Seiteneinstieg Sachsen Magisterabschluss/ Anerkennung Fach

  • Hallo zusammen,


    vielleicht gibt es hier einige Spezialisten unter euch, die mir helfen können.

    Ich habe einen (sehr guten) Magisterabschluss (HF Erziehungswissenschaft und NF Sport sowie Soziologie). Vor einiger Zeit hatte ich mit dem LASUB telefoniert, welche Chancen ich damit in den Seiteneinstieg hätte und da wurde gesagt "maximal Förderschule", da hierfür die Erziehungswissenschaft anerkannt werden würde. Nun muss ich gestehen, dass ich mir hier den Einsatz überhaupt nicht vorstellen kann. Ich möchte es in der Grundschule versuchen, hier habe ich speziell auch langjährige GTA-Erfahrung, sowie weitere berufliche Erfahrung mit der Altersgruppe im Bereich Sport (inkl. diverser Zertifikate wie z.B. den Rettungsschwimmer).

    Nun zur Frage, wie kann ich trotzdem versuchen meine erbrachten Leistungen (einzelne Scheine aus der Zeit meines Studiums, habe ich leider nicht) doch für das Fach Sport anerkannt zu bekommen?

    Mir sind Fälle zu Ihren gekommen, wo Bewerber mit dem LASUB viele Diskussionen zu Anerkennungen hatten und am Ende doch Fächer anerkannt worden, weil sie noch aus irgendeiner Ecke einen Teilnahmeschein herbeigeholt haben.

    Wie sieht es z.B. aus, wenn man spezielle Prüfungsleistungen abgelegt hat? In meinem Falle habe ich z.B. eine Abschlussprüfung in Sportwissenschaft in Theorie und Praxis Schwimmen.

    Ich weiß, dass man oft viel erreichen kann, wenn man mit dem zuständigen LASUB telefoniert. Für diesen Fall möchte ich mich aber einfach besser aufgestellt wissen. Vielleicht kann ich durch eure Erfahrung ein paar Wissenslücken schließen.


    Vielen Dank.

  • Ich finde deine Anfrage etwas irritierend. Du beschreibst einerseits selbst bereits, dass es persönlicher Gespräche bedurft habe, um eine Anerkennung in anderen Fällen zu erlangen, dir sollte also klar sein, dass du dieses Gespräch mit der für die Anerkennung zuständigen Stelle suchen solltest. Andererseits schreibst du aber, du habest keine Einzelscheine mehr aus deinem Studium. Diese sind aber gerade für die Frage von Anerkennungen unerlässlich, um eben nachzuweisen, was du tatsächlich belegt hast, wenn der Studiengang an sich nicht aussagekräftig genug wäre, was bei dir offenbar der Fall ist. Wenn du eine konkrete Beratung zu deiner konkreten Situation suchst (und nur diese scheint mir in deinem Fall hilfreich zu sein), dann wende dich an die Bildungsgewerkschaft deines Vertrauens. Gerade in Bundesländern mit ausgeprägten Seiteneinstiegsprogrammen haben diese üblicherweise sehr viel Erfahrung in der Beratung von Seiteneinsteigern und sollten dir manchen hilfreichen Hinweis geben können, der dann auf deine persönliche Situation zugeschnitten ist. Allgemeine Hinweise wie andere das vielleicht gelöst haben werden dir denke ich weniger weiterhelfen, weil es ja offensichtlich darum geht im persönlichen Gespräch deine persönliche Situation zu vertreten und mittels deiner Studienleistungen argumentativ darzustellen.


    Last but not least, mein ganz persönlicher Senf: Ich finde es sehr erleichternd zu lesen, dass man dich angesichts deines Studienhintergrunds nicht direkt in der Grundschule verortet (und wohl auch bei der Förderschule keine Direktzusage erteilt hat) und nicht dafür zulassen möchte. Am Ende geht es schließlich zuallererst um Mathe, Deutsch, Sachunterricht (neben Musik, Kunst, Religion/Ethik, Sport, Englisch/Sorbisch/Französisch) als Unterrichtsfächer, von denen du gar keine Ahnung hast. Pädagogik ist ein hilfreiches Handwerkszeug, aber nun einmal kein Unterrichtsfach der Grundschule und Sport lediglich ein 2-3stündiges Unterrichtsfach, aus dem sich kein volles Deputat mit Unterrichtsstunden füllen lässt. Überleg dir einfach einmal inhaltlich, worum es - jenseits deiner Wünsche- an der Grundschule geht, was die Kinder lernen müssen und sollen und wie viel oder eher wie wenig Ahnung du von diesen Fachinhalten und ihrer Vermittlung hast.

