Fortbildungen Chemie

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen, die ihr das schöne Fach Chemie unterrichtet!


    Vielleicht kennt ihr ja schon den "Zentralkurs", die alle drei Jahre stattfindende, vom Verein Schweizer Naturwissenschaftslehrerinnen- und lehrer (VSN) organisierte, landesweit grösste Fortbildung für Chemielehrpersonen. Falls ihr noch nie davon gehört hat, dann wird's auf jeden Fall Zeit, denn ein Besuch lohnt sich extrem, auch wenn die Anreise aus Deutschland in die schöne Schweiz vielleicht ein bisschen mühsam ist - es hat eigentlich immer auch KuK aus Deutschland und Österreich, die meine Einschätzung da sicher bestätigen können. Ich verlinke euch mal den Flyer des letzten Zentralkurses, der 2018 an der Kantonsschule Solothurn stattgefunden hat, damit ihr euch einen Eindruck darüber verschaffen könnt, was da so läuft:

    Zentralkurs Solothurn


    2018 + 3 wäre nun eigentlich 2021 aber - wen wundert's - auch der Zentralkurs muss sich der aktuellen Situation fügen und wurde auf nächstes Jahr verschoben. Es gibt noch keine öffentlich zugänglichen Informationen dazu, da er aber am Gymnasium Liestal im Baselland stattfinden wird, kann ich euch exklusiv ankündigen, dass es vom 12. - 14. Oktober 2022 so weit sein wird. Eine eigene Homepage soll noch jetzt im Herbst 2021 aufgeschalten werden, ab Februar 2022 kann man sich für die Leitung eines Workshops anmelden (ja, ihr dürft auch, wenn ihr was Spannendes zu erzählen habt - das halbe OK sind übrigens Deutsche ... :D ), ab Mai 2022 wird man sich als Teilnehmer*in für die Workshops anmelden können. Erfahrungsgemäss sind die "guten" Workshops (die Chemiker*innen in der Schweiz sind sehr gut vernetzt, jeder kennt hier jeden und dementsprechend weiss man auch, was sich lohnt) sehr schnell ausgebucht, wer also interessiert ist, sollte auf jeden Fall ein Auge drauf behalten.


    Liestal könnte für Besucher*innen aus Deutschland besonders attraktiv sein, da es grenznah ist und damit einerseits mit dem ÖV (mit dem ICE bis Basel SBB, dort umsteigen auf die S-Bahn bzw. den IR Richtung Olten) gut erreichbar ist, andererseits kann man sich für die 3 Tage eben auch problemlos auf der deutschen Seite eine Unterkunft suchen und muss nicht in der Schweiz verarmen.


    Ich verlinke euch auch noch die Seite des VSN:


    Verein Schweizer Naturwissenschaftslehrerinnen- und lehrer (VSN)


    Dort könnt ihr schauen, was noch so an Weiterbildungen angeboten wird. Das Programm wird laufend aktualisiert, die meisten Veranstaltungen finden in Zürich statt.


    Habt ihr vielleicht auch in Deutschland und/oder Österreich was, was ihr speziell empfehlen könnt? Ich dachte, wir könnten das doch hier mal sammeln. Ich halte euch bezüglich des Zentralkurses auf jeden Fall auf dem Laufenden. Kleine Anmerkung noch: Nein, ich arbeite nicht am Gymnasium Liestal. Wir hatten überleget uns an der Organisation zu beteiligen, aber der Standort Muttenz ist für sowas wirklich grausam unattraktiv. Wir hatten vor ein paar Jahren mal eine Fortbildung zum Thema "chromatographische Trennverfahren" bei uns im Schulhaus und wurden von allen KuK, die von ausserhalb kamen, ausführlich bedauert für unseren abgewrackten Rostkasten :D

  • Das klingt ja wirklich sehr spannend! Ich habe leider aufgrund meiner noch geringen Erfahrung keine Empfehlungen für dich, aber ich wäre an solchen Veranstaltungen sehr interessiert. In deiner Einschätzung, ist dieser Zentralkurs in der Schweiz auch bereits sinnvoll für die Zeit unmittelbar vor bzw. zu Beginn des Referendariats, oder wäre es sinniger erst nach dem Ref dort teilzunehmen?


