Jül oder Vorschule

  • Hallo,

    in Niedersachsen gibt es in manchen Landkreisen noch Vorschulen bzw. Schulkindergärten oder Basisklassen (die Bezeichnungen sind teilweise unterschiedlich).

    Wer von euch arbeitet an einer Grundschule, die auch eine Vorschule anbietet? Und welche Erfahrungen macht ihr damit?

    Ich frage mich, warum nicht alle Schulen eine Vorschule anbieten. Es ist für manche Kinder doch eine Chance, wenn sie dort ein Jahr lang bestimmte Basisfähigkeiten üben können, bevor sie in die erste Klasse gehen. Vor allen Dingen, wenn diese KInder schon in die Schule gehen möchten, aber eben noch nicht schulreif sind.

    In Bremen gab es früher Vorschulen, diese wurden aber leider flächendeckend abgeschafft, mit der Begründung, die Kinder würden durch den Besuch einer Vorschule stigmatisiert werden ... seht ihr das auch so? Ich persönlich sehe das nicht so. Wie gesagt, ich finde eher, es ist eine Chance für die Kinder.

    In Bremen gibt es in vielen Schulen Jül 1/2 und die Kinder, die früher in der Vorschule waren, gehen dann eben drei Jahre in die Eingangsklasse. Ist das wirklich besser für die Kinder? Können sie mit Jül besser gefördert werden als in einer Vorschule? Es ist für die Lehrkräfte doch viel schwieriger, in einer Jül-Klasse zu unterrichten als in einer Jahrgangsklasse oder eben in der Vorschule?

    Vielleicht mögt ihr von euren Erfahrungen berichten?

  • In NDS gab es auch weit mehr Vorschulklassen, die man eingespart hat.

    Es gab Sprachförderung vor der Einschulung, für alle Kinder, die sprachlich auffällig waren, man konnte organisieren, dass jedes Kind täglich 1 Stunde in einer Kleingruppe gefördert wurde, hat man eingespart.

    Übrig geblieben ist die Möglichkeit, Kinder (allein) vor der Einschulung zurückzustellen, in den SKG oder eine KiTa, bevorzugt mit inklusiver Förderung oder anderem Schwerpunkt. Meines Wissens sind die SKG an JüL-Standorten aber geschlossen worden.

  • Bin ja nicht aus Niedersachsen, aber das Problem, das ich bei den Vorschulen als Extra-Maßnahme sehe ist, dass man a) damit die dreijährige Eingangsphase schon vor Schuleintritt zementiert und b) Kindern, die das zusätzliche dritte Jahr in jedem Fall brauchen, weil sie einfach mehr Zeit benötigen, dann aber nicht nur den erneuten Wechsel nach einem Jahr zumuten, sondern auch von ihnen erwartet, dass sie den Schulstoff der ersten beiden Jahre dann in jedem Fall in zwei schaffen. Dahingegen ist JÜL wesentlich flexibler.
    ein richtiges Vorschuljahr für alle würde ich hingegen sehr gut finden.

  • In den SKG gehen die Kinder, die zurückgestellt wurden, was zunehmend seltener ist, weil es irgendwie gesteuert wird (beim Gesundheitsamt), weniger auffällig sind die Kinder nicht.

    Ob diese Förderung im JüL möglich ist, kann ich nicht beurteilen.
    In den letzten Jahren hatte ich meine Kinder mehr aus dem SKG, dafür aber durchaus welche, die extrem viele Baustellen hatten und die dann in der Regelklasse bei inklusiver Beschulung irgendwie gefördert werden müssen, im Jahr der Einschulung daran arbeiten und an sich die geforderte Leistung erbringen sollen.

  • Berlin hat ja leider keine Vorschulen mehr und ja, die Kinder kommen dann in die Klassen und wir haben das Glück Jül- zu haben, aber Kinder, die eigentlich zurückgestellt werden müssten (eben noch ein Jahr in der Kita verbleiben) bräuchten dann oft nicht 4 Jahre für die Klassen 1-3 sondern teilweise 5. Sie kommen manchmal einfach mit so wenig Schulreife an, dass schon alleine ein Schultag sie komplett überfordert.
    Aber wir dürfen sie ja nicht ablehnen, aber das ist für alle echt hart dann. Klar nutzen wir für sie dann Vorschulmaterialien, aber sie brauchen dann eben oft das eine Jahr um überhaupt ansatzmäßig schulreif zu werden und haben dann nicht mehr die Chance in ihrem Tempo oder langsamer zu lernen, sondern müssen dann relativ zügig den Rest "durchlaufen" und das widerspricht dem Konzept von Jül eigentlich komplett, aber wenn sie in die 4. Klasse gehen, müssen sie eben einen bestimmten Standard erreicht haben es sei denn, sie haben inzwischen einen Status (was bei ca. 50% der Kinder, die bei uns nicht schulreif ankamen, der Fall ist).

  • In Niedersachsen gibt es kaum mehr Schulkindergärten, obwohl sie dringend notwendig wären. Aber sie kosten Geld und dieses Geld kann oder will man nicht in eine vorschulische Bildung investieren. Ich glaube auch nicht, dass sich dies ändern wird. Die Kitas in Niedersachsen sind personell schon am Limit. Falls man überhaupt in das Thema investiert, dann eher in Form von zusätzlichem Personal und Budget für die Kitas.

  • Danke für die Antworten!

    Dann wäre es eigentlich sinnvoll, wenn die Kinder im letzten Kindergartenjahr direkt in der KiTa ene Art Vorschul-Förderung erhalten würden und danach in der Grundschule zwei bis drei Jahre Zeit für die ersten beiden Schuljahre hätten?

  • Die Doku über die Gräfenauschule zeigt ja nun eindeutig, das eine verpflichtende Vorschule für sehr viele Kinder eine große Chance sein könnte. In Hamburg wird das ja bereits umgesetzt und dort wiederholen eher weniger Kinder dann die erste Klasse.

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