Mathe zu leicht? Ein Prof regt sich auf...

  • Ich glaube, deine Erfahrung ist da ziemlich anekdotisch. Meine Partnerin arbeitet immer schon in Unternehmen, deren Abteilungen - egal ob technisch oder kaufmännisch - überwiegend von MINTlern so im Allgemeinen geleitet werden. Davon machen nämlich ne ganze Menge im Laufe der Zeit eine Zusatzausbildung im Bereich Projektmanagement, hat meine Partnerin als studierte Biotechnologin eben auch. Die meisten Informatiker an der Uni belegen im Nebenfach BWL. Rumgedreht wird aus einem BWLer selten einer, der im Bereich MINT Ahnung hat.

    Naja, so'ne Ausbildung im Projektmanagement hat ungefähr jeder. Ich hab auch eine - und ein paar kaufmännische Zertifikate mehr. Diese muss man wohl machen, um etwas zu werden - und ich gebe zu, dass das wohl auch fachlich gerechtfertigt ist.


    Es ging ja eigentlich darum: Werden Mathematiker dringend gesucht und die hohe Scheiterquote ist deshalb eine Katastrophe. Da sagt meine anekdotische, aber lange Erfahrung: Unsinn, niemand braucht schlechte Mathematiker, da kann man gleich einen BWLer einstellen. Und: Mathematiker mit gutem Abschluss sind nicht teuer, in der Regel kriegt man sie für dieselben Gehälter, die man auch BWLern zahlt - und ich habe schon einige Mathematiker eingestellt. Somit sind Mathematiker auch nicht besonders knapp.

  • und repräsentativ für Mathematiker auch nicht, 85% sind BWLer.

    Das ist korrekt, darum ging es aber auch nicht. Der Beruf des Wirtschaftsprüfers ist auch nicht repräsentativ für BWLer, die meisten machen was anderes und ca. 85% der Wirtschaftsprüfer sind Wirtschaftswissenschaflter nicht BWLer, das ist ein Unterschied. Der Anteil der Wirtschaftsprüfer mit BWL Studium an der Gesamtmenge der Studierenden mit BWL Abschluss ist aber verschwindend gering. Es gibt in Summe etwa 14500 Wirtschaftsprüfer in Deutschland. Allein 2022/ 2023 gab es 240 000 BWL Studierende.


    Und deinen Eintrag Mathematiker auf deiner Seite habe ich gesehen und es sind, wie diskutiert, wenn du es genau ankuckst, eben keine durchschnittlichen Einstiegsgehälter von Mathematik-Absolventen. Somit auch nicht zu der BWL-Zahl vergleichbar.

    Die Vergleiche sind immer schwierig, da ein nicht unerheblicher Teil der Mathematiker in Berufen arbeitet, wo nicht Mathematiker dransteht. Das Problem gibt es aber auch in der Statistik für BWLer, die ebenfalls in Berufen arbeiten, wo nicht BWL dransteht und sie mit anderen Studiengängen konkurieren. Insofern weiß ich nicht so genau, was deine Aussage bezwecken soll.

    Meine These ist, der Durchschnitt der Gehälter aller studierten Mathematiker in den verschiedensten Berufen ist höher, als der von BWLer egal wo sie arbeiten. Diese These ist durch die Statistiken, die ich zitiert habe momentan abgedeckt. Du kannst aber gerne andere Statistiken raussuchen, wenn dich das ärgern sollte.

  • Es ging ja eigentlich darum: Werden Mathematiker dringend gesucht und die hohe Scheiterquote ist deshalb eine Katastrophe.

    Darum ging es eigentlich nicht, sondern eigentlich nur darum, dass man mit einem Mathematikstudium in der Wirtschaft sehr gute Verdienstmöglichkeiten hat.

    Denn tatsächlich bin ich deiner Meinung, dass es für die Wirtschaft nicht noch mehr MathematikerInnen braucht. Nur etwa 35% dieser Gruppe arbeiten auch tatsächlich als Mathematiker in der Forschung, Versicherung, Banken etc. Der Rest konkuriert mit anderen Berufsgruppen und kommt dort allerdings auch gut unter. Die Arbeitslosenquote unter MathematikerInnen ist sehr gering.

