Lehramtsstudium - Eierlegende Wollmilchsau gesucht

  • Hallo zusammen,

    ich bin neu hier :wink_1:

    Ab Herbst möchte ich Lehramt an Förderschulen studieren. Aufgrund meiner beruflichen Vorerfahrungen habe ich mich für die Förderschwerpunkte "Sprache" und "Hören" entschieden.

    Ich habe folgendes Anliegen:

    Bisher konnte ich keine Hochschule finden, die diese Kombination ermöglicht. Inzwischen suche ich deutschlandweit. Gibt es irgendwo die Möglichkeit diese Förderschwerpunkte in Verbindung miteinander zu studieren? An den in der hiesigen Region einzigen Förderschulen für Sprache und für Hören und Kommunikation konnte mir diese Frage nicht beantwortet werden.

    Im Zuge meiner Recherche habe ich mittlerweile den Überblick verloren wie ein solches Studium aufgebaut sein kann.

    Manche Hochschulen unterscheiden zwischen einem ersten, großen und einem zweiten, kleineren Förderschwerpunkt mit weniger ECTS, an anderen gibt es diese Unterteilung nicht. Ggf. kann ein dritter Förderschwerpunkt zu einem späteren Zeitpunkt nach studiert werden.

    Mal wird Lehramt an Förderschulen ohne Zuordnung zu einer Schulstufe angeboten, an anderen Orten kann zwischen Grundschuldidaktik und Didaktik der Sek I gewählt werden.

    Hierzu interessieren mich Erfahrungsberichte zu Vor- und Nachteilen in Studium, Praxis und bei der Stellensuche. Sind solche Details überhaupt relevant?

    Dann habe ich auch noch "Sonderwünsche", bzgl. Wahlkursen im Studium:

    - gleichzeitige DaF/DaZ-Qualifizierung

    - Erlernen der Deutscher Gebärdensprache

    Deswegen auch Suche nach der "eierlegenden Wollmilchsau" 🙈

    Letzter Punkt: Kassen(teil)zulassung in Sprachheilpädagogik. Dbzgl. bietet die Leibniz Universität Hannover einen Doppelmaster an, allerdings steht der Förderschwerpunkt "Hören" dort leider nicht zur Wahl...

    Gibt es hier Sprachheilpädagog*innen, die therapeutisch tätig sind und berichten können?

    Ich freue mich auf den Austausch im Forum! Meldet euch gerne auch per PN.

    Liebe Grüße und einen schönen Abend

  • An der PH Heidelberg ist die Kombination auf jeden Fall möglich.

    Hier hat der erste Förderschwerpunkt mehr verpflichtende Studieninhalte als der zweite.

    Falls du im Vorbereitungsdienst in BW bliebest, würdest du auch in beiden Förderschwerpunkten ausgebildet, allerdings im ersten länger/intensiver.

    Man wird im Studium in einem Bildungsbereich der Grundschule (Deutsch oder Mathematik) sowie in einem Fach der Sekundarstufe 1 ausgebildet, kann nachher in beiden Stufen unterrichten sowie auch in der Frühförderung eingesetzt werden (was mit den beiden Schwerpunkten auch gar nicht so unwahrscheinlich ist).

    Das Erlernen der DGS ist in Heidelberg meines Wissens nicht nur möglich, sondern bei Wahl des Förderschwerpunktes Hören auch obligatorisch.

    Kassen(teil)zulassung mit rein schulischer Sonderpädagogik Sprache ist heute meines Wissens heute nirgendwo mehr möglich. Dazu sind die sprachtherapeutischen Inhalte überall zu sehr gekürzt worden und es gibt viele Logopäden sowie akademische Sprachtherapeuten, die spezifischer ausgebildet sind.

    Da bräuchtest du also tatsächlich eine Doppelqualifikation. Manche Hochschulen bieten außerschulische Masterstudiengänge für Sprachtherapie an, in die man sich mit einem - auch potenziell lehramtsbezogenen - Bachelor in Sonderpädagogik einschreiben kann, zum Beispiel die Uni Hannover, glaube ich?

    Ich denke jedoch, da solltest du vorher überlegen, ob du Sprachtherapeutin oder Sonderpädagogin werden willst. Die Rahmenbedingungen, Möglichkeiten etc. unterscheiden sich doch.

    Darf ich interessehalber fragen, was deine beruflichen Vorerfahrungen sind, die zu den beiden Förderschwerpunkten führen?

    • Offizieller Beitrag

    - Erlernen der Deutscher Gebärdensprache

    Die beste Qualifikation in dem Hinblick sollte weiterhin in Berlin sein (Gebärdensprachpädagogik/Audiopädagogik), vll allerdings mit Vorkenntnissen?

    Allerdings: du kannst nicht alles in EINEM Studium haben. Wenn du eine fundierte Sprachausbildung haben willst, nimmt es Zeit (Berlin dürfte weiterhin nur einen Förderschwerpunkt haben?)

