Umgang mit dem Thema „höhere Schulabschlüsse (Abitur, Fachabitur, Mittlerer Schulabschluss)“ an Förderschulen?

  • Hallo liebe Förderschulkollegen,


    Ausgehend von meinem vorherigen Thread, drängte sich mir die Frage auf: Wie wird an den Förderschulen mit dem Thema Abitur, FOR, etc. Umgegangen?


    Geht ihr als Lehrer Mit euren SuS ganz offen damit um, dass es außerhalb der Förderschule auch Menschen gibt die Abitur, etc. Haben und dadurch „wahrscheinlich„ mehr Erfolg haben werden?


    Wie gehen eure SuS mit der Tatsache um, dass sie (zumindest in der FÖ-Schule) kein FOR bzw. Abitur erwerben können und dies auch höchstwahrscheinlich ein, für sie, fast unmögliches Ziel sein wird in ihrer Zukunft? (Ich spreche hier in erster Linie die Schüler mit einem Förderbedarf „Lernen“ an. Das sich schwerer geistig eingeschränkte Schüler höchstwahrscheinlich darüber keine Gedanken machen ist mir klar).


    Sprechen euch eure SuS vielleicht sogar selbst auf diese Thematik an? Wie reagiert ihr und wie denkt ihr persönlich darüber?


    Wie ist es, wenn eure Schützlinge mit Berufsgruppen konfrontiert werden, die ein Abitur voraussetzten? ( Ist bestimmt gar nicht so weit hergeholt: Welcher Junge möchte kein Polizist, Pilot, etc. Werden? Schon hängt einem das Thema Abi im Nacken).


    Erzählt doch mal eure Erfahrungen mit dieser hoch diskrepanziösen und sicher auch emotionalen Thematik.


    Ich bin wirklich sehr gespannt auf Die Schilderung eurer Erlebnisse und euren Umgang damit.

  • OT: in BY brauchst du als Polizist kein Abitur.

    In Niedersachsen meines Wissens auch nicht, wohl aber den Realschulabschluss, weil es hier m. E. keine Polizeibeamten im mittleren Dienst mehr gibt. Allerdings muss man dann noch die zweijährige FOS Verwaltung und Rechtspflege erfolgreich absolvieren, um dort die Fachhochschulreife zu erlangen und anschließend an die Polizeiakademie studieren zu können.


    Zur Ausgangsfrage kann ich relativ wenig sagen, da ich ja keine Förderschullehrkraft bin. Ich kann allerdings von einigen Fällen berichten, wo ehemalige Förderschüler*innen bei uns verschiedene Bildungsgänge in den BBS durchlaufen haben und im Endeffekt sogar ihre Fachhochschulreife geschafft haben: Diese SuS waren zunächst in der BES oder einjährigen BFS, haben dann im zweiten Jahr BFS den Realschulabschlus erlangt und sind dann noch zwei Jahre in die FOS gegangen; ein zwar recht mühseliger, aber bei den meisten erfolgreicher Weg. Ich kann mich sogar an drei Fälle erinnern, in denen Schüler nach Erlangung des Realschulabschlusses im zweiten Jahr der BFS auf's BG gegangen sind und dort ihr Abi gemacht haben. Das waren aber auch sehr ehrgeizige Jungs! Mit einem von ihnen stehe ich noch in losem Kontakt (besser gesagt: ich treffe dessen Mutter ab und zu beim Einkaufen); er studiert mittlerweile Informatik.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Interessantes Thema!

    Meiner Erfahrung nach hängt viel damit zusammen, was für Perspektiven geboten werden können. Auf dem Land finden viel SuS mit Förderbedarf eine Ausbildung und sind damit glücklich und brauchen sich nicht vergleichen.

    In der Stadt sieht es schon anders aus. Viele Jugendliche sind durch die Perspektivlosigkeit überfordert, wollen eh nur "beim Onkel" in der Werkstatt/... arbeiten. Da herrscht viel Neid. Auf der anderen Seite wollen viele Eltern ihre Kinder nicht am SFZ beschulen, die sind dann an der Mittelschule, oft ohne Förderstatus mehr...

    In der Schule wird meines Wissens nach nicht das ganze Schulsystem erklärt, sondern der Weg und die Alternativen nach der Förderschule.

    Ich denke, viele SuS wissen, dass man für bestimmte Berufe (z.B.Lehramt) studieren muss, was das aber heißt, inkl. Abitur, können sich nur wenige vorstellen und ist deswegen auch nicht wichtig.

    Ein Teil des BLO-Unterrichts ist auch, eigene Stärken und Schwächen zu kennen und anzunehmen!


    Lg Lala

  • Bei uns an der Förderschule Hören haben wir ein sehr gemischtes Klientel. Von gerade so noch LE bis Real mit Potenziel zu mehr ist alles dabei. Ich unterrichte derzeit auch in all diesen Zweigen und habe selbst eine HR-Klasse (7R, 1H).

    In der LE-Klasse, in der ich unterrichte, sind zwei leistungsschwache Gehörlose, die da gar nicht so ein Konzept davon haben, wie das Schulsystem genau aufgebaut ist. Dann gibt es dort zwei Jungs, die auch eher schwach sind, die da auch gar kein richtiges Verständnis haben, was H, R und Gym bedeutet. Den beiden leistungsstärkeren Mädchen ist das schon bewusst, finden das aber nicht so schlimm. Sie haben eher ihre eigenen Ziele vor Augen.

    Dadurch, dass wir eben eine recht kleine Schule sind, kennt man sich eben auch außerhalb der Klassen und es durchmischt sich. Das nimmt der ganzen Sache so die Schärfe, die es durchaus auch haben kann.

  • cera

    BLO = Berufs- und Lebensorientierung

    Damit ist praktischer und theoretischer Unterricht bezogen auf Fähigkeiten gemeint, die man später im Beruf braucht. Die SuS sind mehrmals im Jahr im Praktikum, das wird vor- und nachbereitet.

    Im LehrplanPlus (Bayern) stehen alle Inhalte drin ( Förderschule - Lernen)

    Lg

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