    Es gibt nur zu wenig Lehrkräfte mit Mathematik als Unterrichtsfach

    Die Abbruchquoten finde ich aus anderen Gründen zu hoch.

    Und: Mathematiker mit gutem Abschluss sind nicht teuer, in der Regel kriegt man sie für dieselben Gehälter, die man auch BWLern zahlt - und ich habe schon einige Mathematiker eingestellt.

    Der Vergleich ist etwas seltsam. Wenn sich Mathematiker und BWL auf den gleichen Job in der gleichen Firma bewerben mit den notwendigen Qualifikationen, bekommen natürlich beide das gleiche Gehalt, je nach Verhandlungsgeschick. Warum sollte da auch der Mathematiker mehr bekommen? Hat keiner behauptet.

    Es gibt nur noch die Möglichkeit in speziellen Mathematikerjobs zu arbeiten, die nach der Statistik dann besser bezahlt werden als der Durchschnitt. Und viele Mathematiker arbeiten in Konzernen mit mehr als 2000 MitarbeiterInnen, die ebenfalls besser bezahlen als der Durchschnitt. Das alles schlägt sich natürlich in der Statistik nieder.

  • raindrop


    Dem von dir zuletzt gesagten, würde ich allem zustimmen:

    • Mathematiker arbeiten oft nicht als Mathematiker, sondern konkurrieren überall mit vielen anderen akademischen Abschlüssen, unter anderem auch mit BWLern, Informatikern usw. und werden dort dann natürlich auch nicht besser als diese bezahlt.
    • wirklich als Mathematiker arbeiten nur sehr wenige Leute und es ist auch mit gutem Abschluss nicht leicht, in diese Jobs hineinzukommen

    Dazu ist zu bedenken, dass es in allen anderen akademischen Abschlüssen (inklusive BWL) natürlich auch Leute gibt, die sehr hoch bezahlt werden, z.B. Absolventen von Business-Schools, die gerade hoch im Kurs stehen. - Und da werden teilweise viel höhere Gehälter versprochen / in die Welt gesetzt als du sie oben genannt hast.


    Somit lässt sich nicht ohne weiteres sagen, was im Mittel herauskommt. Dem von dir zitierte Durchschnitts-Einstiegsgehalt einer weniger bedeutenden Jobplattform, bei dem man nicht genau weiß, was da unter "Berufsfeld Mathematiker" zählt, vertraue ich da nicht.


    Tatsächlich habe ich jemand gefunden, der sich die Mühe gemacht hat, Einstiegsgehälter von Mathematikern statistisch zu erheben:

    https://www.berufsstart.de/ein…alt/master/mathematik.php

    Sie kommen auf ein sehr moderates Durchschnittsgehalt für Einsteiger von 45.170,00 €.

    Die Datenbasis von 176 befragten Firmen ist nicht großartig, aber immerhin wird sie genannt.


    Die BWL-Zahlen im Umlauf sind ebenso wenig belastbar. Da sagt auch grundsätzlich keiner, wo er die Zahlen her hat.


    Kurz, man weiß es nicht. Wenn aber jemand verspricht, "mit Mathe verdient man ganz toll", würde ich zumindest immer sagen, das ist kein Selbstläufer.

  • Kurz, man weiß es nicht. Wenn aber jemand verspricht, "mit Mathe verdient man ganz toll", würde ich zumindest immer sagen, das ist kein Selbstläufer.

    Das ist doch eine klassische Binsenweisheit. In keiner Branche sind hohe Verdienste Selbstläufer und es ist wohl kaum sinnvoll, durchschnittliche Einstiegsgehälter in einer Branche mit Spitzengehältern in einer anderen Branche zu vergleichen.

  • Dem von dir zitierte Durchschnitts-Einstiegsgehalt einer weniger bedeutenden Jobplattform, bei dem man nicht genau weiß, was da unter "Berufsfeld Mathematiker" zählt, vertraue ich da nicht.

