Situation im Referendariat befriedigend ?

  • Hallo,


    ich stelle meinen Beitrag zu Elaine zur Diskussion verallgemeinert hier ein:


    Im Ernst, ich bin der festen Meinung, dass man im Referendariat NICHT schon alle denkbar möglichen Härten des LehrerInnendaseins durchmachen muss.


    Beispiel Klassenwechsel nach 3 Monaten: Als "Nur-ReferendarIn" - bis Du da beliebig verschiebbare "Masse"?


    Referendare und Referendarinnen haben in dieser Lern- und Übungsphase einen Anspruch darauf, dass ihr Anfänger-Sein, die Bedeutung der Noten für ihre spätere Karriere etc. berücksichtigt werden.


    Referendare befinden sich in zweifacher Hinsicht im pädagogischen Raum:
    sie sollen was lernen, sie sollen "lehren" lernen, "man" will ihnen was beibringen, sie anleiten und einüben - da muss auch pädagogisch (was immer = human ist) mit ihnen umgegangen werden.


    Leider wird in Direktoren- und Ausbilderkreisen viel zu häufig der Begriff "Belastbarkeit" ausgereizt, was oft nur Machtspielchen und Machtmissbrauch ist.


    Als ReferendarIn sollen sie bestmögliche AUSBILDUNGS-Bedingungen haben, möglichst angstfei, um Sicherheit "im Geschäft" langsam aufzubauen und zu festigen - und nicht durch das Inferno geschickt werden nach dem Motto "Was Euch nicht umbringt, macht Euch nur hart!" oder "Vogel friss oder stirb!". Sie sollen nicht in erster Linie auslesemäßig hart durchgetestet werden !
    Und gegebenenfalls "im Abfall" landen.


    "Harte" Menschen sind keine guten Pädagogen.
    Pädagogen sollten seelisch gesund sein und den "Lebensraum Schule" bisher überwiegend positiv erlebt haben und auch so gestalten wollen.


    Aber so scheint mir die Situation im Referendariat oft NICHT zu sein.


    Ich gehörte zu denen, die um 1970 das Referendariat auch für die Grund-, Haupt- und RealschullehreInnen in Hessen gefordert - und erreicht haben (ab 1972). Wir waren vorher mit 28 Wochenstunden gleich nach dem Studium plus schriftlichen Vorbereitungen plus Seminartagen einfach zu überlastet, um uns in den Beruf gründlich einarbeiten zu können. Und was für die Gymnasiallehrer schon lange gut war (12 Wochenstunden Referendariat), sollte auch für uns gut sein ! Dem konnte man auf Dauer nicht widersprechen.


    Schon bald war ich enttäuscht und empört, dass es vielen Referendaren gar nicht besser ging als uns vorher - manchmal sah es sogar schlimmer aus. Und ich glaubte bald den Grund zu erkennen: den bis dahin einfachen Lehrern und Lehrerinen, die jetzt Ausbilder wurden, stieg ihre MACHT ÜBER DAS SCKICKSAL DER ERWACHSENEN REFERENDARE zu Kopf und sie steigerten und steigerten die formalen Anforderungen bis zu Schikanen. Der Ton war oft rüde.


    Damals fing gleichzeitig die Akademikerarbeitslosigkeit an und viele Ausbilder schienen es zu geniesen, junge Erwachsene um ihre Lebensbasis und um Notenzehntel hinter dem Komma bibbern zu sehen, und erwarteten unterwürfigstes "alles-schluckendes" Verhalten von ihnen. Sogar "Fertig-machendes" Verhalten der Ausbilder war zu beobachten.
    Mit Oberstufenschülen wurde respektvoller umgegangen. Die häten gemotzt.


    Wie ich Eure Berichte teilweise hier lese, ist es häufig immer noch so schlimm.


    Am meisten wundert mich, dass junge Kollegen zwar schreiben, dass es "gerade die Hölle war" - aber scheintröstend formulieren, sie hätten es überstanden und dann würdest Du es auch überstehen.


    So stelle ich mir vor, haben sich im 17./18. Jahrhundert auch die Negersklaven in Amerika gegenseitig getröstet und Gospels zum "Lord" gesungen.


    Aber Ihr seid keine Sklaven und keiner hat das Recht, Euch wie Sklaventreiber zu behandeln.


    Ich bin kein unmittelbarer 68-er, ich war nie auf der Strasse - aber ich habe mit anderen in meinem Bereich für Reformen - nicht Revolutionen - geworben und gekämpft.


