ein Freund von Karl / ein Freund Karls

  • Hallo! Wisst ihr, wann ich "von" und wann den eigentlichen Genitiv in Verbindung mit Eigennamen, aber auch in Verbindung mit anderen Nomina benutze? Ich glaube, ich mache das meistens nach Gefühl und korrigiere es auch bei den Schülern, aber ich habe keine wirkliche Erklärung oder Regel

  • Wäre ja ein Genitivus possesivus, oder?
    Und ich meine, die Verwendung des Genitivs würde eher einer gehobenen Sprache entsprechen als eine Verwendung des Dativs.


    Wenn du "Karls Freund" anstreichst, dann gehörst du eben auch zu den Genitivmördern ;););)


    Wahrscheinlich verbesserst du es instinktiv, wenn es einfach nicht zum Rest des Textes passt? Also umgangssprachlicher Text --> Dativ und umgekehrt bei gehobener Sprache --> Genitiv

  • Ich habe ja eher ein Problem mit "Freund von Karl"


    Kann es nicht sein, dass


    "Fritz ist ein Freund von Karl" die Betonung auf "Freund" liegt und bei


    "Fritz ist ein Freund Karls" die Betonung auf "Karls", also auf dem Besitzenden?


    edit: Beispielsatz

  • Wie meinst du das nochmal?


    Du hast beides Mal den gleichen Beispielsatz geschrieben, deshalb bin ich leicht verwirrt ;)

  • Schwere Frage. Je nachdem wie man's ausspricht bzw. liest.


    Ich kann auch die Betonung auf "von" legen, also ein Freund von Karl. Dann ist das auch sehr besitzanzeigend.


    Wahrscheinlich alles sehr sehr stark interpretationsabhängig...

  • Hm, ich glaub kaum, dass es eine Regel gibt, oder? Aber ich finde "ein Freund Karls" klingt etwas gestelzt, wenn auch möglich. Also, vielleicht nimmst Du beides als möglich und äquivalent?

  • Ich finde es nicht so schön, mir scheint das "von" eine englische Anleihe zu sein: "A friend of ...".


    Vielleicht ist es auch Korinthenkackerei, keine Ahnung, mich würde es nur interessieren, ob ich da zu kritisch bin oder ob es wirklich eine Regel oder so etwas ähnliches gibt.

    • Offizieller Beitrag

    @AK


    Also ein bisschen kleinlich wäre das schon.
    Spätestens seit Bastian Sick wissen wir ja, wie es um die deutsche Sprache steht. Wenn allerdings schon Sachen wie "wegen dem" erlaubt sind, dann sollte man bei "Freund von Karl" nicht zu streng sein. Allenfalls kann man das stilistisch bemängeln, grammatikalisch würde ich das durchgehen lassen.
    Solange die Kinder nicht schreiben: "Dem Karl sein Freund"...


    Ein anderer Fall wäre das, wenn die Kinder explizit den Genitiv hätten anwenden sollen - dann müsste man "x von y" anstreichen.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Seä väräährder Härr Bolzbold,
    Was is dann bidde an "dem Kall sei Freund" verkäahd? Isch glaab, isch kann Ihne grad im Momänd ned meäh folge dun! Isch bidde um baldmöschlischste Uffglährung.


    Freundlischst,
    Meige.

  • Zitat

    Bolzbold schrieb am 10.03.2007 18:01:Spätestens seit Bastian Sick wissen wir ja, wie es um die deutsche Sprache steht.


    Nun ja, der Sick mag ja seine Nische im Studienrats-Entertainment gefunden haben, aber in dem seine Finger möchte ich die schöne deutsche Sprache nicht lassen - da käme dann nämlich ein langweiliger Einheitsbrei raus. Ich sach nur syntaktisches und semantisches Register, woll?


    Natürlich ist "der Freund von Karl" Standarddeutsch, nur eben nicht gehobenes Schriftdeutsch. Ich würde das zumindest nicht anders sagen. Ein Anglizismus ist es auf keinen Fall - auch so eine Sicksche Unsitte, überall Anglizismen zu vermuten. Der Mann sollte sich mal Texte etwas älterer Sprachstände zu Gemüte führen. Gerade Quellen aus dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh., so zu Beginn der Dudenschen Machtübernahme, zeigen am laufenden Band die Phänomena, die laut Sick und seinen Kampfgenossen "neu und falsch" sind.