    Auf dem alten Flyer habe ich auch gesehen, dass die Teilnahme als Student deutlich günstiger ist, solange man auch VSN-Mitglied wird (Dann ist die Mitgliedschaftsgebühr enthalten). Kannst du vielleicht kurz etwas zu deinen Erfahrungen mit dem VSN erzählen, und ob eine Mitgliedschaft sich auch als Chemielehrer in D lohnen könnte?
    Vielen Dank schonmal!

  • Eine VSN-Mitgliedschaft lohnt sich nur, wenn Du regelmässig auf deren Fortbildungen gehst, die dann ja alle günstiger werden. Das wird für Dich wohl eher nicht in Frage kommen. Der VSN übernimmt auch eine beratende Funktion in gewerkschaftlichen Angelegenheiten, das betrifft Dich als nicht-Schweizer natürlich noch viel weniger. Für Chemiker und Biologen ist die VSN-Mitgliedschaft hier gewissermassen "Ehrensache". Die Physiker haben mit den Mathematikern zusammen einen eignen Verband, also eigentlich ist die Begrifflichkeit ein bisschen komisch. Aber das nur nebenbei bemerkt.


    Ein Besuch des Zentralkurses lohnt sich auch, wenn Du noch in Ausbildung bist. Ich war an meinem ersten Zentralkurs auch schon, während ich noch an der PH mit dem Lehrdiplom beschäftigt war. Wie das bei euch mit der finanziellen Unterstützung bei Weiterbildungsangeboten ist, das weiss ich natürlich nicht. Wenn Du's selber zahlen musst, plus noch Anreise und Unterkunft, dann ist das schon happig.

  • Vielen Dank für die Antwort!
    Für mich würde das vermutlich genau in die Zeit zwischen Studienende und Referendariatsbeginn fallen. Da wäre zumindest schonmal die Zeit für solche Fortbildungen da, auch wenn ich sie finanziell selber stemmen müsste. Anregungen zum Unterricht kommen einem sicher auch besonders für das Ref zugute.


    Die VSN-Mitgliedschaft lohnt sich dann wohl erstmal nicht. (Wobei ich ja immer noch nicht ausschließe in der Schweiz zu landen später). Aber das kann man auch bis dahin noch entscheiden.


    Ich habe mich auf der VSN-Website auch mal etwas umgeschaut und gesehen, dass dort alle Ausgaben der c+b-Zeitschrift frei verfügbar sind. Die enthalten auch je 5-10 Experimente für den Unterricht. Tolle Sache!

  • Die Fortbildungen in Österreich kann ich leider gar nicht empfehlen. Wir haben 15h Fortbildungspflicht, wo ich mir dieses unqualifizierte Desaster geben muss. Manchmal kann ich nicht anders und fange an zu diskutieren. Oft nutze ich die Zeit zum Korrigieren oder mit Kollegen anderer Schulen zu tratschen. Ich bin echt oft froh über mein Studium und Ref in Deutschland (RLP).

  • In Deutschland gibt es die MNU (mathematischer und naturwissenschaftlicher Unterricht) und die Gesellschaft deutscher Chemiker, die jeweils einmal jährlich einen Bundeskongress bzw. Fortbildung über mehrere Tage für Chemielehrer (hauptsächlich Gymnasium) anbieten.