    Das ist mir durchaus bewusst. Alle diese Plattformen müssen mit dieser Ungenauigkeit leben und den Angaben, den die Berufstätigen oder Firmen dort auf der Plattform machen. Wir könnten auch eine beliebige andere größere Jobplattform nehmen, das Ergebnis wäre das gleiche.


    Spielt das wirklich eine Rolle was da unter Berufsfeld Mathematiker aufgezählt wird? Es werden wohl schon Mathematiker sein, die dort einen Beruf ausüben...

    Hier noch die Werte der BWLer von der von dir verlinkten Seite zur Vollsständigkeit: https://www.berufsstart.de/einstiegsgehalt/bwl.php.

    Auch hier ist das Durchschnittsgehalt geringer. Vielleicht lohnt es sich doch Mathe zu studieren, auch wenn es schwieriger ist 8)


    Und zumindest sind diese Zahlen genauer als unsere subjektiven Erfahrungen, die bei uns beiden wahrscheinlich sehr unterschiedlich sein werden.


    Wenn aber jemand verspricht, "mit Mathe verdient man ganz toll", würde ich zumindest immer sagen, das ist kein Selbstläufer.

    Das ist richtig, aber die statistische Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass das Gehalt ziemlich gut werden kann, wenn man, wie die meisten MathematikerInnen, die richtige Branche wählt.


    Man kann sich natürlich auch ganz bewusst, wie es einige Mathematiker machen, dafür entscheiden in den Schuldienst zu gehen.

    Ist für manche um ein vielfaches Erfüllender als gewinnmaximierende gesichtslose Daten zu analysieren oder den Gewinn von Unternehmen zu maximieren. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

  • ... und es ist wohl kaum sinnvoll, durchschnittliche Einstiegsgehälter in einer Branche mit Spitzengehältern in einer anderen Branche zu vergleichen.

    Das habe ich auch nicht getan, ich habe versucht, belastbare Durchschnittsgehälter zu finden, was erstaunlich schwierig ist. Weiterhin habe ich darauf hingewiesen, dass freiwillige Angaben in einer Jobplattform für das "Berufsfeld Mathematiker" wahrscheinlich nicht den Durchschnitt darstellen. Die Aussagen, dass viele Mathematiker sehr viel verdienen, kamen von anderer Seite, da ist es nur richtig, darauf hinzuweisen, dass einige BWLer viel mehr verdienen und dass das über den Durchschnitt wenig aussagt.


    Drittens, wo wir schon bei Durchschnitten und sinnvollen Vergleichen sind: Gerade weil BWL ein Massenstudiengang ist, ist ein Vergleich der Durchschnitte nur bedingt angemessen: Ein Student X, der überhaupt in der Lage ist, ein Mathestudium erfolgreich zu absolvieren, würde ein BWL-Studium sehr wahrscheinlich überdurchschnittlich oder jedenfalls nicht am unteren Ende absolvieren. Will man also für Student X vergleichen, ob er mit einem BWL oder Mathestudium mehr verdienen wird, kann man für den Gehalts-Vergleich da getrost mal die unteren 10-15% der BWLer weglassen.


    Letztens: Mathematiker-Gehälter sind "normal" und legen nicht nahe, dass Mathematiker immens knapp sind.

  • Letztens: Mathematiker-Gehälter sind "normal" und legen nicht nahe, dass Mathematiker immens knapp sind.

    Wenn man herausbekommen möchte, ob Mathematiker knapp sind, müsste man sich auch nur die Gehälter derjenigen ansehen, die als Mathematiker arbeiten. Diese Gehälter sind weit über dem Durchschnittsgehalt eines BWLers und auch der meisten Akademiker. Nach deiner Logik also immens knapp.

    Bei denen die mit BWLer konkurieren gebe ich dir Recht, da sind Mathematiker nicht knapp und verdienen auch nicht mehr.