    Aus didaktischen Gründen ist es sicherlich richtig, Kinder und Jugendliche verstärkt auf den Gebrauch des Genitivs hinzuweisen, damit die überhaupt mal lernen, dass es soetwas gibt. Aber selber sollte man sich keinen Kopp drum machen.


    Das momentane Hauptproblem im Sprachgebrauch ist m.E. die fehlende Präzision im Ausdruck und nicht die mangelnde Form.


    Nele

  • Zitat

    Ein Anglizismus ist es auf keinen Fall - auch so eine Sicksche Unsitte, überall Anglizismen zu vermuten. Der Mann sollte sich mal Texte etwas älterer Sprachstände zu Gemüte führen. Gerade Quellen aus dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh., so zu Beginn der Dudenschen Machtübernahme, zeigen am laufenden Band die Phänomena, die laut Sick und seinen Kampfgenossen "neu und falsch" sind. [...]


    Das momentane Hauptproblem im Sprachgebrauch ist m.E. die fehlende Präzision im Ausdruck und nicht die mangelnde Form.


    Stimme voll zu.


    Die Front der Sprachretter und -puristen ist eine gefährliche - wenn auch oft unterhaltsame - Bande ohne historisches Bewusstsein... Mal so ganz ins Unreine gesprochen ;) . Wobei ich nichts gegen sprachliche Konventionen und orthographische Vereinbarungen gesagt haben will :O .

  • ak


    schreib doch mal an zwiebelfisch bei spiegel.de.

    Suum cuique!


    Um Vorwürfen vorzubeugen,
    gilt bei allen meinen Beiträgen mitzudenken:
    BSE:
    (BETROFFENHEIT SORGE ERSCHÜTTERUNG)

  • Zitat

    ich finde "ein Freund Karls" klingt etwas gestelzt,


    wie wäre es denn mit " ... ist Karls Freund" ?


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    neleabels schrieb am 11.03.2007 07:30:


    Natürlich ist "der Freund von Karl" Standarddeutsch, nur eben nicht gehobenes Schriftdeutsch. Ich würde das zumindest nicht anders sagen.


    Der böse Grammatikduden sagt, es ist gehobenes Schriftdeutsch. Namen dürfen sowohl im Genitiv als auch mit "von" angeschlossen werden. Regel 1177 Punkt 1.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

  • Zitat

    Nicht_wissen_macht_auch_nic schrieb am 11.03.2007 19:56:Der böse Grammatikduden sagt, es ist gehobenes Schriftdeutsch. Namen dürfen sowohl im Genitiv als auch mit "von" angeschlossen werden. Regel 1177 Punkt 1.


    Das hast du aber fein nachgekuckt. ;) Aber immer schön auf die Kategorisierung achten - "richtig" ist nicht "gehoben" oder gar "elegant". Die plumpeste Schreibe fließt nicht selten aus um grammatikalische Korrektheit bemühter Studienratsfeder...


    Nele

  • Zitat

    Bablin schrieb am 11.03.2007 13:07:


    wie wäre es denn mit " ... ist Karls Freund" ?


    Bablin


    Hallo Bablin,
    hier sehe ich einen semantischen Unterschied. Ich würde glaube ich nie sagen: "Hallo, ich präsentiere dir Fritz. Er ist Karls Freund." Das ist etwas anderes als wenn ich sagen würde "Er ist ein Freund Karls" oder "Ein Freund von Karl".


    Viele Grüße
    AK

    • Offizieller Beitrag

    @AK


    Dann sind wir aber bei etwas anderem als der Frage, ob man das dem Schüler in einer Arbeit anstreichen sollte. Semantik ist ja schön und gut, aber kann man das (vermutlich jüngeren) Schülern wirklich anstreichen?


    Gruß
    Bolzbold

  • Das mit der Semantik bezog sich auf "Karls Freund", nicht auf meine Ausgangsfrage.


    Ich korrigiere in Aufsätzen auch Dinge, die ich nicht als Fehler anstreiche, sondern indem ich einen Vorschlag an den Rand schreibe. Dazu gehört für mich die Sache meines Ausgangspostings. Es geht mir ja darum, ob ich da mir was einbilde, oder ob da wirklich ein Unterschied ist.

  • So weit ich weiß, ist beides richtig.


    In Aufsätzen verfahre ich so, dass ich den Freund von Karl markieren würde, "Freund Karls" in Klammern an den Rand schreiben würde, es aber generell nicht als Fehler bewerten würde/es in die Bewertung miteinfließen lassen würde.

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