen Ausschreitungen" in Chemnitz, die immer wieder zitiert werden. Die "Zeit", der "Spiegel", "Blöd" "Bild", die Tagesschau, der MDR, der Sprecher der Kanzlerin usw. usf. haben es ja verkündet, dann wird es wohl stimmen. In Chemnitz sieht man es anders. Weiter äußere ich mich dazu aber nicht.


    Ich habe nur eine kleine Geschichte betreffs "unserer Medien":


    Anfang September 2006 informiert eine Deutschlehrerin (eine hervorragende Lehrerin) des Kepler-Gymnasiums Chemnitz (also meine Schule) die Eltern ihrer neuen 5. Klasse, dass sie im Rahmen des Deutschunterrichts als Zusatzliteratur die Schüler "Harry Potter" lesen lassen möchte.

    Durch zwei streng religiöse Elternhäuser wird Einspruch, eben aus religiösen Gründen, erhoben. Kein Problem. Man einigt sich auf "Rennschwein Rudi Rüssel". Alles ist gut. Wohlgemerkt im September 2006.


    Mitte März 2007 kommt aus heiterem Himmel die Chemnitzer "Freie Presse" mit einem Artikel, dass das Kepler-Gymnasium "Harry Potter verboten" hat.

    Und wenn man einen exponentiellen Anstieg mit einem großen R-Faktor sucht, dann hat man hier ein wunderschönes Beispiel.

    Innerhalb weniger Tage sind wir Hauptthema der deutschen Medien. "Spiegel", "Bild", "FAZ", "Tagesspiegel", Tagesschau, heute, MDR, Frühstücksfernsehen und viele, viele andere bringen uns als Topthema: "Harry Potter verboten !". Und sehr gern wird damals schon auf "CHEMNITZ !" verwiesen.


    Extrem aufdringliche Journalisten, darunter auch des Fernsehens, versuchen unsere Schüler zu "interviewen" (bei einigen klappt es und die gesendeten "Interviews" sind schön zurechtgeschnitten) und betreten sogar ohne Erlaubnis den Schulhof für ihre "Recherchen". Das Hausverbot wird ignoriert.


    Keiner, absolut keiner, der Journalisten kommt auf die Idee, erst einmal nachzufragen, was an der Story überhaupt dran ist. Nämlich nichts, absolut nichts. Die Medien logen, verbreiteten Halbwahrheiten und waren "kreativ" im Erfinden von irgendwelchen "Tatsachen".


    Das ging mehrere Tage. Ein normaler Unterricht war nicht mehr möglich. Für die 2 Schüler, deren Eltern Einspruch erhoben hatten, begann ein Spießrutenlauf.

    Im Ergebnis habe ich, und viele meiner Kolleginnen und Kollegen, kaum noch Vertrauen zu unseren tollen Medien. Außerdem war der Ruf meines Gymnasiums erst einmal ruiniert. Und jeder weiß, dass es ewig dauert, bis man so etwas repariert hat. Da nützen auch supergute Abiergebnisse und Erfolge bei nationalen und internationalen Wettbewerben nichts.


    Wie endete das Ganze? Zum "Glück" (schreckliches Wort in diesem Zusammenhang) ereignete sich nach 4-5 Tagen Medienterror eine größere Katastrophe. Damit waren wir wieder raus aus den Medien.


    Übrigens verkündeten diese Medien etwa ein Jahr später, dass an einem Gymnasium in CHEMNITZ (wieder einmal) durch einen Lehrer pornografische Fotos gemacht werden. Was war dran? Nichts! Ein satte Lüge.

    Dem Kollegen brachte es trotzdem eine Versetzung ein, um "die Wogen zu glätten".


    Nebenbei: Ich habe meinen "Frieden" mit der Kulturhauptstadt Chemnitz schon gemacht. Vielleicht wird es ja doch ein Erfolg.

  • ... Nun gut, dann fließt das bisschen noch vorhandene Geld in Autos, die im Schlossteich versenkt werden,

    Weißt du, das sind solche Sätze, wie sie in der Bild auftauchen würden. Kunst ist eben nicht nur Malerei.


    ...

    Das Gebäude in Rottluff vergammelt seit Jahren. Ab und an werden Notmaßnahmen ergriffen.

    Sollte Chemnitz im Rahmen der Kulturhauptstadt endlich aus dem Haus ein ordentliches Karl Schmidt-Rottluff-Museum machen,...

    Ergreife doch Initiative, dass das in die Tat umgesetzt wird. Sich über andere beschweren, die Ziele haben ist leicht.


    ...

    Ich, persönlich, habe meine Zweifel und vor allem im Zusammenhang mit den "rechtsextremen Ausschreitungen" in Chemnitz, die immer wieder zitiert werden.

    Worin begründen sich diese? Wenn deine Recherche auf "persönlichen Zweifeln" gründet bist du wieder auf dem Niveau "Bild" und selbst die muss belegen, was sie verkündet.



    Durch zwei streng religiöse Elternhäuser wird Einspruch, eben aus religiösen Gründen, erhoben. Kein Problem.

    Nein?! Das ist für dich KEIN PROBLEM?!

  • Nein?! Das ist für dich KEIN PROBLEM?!

    Ich finde das immer lustig, dass ich, als energischer Atheist, für die Beachtung der religiösen Ansichten anderer eintreten muss.


    Zu dem anderen Thema äußere ich mich nicht mehr; hatte ich ja schon gesagt.

  • Ich finde das immer lustig, dass ich, als energischer Atheist, für die Beachtung der religiösen Ansichten anderer eintreten muss.

    Ist zwar ziemlich OT, ich möchte das aber nicht so stehen lassen. Ob du für die "Beachtung religiöser Ansichten" einstehst, indem du bestimmte Bücher weglässt, weil Fanatiker sie nicht gelesen haben wollen halte ich für sehr wohl problematisch und unbedingt diskussionswürdig. Was passiert, wenn man Karikaturen vermeidet oder eben einsetzt, obwohl ein Irrer meint, Kinder dürften diese nicht sehen, erleben wir aktuell in Frankreich. Wenn sich eine Kollegin dazu entscheidet, eine Fantasygeschichte nicht mit den Kindern zu lesen, weil Eltern darin ihren Glauben verletzt sehen dann muss sie selbstredend mit Fragen rechnen. Dass dir die Medien das nicht gut genug gemacht haben mag sein, aber dazu wolltest du ja nichts weiter sagen. Von "keinem Problem" zu reden halte ich trotzdem für eine grobe und übereilte Fehleinschätzung.

  • das freut mich für Chemnitz! Ich persönlich (ich spreche jetzt aber nur als Tourist) halte Chemnitz für unverdientermaßen im Abseits stehend - dabei hat diese Stadt kulturell extrem viel zu bieten (Schloßbergmuseum, Museum Gunzenhauser, Eisenbahn- und Industriemuseum, etc.). Ich finde es auch gut, daß kein "kultureller und touristischer Selbstläufer" wie Dresden das Rennen gemacht hat - das gibt Hoffnung, daß nun Geld in bisher vernachlässigte Gebäude wie die Wanderer-Werke gesteckt werden wird (auch wenn ich mir schon dessen bewußt bin, daß die Geschichte weit mehr kosten, als einbringen wird - aber mediale und sonstige Aufmerksamkeit und Touristen werden sicherlich auf der Habenseite verbucht werden können). Hoffentlich werden auch viele Menschen den - zugegebenermaßen etwas spröden - Charme dieser Stadt kennenlernen!

Werbung