Füller und Schreibschrift in Hessen

  • Hi,

    mal ne reine Interessenfrage. Ich bin dieses Jahr Klassenlehrerin einer 3. Klasse in Hessen. Jetzt wird von unserer Deutsch-Fachschaft erwartet, dass die alle alles in Füller und in Schreibschrift schreiben. Mal abgesehen davon, dass wir ständig "explodierende" Füller haben und die Heftführung bei etwa der Hälfte meiner Klasse unter aller Sau ist...möchte ich in Mathe eigentlich keinen Füller sehen. Schreibschrift ist mir persönlich auch recht egal, so lange es leserlich ist (und sie nicht einen Buchstaben pro Kästchen schreiben). Ich unterrichte kein Deutsch.

    Während einer Unterhaltung mit meiner Kollegin meinte die dann, Füller und Schreibschrift wären halt so vom Kultusministerium vorgeschrieben. Im Kerncurriculum konnte ich dazu aber nix finden. Wo steht denn sowas? (Ich hatte gefragt, warum es denn kein Tintenroller oder sowas sein könnte...damit wir nicht ständig so ne Schmiererei haben.)

    Gibt es noch irgendwelche Dokumente, von denen ich wissen sollte?


    Danke. :)

  • Füller und Schreibschrift sind nirgendwo vorgeschrieben. Für Mathematik auch völliger Unsinn (in anderen Fächern auch, meiner Meinung nach).

  • Nein, siehe Rahmenplan Grundschule.

    Man muss mit Druckschrift beginnen, das ist bundesweit so.

    Weiter:

    Der Übergang zur verbundenen Schreibschrift muß nicht forciert werden. Durch Schreib-

    drucken wird die Entwicklung zur verbundenen Handschrift nicht beeinträchtigt. Erfah-

    rungsgemäß wollen alle Kinder die Schreibschrift lernen, sobald die ersten damit beginnen.

    Der Zeitpunkt sollte aber der Entscheidung jedes Kindes überlassen bleiben und eine

    (selbstkritische) Rückkehr zum Schreibdrucken offengehalten werden. - Vergleichbares gilt für

    das Schreiben mit dem Füller


    Gerade weil Kinder aber immer schlechter schreiben, verstehe ich auch den Wunsch der Deutschkolleg*innen.

  • Bezüglich Mathe: nein Füller ist da völlig fehl am Platz und ich frage mich auch, warum das nun die Deutschkollegin alleine entscheiden sollte.

    Sprecht ihr nicht im Kollegium über soetwas? Ist das ein Alleingang?


    Schreibschrift anbieten finde ich gut, in einer verbundenen Schrift zu schreiben, hat schon Vorteile. Es gibt aber durchaus Schüler, die das nicht schaffen, mir fällt auch in den letzten Jahren auf, dass die Motorik schlechter wird, vermutlich auch, weil das Schreiben mit der Hand allgemein weniger wird. Das sehe ich ja auch bei mir selbst. Früher in der Uni, hab ich noch Aufzeichnungen mit der Hand geschrieben, heute sitze ich in Lehrerkonferenz mit dem Laptop da und habe auch ansonsten fast alles digital. Ich habe zwar glücklicherweise eine gute leserliche Handschrift, sehe aber auch bei Kollegen, dass das nicht mehr unbedingt flächendeckend der Fall ist, einige tun sich motorisch echt schwer leserlich an die Tafel zu schreiben oder EInträge in Heften vorzunehmen.


    Also bei uns wird Mathe mit Bleistift gemacht. Bei farbrigen Markierungen vielleicht mal ein Fineliner.

    Das finde ich auch sinnvoll, Mathe besteht ja auch aus vielen Zeichnungen, Tabellen, Diagrammen, Formen usw.


    Ich bin auch kein Füller-Fan. Wenn die Schüler, damit schreiben wollen, bitte schön. Wenn sie sich arg schwer tun, empfehle dringend einen Tintenroller bevor sie da Rumschmieren- und Kratzen.


    Ordentlich Heftführung ist bei uns auf jeden Fall auch ein Thema, da ist von wirklich gut und übersichtlich bis zu schrecklich und absolutes Chaos alles dabei.

  • Ich kenne es aus der Grundschule auch nur so, dass der Füller in Mathematik deutlich später von den Fachkollegen zugelassen wird, als er im Deutschunterricht eingefordert wird.

    Ein ordentlicher Füller schmiert nicht von sich aus. Er läuft auch nicht ständig aus. Aber viele Kinder machen in Mathematik bei Hausaufgaben oder Übungsaufgaben viele Rechenfehler. Oft mehrmals hintereinander bei der gleichen Rechnung, so dass dann durch die Korrektur eine Riesenschmiererei entsteht. Radieren geht da ordentlicher.

    An der Nachbarsgrundschule schreiben in der dritten Klasse schreiben bis auf einzelne Schüler alle im Mathematikunterricht mit Bleistift und in Deutsch mit Füller. In der vierten Klasse schreiben dann in Mathematik mehr Kinder mit Füller. Ob alle, weiß ich nicht, aber bei uns kommen in der fünften Klasse viele Kinder an, die in Mathematik immer mit Bleistift geschrieben haben. (Anderes Einzugsgebiet.)

  • Bezüglich Mathe: nein Füller ist da völlig fehl am Platz und ich frage mich auch, warum das nun die Deutschkollegin alleine entscheiden sollte.

    Sprecht ihr nicht im Kollegium über soetwas? Ist das ein Alleingang?

    Ich war bisher in der 1. Klasse. Da war das kein Thema.

    Meine Schule ist bilingual und viele unserer englischsprachigen Kollegen können nicht genug Deutsch um sich da irgendwelche Dokumente durchzulesen. (Nach dem Motto: Wir machen das schon immer so.) Ich unterrichte zwar auf Englisch, spreche aber auch Deutsch als Muttersprache und kann mir Kram normalerweise selbst durch lesen. Daher auch meine Frage, ob das wirklich so vorgegeben ist. Ich hatte nämlich nichts finden können und war mir auch nicht ganz sicher, wo ich sonst noch nachschauen müsste.


    Ich hab an sich kein Problem mit Schreibschrift oder Füller. Dazu muss Schreibschrift aber auch geübt werden und es sollte auch ok sein, wenn Kinder eben nicht in der lat. Ausgangsschrift schreiben, weil es zum jetzigen Zeitpunkt einfach unleserlich ist. Ein kurzer Schreibschriftlehrgang in der 2. Klasse ist da nicht genug.

    Warum die Dinger ständig "explodieren", ist mit schleierhaft. Wir haben Hefte, Tische, Kinder und Wände voll mit Tinte. :staun: Tintenroller wäre mir da lieber.


    Für Mathe erwarte ich von meinen inzwischen nen Bleistift. Für Englisch eigentlich auch,..zumindest bis die Heftführung akzeptabel ist. Dann darf es auch ein Füller sein. Ich hatte mich nach der Unterhaltung nur gefragt, ob das irgendwo festgelegt oder ob das eher schulintern geregelt ist.


    Vielen Dank für die Antworten. :)

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