  • Nach meiner Logik nicht:


    Müsste man nicht vielmehr schließen, dass es deutlich zu viele Mathematiker in der Wirtschaft gibt, da es einem erheblichen Prozentsatz nicht gelingt, als Mathematiker zu arbeiten und diese Leute (vielleicht/teilweise, das wäre noch zu prüfen) niedrige Gehälter in Kauf nehmen müssen? Wenn bei "Als-Mathematiker-Jobs" Knappheit herrschen würde, warum stellen sie dann nicht einfach einen der übrigen Mathematiker ein, statt ihn frustriert zu einer Softwarebude gehen zu lassen?


    Was die Gehaltserwartungen angeht, kommt nach längerer Diskussion jedenfalls heraus:

    Nach einer Umfrage mit Datenbasis 176 Firmen erhalten Master der Mathematik im Mittel ein Einstiegsgehalt von 45.170 €

    https://www.berufsstart.de/ein…alt/master/mathematik.php


    Nach einer Umfrage mit Datenbasis 4630 Firmen erhalten Master der BWL im Mittel ein Einstiegsgehalt von 40.863 €

    https://www.berufsstart.de/einstiegsgehalt/master/bwl.php


    Mathematiker erhalten als Einstiegsgehalt also im Mittel 11% mehr als BWLer. Das ist nicht gerade eine hohe Prämie gegenüber einem Massenstudiengang. Schaut man sich bei den BWLern die genauen Zahlen und die Quantile an, entspricht das durchschnittliche Mathematikergehalt etwa dem, was die oberen 75-80% der BWLer im Mittel erreichen. Ich würde mal sagen, das ist, was die Studenten, die ein Mathematikstudium erfolgreich abschließen, auch bei einer anderen Entscheidung erreicht hätten.


    Der Markt ist also gut im Gleichgewicht. Es gibt keine Knappheitsprämie, die das Ergreifen dieses Studiums besonders incentivieren würde, eine Risikoprämie für die viel höhere Abbruchquote ist auch nicht enthalten.

  • Müsste man nicht vielmehr schließen, dass es deutlich zu viele Mathematiker in der Wirtschaft gibt, da es einem erheblichen Prozentsatz nicht gelingt, als Mathematiker zu arbeiten

    Das könnte man schließen, wenn ein bedeutender Teil der Mathematiker keinen Job finden würde, dem ist aber nicht so. Das Mathematikstudium ist ein sehr generalisiert aufgestelltes Studium. Es gibt nicht den Mathematikerjob. Es gibt Jobs in denen Mathematiker ihre im Studium erlernten Techniken mehr oder weniger einsetzen können. Das sie so vielfach eingestellt werden, zeigt eher, dass die Wirtschaft Mathematiker sehr schätzt.


    Wenn bei "Als-Mathematiker-Jobs" Knappheit herrschen würde, warum stellen sie dann nicht einfach einen der übrigen Mathematiker ein, statt ihn frustriert zu einer Softwarebude gehen zu lassen?

    Weil Mathematiker, ähnlich wie BWLer, sich auch schon im Studium spezialisieren können. Versicherungen suchen Versicherungsmathematiker oder Wirtschaftsmathematiker usw. Die Wirtschaft braucht mehr dieser spezialisierten Mathematiker, sonst wären sie nicht so überaus gut bezahlt.

    Ich glaube auch kaum, dass Mathematiker frustiert zu einer Softwarebude geben, dafür ist die Bezahlung dort einfach zu gut.


    Mathematiker erhalten als Einstiegsgehalt also im Mittel 11% mehr als BWLer. Das ist nicht gerade eine hohe Prämie gegenüber einem Massenstudiengang.

    11% ist schon ganz ordentlich. Spannend wird es aber erst, wenn man sich die Weiterentwicklung der Gehälter ansieht. Das Anfangsgehalt ist ziemlich belanglos. Und auch hier sehen die Statistiken sehr gut aus.


    entspricht das durchschnittliche Mathematikergehalt etwa dem, was die oberen 75-80% der BWLer im Mittel erreichen.

