Referendariat in Sonderpädagogik an Gesamtschule

  • Hallo,

    Ich beginne bald mein Referendariat in Sonderpädagogik (FSP ESE) und habe kürzlich erfahren, dass ich es im gemeinsamen Lernen an einer Gesamtschule machen werde. Im Studium konnte ich bereits Berufserfahrung an einer Förderschule sammeln, unter dem gemeinsamen Lernen - und dies insbesondere im SEK-1-Bereich - kann ich mir aktuell leider wenig konkretes vorstellen.


    Daher meine Frage(n):
    - Wie ist der Arbeitsalltag eines Sonderpädagogen an der Gesamtschule? Welchen zeitlichen Anteil haben welche Tätigkeiten, z.B. Unterricht einer ganzen Klasse, Kleingruppen- oder Einzelarbeit mit Schülern mit Förderbedarf, Team teaching u.ä. …?

    - wie kann ich mir speziell das Ref dort vorstellen? Meine Angst ist, nicht nah genug an die Schüler mit Förderbedarf heranzukommen und am Ende eher ein Ref als Gesamtschullehrer zu machen.


    Über Erfahrungen von (ehemaligen) Sopäd-Referendaren oder Lehrkräften an Gesamtschulen, die vielleicht sogar den Vergleich zu Förderschulen ziehen können, würde ich mich sehr freuen!

    LG und Danke im Voraus :)

  • Hallo und willkommen, könntest du bitte als erstes dein Bundesland nennen? Die Bedingungen in Referendariat, Inklusion etc. sind recht verschieden.

    Ganz grundsätzlich ist es aber kein Schaden, in einer Gesamtschule vor der Klasse Erfahrung zu sammeln. Wenn du später mal an einer Förderschule mit em-soz arbeiten willst, bekommst du mit Sicherheit eine Stelle und kannst dich dann immer noch in die Besonderheiten vor Ort einfinden.

    Weißt du, ob die Schule Erfahrung hat mit Föpäd-Referendar*innen und insbesondere, ob es dort irgend ein Konzept zur Inklusion gibt?

  • Weißt du, ob die Schule Erfahrung hat mit Föpäd-Referendar*innen und insbesondere, ob es dort irgend ein Konzept zur Inklusion gibt?

    Erstmal danke für deine Antwort!

    Ich mache mein Ref in NRW.

    Zu deiner anderen Frage: welche Erfahrungen es da an der Schule gibt, weiß ich nicht genau. Ein Konzept gibt es auf der Internetseite, allerdings finde ich das eher etwas allgemein (um nicht zu sagen nichtssagend). Darin heißt es z.B., dass die Sonderpädagogen auch im Fachunterricht eingesetzt werden und die Klassenleitungen/Regelschullehrkräfte ganz selbstverständlich auch in die Förderplanung/Förderung eingebunden sind.


    Bitte nicht falsch verstehen: grundsätzlich finde ich das gut und im Sinne der Inklusion! Ich frage mich trotzdem, wo dann die jeweiligen Spezifika der unterschiedlichen Lehrämter liegen und wie ich mir Aufgaben und Arbeitsalltag eines Sonderpädagogen in so einem System vorstellen kann- und halt, ob und wie dann das Ref dort für mich aussehen könnte. Ich muss ja schon irgendwie in erster Linie in meinem Förderschwerpunkt ausgebildet werden, für mich klingt das ein bisschen nach „alle machen alles“.

    LG

  • Klassenlehrkräfte müssen tatsächlich die Förderpläne schreiben oder man muss sie gemeinsam machen. Als Reffi wirst du das dann übernehmen aber froh sein, wenn die Klassenlehrperson das Kind gut kennt und dich unterstützt. Und du hast ja auch noch ein Unterrichtsfach studiert, musst also eine Klasse unterrichten und dein Fach didaktisch und fachlich korrekt vermitteln können. So riesig sind die Unterschiede also nicht, auch wenn dein Wissen aus dem Studium selbstverständlich seinen Platz hat.

    Musstest du im Praktikum an der Förderschule eigentlich mal eine Erziehungshilfeklasse alleine durch den Tag bringen?

    Bei uns, anderes Bula, sind die Bedingungen ziemlich undankbar in der Inklusion, Kinder mit Förderbedarf EH bekommen *wow!* 0,5h in der Woche zugewiesen. Da läuft man dann als Fördertante 1x im Monat auf und "berät" Kollegen und *innen, die das ganze Jahr diese Klasse plus dieses schwierige Kind und 3 andere mit Förderbedarf und 10 mit mangelhaften Sprachkenntnissen unterrichten müssen.