    Auch DaZ/DaF: wenn es eine Zusatzquali ist, die ‚jede*r‘ dazu machen darf, dann ist es eben Mehraufwand (lohnt sich aber!). Wenn es nur ein Modul für alle Lehrämtler (NRW), dann ist es nur Makulatur.

  • An der PH Heidelberg ist die Kombination auf jeden Fall möglich.

    Ja, meine Tochter hat das gemacht. Sie hat aber zuerst Lehramt an Grundschulen studiert und dann das Aufbaustudium angeschlossen mit den Förderschwerpunkten Sprache und Hören. In Heidelberg.

  • Guten Abend,

    ich danke euch für den Input! Mit der PH Heidelberg und der Gebärdensprachpädagogik in Berlin werde ich mich vertieft auseinander setzen.

    Kann noch jemand etwas zum Thema Sprachtherapie/Kassenzulassung beisteuern? Hat hier vielleicht sogar jemand das Doppelmaster-Programm an der Leibniz Universität Hannover durchlaufen und kann von seinen Erfahrungen berichten?

    Aus dem GKV-Spitzenverband-Schreiben zu den zulassungsfähigen Berufsgruppen bin ich nicht schlau geworden.

    Gibt es für Sprachheilpädagog*innen spezielle Weiterbildungsmöglichkeiten um in der Sprachtherapie arbeiten zu können, weiß das jemand?

    Plattenspieler ich arbeite in einer vorschulischen Einrichtung der Eingliederungshilfe und habe im Rahmen meiner Berufsausbildung an drei verschiedenen Förderschulen hospitiert.

    Liebe Grüße

  • Weitere Möglichkeit: In Bayern studiert man ja inzwischen auch zwei sonderpädagogische Förderschwerpunkte. An der LMU München müsste man Sprachheilpädagogik als Hauptfach und Gehörlosen-/Schwerhörigenpädagogik als Nebenfach (heißt "Qualifizierung" oder so) wählen können.

    Wenn man Hören als Hauptfach will, dann würde das aber irgendwie anders über einen Bachelor- und Masterstudiengang laufen ...

    Siehe: https://www.lmu.de/de/studium/stu…nderpaedagogik/

    In Bayern dürfte aber der Unterschied im Umfang der beiden Förderschwerpunkte mit am größten sein.

    An der LMU gibt es auch einen Bachelor- und Masterstudiengang Sprachtherapie, der zur (meines Wissens vollen) Kassenzulassung führt. Inwiefern das neben Lehramt Sonderpädagogik als Doppelstudium möglich ist bzw. wie viel zusätzlichen Aufwand dies beinhalten würde, kann ich dir nicht sagen. Nach den Studienplänen sieht es aber nach nicht vielen doppelt anrechenbaren Lehrveranstaltungen/Modulen aus, Praktika wären auch jeweils separat usw. Vermutlich ist beides zulassungsbeschränkt, so dass ich gar nicht weiß, ob man sich für beides gleichzeitig einschreiben könnte. Aber falls das in Frage käme, kannst du dich ja auch informieren.

    Darf ich noch einmal interessehalber fragen: Dass du die Schwerpunkte Sprache und Hören studieren willst (und in dem Rahmen DGS lernen), kann ich gut nachvollziehen.

    Warum die Kassenzulassung dir so wichtig ist, noch nicht ganz. Willst du dich noch nicht festlegen, ob du Lehrerin oder (außerschulische) Therapeutin werden willst? Oder willst du beides nebeneinander machen? (Ist das realistisch und sinnvoll?)

    Ich kenne einige, die haben erst eine schulische Ausbildung zur Logopädin gemacht (3 Jahre) und danach, teilweise nach einigen Jahren Berufspraxis, Sonderpädagogik studiert. Die haben natürlich auch eine volle Kassenzulassung. Vermutlich wäre das der kürzeste und einfachste Weg?

  • Hallo Plattenspieler,

    nochmals vielen Dank, aber wie Du selber weißt ist der Umfang der Förderschwerpunkte an der LMU eklatant.

    Inzwischen habe ich erfahren, dass das Doppelmaster-Programm an der Leibniz Universität Hannover ausläuft, weil der M. A. Sonderpädagogik und Rehabilitationswissenschaften umstrukturiert wird und die Sprachtherapie zukünftig nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

    Außerdem habe ich Rückmeldung vom Deutschen Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie zu meiner Frage in Hinsicht auf die Kassenzulassung als Sprachheilpädagogin erhalten; diese gibt es nur nach absolvierter Fachschulausbildung in Logopädie, entsprechendem berufsqualifizierden Studium oder für Sprachheillehrer*innen, die vor 2008 ihr Lehramtsstudium absolviert haben. Anscheinend hat sich da im Zuge der Bologna-Reform der Schwerpunkt Richtung Sprachförderung verlagert, weswegen keine Kassenzulassung mehr erfolgen kann.