    Warum lässt sich die große Mehrheit der jeweiligen Referendariatsgeneration diese Misstände und "Misshandlungen" gefallen ??? Wo ist ihre Selbstachtung ?


    In Frankfurt gab es ein Seminar, das berüchtigt-berühmt für seine hohe Suizidrate war. Die Leiter waren noch stolz drauf ! "Bei uns wird was verlangt !"


    Ich frage mich manchmal, ob ich nicht den Respekt vor den bestimmten von Euch ReferendarInnen aufgeben soll, die so mit sich umgehen lassen und sich nicht zusammentun, um was zu verändern. Und ich denke, wer im Referendariat das Duckmäusern gelernt und eingeübt hat, kann danach kein guter Lehrer und Erzieher für ein demokratisches Gemeinwesen mehr sein, in dem die Menschenwürde Vorrang hat und Civilcourage gefragt ist.


    Beginnt so mancher Lehrerfrust schon hier im Referendariat ???


    Da scheinen mir die Watte-Trösterchen einiger hier im Forum zu gerade klagenden Kollegen/-innen ganz unangebracht zu sein und nur dazu zu dienen, das System SO zu erhalten, wie es zur Zeit ist.


    Und alle Referendare, die "leiden" unter 20-seitigen schriftlichen Unterrichtsvorbereitungen und unter Demütigungen - so schreibt mir eine Moderatorin - bitte ich, sich meine Argumentation zur Veränderungsforderung mal zu überlegen.


    Wenn sich nichts ändert, sage ich "Selbst dran schuld! Zu Mißständen gehören immer zwei - einer, der sie verursacht, und einer, der es mit sich machen lässt!"


    Insbesondere erlaube ich mir die "hohe Leidensfähigkeit der Frauen" hier besonders in Frage zu stellen.


    Die gerade mit dem Referendariat Fertigen hätten vielleicht die frische Erfahrung und jetzt eher die "Freiheit", für Verbesserung zu werben.


    Viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Zitat

    gemo schrieb am 15.04.2005 18:36:
    In Frankfurt gab es ein Seminar, das berüchtigt-berühmt für seine hohe Suizidrate war. Die Leiter waren noch stolz drauf ! "Bei uns wird was verlangt !"


    Muss das nicht heissen: im Rhein-Main Gebiet gibt es ein Seminar, dem immer noch der Spitzname "Selbstmord-Seminar" anhängt?


    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

    • Offizieller Beitrag

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    Obwohl ich mein Leben lang in Interessensvertretungen aktiv war, ging es mir während des Refi oft so, dass ich Existenzsorgen im Hinterkopf hatte und auch schon einmal mehr den Mund gehalten habe, als es sonst meine Art gewesen wäre.
    Letztlich schaffe ich es aber einfach nicht, so etwas über zwei Jahre durchzuhalten, obwohl ich es mir manchmal gewünscht habe.
    Was ich damit sagen will, ist, dass es hier um die Wurscht geht und die eigene Zukunft von diesem Abschluss abhängt.
    Wenn da jemand für sich entscheidet, sich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, kann ich das auch verstehen.


    Zudem sind nicht alle Ausbilder (wie auch nicht alle Lehrer) gemeine Mobber, die ihren Machttrieb ausleben und die es zu bekämpfen gilt. Ich hätte jetzt einen, dessen Bild ich gerne auf meiner persönlichen Dart-Scheibe sehen würde...


    Das System des Refs ist völlig daneben und wird jetzt wohl durch die Modularisierung noch schlechter. Ich bin auch heilfroh, wenn das vorbei ist.
    Als examinierte Kollegin kann man dann wahrscheinlich wirklich mehr bewegen.


    VG,
    Melosine

  • Hallo Gemo!


    Nein, ich finde das Referendariat nicht okay. Am Anfang war es besser als ich gedacht habe, aber es wird halt immer anstrengender. Was das wehren angeht: Im Seminar geht das relativ einfach: Da haben wir uns auch schon mit unserer Fachleiterin auseinandergesetzt und es hat auch was gebracht. Aber in der Schule finde ich es schwierig. Ich habe das Gefühl, nicht die Kraft zu haben, auch noch groß für die Veränderung der Umstände zu kämpfen. Die Kritik zumindest einer meiner Mentorinnen mag sachlich okay sein (teilweise), ist aber von der Art her und vom Tonfall unmöglich. Aber traue ich mich da, was zu sagen? Nein? Und warum? Weil meine Leistungen wirklich nicht so toll sind, und wenn eine Referendarin, die so gerade durchkommt, auch noch über alle anderen meckert, wer nimmt das ernst? Jetzt habe ich noch zwei Monate bis zur Prüfung und denke oft, ich kann es gar nicht schaffen, was bis dahin alles anfällt an Arbeit... Da wird man nicht noch groß politisch oder sonstwie aktiv...


