Nach Ref-Abbruch als Angestellte arbeiten?

  • Dann war ich wohl wirklich zu kryptisch oder schreibfaul - tut mir leid!


    Aus meiner Retrospektive ist das Zweite Staatsexamen nur sinnvoll, wenn man an der Schule verbleiben will. Der Plan, man könne danach immer noch außerhalb von Schule arbeiten, lässt sich leichter verwirklichen, wenn man sich nicht durch den Abschluss stärker an das System bindet - nach dem Motto: "Jetzt habe ich das 2. Staatsexamen, nun kann ich ja wenigstens versuchen, noch verbeamtet zu werden. ... Ach, wo ich jetzt schon StR z. A. bin, versuche ich wenigstens noch die Lebenszeitverbeamtung und dann sehe ich weiter." ... usw. usf.

    Und "mit einem Male" sind 20 Jahre vergangen und es ist (scheint ?) zu spät für den Absprung. Das ist zwar nur mein Weg, aber ich hin nicht allein damit ... Meine Schüler haben entgegen dem hier durchscheinenden Frust wohl recht gern Unterricht bei mir und ich mache nicht Dienst nach Vorschrift. Ich unterrichte sehr gern (aber "alles andere" ist zunehmend frustrierend). Aber in meinem Fall wäre es besser gewesen, auf meinen Bauch zu hören, der diese starre System Schule so gar nicht mochte.

    Es wäre darum m. E. umso wichtiger für die Fragestellerin zu analysieren, was genau sie belastet.


    Zweitens: Kein Referendariat zu Ende führen und dann an der Schule zu verbleiben, erscheint mir aus den von vielen bereits genannten Gründen eine ganz schlechte Wahl. Und was bringt mir das 2. SE außerhalb von Schule? Kaum bis nichts, oder?

  • Dann war ich wohl wirklich zu kryptisch oder schreibfaul - tut mir leid!


    Aus meiner Retrospektive ist das Zweite Staatsexamen nur sinnvoll, wenn man an der Schule verbleiben will. Der Plan, man könne danach immer noch außerhalb von Schule arbeiten, lässt sich leichter verwirklichen, wenn man sich nicht durch den Abschluss stärker an das System bindet

    Danke für die Erklärung.


    Du bindest dich nicht stärker ans System, du fühlst dich bestenfalls stärker daran gebunden. Gegen irrationale Gefühle gibt es den Verstand.

    Bei meinem Ref Durchgang war ein Kollege dabei, der bereits vor dessen Ende eine andere Beschäftigung in der Tasche hatte, das Ref aber trotzdem noch durchgezogen hat. Ein weiterer Kollege war später als Refi an meiner Schule und hat sich danach auch gegen die Lehrertätigkeit entschieden. Beendet ist beendet und ob man irgendwann doch noch als Lehrer arbeiten möchte, kann man so im Vorfeld noch nicht immer abschätzen. Also lieber noch ein paar Monate das Ref fertig machen und sich so Möglichkeiten offen halten.

    Dass du es jetzt bereust, Lehrer geworden zu sein, ist schade. Es hängt aber rational nicht daran, dass du das Ref beendet hast, sondern daran, dass du entschieden hast, Lehrer zu werden/zu bleiben. Die Entscheidung hast du ja hoffentlich nicht getroffen, weil das zweite Examen eben da war und es leichter war, dabei zu bleiben, als etwas anderes zu machen.

  • Gegen irrationale Gefühle gibt es den Verstand.

    Gibt es auch rationale Gefühle?

    hängt aber rational nicht daran, dass du das Ref beendet hast, sondern daran, dass du

    Zum Glück kenne ich nun den Unterschied zwischen Verstand und Gefühl.


    Nun aber heißt es, besonders tapfer zu sein: Die Ansicht, rationale Entscheidungen bestimmten unsere Entscheidungen, ist aus historischer, philosophischer und neurowissenschaftlicher Hinsicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eines: ein (schöner) Selbstbetrug.

  • Nun aber heißt es, besonders tapfer zu sein: Die Ansicht, rationale Entscheidungen bestimmten unsere Entscheidungen, ist aus historischer, philosophischer und neurowissenschaftlicher Hinsicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eines: ein (schöner) Selbstbetrug.

    So kannst du dich natürlich aus der Verantwortung für deine Entscheidungen nehmen. 🤷🏾‍♂️ Macht das Leben und das Selbstmitleid einfacher.

  • Aber in meinem Fall wäre es besser gewesen, auf meinen Bauch zu hören, der diese starre System Schule so gar nicht mochte.

    Als quasi Behörde ist Schule in mancher Hinsicht starr. Im Hinblick darauf, welche Freiheiten ich habe, meine Arbeit dort nach meinen Wünschen zu gestalten, fühle ich mich aber in vielerlei Hinsicht in diesem tollen Job sehr frei. :)

  • fühle ich mich aber in vielerlei Hinsicht in diesem tollen Job sehr frei. :)

    Echt? Was machst du denn beruflich? Erzähl doch mal!

  • Als quasi Behörde ist Schule in mancher Hinsicht starr. Im Hinblick darauf, welche Freiheiten ich habe, meine Arbeit dort nach meinen Wünschen zu gestalten, fühle ich mich aber in vielerlei Hinsicht in diesem tollen Job sehr frei. :)

    Ja, das ist bei mir - im Vergleich zu meinem Job in der "freien Wirtschaft" vorher - jetzt auch so. Ich meine, ich vermisse einerseits wirklich manchmal dieses "Kollegending" sehr: Hier ein Käffchen zusammen trinken, da ein Small Talk. Ich war immer ein großer Fan der Teamarbeit. Aber: Da wo Licht, da auch Schatten. Ich hatte jahrelang eine Vorgesetzte, die mich immer in meinen Möglichkeiten beschränkt hatte. Ich hatte leider auch Mitarbeiter, bzw. "Kollegen", die mich gemobbt hatten. Das habe ich jetzt alles nicht mehr - was ich in meinem Unterricht mache und was ich mit SuS mache, die wirklich "nerven" ist - innerhalb grober Grenzen - mir überlassen. Und diese Freiheit genieße ich sehr. Und war auch exakt das, was mir Quereinsteiger, bei denen ich vor meinem Referendariat hospitiert hatte, erzählt und garantiert hatten. Dafür vermisse ich wie gesagt das Kollegending sehr - die direkte Zusammenarbeit. Da hatte ich jetzt aber auch mit meiner Lieblingskollegin eine Idee dazu: Wir gehen freiwillig zusammen in die ungeliebte HBF-Wirtschaftsklasse als Klassenlehrerin und Co-Klassenlehrerin. Wir dürfen zusammenarbeiten da (der direkte Austausch ist ja da sehr wichtig) und uns die Lernfelder aussuchen.


    Als starr empfinde ich das System natürlich auch trotzdem - gewisse Verhaltensweisen gewisser Mitarbeiter der ADD werden mir immer unerklärlich bleiben. Zwar deutlich verspätet, aber jetzt immerhin regelmäßig, bekomme ich aber ein recht gutes Gehalt. :)


    Wir Quereinsteiger lästern ja manchmal wirklich zusammen öfter über dieses und jenes - aber die Gespräche enden eigentlich immer recht schnell mit: "Gut, aber zurück in die freie Wirtschaft - never."

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