    Mach dir nicht so viele Gedanken diesbezüglich. Lass dich darauf ein, sprich viel mit allen Beteiligten, hör dir v.a. an, was sie zu sagen haben. Wenn du selbst viel Erfahrung hast, kannst du zum Gehörten noch etwas ergänzen, aber ganz grundsätzlich ist man erst mal mit Lernen beschäftigt. Wertfrei Augen und Ohren offen halten:)

  • Und du hast ja auch noch ein Unterrichtsfach studiert, musst also eine Klasse unterrichten und dein Fach didaktisch und fachlich korrekt vermitteln können. So riesig sind die Unterschiede also nicht, auch wenn dein Wissen aus dem Studium selbstverständlich seinen Platz hat.

    Das auf jeden Fall! Mir ging es auch eher um den Erziehungshilfe-Teil der Ausbildung, um den ich mir Gedanken gemacht hab.

    Musstest du im Praktikum an der Förderschule eigentlich mal eine Erziehungshilfeklasse alleine durch den Tag bringen?

    Bei uns, anderes Bula, sind die Bedingungen ziemlich undankbar in der Inklusion, Kinder mit Förderbedarf EH bekommen *wow!* 0,5h in der Woche zugewiesen.

    Ich war dort Inklusionsbegleitung für knapp 2 Jahre. Hab also nicht selbst unterrichtet und war natürlich selten und nur vorübergehend alleine, generell war der Personalschlüssel dort allerdings so gut, dass die Lehrkräfte nur in den Randstunden alleine waren und sonst in Doppelbesetzung.


    Wertfrei Augen und Ohren offen halten:)

    auf jeden Fall! Ich meinte das auch gar nicht wertend im Sinne von „das eine ist besser oder schlechter“, mir ging es eher darum, wie ich mir das konkret vorstellen kann, also Inklusion an der Gesamtschule und dann halt auch das Ref in dem Zusammenhang :)

  • Naja, du hast ja auch ein reguläres Unterrichtsfach. Entsprechend kannst du auch als Fachlehrer eingesetzt werden. Das wäre an einer Förderschule ja ggf. auch nicht anders. Auch dort werden ja ggf. Abschlüsse erworben.

    Wenn es vernünftig läuft, wirst du später in der Regel Einzelförderung oder Kleingruppenförderung machen und als Doppelbesetzung für die GL-Kinder (aber nicht ausschließlich die, sondern auch für die anderen SuS) eingesetzt.

    Da es viel zu wenig Sonderpädagogen gibt, kenne ich kaum eine Schule, die die ohne Not als normalen Fachlehrer in Fachunterricht schickt.

  • kodi Also ist es am Ende so eine Art Mischung aus Fachunterricht für ganze Klassen und separierter Einzel-/ Kleingruppenförderung? Macht man dann auch in allen diesen Settings Unterrichtsbesuche? Soweit ich weiß, sind es für mich 5 im Fach und 5 im FSP. Im Fach kann ich mir das vorstellen, wie das dann läuft, im FSP irgendwie weniger, eben weil ich nicht weiß, wie die Förderung dann dort abläuft.

    Seht mir meine naiven Fragen nach, ich habe halt nur keine Erfahrung mit dem gemeinsamen Lernen, alle Praktika usw. immer an Förderschulen absolviert und auch im Studium war die Förderschule immer eher der Normalfall, die Umsetzung von Inklusion im Alltag wurde irgendwie wenig behandelt. Jetzt wird das nur halt im Ref plötzlich meine Hauptaufgabe und ich hab da gar nicht grundsätzlich was gegen, nur halt absolut keine Vorstellung davon 😬

  • Ich arbeite in der Inklusion an der Grundschule, das ist wahrscheinlich nochmal etwas anders. Wir haben eine LAA für Sopäd, die aber nur 1 mal die Woche bei uns ist und die anderen Tage an der Förderschule. Ich weiß aber auch, dass es das umgekehrt gibt. Bei uns arbeiten die weiterführenden Schulen im Bereich Inklusion ziemlich unterschiedlich. Ich weiß von einer Gesamtschule, an der ziemlich viele Sonderpädagogen und MPTs arbeiten. Die haben sich so aufgeteilt, dass je eine Person für eine Jahrgangsstufe zuständig ist. In so einem System könnte ich mir ein Referendariat vorstellen. An einer anderen Gesamtschule im Ort ist ein Sonderpädagoge für die ganze Schule zuständig, da denke ich, würde das Referendariat mit seinen Voraussetzungen wirklich schwierig werden.