    Ich hoffe jetzt einfach mal, dass ich meine Prüfung trotz allem schaffe, dass ich danach endlich die Chance habe, so zu unterrichten, wie ICH es für richtig halte, und dass ich nicht zu den jungen Lehrerinnen gehöre, die allen Ref._Stress sofort verdrängen und zu ihren Referendarinnen genauso unmöglich sind, wie meine (eine) zu mir!


    Also kurz gefasst: Du hast grundsätzlich Recht mit deiner Kritik, aber leider ist das System so, dass man wirklich nicht so einfach was machen kann, wenn man drinsteckt. Da hoffe ich einfach mal, dass ein "alter" erfahrener Lehrer wie du sich da mehr für die neuen einsetzt und hoffentlich nicht nur theoretisch!


    Viele Grüße


    Uta

  • ich finde das referendariat auch nicht gut, so wie es ist/war.
    allerdings finde ich muss an der lehrerausbildung generell was getan werden!


    es macht gar keinen sinn jahrelang zur uni zu gehen und zeug zu lernen, dass man 1. später nicht braucht oder von dem man 2. keine ahnung hat, dass man es später braucht und wofür...


    ich finde die ausbildung sollte verzahnt werden, uni und schule zur selben zeit. gibt es im moment in ausbildungsberufen doch auch. "duales system" nennt sich das, oder? (ich meine jetzt nicht den gelben punkt..)


    wie genau man das organisieren kann? ich weiß es nicht.
    aber dass was geändert werden muss weiß ich schon!


    sabi

  • Ich möchte ja nicht alles schönreden: ich find's auch anstrengend und ich habe gerade erst angefangen.


    Aber trotzdem fühle ich mich wohl


    - in meiner Schule
    - in meinem Seminar
    - mit dem Vorwissen, das ich im Studium erworben habe


    Ich denke, daß es in jedem Beruf in der Ausbildung hart ist. Damit will ich nicht sagen, daß man alles schlucken muß, sondern mich hier eindeutig Melosines Meinung anschließen (wenn ich Dich richtig verstanden habe: man muß einiges schlucken, weils um die eigene Zukunft geht, trotzdem kann man auch nicht immer den Mund halten). Mich haben aber z.B. die Bedingungen in Bayern sehr geschockt, von denen ich bislang nichts wußte.


    Ich finde es auch traurig, wenn durch einzelne Personen, die ihre Macht über andere mißbrauchen (FL, Direktoren etc.) so ein Referendariat zum Horrortrip wird. Dann tritt leider genau der Effekt ein, den Heike beschrieben hat. Und in dem Moment braucht man auch Leute, die einem Händchen halten und sagen, daß es irgendwann vorbei ist.


    Ich bin übrigens sehr froh, daß ich genau wie die Magisterleute ein ganz normales Englisch- bzw. Geschichtsstudium absolvieren konnte und mich durchaus als Fachwissenschaftlerin bezeichnen kann. Ich hätte es schrecklich gefunden, mich an einer PH als Wissenschaftlerin 2. Klasse zu fühlen. Ich fand es auch schön, die Option zu haben, nach dem Studium eben nicht Lehrerin zu werden, sondern bspw. zu promovieren und etwas anderes zu machen. Und der Umgang mit den SuS klappt bei mir trotz langem Studium, bzw. ich bin der Meinung, daß ich vor ein paar Jahren (mit Anfang 20) erheblich mehr Probleme gehabt hätte.


    Das ist meine Meinung für meinen Lehramtsstudiengang am GYM und gilt sicherlich nicht für alle Schulformen und ReferendarInnen. Aber ich wehre mich dagegen, daß an diesem Referendariat und auch an unserem Studium immer alles nur schrecklich und schlecht sein soll.


