Bewerbungstraining

  • Meine Klasse der einjährigen Berufsfachschule (vgl. http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100782944670) im Metallbereich hat am Schuljahresende nach vielfältigen Leistungsrückmeldungen durch mich mit verstärkten Engagement reagiert. Das hat mich sehr erfreut und ich möchte sie jetzt fit machen für die anstehenden Bewerbungen.


    Während ich für das Bewerbungsschreiben schon ein erprobtes Konzept habe, bin ich beim Vorstellungsgespräch noch ganz am Anfang und habe wenig vernünftiges Material in unseren Büchern gefunden.


    Meine Grundüberlegungen gehen in Richtung Simulation/Rollenspiel, möglichst mit Videoauswertung. Bin für alle Tipps dankbar, insbesondere für Vorschläge zu den Fragen:
    1. Wie mache ich die Simulation realistisch, d.h. wie muss/kann ich die Schüler auf ihre Rollen vorbereiten?
    2. Gibt es ritualisierte Formen der Rückmeldung für die zuschauenden Schüler (bzw. empfiehlt sich das überhaupt)?


    Auf diesem Wege: Euch allen ein erfolgreiches, gesundes und glückliches neues Jahr. Danke auch für die vielen interessanten Diskussionen/Beiträge in diesem Forum!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo Timm!
    Nur so ein Gedanke: habe ja an anderer Stelle in diesem Forum bereits über ein miterlebtes Bewerbungstraining für Refs berichtet und habe in diesem Zusammenhang als Teilnehmende Folgendes als sehr positiv empfunden:
    Es wurden zwar Gespräch nachgestellt, aber die Bewerberin hatte jeweils eine Rolle studiert und hat diese dann gespielt. Dabei waren immer bestimmte Fehler bewusst eingebaut. Wir mussten dann nennen, was uns negativ aufgefallen war. Der Vorteil lag einfach darin, dass die entsprechende Person nicht persönlich kritisiert wurde, sondern eben genannt wurde, was von vornherein als Fehler extra gespielt wurde.
    Das Ganze kann und sollte man natürlich auch um besonders vorteilhaftes Verhalten und entsprechend positive Kritik erweitern.
    Ich persönlich finde das angenehmer, als wenn man sich der Kritik der Gruppe als Person stellen muss - auch wenn das effektiv sein mag. Würde also das oben genannte Vorgehen zumindest vorschalten. Und das "Training" für den Einzelnen könnte man dann ja evt. in einer kleineren Gruppe machen und die Kritik auf einzelne, ganz wichtige Punkte, die zuvor gemeinsam festgelegt wurden, reduzieren.
    Wichtig fände ich außerdem das Erstellen einer Checkliste zur Vorbereitung auf solche Gespräche (mal abgesehen vom "Was zieh ich an?": sich über den Betrieb informieren, überlegen, warum man genau diese Stelle will, überlegen, warum man für den Betrieb eine Bereicherung wäre usw.).
    Vielleicht hilfts...
    LG
    RR

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Als Einstieg in ein Training von Vorstellungsgesprächen finde ich Ronja's Vorschlag sehr gut.
    Wichtig finde ich aber dennoch, dass jeder Gelegenheit erhält, sich selbst im Vorstellungsgespräch zu erleben und nicht eine einstudierte Rolle zu spielen. Authentizität ist ja im Vorstellungsgespräch sehr wichtig und bei Rollenspielen läuft man dann natürlich Gefahr, vorgegebene Rollen einzuüben.


    Ich habe mit meiner letzten Klasse zwei Bewerbungsechtheitstrainings durchgeführt: Das erste im 8. Schuljahr, das zweite im 9.
    Diese Trainings wurden von Firmen durchgeführt und ausgewertet, so dass eine wirklich gute Simulation eines Vorstellungsgesprächs erreicht werden konnte, die man allein im Unterricht niemals so hätte nachstellen können.
    Versuche doch einfach mal große Firmen in deiner Stadt anzusprechen.
    Es gibt einige Firmen, die so etwas gerne machen, weil sie selbst letzten Endes auch davon profitieren, da viele Vorstellungsgespräche wohl sehr katastrophal verlaufen. Das ist für die Firma letzten Endes eine viel größere Zeitverschwendung.
    Das zweite Echtheitstraining lief über die hiesigen Wirtschaftsjunioren. Vielleicht kannst du da auch Kontakte kriegen.