    Jede Schule macht das alles aber anders, die Bedingungen sind sehr unterschiedlich.. Du musst im Grunde abwarten, wie es an deiner zukünftigen Schule ist. Wenn die Bedingungen so sind, dass du die Anforderungen des Seminars nicht oder nur sehr schwer erfüllen kannst, wende dich schnell an Mentoren, Ausbildungsbeauftragte an der Schule und an das Seminar!

  • chilipaprika So wie ich es verstehe, wird dort in Jahrgangsteams gearbeitet und jeder Jahrgang hat (mindestens) eine/n Sonderpädagogen/Sonderpädagogin - wieviele, weiß ich nicht genau. Die Jahrgänge sind vierzügig und ich weiß natürlich auch nicht, ob immer in allen 4 Klassen Kinder mit Förderbedarf sind und wieviele.

  • Es klingt gut!
    Ich würde - total laienhaft! - davon ausgehen, dass eine Schule, die sich "soviele" Sonderpädagog*innen leisten kann (1. sie wachsen nicht auf Bäumen, 2. sie müssen auch "angespart werden"), relativ viele Kinder mit Förderbedarf haben wird und diese in einem Förderkonzept berücksichtigt werden.
    Aber eyh: du hast deine Schule, vielleicht gibt es demnächst ein erstes Vortreffen? (das machen einige Schulen) und du kannst fragen, ob es ein Förderkonzept (wenn nicht auf der Homepage!) gibt und wie die Förderung organisiert ist.

  • Gut kenne ich mich leider nicht aus, aber es gibt pro Kind mit Förderbedarf (hoffentlich auch je nach Förderbedarf, aber da bin ich unsicher) einen Anteil an Stunden, die diesem Kind zur Verfügung stehen. Die können gebündelt werden. Wenn eine Schule also nicht viele Kinder mit Förderbedarf hat, kommt jemand für drei Stunden die Woche und das war's ...
    Alternativ kann natürlich eine Schule eine komplett reguläre Stelle für Förderlehramt ausschreiben, aber das wird ja keine Schule aus Spass an der Laune machen, sondern die Person auch gebrauchen.
    (Wenn ich logisch nachdenke): Ich schreibe ja nicht FSP ESE aus, wenn ich Politik brauche. FSP-Lehrkräfte sind viel rarer auf dem Arbeitsmarkt als Politiklehrkräfte. Und wenn ich Mathe brauche, noch weniger.
    (aber mit Logik kommt man im Schulsystem nicht immer durch...)

  • So habe ich mir das auch schon zusammengereimt! ;)

    Ich gehe auch mal irgendwie davon aus, dass eine Gesamtschule, die Sopäd-LAAs ausbildet, sich dafür irgendwie qualifizieren muss/ ein Konzept haben muss/ die Rahmenbedingungen stimmen müssen - oder ist das zu utopisch von mir gedacht?

  • Ich befürchte, es (sich qualifizieren ...) ist eine unrealistische Erwartung, aber das ZfsL kennt seine Pappenheimer. Es schickt ja nicht bewusst Reffis irgendwohin, wo es wissentlich keine Mentor*innen gibt. Kann immer mal passieren (erster Fall, Schwangerschaft, Versetzung...) aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es keine Vorüberlegungen gibt.
    Darüber hinaus bekommt die Schule auch eine anonyme Liste (nur die Fächerkombis) vorab und kann rückmelden ("Achtung, wir haben gar keine Oberstufenkurse mehr im Fach, muss kooperativ sein!", "Achtung, wir haben den Bereich verschlankt und sehr wenig Kurse", oder "Achtung, keine ausgebildete Kraft im Fach"). Einige Rückmeldungen sind definitiv Vetos.

  • Verstehe! Ich habe heute sogar erfahren, dass mit mir zusammen eine weitere Sopäd-LAA (sogar mit dem gleichen FSP, soweit ich weiß) an der Schule sein wird… dann muss das Seminar sich das doch gut überlegt haben, dass es dort überhaupt so viele SuS und Mentor*innen gibt… hoffe ich? 😬

  • Ja, keine Panik.
    Natürlich muss das ZfsL mit dem arbeiten, was ihm das Land gibt (kein NC beim Ref-Zugang, es können also viel zu viele Reffis sein, aber es wird in deinem Lehramt nicht der Fall sein) und welche Schulen sie haben, aber ja, es klingt erstmal gut! Freu dich und genieß die letzten freien Wochen vorm Ref!

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