    Es gibt vieles, das man verbessern sollte, aber es hängt auch immer ein bißchen davon ab, wie man damit umgeht, oder? Es sollen sogar schon welche überlebt haben. :D


    Gibt's jetzt Ärger, weil ich's nicht so schlimm find? Vielleicht kommt die bislang etwas schleppende Diskussion ja jetzt wenigstens mal ins Rollen :P


    Mit besten Grüßen an alle Revoluzzer,
    Dudelhuhn

  • @ Dudelhuhn
    Furchtbar!!! Jemand der im Ref nicht heult!!! Da werden wohl alle FL's mit den Zähnen knirschen und Gemos Revolutionsaufruf verhallt am Ende bei dir sogar wirkungslos.... :P


    Aber im Ernst.
    Im Augenblick sind mit der Ausbildung der Refs - bedingt durch die Einstellungssituation der vergangenen Jahre - (leider) immer noch viele Karriere-Ellbogenlehrer betraut, die oft genug die Bodenhaftung verloren haben, weil sie NUR noch Schaustunden sehen und diese mittlerweile für die Schulwirklichkeit halten.


    Eine Veränderung der Situation im Ref kann (leider) nicht durch die Referendare erfolgen, sondern nur durch diejenigen, die die Ausbildung der Refs in die Hand nehmen. Das bedeutet, dass diejenigen, die das Ref hinter sich haben und nicht vergessen haben, WAS sie im Ref belastet hat, als Mentoren und Ausbilder tätig werden. Ich versuche als Mentor mein Bestes, Druck zu mildern und die Refs zu unterstützen durch Input und freundliche Aufmunterung. Ich denke (Hallo Heike! ;) und die anderen hier im Forum) dass ich nicht alleine bin ....


    "Gehet hin und tuet desgleichen"
    Joh. 14, 12
    :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ah, ich muss da auch mal meinen Senf beisteuern...


    Ich war als Ref offenbar vom Glück ereilt und hab ein Seminar bzw. eine Schule erwischt, die m.E. ganz in Ordnung war. Man hat von mir ein bisschen Engagement erwartet, und im wesentlichen guten Unterricht, aber keine unwirkliche Showdarbietung. Meine "Mentoren" waren allesamt sehr nett, und alle Fachleiter bis auf einen waren recht kompetent. Also alles im grünen Bereich? Weit gefehlt. Mitreferendare haben diese Situation ganz anders gesehen. Überforderung, fehlende Hilfestellung, Mobbing, naja, halt die ganze Liste der Leiden. Welch Elend auf der Welt...
    Ich habe im Rahmen der Seminare zum Teil Stunden dieser Referendare gesehen, welche diese für gelungen hielten und wo die Kritik der Fachleiter als übelstes "Runterputzen" dargestellt wurde. Mein Urteil über die "gelungene" Stunde hab ich mir verkniffen und mir nur gedacht: "bitte nicht Lehrer werden". Zur Kritik durch die FL kann ich nur sagen, dass sie mir begründet und sehr vorsichtig formuliert erschien, also gar kein "Runterputzen".


    Wer einerseits unfähige Lehrer beklagt, der muss andererseits die Frustration einiger möglicherweise ungeeigneter Referendare hinnehmen. Ich kenne keinen Referendar, der seinem FL dafür gedankt hat, dass man ihn vor einer beruflichen Fehlentscheidung bewahrt hat.


    Gruß,
    Remus


    Disclaimer: Natürlich gibt es auch Willkür... blabla etc..

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    Einmal editiert, zuletzt von Remus Lupin ()

  • Hallo!


    Ich habs ganz ähnlich erlebt wie Remus.