    Du vergleichst das durchschnittliche Gehalt mit den oberen 75% -80% der BWLer? Das macht keinen Sinn, außer du willst die Statistik so hinbiegen, damit es in deine Theorie passt.


    Ich würde mal sagen, das ist, was die Studenten, die ein Mathematikstudium erfolgreich abschließen, auch bei einer anderen Entscheidung erreicht hätten.

    Nein hätten sie nicht. Warum ein langweiliges BWL Studium durchhalten, wenn man so etwas spannendes wie Mathematik studieren kann.

    Der Markt ist also gut im Gleichgewicht. Es gibt keine Knappheitsprämie, die das Ergreifen dieses Studiums besonders incentivieren würde, eine Risikoprämie für die viel höhere Abbruchquote ist auch nicht enthalten.

    Dazu müsstest du die Knappheitsprämie erstmal bestimmen können, um zu bestimmen, ob wir jetzt im Martkgleichgewicht sind oder nicht.

    Da unter MathematikerInnen sozusagen Vollbeschäftigung herrscht und es momentan kein Problem ist einen Job zu finden, der im Durchschnitt gut bezahlt ist, scheint der Markt noch nicht gesätigt zu sein.

  • Es gibt keine Evidenz, dass Gehaltssteigerungen bei Mathematikern größer sind als bei BWLern. Ich habe das oben schon angezweifelt.

    Ja, spezialisierte Mathematiker verdienen gut. Spezialisierte BWLer (Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Projektmanager, Vertriebsprofis) auch.


    Man kommt nicht umhin, dass das Mathestudium finanziell nicht honoriert wird und sich somit in der Wirtschaft auch niemand um gut ausgebildete Mathematiker streitet. Im Vergleich

    • Studium M hat eine Abbruchquote von 80%, ein erwartetes Einstiegsgehalt von 45 T € und eine durchschnittliche Arbeitslosigkeit von 0,8%
    • Studium B hat eine Abbruchquote von 30%, ein erwartetes Einstiegsgehalt von 41 T € und eine durchschnittliche Arbeitslosigkeit von 1,8%

    Es ist somit wahrscheinlicher, ein BWL-Studium in den oberen 50% zu bestehen, als ein Mathestudium überhaupt zu bestehen. Mit einem BWL-Abschluss in den oberen 50% kann man wiederum ein höheres Gehalt erwarten, als mit einem Mathestudium. Das ergibt sich aus den oben zitierten Zahlen (BWL-Verteilung) unter der Voraussetzung, dass das Gehaltsspektrum bei den BWLern den Studienerfolg widerspiegelt bzw. mit diesem hoch korreliert ist.

  • Vorsicht mit den Abbruchquoten, dahinter verstecken sich vielmals Studienfachwechsel und gerade kein Scheitern an sich. Dass in den Naturwissenschaften die Abbruchquoten höher als in anderen Fächern sind, hängt auch mit dem fehlenden NC zusammen, da genügend Studienplätze vorhanden sind. BWL hingegen hat i.d.R. einen NC, sodass bereits vor Beginn des Studiums schwächere Kandidaten "gefiltert" werden und daher nicht mehr in den Abbruchquoten auftauchen.

  • Dass in den Naturwissenschaften die Abbruchquoten höher als in anderen Fächern sind, hängt auch mit dem fehlenden NC zusammen

    Eigentlich nicht, nein. Wir haben gar keinen NC und gerade Medizin, das einzige Fach mit einem Zulassungstest, hat die geringste Abbruchquote. Das hier ist eine ältere Übersicht, die mal vom SRF zusammengestellt wurde:



    Da fehlt nun Medizin, das kann man aber im jährlichen Bildungsbericht nachlesen (die Verlinkung erspare ich euch, das Ding hat mehrere hundert Seiten.) Ich hatte die Zahl für Basel tatsächlich falsch und zu hoch im Kopf, ich hatte mich an eine Statistik mit Wechslerquoten erinnert. Da sind es ein paar mehr, aber insgesamt (also Abbrecher + Wechsler) dann auch nur um die 23 % in den Naturwissenschaften. Mathe und Informatik sticht ein bisschen oben raus aber nun auch nicht dramatisch.


