Sexualerziehung und Unterrichtsbesuche

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr Lieben,


    ich brauche mal dringend Rat!
    Habe in meiner Sachunterrichtsklasse mit Sexualerziehung angefangen.
    Das Thema stand schon länger im Raum und die Kinder durften bei der Wahl des Themas mitentscheiden.
    So weit, so gut.
    Jetzt hatten wir bisher zwei Stunden mit dem Thema, die beide nach einer Weile aufgrund des Inhaltes relativ chaotisch wurden.
    Und dabei ging es bisher nur um vermeintlich typische Eigenschaften von Jungen und Mädchen 8o
    Gesprächsregeln haben wir aufgestellt, die aber in dieser Einheit schnell vergessen werden.


    Nun ja, jetzt habe ich das Vergnügen zwei Unterrichtsbesuche in Sexualkunde zu bekommen.
    Mir macht dabei weniger das Thema zu schaffen, als die Aufge- und Überdrehtheit der Klasse.
    Gut, inhaltlich ist es auch kniffelig, weil man bei bestimmten Inhalten keine Fremden dabei haben möchte.


    Bin jetzt etwas ratlos? Wass mach eich bloß bei den UBs?
    Der erste ist schon nächste Woche :(


    Die Klassenlehrerin sagt, ich soll beim UB doch einfach was ganz anderes machen. Damit bin ich aber auch nicht glücklich. Ich kann doch nicht mitten in der Einheit einfach irgendwas machen. Muss das ja auch begründen.


    Hat jemand Erfahrung damit und /oder kann mir raten?


    Würd mich freuen!


    LG,
    Melosine

  • Hallo Melosine,


    Sexualerziehung sollte nur von Lehrer/innen unterrichtet werden, zu denen die Kinder absolutes Vertrauen haben, denn es geht dabei einfach um sehr intime Sachen... als Kind würde ich die nicht mit jedem besprechen wollen...
    Ich würde nie im Leben auf die Idee kommen, zu einem solchen Thema einen Gast einzladen... allein um die Intimssphäre der Kinder zu wahren (oder glaubst du, irgend ein Kind traut sich, etwas zu fragen, wenn hinten noch jemand sitzt, den es nicht einmal kennt?).


    Such dir für den BEsuch ein anderes Thema aus (das würde ich jedenfalls tun)


    Grüße
    barb

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das hatte ich ja geschrieben: dass ich bestimmt keine Fremden in den Unterricht einlade, wenn es um tiefergehende Fragen geht. Deswegen mache ich mir ja auch diese Gedanken und frage euch!
    Aber Sexualerziehung in der Grundschule ist ja auch mehr: Gefühle, Mädchen-Jungen, etc.
    Trotzdem sind sie dabei so kicherig und unruhig...


    Meint ihr, ich kann einfach im UB was anderes machen? Die Stunde muss ja in die Unterrichtseinheit eingebettet dargestellt werden.
    Werde mich dann schwer tun, wenn ich bspw. plötzlich was zum Thema "Wasser" mache.


    Vielleicht fällt jemandem auch etwas Unverfänglicheres ein, das aber mit dem Thema irgendwie in Kontakt steht?


    M.

  • Also ich würde dir im Sinne der Kids auch von diesem Thema abraten. Wäre mir zu heikel, egal um welches Thema es in der Stunde konkret geht. Denn alles, ob eigene Gefühle, Mädchen-Jungen etc. geht, ist sehr persönlich.


    Gibt es kein aktuelles Thema (Vatertag, Frühling, schulisches Fest, Veranstaltung im Ort...), das du irgendwie in den HUS-Unterricht betten könntest?


    Wir hatten z.B. gestern einen Spielzeugflohmarkt an der Schule, da habe ich das Thema "Einladungen" in Deutsch, "Werbung" in HUS, "Geldbeträge" in Mathe mit in den Unterricht eingebaut, auch wenn ich thematisch bei anderen Themen war. Das hat durchaus Berechtigung uns Sinn, weil du somit tagesaktuelles Geschehen in deinen Unterricht einbaust.