    Natürlich gab es - gerade vor Besuchen - auch stressige Zeiten, aber ich habe mich das ganze Ref über sehr viel besser und ausgeglichener gefühlt als während des Studiums (hier hätte ich tatsächlich einiges zu bemängeln).
    Ich hatte eine Schule, an der ich mich vom ersten Moment an wohl gefühlt habe und die Nachbesprechungen meiner Unterrichtsbesuche mit meinen Fachleitern waren sachlich und ich konnte immer viel daraus mitnehmen.
    Und auch Remus Beobachtungen über so manchen Mitreferendar teile ich voll und ganz.
    Trotzdem gab es Dinge, die mich geärgert und aufgeregt haben: das größte Mist war das so genannte Medienportfolio (kriege schon eine Allergie, wenn ich das Wort höre), welches bei uns wirklich reine und unsinnige Zusatzarbeit war und ebenfalls schlecht war die ARt und Weise wie die Gruppenhospitationen im ersten Halbjahr liefen und vorbereitet werden sollte. Bei beiden Punkten habe ich schon während des Refs kein Blatt vor den Mund genommen (hätte auch schief gehen können, ist es aber nicht) und bin durchaus (z.B. mit meiner Hauptseminarfachleiterin) heftig angeeckt. Ich war nicht die einzige, die "gemeckert" hat und: an diesem Seminar sind die Gruppenhospitationen nun neu geregelt und man hat unsere Vorschläge aufgegriffe und auch dieser Portfoliomist wird langsam sinnvoller. Und das alles passierte wohl nicht, weil wir die großen Revoluzzer waren, sondern weil die FL wirklich auch an unserer Kritik und an Verbesserungsvorschlägen für eine besser Ausbildung interessiert waren. Kaum zu glauben 8o
    Aber wie schon geschrieben: ich hatte wohl Glück auf ganzer Linie: mit der Schule, meinen Schülern und den Fachleitern. (auch wenn andere eben diese Fl anders erlebt haben).
    Meine Rektorin sagte mal: es gibt Leute, die haben immer "ganz schlimme" Klassen und sind an ganz schrecklichen Schulen (auch meine Ausbildungsschule bzw. mein Kollegium wurde durchaus schon negativ benannt) und andere haben immer "Glück".
    Mein ganz persönlicher und subjektiver Senf,
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Hallo miteinander!


    da ich mich gerade hier im Netz vor dem Weiterschreiben der Examensarbeit drücke, kann ich es nicht lassen, auch noch etwas persönlichen Senf dazuzugeben, auch wenn vieles schon gesagt worden ist. Ich finde das Ref phasenweise ziemlich schlimm anstrengend und nervenzerrend, ABER muss zugleich sagen, dass ich im insgesamt Glück mit Schule, FL und v.a. Mentoren habe. Widersprüchlich? Ich denke nein, wenn man zwei andere Aspekte mit einbezieht: zum einen bin ich niemand, der Nerven wie Drahtseile hat und konnte deshalb gerade im ersten Jahr schlecht mit der dauerhaften Prüfungs- und Beurteilungssituation umgehen - es hat mich einfach sehr verunsichert, und das ist für Perfektionisten reiner Stress
    Zum anderen, neben der persönlichen Disposition, die mehr oder weniger 'Ref-resistent' sein kann, nerven mich zeitweise Dinge ganz gewaltig, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben, sonder mit dem System Schule (zumindest wie es zur Zeit funktioniert): Große Klassen, wenig Platz, Zeit, Freiraum, Selektion statt Förderung (auch wenn meine Schule bspw. da schon vieles versucht), engagierte Kollegen, die aufgrund der Bedingungen mit den Kräften ziemlich am Ende sind (und dann kommt da auch noch die Ref'in.....) - kurz: oft machen mir genau die Dinge das Leben schwer, unter denen die 'alten' Lehrer auch leiden, die Ausbildung kann da relativ wenig für.
    Sicher bin ich froh, wenn die Arbeit gechrieben und die letzten beiden UBs vorbei (und erst des Examenstag!!!) sind, aber ich habe v.a. jetzt, im zweiten Halbjahr BdU schon das Gefühl, viel gelernt zu habe und denke manchmal, dass ich aus manche Seminare schon etwas vermissen werde, wenn der ganze Prüfungsstress vorbei ist, da ich dort immer wieder Interessantes oder Nützliches mitnehmen kann. Ich bin jedenfalls froh, mich nicht mit Modulen herumschlagen zu müssen.
    Soweit meine wirre Meinung zum Ref, jetzt habe ich es ein wenig gelobt um gleich wieder fluchend vor der Examensarbeit zu sitzen.....


    schönes Wochenende noch!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Zitat

    ...zum einen bin ich niemand, der Nerven wie Drahtseile hat und konnte deshalb gerade im ersten Jahr schlecht mit der dauerhaften Prüfungs- und Beurteilungssituation umgehen - es hat mich einfach sehr verunsichert, und das ist für Perfektionisten reiner Stress


    Genau so wars bei mir auch!!! (multiple Satzzeichen beabsichtigt) Die letzen drei Monate Ref hingegen waren das Paradies auf Erden. Nie wieder hatte ich ein so laues Erwerbsleben...