    Mir wurde der Master in klinischer Linguistik an der Philipps-Universität Marburg als für Quereinsteiger*innen besonders geeignet empfohlen.

    Meine Motivation für eine Doppelqualifikation ist tatsächlich, mir alle Möglichkeiten offen zu halten. Ich bin beruflich schon immer mehrgleisig gefahren und habe damit gute Erfahrungen gemacht.

    Die Humboldt-Universität Berlin ist leider raus. Es kann entweder der alleinige Förderschwerpunkt "Gebärdensprachpädagogik" studiert werden oder der Förderschwerpunkt "Hören und Kommunikation" zusammen mit einem anderen Förderschwerpunkt. Bei dieser Kombination wird allerdings keine DGS vermittelt...

    Ich werde es wahrscheinlich wie die Tochter von Zauberwald machen. An der PH Heidelberg gibt es immerhin das besondere Erweiterungsfach Taubblinden-/Hörsehbehindertenpädagogik, ausschließlich für Lehramtsstudierende der PH Heidelberg und deutschlandweit einmalig. Und eine DaZ-Qualifizierung findet auch statt.

    Zauberwald, ich danke für den entscheidenden Tipp! Anscheinend wird dort didaktisch nicht nach Schulstufen unterschieden?

    Liebe Grüße

  • Zauberwald, ich danke für den entscheidenden Tipp! Anscheinend wird dort didaktisch nicht nach Schulstufen unterschieden?

    Hey, ich habe die PH Heidelberg als erster ins Spiel gebracht! ;)

    Du musst dich für keine Schulstufe entscheiden. Du studierst ein Unterrichtsfach (dieses analog zu den Sek-1-Studenten) und eine sogenannte Grundbildung (Mathematik oder Deutsch, diese analog zu den Grundschulstudenten). Daneben die sonderpädagogischen Schwerpunkte, Wahlpflichtbereiche, Grundlagen usw. und die allgemeine Pädagogik etc.

    (Bei Zauberwald s Tochter war das etwas anders, da sie es als Aufbaustudium absolviert hat und nach absolviertem Grundschulstudium zuvor nur die sonderpädagogischen Inhalte belegen musste.)

    Formal qualifiziert bist du - zumindest in BW - danach für den Frühbereich (0 - 6 Jahre), Primarstufe, Sekundarstufe 1 und theoretisch auch sonderpädagogische Bildung im berufsbildenden Bereich (gibt es im Förderschwerpunkt Hören durchaus).

    Zur Kassenzulassung: Finde ich gut, dass du dich selbst kundig gemacht hast; ist bei Studieninteressierten hier im Forum leider nicht selbstverständlich. Ich schrieb ja auch schon, die sprachtherapeutischen Inhalte im Sonderpädagogikstudium wurden quasi überall gekürzt und es gibt spezifisch ausgebildete "Konkurrenz". Vor 40 (?) Jahren oder so, als Sprachheillehrer einen wesentlichen Anteil auch außerschulischer Sprachtherapie verantworteten, gab es noch kaum Logopäden und akademische Sprachtherapeuten noch gar nicht.

    Ja, das Erweiterungsfach Taubblinden-/Hörsehbehindertenpädagogik klingt sehr interessant. Allerdings gibt es eine Schule in Baden-Württemberg, die für diese sehr spezifische Form der Mehrfachbehinderung landesweit zuständig ist - ob der Bedarf so hoch ist, weiß ich nicht? Aber spannend ist es sicher, ja.

  • Zwei Aspekte noch zu Heidelberg:

    1. Hier gibt es auch den Bachelorstudiengang "Gebärdensprachdolmetschen": https://www.ph-heidelberg.de/ba-gsd/ueber-den-studiengang

    Aber das ist natürlich etwas anderes als Sonderpädagogik oder Sprachtherapie.

    2. Im Sonderpädagogischen Handlungsfeld "Sprache und Kommunikation" in Heidelberg (nicht der Förderschwerpunkt Sprache, sondern ein anderer Studienbereich für alle Sopäd-Studierenden: https://www.ph-heidelberg.de/ifs/studienbereich/) hängt der Schwerpunkt, so wie ich es verstehe, vom gewählten ersten Förderschwerpunkt statt.

    Bei Hören wäre das dann der Schwerpunkt Gebärdensprache, bei Sprache der Schwerpunkt Sprachwissenschaft.

    Wenn dir DGS also sehr wichtig ist, könnte es evtl. sinnvoll sein, Hören als Haupt- und Sprache als Nebenfach zu wählen ...

    Aber lass dich diesbezüglich dort beraten. Ich habe weder in Heidelberg studiert noch unter der aktuellen Studienordnung noch den Förderschwerpunkt Hören.

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