    Wenn ich das sächsische System richtig im Kopf habe, würde es wenn, dann sowieso darauf hinauslaufen, dass du berufsbegleitend nachstudieren müsstest. Wenn du also unbedingt an die Grundschule möchtest, warum nicht einfach direkt das Nachstudium angehen, dich vernünftig qualifizieren, damit du, wenn du dann an die Grundschule als Lehrkraft gehst, direkt zumindest halbwegs vernünftigen Unterricht halten wirst können? Das haben deine künftigen Schüler:innen nämlich verdient, die keine Versuchskaninchen sind für "ich möchte es in der Grundschule versuchen"!

    Mich kotzt es persönlich an, wenn ich lese, wie Leute, die offenbar null Ahnung haben davon was fachlich und didaktisch an der Grundschule relevant sein könnte meinen ihre Selbstverwirklichung auf dem Rücken der ihnen anvertrauten SuS (und der KuK vor Ort, die das ausbügeln werden müssen, was du verbockst) austragen zu können, statt sich selbstkritisch einzugestehen, dass der eigene Hintergrund nicht einmal annähernd ausreichend ist für diese Schulart und insofern zuallererst eine Nachqualifikation erfolgen sollte in Form eines Nachstudiums, ehe man sich den Kindern zumutet als Lehrkraft. Grundschule kann nicht jeder, der selbst mal eine besucht hat. Die KuK dort leisten äußerst wertvolle und unersetzliche Arbeit und sind entsprechend qualifiziert. Also nimm das ernst und geh nicht davon aus, dass du mit deinem Hintergrund einfach so Grundschullehrkraft sein könntest, bloß weil du dir das wünschen würdest.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Danke CDL.


    Ich habe mich auch gefragt, warum der TE glaubt, einfach an die Schule zu können. Vermutlich liegt es daran, dass zu viele glauben, das bisschen rechnen kann ich doch, Rechtschreibung beherrsche ich auch, also kann ich es unterrichten. Wozu braucht man als Lehrer ein Studium, wir waren doch alle in der Schule.


    Ich hatte ein paar Male mit den Folgen fachfremden Unterrichts in Klasse 5 zu tun. Es war verheerend. Und das waren sogar ausgebildete naturwissenschaftliche Kollegen, die Mathe unterrichtet haben. Sie hatten zumindest von Didaktik eine Ahnung.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Kris, meinst du, sie hatten keine Ahnung von Didaktik? Zumindest würde ich das anhand deiner vorherigen Zeilen ableiten.


    Vielen Dank, CDL! Besser hätte man es meiner Ansicht nach nicht in Worte ausdrücken können!:rose:

    ???


    Die fachfremden Kollegen hatten keine Ahnung, in welchem fachlichen Rahmen Themen aus Klasse 5 eingebettet sind. Sie haben manches schlicht fachlich falsch erklärt, manche Methode ließ sich nicht ausbauen. Allgemeine Didaktik konnten sie schon.


    Ich musste also in Klasse 6 einiges richtig stellen, die Schüler einiges umlernen. (Ich hatte damals beim 1. Male viele Gespräche mit dem stellvertretenden SL, der zum Glück ebenfalls Mathelehrer war und voll hinter mir stand. Wir wollten den Kollegen nicht bloß stellen, den Schülern nicht zuviel zumuten, aber natürlich müssen fachlich falsche Vorstellungen korrigiert werden. Beim 2. Male hatte ich selbst Erfahrung und wusste was ich wie korrigieren kann. )



    Kurz


    Ich bin absolut gegen jeden fachfremden Unterricht auch bei den Kleinen. Nicht nur Didaktik ist wichtig, auch die fachliche Einbettung.

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  • Hallo in die Runde,


    danke für die Antworten. Wobei ich gestehen muss, dass ich etwas erschrocken bin, über den Inhalt und wie meine Person quasi disqualifiziert wird, ohne das man meinen genauen Hintergrund kennt. Ob ich von den Fächern Mathe, Deutsch und Sachunterricht und deren didaktischer Vermittlung irgendeine Ahnung habe, kann hier doch keiner wissen. Möglicherweise habe ich selber Kinder intensiv durch die Grundschulzeit begleitet und meine damit nicht 2 Jahre häusliche Lernzeit oder die Ausarbeitung eines Plakats, vielleicht habe ich auch schon als Vertretungslehrer in der Unterrichtsversorgung gearbeitet?

    Eine Nachfrage hierzu, um die genauen Hintergründe/ Bewegründe zu erfahren, wäre ja gerade in einem Pädagogen-Forum die weniger vorurteilsfreie Variante gewesen. Mal einfach so komplett das Grundschullehramt nachzustudieren passt vielleicht auch nicht in die Lebenswirklichkeit von manchen Menschen.

    Ich kann die Kritik an vielen Seiteneinstiegs-Interessierten durchaus nachvollziehen. Nur weil man selber mal die Grundschule absolviert hat, kann man noch lange nicht in dieser Alterskohorte unterrichten. Meine Person bringt wesentlich mehr als diese Tatsache mit.

