Seiteneinstieg in Hessen

  • Hallo zusammen,

    hat jemand von euch vielleicht einen Tip für meine Situation?

    Ich bin seit 4 Jahren in einer beruflichen Schule in Hessen als TV-Lehrkraft tätig. Ich unterrichte DaZ im InteA-Bereich (Integration mit An- und Abschluss). Mein Vertrag wird jährlich und nach Bedarf verlängert. In Hessen werden solche Verträge 7x verlängert und man kann bis max. 10 Jahre in Schulen tätig sein, danach wird der Vertrag nicht mehr verlängert und man darf nicht mehr in den hessischen Schulen unterrichten. Da mein Vertrag schon 4x verlängert wurde, mache ich mir nun Gedanken, wie ich ins unbefristete Arbeitsverhältnis reinkommen könnte. Nach dem Gespräch mit der Abteilungsleiterin soll ich mich um die Lehramtsbefähigung kümmern, sonst kommt eine Entfristung nicht in Frage. Und ich müsste evtl. in einen anderen Fachbereich (z.B. Sozialwesen/ Sozialpädagogik) wechseln. Ich habe mich an die Beratungsstelle Schuldienst Hessen gewandt und bekam die folgende Antwort:


    1. Quereinstieg in den pädagogischen Vorbereitungsdienst (QuiVD mit beruflicher Fachrichtung ohne Unterrichtsfach)

    Berufliche Fachrichtung: Sozialwesen / Sozialpädagogik

    Bitte beachten Sie, dass in den beruflichen Fachrichtungen Sozialwesen/Sozialpädagogik, Ernährung und Hauswirtschaft, Drucktechnik sowie Chemie-, Biologie- und Physiktechnik vorerst keine Bewerbung mehr im Verfahren I ab dem Einstellungstermin 01. Mai 2025 möglich sind. Schulbezogene Stellenausschreibungen für diese Fachrichtungen werden bei Bedarf (Verfahren II) ab 01. März oder 01. September eines Jahres im Stellenportal veröffentlicht.

    https://stellensuche.hessen.de/unreg/index.html#/Suche (Suchfilter: Quereinstieg)

    2. Unbefristete Einstellung in den hessischen Schuldienst als tariflich angestellte Lehrkraft nach Einstellungserlass Ziffer 2.4 (keine Verbeamtung möglich und kein Erwerb eines weiteren Abschlusses).

    berufliche Fachrichtung: Sozialwesen / Sozialpädagogik


    Ist es richtig, dass ich keine Lehramtsbefähigung nachträglich erwerben kann? Wo kann ich mich noch beraten lassen? kurz über mich, falls die Daten wichtig sind. Ich bin 45, habe ein KInd und studierte Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung auf Diplom.

    Ich danke euch schon mal.

    LG. My

  • Nach dem Gespräch mit der Abteilungsleiterin soll ich mich um die Lehramtsbefähigung kümmern, sonst kommt eine Entfristung nicht in Frage

    Deine Abteilungsleiterin hat wenig Ahnung. Natürlich ist eine unbefristete Anstellung auch ohne Lehrbefähigung möglich. Da muss nur das SSA mitmachen.

    Ist es richtig, dass ich keine Lehramtsbefähigung nachträglich erwerben kann? Wo kann ich mich noch beraten lassen? kurz über mich, falls die Daten wichtig sind. Ich bin 45, habe ein KInd und studierte Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung auf Diplom

    Nein, das ist immer möglich. Auch wenn du bereits nicht mehr befristet eingestellt werden kannst.


    Dass du dich um die Lehrbefähigung kümmern sollst verstehe ich nicht. Die Schule kann doch eine Stelle für dich ausschreiben und dich ausbilden.

  • Danke dir, liebe s3h4.

    Ja, das Problem liegt daran, dass die Schule keine von meinem Team unbefristet eingestellt hat bzw. einstellen will. Wir, alle im Fachbereich, sind befreistete TV-Lehrkräfte, einige bekamen den 2 Jahre-Vertrag, die meisten nur den 1 Jahr-Vertrag. In meiner Schule wurde bisher nur eine Kollegin ohne Lehramtsbefähigung unbefristet eingestellt, und es war schon vor Jahren. Sonst alle TV-Lehrkräfte sind in anderen Bereichen befristet.

    Eine Entfristung wäre möglich, wenn ich in einem anderen Fachbereich unterrichten würde, dafür bräuchte ich ein zweites Fach. Und in diesem Bereich wird sehr darauf geachtet, dass nur Lehrkräfte mit der Lehramtbefähigung eingestellt werden.