    Bei der MNU bin ich seit 25 Jahren Mitglied, die Mitgliedschaft beinhaltet eine Zeitschrift und vergünstigte Fortbildungsangebote (bundesweit im Frühjahr, meistens in der Karwoche, zwischen 500 - 1500 Teilnehmer, von 8 - 18 Uhr mindestens 6 Vorträge und Workshops gleichzeitig auch mit bekannten Namen z. B. Lesch in München) und im Herbst jeweils eine ein- bis zweitägige Landestagung (in den meisten Bundesländern). Dieses Jahr wäre Berlin dran gewesen (leider nur online), nächstes Jahr Koblenz (immer an Uni oder Fachhochschule, einzelne Workshops auch an Schulen in der Nähe). Ich bin fast immer dabei und es kommen auch einige Schweizer, Österreicher und Niederländer. Sie bietet Fortbildungsangebote in allen Naturwissenschaften, Mathe, Informatik, Astronomie, fächerübergreifend (seit ein paar Jahren auch für andere Schularten, es gibt z.B. einen Grundschultag).


    Die ebenfalls mehrtägige Fortbildung der Gesellschaft deutscher Chemiker findet immer im September statt (dieses Jahr auch online seit Donnerstag bis heute), ich empfinde sie als "elitärer", als wissenschaftlicher (vermutlich nur für Gymnasien) , ich überlege seit Jahren ob ich Mitglied werden soll (für Lehrer gibt es auf Antrag vergünstigte Mitgliedschaft, immer noch teurer als MNU). Ich kenne einige der Fortbildner, es hat mich gereizt, aber in der 2. Schulwoche "frei kriegen" - schwierig. Das wird auch kommendes Jahr problematisch für mich bzgl. Schweizer Fortbildung (kurz vor unseren Herbstferien). Auch hier ist eine mehrfach im Jahr erscheinende Zeitschrift in der Mitgliedschaft inkludiert (mit vielen guten Versuchsanleitungen). Sie verleihen auch jedes Jahr den Abiturientenpreis für die besten Chemieschüler der Schule. Ich habe vor Jahren an den Fortbildungen zweimal teilgenommen.


    Ich habe bei allen Veranstaltungen sehr viel gelernt, ich empfinde sie besser und innovativer als die Fortbildungen vor Ort. Ich liebe die Diskussionen mit Kollegen aus anderen (Bundes-)Ländern, den Austausch mit den Schulbuchverlagen und ihren Autoren. Das geht zwar auch auf der didacta, aber sie ist zu sehr Massenabfertigung (mancher Wunsch von mir wurde nach der MNU-/Tagung umgesetzt). Die Exkursionen und Fabrikbesichtigungen sind teilweise auf Lehrer zugeschnitten und informativ (eines meiner Highlights war die Besichtigung eines Aluminiumswerkes in Hamburg, wir wurden in kleinen Gruppen zu 5 Personen eingeteilt, ich stand ein Meter vor dem geöffneten Schmelzofen (Elektrolyse). Diese Besichtigung wurde z. B. nur von Physik- und Chemielehrern besucht. Die Führung übernimmt oft ein leitender Ingenieur, der wissenschaftlich Antworten kann. Es gibt auch "allgemeine" Besichtigungen, ich war z. B. in Leipzig nachts "auf dem europäischen Paketflughafen" oder in der Völklinger Hütte. Und ich "liebe" Bergwerke aller Art.


    Wer mehr wissen möchte, nur zu. Ich beantworte Fragen gerne (soweit ich Bescheid weiß).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Der Zentralkurs in Liestal ist fast zu Ende. Ich würde euch sehr gerne das hier empfehlen, falls ihr es nicht schon kennt:


    https://boxperiment.de/


    Wir haben da immer auch so Deutsche als Referenten dabei, die sich wie Bolle freuen, was man uns Schweizern alles andrehen kann ^^


    Kennt jemand von euch den Peter Slaby aus Hessen? Grossartiger Typ <3

  • Ihr Glücklichen, ich habe ihn bisher noch nicht persönlich kennenlernen dürfen, jedoch schätzt die gesamte Fachschaft meiner Schule seine R.I.S.C Datenbank für Schulchemikalien [R.I.S.C.: Home (risc-online.de)];). Danke auch für den Link zum Boxeriment, Antimon! Kannte ich bisher noch nicht und werde ihn gerne mal ins Kollegium weiterleiten. Die erste Sichtung der Homepage regt auf jeden Fall an, weiter zu stöbern.