    Die Antwort zur Bildungsgewerkschaft ist genau das, was ich mir durch meine Anfrage in diesem Pädagogenforum erhofft hatte.

  • Gute Frage aber wahrscheinlich weil vor 13 Jahren die zukünftige Berufswahl etwas anderes vorgesehen hatte. Nicht jeder weiß nach dem Abitur, dass sein zukünftiges Studium auch seine lebenslange Berufung sein wird. Aber das ist ja das schöne am Leben, dass sich Horizonte verändern und man Chancen bekommt nochmal eine neue Richtung einzuschlagen, die besser zum jeweiligen Menschen passt.

  • Lass mich versuchen, dir zu erklären, warum wir etwas kritisch oder empfindlich auf deine Anfrage reagieren:

    Ob ich von den Fächern Mathe, Deutsch und Sachunterricht und deren didaktischer Vermittlung irgendeine Ahnung habe, kann hier doch keiner wissen. Möglicherweise habe ich selber Kinder intensiv durch die Grundschulzeit begleitet und meine damit nicht 2 Jahre häusliche Lernzeit oder die Ausarbeitung eines Plakats, vielleicht habe ich auch schon als Vertretungslehrer in der Unterrichtsversorgung gearbeitet?

    1. Wenn du hier über Kenntnisse verfügst, wäre es eventuell sinnvoll gewesen, dies gleich zu erwähnen.

    2. Praktische Erfahrungen sind sicherlich wertvoll, ersetzen aber nicht die wissenschaftliche Ausbildung in den Fächern und ihrer Didaktik.

    Mal einfach so komplett das Grundschullehramt nachzustudieren passt vielleicht auch nicht in die Lebenswirklichkeit von manchen Menschen.

    Es ist aber grundsätzlich die Voraussetzung dafür, als Grundschullehrkraft zu arbeiten. Wenn jemand Arzt werden will, muss er auch Humanmedizin studiert haben, unabhängig davon, ob es zu seiner Lebenswirklichkeit passt und welche Vorerfahrungen er vielleicht hat. Oder wenn jemand Anwalt werden will, muss er Jura studieren. Der Quer- und Seiteneinstieg vermittelt teilweise eben genau das Bild, dass Lehrer doch jeder könne, und kann dadurch zu einer Deprofessionalisierung des Berufs führen, vor allem wenn Studieninhalte sehr flexibel anerkannt werden, ohne dass die notwendigen Kompetenzen erworben wurden.


    Was ich mich außerdem frage:

    da wurde gesagt "maximal Förderschule", da hierfür die Erziehungswissenschaft anerkannt werden würde. Nun muss ich gestehen, dass ich mir hier den Einsatz überhaupt nicht vorstellen kann.

    Warum kannst du dir das nicht vorstellen, wenn das eventuell besser zu deinem Profil passt? Hast du auch Erfahrungen an Förderschulen gesammelt oder entspringt deine Ablehnung hier eher Vorurteilen über diese Schulform? An der Förderschule hast du i. d. R. bessere Rahmenbedingungen (Ausstattung, Klassengröße, päd. Freiheiten) bei höherer Besoldung und geringerem Stundendeputat.


  • Hallo


    Danke für deine Antwort. Die Förderschule ruft bei mir keine Vorurteile, sondern Respekt hervor.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nach einer 3-monatigen Fortbildung dort vor einer Klasse stehen kann und die Kinder entsprechend unterrichten kann. Meine Kompetenz schätze ich für diese Schulform als nicht gegeben an und ich würde mich auch nicht aus dem Fenster lehnen und sagen, dass ich mal einfach so an einer OS oder GY unterrichten könnte. Meine Überlegungen den Seiteneinstieg zu machen, sind nicht ein paar Wochen alt und auch nicht unüberlegt und unbegründet, warum es die Grundschule sein soll.


    Viele Grüße

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nach einer 3-monatigen Fortbildung dort vor einer Klasse stehen kann und die Kinder entsprechend unterrichten kann.

    Diese Überlegung gilt - wie du hier schon gehört hast - genauso für die Grundschule.


    Zur eigentlichen Frage: Letztlich ist das LaSuB genau die Stelle, die dir mit deinen Fragen weiterhelfen kann. Wir können hier letztlich nur raten, was anerkannt wird und was nicht, das LaSuB kann es dir bei Vorlage deiner Qualifikationen genau sagen. Ich vermute mit Blick auf die Einstellungsbedingungen in Sachsen, dass dir kein an einer Schule unterrichtetes Fach anerkannt werden wird und du - ggf. berufsbegleitend - entsprechend nachstudieren müsstest. Wenn das nicht zu deiner Lebensrealität passt, ist vermutlich der Blick in ein anderes Berufsfeld, welches passender ist, angezeigt. Schau doch aber einfach erstmal, wie von dort die Rückmeldung ist.

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