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    für mich war das Ref wirklich die Hölle- persönliche Anfeindungen, ständig eins auf den Deckel und dazu noch mit Arbeit zugedeckt- wenn mir da jemand gesagt hätte: "Mein Gott, Mädel, dann wehr dich doch"- wäre ich je nach Tagesform entweder heulend zusammengebrochen oder hätte demjenigen ins Gesicht geschlagen- ernsthaft, wenn man jeden Tag Angst hat, in die Schule zu gehen und wirklich nur noch ums nervliche Überleben kämpft, dann hat man keine Kraft mehr, sich zu wehren!
    Auseinandersetzungen und Kritik verhallten ungehört bzw. wurden abgeschmettert mit: "Sie sind nicht belastbar!" Eine nachträgliche Dienstaufsichtsbeschwerde einer Mitrefin, die persönlich gemobbt wurde, hatte den Erfolg, dass die betreffende SL zwar versetzt, aber "hochbefördert" wurde.
    Aber: Es gibt sie doch auch, und auch in Bayern, die guten Seminare, in denen wirklich gute Seminarlehrer ausbilden und ihren Refs helfen! Ich hab danach an einer solchen Schule zwei Refis als Mentorin gehabt und konnte dann über eine landesweite gleiche Beurteilung echt nur noch lachen!
    Naja und jetzt sitz ich da mit einem Jahresvertrag, bin im Moment an einer Schule, denen ich so gut wie nichts recht machen kann und fühle mich ziemlich ins Ref versetzt.
    Sorry, im Moment hab ich einfach keine Kraft zum Revolutionieren und bin auch noch an der ganz falschen Stelle.
    Lg, Hermine

  • Ich hab auch gerad im Ref angefangen, und für mich gibt es schon jetzt zwei Seiten der Medaille....Die FLs sind jung und neu....und wollen sehen, dass die Stunden den Kindern was bringen, und nicht, dass ich der Hampelmann vom Dienst bin. Was die ersten UBs bringen,werde ich Euch dann mitteilen, aber bisher ist das prima.


    Und bei den Fachlehrern, tja, da kann ähnliches Verhalten ganz unterschiedlich wirken: Fach 1: keine (kaum) Hilfestellung, "laissez faire-Haltung", nur um dann nachher den Hammer sausen zu lassen...finde ich wenig hilfreich und fühle mich allein gelassen; Fach 2: zuletzt kaum Hilfestellung, aber am Anfang mit Material "zugemüllt" -- bekomme zwar nur auf Anfrage Rückmeldung, aber die ist im Moment schon so detailliert (sprich: es fallen kleine Macken auf), dass ich mich gut beraten fühle, grundsätzlich erstmal an meiner Persönlichkeit arbeite, und schon kreativ werde....In der ersteren Klasse fühle ich mich zur Schau gestellt und absolut unfähig... (mir wurde dieser Lehrer übrigens aufgedrückt..den hab ich nicht freiwillig genommen...)


    So, also,es gibt beides, und ich fühle mich auch nicht in der Lage ausser Schule und Seminar groß was verändern zu wollen, oder auch was anderes machen zu können. Ich bin froh, wenn ich die Woche überlebe. Drei Seminar-Tage sind einfach anstrengend zu dem ganzen anderen Kram.


    So, mal sehen wie's weitergeht. Gottseidank kann ich hier fragen und Rat suchen und fühle mich hier oft besser beraten als in den persönlichen Stunden a la "bei mir können Sie noch viel lernen (weil Sie ja so dooof sind!!!)"


    *group hug*


    Tina

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    carla schrieb am 17.04.2005 14:20:
    zum einen bin ich niemand, der Nerven wie Drahtseile hat und konnte deshalb gerade im ersten Jahr schlecht mit der dauerhaften Prüfungs- und Beurteilungssituation umgehen


    Genau so ging es mir auch! Jetzt noch manchmal, obwohl ich auch einiges gelassener nehme.


    Und ja, Dudelhuhn, du hast mich richtig verstanden. Ich hab mich etwas verworren ausgedrückt, hab ich nachträglich gemerkt.
    Das liegt vielleicht auch an der Situation: einerseits möchte ich meine Persönlichkeit und meinen Widerspruchsgeist ;) nicht aufgeben, andererseits muss man im Referendariat schon abwägen was man sagt, ohne gleich zum Opportunisten zu werden.