  • Ich habe ihn zum ersten Mal gesehen. Sein Workshop zum Thema Duftstoffe war brechend voll und meiner Einschätzung nach der Hit der 2 Tage :)


    Die beiden Fachvorträge waren dieses Jahr auch sehr gut. Ich habe vorhin auf dem Weg zum Bahnhof mit einem Kollegen noch sinniert, warum wir das Schwerpunktfach eigentlich mit den Biologen zusammen geben müssen. Es ist gerade diesmal schon sehr deutlich geworden, dass wir es mit den Physikern echt lustiger hätten. Slaby war wohl das "biologischste", der Rest war ziemlich viel Photochemie und Spektroskopie.

  • Ihr Glücklichen, ich habe ihn bisher noch nicht persönlich kennenlernen dürfen, jedoch schätzt die gesamte Fachschaft meiner Schule seine R.I.S.C Datenbank für Schulchemikalien [R.I.S.C.: Home (risc-online.de)];). Danke auch für den Link zum Boxeriment, Antimon! Kannte ich bisher noch nicht und werde ihn gerne mal ins Kollegium weiterleiten. Die erste Sichtung der Homepage regt auf jeden Fall an, weiter zu stöbern.

    Seine Fortbildung zu R.I.S.C. habe ich auch einmal besucht (morgens um 8 Uhr bei einer MNU ^^. Wir waren zu fünft und alle verschlafen. Ich musste vorher lachend daran denken, als ich seinen Namen las. Meine Schule ist aber "Fan" von D-GISS, Nachfolger von Hess-GISS, das er, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, im letzten Jahrtausend mit entwickelt hat, bevor er sich davon trennte. Seitdem kenne ich ihn, also knapp 25 Jahre.)

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  • Ah verstehe. Die deutsche Version von Thomas Seilnacht :) Ein Glück haben wir hier nicht so viel Bürokratie am Hals.

  • Und ich wusste bis jetzt gerade nicht, dass Seilnacht Schweizer ist. (Ich verstand daher zuerst deinen Kommentar nicht.:D)


    Seine Internetseiten suche ich ständig auf, er wird sogar auf dem baden-württembergischen Landesbildungsserver verlinkt. https://www.schule-bw.de/faech…isches/didaktik/seilnacht

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  • Der Thomas? Na, ein Berner sogar ^^ Ich habe gerade gesehen, dass es nur ein einziges, uraltes Foto von ihm im Netz gibt. Er existiert wirklich, ich war eben schon auf ner Fortbildung zum Thema Gefahrstoffe bei ihm. Er kennt ja beide Länder und hat dann auch mal die Unterschiede aufgezeigt. Sehr erhellend, was wir eben alles nicht müssen :)

  • geboren sogar in Basel


    Zu was wir nicht müssen. Vieles hier ist Bundesländersache. So schlimm finde ich es in Baden-Württemberg nicht. Wir haben viele Jahre NRW bemitleidet, von außen klangen Gefahrstoffbeurteilungen schlimm, inzwischen gleicht es sich dank RISU an.


    Dank dem Programm D-GISS sind Gefahrstoffbeurteilungen in wenigen Minuten erstellt, tausende liegen bereits fertig vor und können mit wenigen Klicks angepasst werden. Ich habe dadurch viele neue schöne Versuche kennengelernt, es reicht ein Stichwort einzugeben (und welche mit KMR-Stoffen aussortiert, früher war mir vieles nicht so bewusst). Dazu haben wir eine Inventarliste unserer Chemikalien (auch nicht schlecht). Mehr müssen wir nicht (und ich finde beides sinnvoll).

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