    Was man in der Tabelle oben übrigens sehr schön sieht ist die Korrelation zur kantonalen Maturitätsquote. Die ist in der Westschweiz halt höher. In Basel-Stadt eigentlich auch, aber nach Basel gehen halt auch die Solothurner, Aargauer und Baselbieter studieren, da liegen die Maturitätsquoten bei 20 - 23 %.

  • Die ausgewiesenen Abbruchquoten sind zwar mit Vorsicht zu genießen, aber die Abbrüche im Mathematikstudium sind jetzt wie heute da. Die Anfängervorlesungen überstehen nur ca. 50%. Das war auch vor 25 Jahren schon so, als die Abiturquoten noch bei 20-25% lagen.


    Im Hauptstudium gab es auch noch einen nicht unerheblichen Schwund, der weniger ins Auge fiel: Leute mit Vordiplom, die sich seltener und seltener und am Ende überhaupt nicht mehr zeigten und die Abschlussarbeit nie abgaben. Heute ist das weniger schlimm, da sie ja dann schon einen Bachelor haben. Das beschleunigt diesen Prozess vermutlich.

  • Heute ist das weniger schlimm, da sie ja dann schon einen Bachelor haben

    Das stimmt ja nicht. Bis zum Bachelor sind es regulär 6 Semester, das Vordiplom hatte ich nach 4 Semestern. Der Bachelor ist durchaus ein ernstzunehmender Abschluss, ein Vordiplom war keiner.

  • Das stimmt ja nicht. Bis zum Bachelor sind es regulär 6 Semester, das Vordiplom hatte ich nach 4 Semestern. Der Bachelor ist durchaus ein ernstzunehmender Abschluss, ein Vordiplom war keiner.

    Ich wollte diese Abschlüsse oder Nicht-Abschlüsse nicht vergleichen. Diejenigen, die im Hauptstudium verloren gingen, scheiterten an der Diplomarbeit und hatten dann keinen Abschluss. Deshalb zog sich das Aufgeben oft lange hin. Das Bachelor-Master-System ist in dieser Hinsicht besser: Man kann sich nach dem Bachelor überlegen, ob noch mehr drin ist oder nicht.

  • Es gibt keine Evidenz, dass Gehaltssteigerungen bei Mathematikern größer sind als bei BWLern. Ich habe das oben schon angezweifelt.

    Nein nicht unbedingt, aber der Abstand der Durchschnittsgehälter der beiden Gruppen zieht sich durch das ganze Berufsleben. Der Prozentuale Unterschied summiert sich im Berufsleben zu einer ansehnlichen Summe auf.


    Ja, spezialisierte Mathematiker verdienen gut. Spezialisierte BWLer (Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Projektmanager, Vertriebsprofis) auch.

    Die von dir aufgezählten Jobs für spezialisierte BWLer werden ebenfalls von sehr vielen Mathematikern besetzt. Somit gibt es da keinen Vorsprung der BWLer. In den spezialisierten Berufen für Mathematiker werden sich aber nur im verschwindenden Maße BWLer verirren.


    Man kommt nicht umhin, dass das Mathestudium finanziell nicht honoriert wird und sich somit in der Wirtschaft auch niemand um gut ausgebildete Mathematiker streitet.

    Den Beweis bist du noch schuldig. Und wie oben schon geschrieben. Es gibt so gut wie keine arbeitslosen Mathematiker, sie verdienen gut, also werden sie wohl schon irgendwie von der Wirtschaft gebraucht.

    Es ist somit wahrscheinlicher, ein BWL-Studium in den oberen 50% zu bestehen, als ein Mathestudium überhaupt zu bestehen.

    Ja, aber der Mathematiker könnte dann noch ein BWL Studium beginnen, Umgekehrt eher unwahrscheinlich.