    Zu deiner zweiten Frage: Ich halte ritualisierte Rückmeldungen der Schüler untereinander für sehr wichtig. Allerdings müssen sie gut vorstrukturiert sein, damit das Feedback konstruktiv wird.
    Ich habe bei den Rollenspielen, den beobachtenden Schülern Beobachtungsbögen ausgeteilt, auf denen bestimmte Aspekte vorgegeben waren. Die Schüler mussten beim Beobachten nur ankreuzen und haben schließlich daraufhin eine Grundlage für ihr Feedback gehabt. In meiner KLasse hat das sehr gut funktioniert. Allerdings ist ein einigermaßen gutes Klassenklima die Voraussetzung, sonst kann so etwas vermutlich auch sehr schwierig verlaufen.


    Gruß,
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

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  • Bewerbungstrainings kriegen bei uns die 9. und 10. Klassen. Wir delegieren sie in die Hände externer Anbieter, z. B. an das BNW (Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft GmbH). Bei diesen Trainings handelt es sich um drei gangztätige Seminare (8.00 bis 16.00 Uhr), in denen mit den SuS eine sog. Standard-Bewerbungsmappe entwickelt (alles PC-gestützt) wird, die sie für ihre künftigen Bewerbungen nutzen können.
    Außerdem finden videoaufgezeichnete Vorstellungsgespräche statt. Ich bin bisher noch nicht dabei gewesen, deswegen kann ich nichts Näheres über die Konzeption dieser Gespräche sagen, meine Kolleginnen und Kollegen waren allerdings sehr mit der Arbeit des BNW zufrieden und die SuS auch.
    Auch im Zusammenhang mit unserer Schülerinnen- und Schülerfirma "Lacky Backi" werden von den SuS Bewerbungen für die einzelnen Abteilungen erwartet, ebenso Vorstellungsgespräche geführt. Wer also in die kaufmännischen Abteilungen möchte, muss sich schon entsprechend "verkaufen".

  • Ein klein wenig OT, aber ich muss da jetzt nachfragen: Hannes: Schülerfirma klingt ja richtig spannend! Was genau machen die Schüler denn da? Und wie ist das zustande gekommen?


    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Zitat


    Ein klein wenig OT, aber ich muss da jetzt nachfragen: Hannes: Schülerfirma klingt ja richtig spannend! Was genau machen die Schüler denn da? Und wie ist das zustande gekommen?


    Mia


    Hallo Mia,
    in aller Kürze, demnächst erscheint Ausführlicheres auf unserer Website (siehe unten):
    Die Schülerfirma hat verschiedene Abteilungen.
    - Catering
    - Creativo
    - Marketing
    - Buchhaltung/Personalabteilung
    Sie wird betrieben von SuS der 9. Klassen; die Abteilungen werden von den Kolleginnen und Kollegen verantwortlich betreut. Das Projekt ist in den Fachbereich Arbeit/Wirtschaft/Technik eingebunden.
    Dazu gekommen sind wir durch ähnliche Projekte in anderen Hauptschulen (z. B. Buxtehude) - außerdem wollten wir eh' den AWT-Unterricht praxisnäher organisieren. Ich bin im Projektteam nicht drin, weil ich andere Aufgaben an der Schule habe, deswegen ist mein Einblick (noch) nicht besonders tief.
    Infos zu Schülerfirmen gibt es auch noch unter http://www.schuelerfirmen.de
    Wir sollten zu diesem Thema einen neuen Thread eröffnen.

  • Danke Holger, danke Hannes, ich werd die Homepage deiner Schule mal im Auge behalten. ;)

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

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