    Schlecht ertragen kann ich auch, Dinge eben nicht perfekt und mit Lob zu meistern (wie ich das gewohnt bin :D ;) ), sondern öfter auch einfach einstecken zu müssen.


    Da hätte ich allerdings Verbesserungsvorschläge!
    Zuviel Kritik kann Leute auch klein und unsicher machen.
    Und ich spreche nicht nur von mir, sondern auch von Seminarbesuchen, in denen ich meinte eine Spitzenstunde gesehen zu haben und dann Kritikpunkte kamen, da schlackert man mit den Ohren. Auch und besonders von Mitrefis X( - Das müsste als erstes verboten werden: das gegenseitige durch den Kakao ziehen! Man will ja dem FL zeigen, wie gut man reflektieren kann und sich ins rechte Licht rücken (gleichzeitig den Kollegen etwas in die Kniekehlen treten). Das fand ich persönlich das Schlimmste am Ref. Kameradenschweine...


    Das macht man nicht!


    Meint
    Melosine

  • Zitat

    ich meinte eine Spitzenstunde gesehen zu haben und dann Kritikpunkte kamen, da schlackert man mit den Ohren. Auch und besonders von Mitrefis - Das müsste als erstes verboten werden: das gegenseitige durch den Kakao ziehen! Man will ja dem FL zeigen, wie gut man reflektieren kann und sich ins rechte Licht rücken (gleichzeitig den Kollegen etwas in die Kniekehlen treten)


    Habe ich bislang (vielleicht auch mangels Gruppenhospitationen) einmal erlebt, aber das war genau einmal zu viel, selten hat mich etwas so aufgeregt X(
    Wobei ich vorher immer dachte, dass die Ausbildungsbedingungen die Leute zu solchen Schweinereien bringen, aber die sind ja in meinem Seminar (s.o.) nicht dementsprechen, und das würde auch nicht erklären, warum ein Teil der Refis solche Wadenbeißer-Attitüden entwickelt, der Rest aber nicht. Deshalb finde ich die Vorgehensweise eines FL gut: Die ganze Seminargruppe sieht nur Stunden, die sie auch gemeinsam vorbereitet und gehalten hat, d.h. es kommt nie einer alleine an den Pranger - und wenn's was zu meckern gibt, triffts mehrere.
    Aber zur Zeit habe ich ohnehin den Eindruck, das der Umgangston mit näherrückendem Examen rauher wird.... ?(


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

    Einmal editiert, zuletzt von carla ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    carla schrieb am 17.04.2005 21:07:
    Deshalb finde ich die Vorgehensweise eines FL gut: Die ganze Seminargruppe sieht nur Stunden, die sie auch gemeinsam vorbereitet und gehalten hat, d.h. es kommt nie einer alleine an den Pranger - und wenn's was zu meckern gibt, triffts mehrere.


    Das finde ich ja wirklich mal ne gute Idee! Sowas gibt's bei uns gar nicht.
    Das scheint auch Methode zu haben, sich gegenseitig kritisieren zu müssen.


    Klar, es sind auch Stunden zu sehen, da denke ich mir: Oh wei. Doch das sind nicht mal die, bei denen manche Mit-Refis fies werden. Eher bei den guten. Vielleicht aus Konkurrenzdenken? [Blockierte Grafik: http://www.my-smileys.de/smileys2/kotz.gif]
    Wenn dann so Sachen, wie: Du solltest mehr auf deine Lehrersprache achten. Du hast 6 x "okay" gesagt (zickiger Tonfall)", und der FL das überhaupt nicht bemerkt hatte, frage ich ich schon, was das soll :rolleyes: - Geht auch noch schlimmer, aber ist ja müßig, das hier im Einzelnen wiederzugeben.
    Schlimm finde ich auch, dass es von uns erwartet wird, dass wir uns daran beteiligen - ansonsten bekommt man mangelnde Seminarbeteiligung oder - Reflektionsfähigkeit bescheinigt. Ich schwitze immer Blut und Wasser, um ja keinen reinzureißen, aber trotzdem erkennen zu lassen, dass ich reflektierend am Gespräch teilnehme. Nochmal [Blockierte Grafik: http://www.my-smileys.de/smileys2/kotz_3.gif]


    Zitat

    Aber zur Zeit habe ich ohnehin den Eindruck, das der Umgangston mit näherrückendem Examen rauher wird....


    Diesen Eindruck habe ich seit der Halbzeit. Schlagartig wehte der Wind extrem erfrischend...