    Ich verstehe, ehrlich gesagt, das ganze irgendwie auch nicht ganz, darum möchte ich mich gerne persönlich beraten lassen. Ich weiß halt nur nicht, wo ich die richtige Anlaufsstelle finden kann, wer der richtige Ansprechpartner für mich ist.

  • Ich verstehe, ehrlich gesagt, das ganze irgendwie auch nicht ganz, darum möchte ich mich gerne persönlich beraten lassen. Ich weiß halt nur nicht, wo ich die richtige Anlaufsstelle finden kann, wer der richtige Ansprechpartner für mich ist.

    Eigentlich wäre deine Abteilungs- oder Schulleitung hier die richtige Anlaufstelle. Die müssen doch auch daran interessiert sein, die Unterrichtsversorgung sicherzustellen. Ansonsten würde ich die mal Kontakt zur Lehrkräfteakademie aufnehmen, die kennen sich mit den Möglichkeiten am besten aus. Die müssen die Maßnahmen ja auch durchführen. Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst muss bei dir möglich sein, wenn du ein Uni-Diplom hast. Wenn nicht, wäre QuiS möglich. Für beides muss aber deine Schule eine entsprechende Stelle ausschreiben. Wenn die das nicht wollen, würde ich meine Fühler mal in Richtung anderer Schulen ausstrecken.

  • In Hessen gibt es das QuisHR-Programm.

    Die Schule kann dort Ausschreibungen veröffentlichen, auf die du dich bewerben kannst. Allerdings scheint nach deinem Beitrag die Schulleitung nicht wirklich interessiert zu sein.

    Wenn du nicht unbedingt verbeamtet werden möchtest, sondern nur eine sichere, unbefristete Stelle anstrebst und dir der Job anders nicht infrage kommt, würde ich an deiner Stelle klagen.

    Entfristungen sind in solchen Situationen nicht unwahrscheinlich, und eine dauerhafte Befristung ist an bestimmte Bedingungen geknüpft.
    Ein Arbeitgeber darf dich höchstens zwei Jahre sachgrundlos befristet einstellen. Danach muss ein sachlicher Grund vorliegen.

    Wenn Person A beispielsweise Mathematik unterrichtet, du aber für Englisch eingestellt wirst, besteht kein sachlicher Grund – und du wirst für genau den Umfang, den du derzeit unterrichtest, entfristet.

    Auch bei sogenannten Ringvertretungen gilt das:
    Wenn Person A Mathematik unterrichtet und Person B diese Person vertritt, muss Person B dieselben Stunden übernehmen. Gleichzeitig muss auch Person A die gleichen Fächer von Person B übernommen haben.

    Diese Situationen werden oft komplizierter dargestellt, als sie sind. Sie lassen sich leicht nachweisen, wenn du einen Überblick hast, welche Kolleginnen und Kollegen welche Fächer unterrichten.

    Deshalb solltest du zuerst prüfen, wen du eigentlich vertrittst, und herausfinden, ob diese Person dieselben Fächer unterrichtet, die du momentan gibst.

    Auch die Anzahl der vertretenen Stunden ist wichtig: Wenn Person A mit 20 Stunden ausfällt, du aber 23 Stunden unterrichtest, gilt dein Vertrag als unbefristet.

    Unbefristet bist du außerdem, wenn du vor der Unterzeichnung einer Vertragsverlängerung bereits ganz normal an der Schule arbeitest und deinem Dienst nachgehst, dann gilt das Arbeitsverhältnis automatisch als unbefristet.

    Bewerte deine Situation noch einmal sorgfältig und lass dich von einem Anwalt mit Rückgrat beraten.

  • In Hessen gibt es das QuisHR-Programm.

    Das nützt hier wenig, denn es geht um berufliche Schulen.

    Das geeiere um unbefristete Verträge würde ich gar nicht mitmachen. Lieber richtig ausbilden lassen und dann ist ruhe.

  • Das nützt hier wenig, denn es geht um berufliche Schulen.

    Das geeiere um unbefristete Verträge würde ich gar nicht mitmachen. Lieber richtig ausbilden lassen und dann ist ruhe.

    Was ist denn die „richtige“ Ausbildung? Ist hier das Referendariat gemeint, das von wie viel Prozent der angehenden Lehrkräfte bemängelt wird und bei dem häufig zu hören ist, dass es nichts mit der Realität zu tun hat? Oder sind die Studienmodule gemeint, die später im Unterricht größtenteils irrelevant sind?