    Mit einem BWL-Abschluss in den oberen 50% kann man wiederum ein höheres Gehalt erwarten, als mit einem Mathestudium. Das ergibt sich aus den oben zitierten Zahlen (BWL-Verteilung) unter der Voraussetzung, dass das Gehaltsspektrum bei den BWLern den Studienerfolg widerspiegelt bzw. mit diesem hoch korreliert ist.

    Ich glaube, du hast dir die Zahlen selber nicht so genau angesehen?

    Wenn du die Zahlen der BWL und der Mathematiker prozentual auswertest, haben für BWLer 39 % der Firmen angegeben, dass sie ein Gehalt über 45 000 € zahlen.

    Für Mathematiker waren es 55%.

    Bei Gehältern über 50 000 € sind es bei den BWLer nur noch 18 %. Bei den Mathematikern sind es 36 %.

    Das ist ein Indiz dafür, das die Wirtschaft bereit ist für Mathematiker mehr zu bezahlen.

  • ntspricht das durchschnittliche Mathematikergehalt etwa dem, was die oberen 75-80% der BWLer im Mittel erreichen. I

    Ich denke mal, das du diesen Absatz meinst? Es macht überhaupt keinen Sinn das durchschnittliche Gehalt einer Gruppe mit dem oberen Gehalt der anderen Gruppe zu vergleichen... Die Behauptung an sich ist unlogisch und wird auch durch die Zahlen nicht belegt.

    Wie ich oben geschrieben haben, vergleiche die Gehälter beider Gruppen in den verschiedenen Gehaltsgruppen und du kommst zu dem Ergebnis, das es jeweils für die Mathematiker besser aussieht.

  • Ich denke mal, das du diesen Absatz meinst? Es macht überhaupt keinen Sinn das durchschnittliche Gehalt einer Gruppe mit dem oberen Gehalt der anderen Gruppe zu vergleichen... Die Behauptung an sich ist unlogisch und wird auch durch die Zahlen nicht belegt.

    Wie ich oben geschrieben haben, vergleiche die Gehälter beider Gruppen in den verschiedenen Gehaltsgruppen und du kommst zu dem Ergebnis, das es jeweils für die Mathematiker besser aussieht.

    Die eigentliche Frage ist doch: Welches Gehaltserwartung hat derselbe Student, wenn er sich entscheidet

    • a. Mathematik und
    • b. BWL

    zu studieren.


    Die Gehaltsverteilung BWL ergibt: Mathematiker verdienen durchschnittlich so viel wie die oberen 75-80% der BWLer. (Rechnung: Lasse in der BWL-Verteilung das untere 20%-Quantil weg, rechne dann den Mittelwert neu aus, gewichtetes Mittel).


    Glaubt man die Durchfallquoten im Internet, ist es nun aber erheblich wahrscheinlicher, in den oberen 75-85% der BWLer zu landen, als Mathematik überhaupt zu bestehen. Die Wahrscheinlichkeit ist vielmehr ungefähr gleich Mathematik zu bestehen und in BWL im oberen 50% - Quantil zu landen. Das obere 50% Quantil der BWLer wird aber durchschnittlich besser bezahlt als der durchschnittliche Mathematiker.


    ---> ein Student, der das Mathestudium bestehen würde, hat trotzdem eine höhere Gehaltserwartung, wenn er sich für BWL entscheidet.


    Glaubt man die oben genannten Abbruchsquoten, ist es eben nicht sinnvoll, die Quantile Mathematik und BWL direkt zu vergleichen, weil die Wahrscheinlichkeit, in den jeweiligen Quantilen zu landen dann für den Studienanfänger in Mathematik und BWL nicht gleich und für den Mathematik-Studienanfänger viel niedriger ist.


    Nun kann man die Abbruchsquoten natürlich angreifen. Abbruchsquoten sind nicht unbedingt gleich Scheiterquoten. Weiterhin kann man behaupten, die Anfänger in Mathe wären eben schlechter, als die in BWL, weil es da keinen NC gäbe (Mein Mann hatte einmal die Freude, die Vorlesung Mathe-für-BWLer an der Uni zu halten, der würde da etwas ganz anderes dazu sagen ...)...

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