    LG, Melosine

  • Zitat

    Hermine schrieb am 17.04.2005 15:25:
    ernsthaft, wenn man jeden Tag Angst hat, in die Schule zu gehen und wirklich nur noch ums nervliche Überleben kämpft, dann hat man keine Kraft mehr, sich zu wehren!


    Meines Erachtens wird die Rolle des Seminars viel zu sehr überschätzt. Ich hatte das Glück im ersten Jahr eine sehr gute Ausbildungsschule mit tollen Kollegen und einem hervorragenden Mentor zu haben. Letzterer hat sich auch schützend vor mich gestellt, wenn es wieder Pingeligkeiten der Fachleiter gab.
    Dort habe ich das Meiste fürs tägliche Handwerk gelernt.
    Glücklicherweise sind die meisten Mentoren nämlich motivierte gute Lehrer, denen es weder um die Karriere noch um das geringe Deputat eines Fachleiters geht.
    Das ganze System mit der notenmäßig Allmacht der FL ließe sich schnell aufbrechen, wenn die Examensnote zum größten Teil aus der Ausbidlungsschule kommt und nicht von den FL. Die könnten ja in einer mündlichen Prüfung - wie dies jetzt schon in BW ist - die Didaktik prüfen und dann wäre aber gut...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Hallo,


    ihr macht mir richtig Angst! Ich hatte mir vom Ref. nur positive Erlebnisse ausgemalt. Das ist ja nie so, aber ich hätte nicht die Hölle erwartet.


    In meinen derzeitigen Seminaren mache ich fast immer den Mund auf, obwohl ich meinen zukünftigen Prüfern gegenüber stehe und bisher fanden diese es immer positiv, dass endlich mal einer den Mund aufmacht.


    Die Verbindung von Theorie ( Uni) und Praxis (Schule) im dualen System würde ich sehr begrüßen. Ich habe während meines IEP ( integriertes Eingangspraktikum) habe ich die besten Erfahrungen gemacht und mir echt gewünscht, dass SChule und Uni immer so gut verbinden würden.


    Kennt ihr dieses IEP? Wenn nein:
    Wir hatten 2x in der Woche von 8 - 12 Uhr Hospitation (und erste U-Stunden) in der Schule und ansonsten ganz normal Uni, aber eben ein Seminar speziell für das Praktikum.
    Das ganze lief das ganze Semester lang.


    ICh wünsche allen Ref. toi toi toi! Bitte haltet durch und lasst Euch nicht unterkriegen.


    Wünscht Euch die Studentin
    Stesch

  • Zitat

    In meinen derzeitigen Seminaren mache ich fast immer den Mund auf, obwohl ich meinen zukünftigen Prüfern gegenüber stehe und bisher fanden diese es immer positiv, dass endlich mal einer den Mund aufmacht.


    So ähnlich ging mir das auch. Ich hab auch schon in einem anderen Forum darüber berichtet, dass es mir und einem Mittreferendar mühelos möglich war, die Seminare zu umzuleiten. Jeder meiner Fachleiter hat nur allzu gerne sein Blatt zur Seite gelegt, wenn Referendare Ideen eingebracht und halbwegs ausgearbeitet zur Diskussion gestellt haben. Die blühten dann richtig auf...


    Gruß, Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    stesch schrieb am 18.04.2005 17:40:
    ihr macht mir richtig Angst! Ich hatte mir vom Ref. nur positive Erlebnisse ausgemalt. Das ist ja nie so, aber ich hätte nicht die Hölle erwartet.



    Das ging mir ähnlich vor dem Ref. Leider hatte ich auch noch den Fehler gemacht, im alten Referendarsforum viel zu lesen.
    Demnach schien das Ref eine Hölle zu sein, die man nur schwer überlebt :rolleyes:


    Soo schlimm ist es aber wirklich nicht! Und vor allem nich timmer.
    Hier werden ja jetzt die "Highlights" gepostet, aber die meiste Zeit über empfinde ich es einfach als normal und freue mich auf den Beruf hinterher!


    Dann kommen eben immer wieder stressige Zeiten mit vielen Unterrichtsbesuchen, etc.


    Den Mund aufmachen solltest du auch weiterhin. Wie gesagt, bisher schien mir das auch nicht zum Nachteil zu gereichen.


    Und noch was: wenn man genau "hinliest", scheint es auch eine Reihe netter Seminare zu geben.


    LG, Melosine

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