    Die „richtige“ Ausbildung ist keine Garantie für eine Übernahme und vielleicht unter bestimmten Lebensumständen auch nicht die Option für den 45-jährigen Fragenden.

    Ich würde jedenfalls diese ständige Befristung nicht hinnehmen und es ein für alle Mal klären.

  • Was ist denn die „richtige“ Ausbildung? Ist hier das Referendariat gemeint, das von wie viel Prozent der angehenden Lehrkräfte bemängelt wird und bei dem häufig zu hören ist, dass es nichts mit der Realität zu tun hat? Oder sind die Studienmodule gemeint, die später im Unterricht größtenteils irrelevant sind?

    Die Qualität des Vorbereitungsdienstes spielt rechtlich aber gar keine Rolle. Ohne diesen (oder etwas gleichgestelltem), würde ich niemandem den Schuldienst empfehlen.

  • Was ist denn die „richtige“ Ausbildung? Ist hier das Referendariat gemeint, das von wie viel Prozent der angehenden Lehrkräfte bemängelt wird und bei dem häufig zu hören ist, dass es nichts mit der Realität zu tun hat? Oder sind die Studienmodule gemeint, die später im Unterricht größtenteils irrelevant sind?

    Diese Einstellung würde ich übrigens niemals so äußern.... wenn das deine SL mitkriegt, wird sie alles tun, damit du niemals an ihrer Schule fest eingestellt oder entfristet wirst...

  • dass die Schule keine von meinem Team unbefristet eingestellt hat bzw. einstellen will.

    Eben. Die wollen dich nicht. Dann wird es schwierig, dort dauerhaft zu bleiben. Welche Programme es in hessen gibt, weiß ich nicht, anderes Bundesland. Achso, apropos. Andere Bundesländer haben vielleicht attraktivere Angebote. Wie wäre es Schulen zu kontaktieren, ob sie Interesse an dir als Quereinsteigerin haben?

  • Was ist denn die „richtige“ Ausbildung? Ist hier das Referendariat gemeint, das von wie viel Prozent der angehenden Lehrkräfte bemängelt wird und bei dem häufig zu hören ist, dass es nichts mit der Realität zu tun hat? Oder sind die Studienmodule gemeint, die später im Unterricht größtenteils irrelevant sind?

    Ja. Referendariat ist ein Teil der Ausbildung, der übrigens von den meisten geschätzt wird und im Gegensatz zum Studium extrem viel mit der Realität zu tun hat. Das, was du häufig gehört hast, habe ich noch nie gehört.

    Und wie immer klagen die laut, die nicht zufrieden sind. Die zufriedenen schweigen.

    Ohne Referendariat hättest du hier keine Chance, auch unsere Quereinsteiger selbst im höheren Alter haben es alle gemacht. Ich habe erst im Referendariat alles an Grundlagen für meinen Unterricht gelernt, klar war es manchmal hart, Kritik aushalten zu müssen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ja. Referendariat ist ein Teil der Ausbildung, der übrigens von den meisten geschätzt wird und im Gegensatz zum Studium extrem viel mit der Realität zu tun hat. Das, was du häufig gehört hast, habe ich noch nie gehört.

    Und wie immer klagen die laut, die nicht zufrieden sind. Die zufriedenen schweigen.

    Ohne Referendariat hättest du hier keine Chance, auch unsere Quereinsteiger selbst im höheren Alter haben es alle gemacht. Ich habe erst im Referendariat alles an Grundlagen für meinen Unterricht gelernt, klar war es manchmal hart, Kritik aushalten zu müssen.

    Du betonst, dass das Referendariat praktisch sei und alle Quereinsteiger es absolviert haben. Das mag stimmen, aber das heißt nicht automatisch, dass es perfekt ist oder dass es die einzigen Wege gibt, kompetent zu unterrichten. Die Aussage, dass „zufriedene Lehrkräfte schweigen“, greift zu kurz. Schweigen kann auch Frustration, Überlastung oder Resignation bedeuten, nicht automatisch Zufriedenheit.

    Nur um das klarzustellen: ‚keine Chance‘ klingt so, als dürften nur Referendare unterrichten. Quer- und Seiteneinsteiger zeigen aber, dass es auch ohne Referendariat möglich ist, erfolgreich zu unterrichten.

  • Seiteneinstieg ist halt die B-Lösung. Und ja, wenn es genug qualifizierte Bewerber gibt, steht der Seiteneinsteiger ganz hinten an und hat ggf. keine Chance. Derzeit herrscht vielerorts Mangel, deshalb gibt es derzeit oft eine Chance oft sogar eine gute.

    Quer- und Seiteneinsteiger zeigen aber, dass es auch ohne Referendariat möglich ist, erfolgreich zu unterrichten.

    Das ist möglich, erfordert aber viel selbstständige Einarbeitung. Wenn man allerdings mit der Einstellung daran geht "Inhalte des Ref und des Studiums sind irrelevant", dann ist es mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen, dass derjenige hinterher guten Unterricht macht.

  • Du betonst, dass das Referendariat praktisch sei und alle Quereinsteiger es absolviert haben. Das mag stimmen, aber das heißt nicht automatisch, dass es perfekt ist oder dass es die einzigen Wege gibt, kompetent zu unterrichten. Die Aussage, dass „zufriedene Lehrkräfte schweigen“, greift zu kurz. Schweigen kann auch Frustration, Überlastung oder Resignation bedeuten, nicht automatisch Zufriedenheit.

    Nur um das klarzustellen: ‚keine Chance‘ klingt so, als dürften nur Referendare unterrichten. Quer- und Seiteneinsteiger zeigen aber, dass es auch ohne Referendariat möglich ist, erfolgreich zu unterrichten.

    Ca. 10 % der angehenden Lehrer benötigen tatsächlich kein Referendariat, sie sind Naturtalente. Ca. 10 % können es trotz Referendariat nicht und schimpfen meistens über dieses. 80 % können es lernen und das Referendariat ist genau dafür da.

    Ich vermute sehr, dass es hier nicht um die ersten 10 % geht, sonst würde die SL unbefristet wollen. SL wissen sehr gut über die Fähigkeiten ihrer Lehrkräfte Bescheid. Befristet bedeutet, man darfst solange unterrichten, bis sie etwas besseres gefunden haben.

    Ich schrieb bei uns keine Chance, weil es bei uns tatsächlich nur Quereinsteiger mit gut bestandenen Referendariat gibt. Wo der Mangel so groß ist, weil niemand dort hin will, ist es anders. Und weil sie keinen Ärger wollen, verschenken sie oft gute Noten und Außenstehende meinen, sie würden erfolgreich unterrichten.

    Referendariat ist die praktische Ausbildung zum Lehrer. Ich möchte nicht von einem Chirurgen operiert werden, der es nur aus Büchern gelernt hat und sein praktisches Können am Patienten lernt und meint das reicht. Mag sein, dass er ein Naturtalent ist, aber er soll es inkl. Prüfung bewiesen haben, bevor er mich operiert. Im absoluten Notfall mag man vielleicht Abstriche machen, aber nicht, wenn man die Wahl hat.

    Irgendwie fällt mir hier der Dunning-Kruger-Effekt ein, deshalb meine Antwort wissend, dass du es nicht verstehst.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich vermute sehr, dass es hier nicht um die ersten 10 % geht, sonst würde die SL unbefristet wollen. SL wissen sehr gut über die Fähigkeiten ihrer Lehrkräfte Bescheid. Befristet bedeutet, man darfst solange unterrichten, bis sie etwas besseres gefunden haben.

    Das vermute ich hier ehrlich gesagt nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die SL keinen Zwang sieht, weil läuft ja. Außerdem machen unsere SSÄ sehr ungerne unbefristete Verträge für Nichterfüller-Lehrkräfte. Wenn hier kein guter Kontakt zum Dezernat besteht, kann es auch sein, dass es gar nicht ermöglicht wird.

    Daher bleibe ich dabei: Vorbereitungsdienst oder ein Equivalent sind immer zu bevorzugen, losgelöst vom Inhaltlichen.

    Referendariat ist die praktische Ausbildung zum Lehrer. Ich möchte nicht von einem Chirurgen operiert werden, der es nur aus Büchern gelernt hat und sein praktisches Können am Patienten lernt und meint das reicht. Mag sein, dass er ein Naturtalent ist, aber er soll es inkl. Prüfung bewiesen haben, bevor er mich operiert. Im absoluten Notfall mag man vielleicht Abstriche machen, aber nicht, wenn man die Wahl hat.

    In erster Linie führt der Vorbereitungsdienst zur Laufbahnbefähigung. Wenn man hier was für den Dienst später mitnehmen kann, gut. Am Ende ist die verwaltungsrechtliche Seite aber deutlich wichtiger.

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