    Gruß Annette

  • Hallo Melosine,
    mit meiner Vierten bin ich auch gerade beim Thema ( siehe auch hier), fremde Gäste stören da sicher. Das kannst du, wenn die Frage vom Fachleiter gestellt werden sollte, sicher begründen. Also, wenn es sich machen lässt, unterbrich die Reihe für den UB und mache etwas "Tagesaktuelles", wie dir oben ja schon empfohlen wurde. Wenn es nicht geht, wäre es vielleicht etwas unverfänglicher für die Kinder, "sachlichere Gebiete" wie Entwicklung eines Babys oder Rollenverhalten früher/heute zu nehmen.
    Gruß,
    Peter

  • Hallo Melosine,
    ich würde auch nicht unbedingt jemanden einladen, wenn es um Sexualkunde geht, deswegen finde ich es auf keinen Fall schlimm, wenn du die Reihe unterbrichst - man kann es den Kindern doch erklären.
    Wenn dir das zu schwerfällt, ist es wirklich gut, etwas Unverfängliches zu machen, was gleichzeitig in die Reihe passt - hast du die Besuche in Sachunterricht?
    Es gibt im Klett verlag ein nettes Heft über Sexualkunde, da ist alles auch in den Bereich Gefühle eingeordnet. Es gibt auch ein Buch von Alkidi, Gefühle sind wie Farben, vielleicht passt so etwas?????
    Wenn sich ein Besuch und ein Themenwechsel nicht machen lässt, kannst du vielleicht auch nur die Jungen/Mädchen bestellen, finde ich bei diesem Thema auch passend, wenn die Unruhe u.a. schon mit Vorpubertät zu tun hat, ist das ein guter Ansatz, glaube ich.


    Vielleicht kann man mit den Mädchen auch einen Frauenarzt besuchen und den vor-bzw. nachbereiten.., denn bei mir in der 4 hatten zwei Kinder bereits auf der Klassenfahrt ihre Mens.


    In Sprache passt vielleicht auch das Buch "Ben liebt Anna", da könnte man bestimmt auch ein unverfänglicheres Kapitel auswählen...
    flip

  • Ich habe bereits einen Unterrichtsbesuch zum Thema Sexualerziehung gemacht und er war rundum positiv.


    Im Grunde haben die Kinder an ihren Lernplakaten gearbeiten. Es lief wunderbar, keine Spur von Verlegenheit.


    Aber jede Klasse mag da anders reagieren.


    Eine Kollegin von mir hat ebenfalls einen UB zu diesem Themengebiet gemacht. Bei ihr ging es um das Thema Geburt Genaue Details weiß ich nicht mehr, ich weiß nur noch, dass sie irgendwann mit einem mit Wasser und einer Puppe gefüllten Luftballon im Stuhlkreis saß und sie sozusagen gemeinsam (ich glaube aber unabsichtlich) die "Fruchtblase" gesprengt haben.


    Auch sie hat nur positive Erfahrungen mit einem UB zu diesem Thema gemacht.
    Ich persönlich fände es nicht gut, plötzlich das Thema zu wechseln. Ganz abgesehen davon, dass sich meine Schüler um "ihre" Stunde betrogen gefühlt hätten und dies auf kundgetan hätten ;)


    Petra

  • Hallo Melosine,
    ich stelle mir meine SU-Klasse gerade in einem Unterrichtsbesuch vor, wenn es um Sexualkunde geht...nicht auszudenken, das ginge gar nicht. Aber auch bei einer "normlen" Klasse würde ich mich dagegen entscheiden.
    Ich würde auf jeden Fall ein anderes Thema wählen und das entweder von seiner Aktualität oder von der Situation des Unterrichtsbesuchs her begründen. Vielleicht würde ich mir ein paar Mäuse oder Schnecken von der Biologiestelle leihen. Dann wäre das doch ein aktueller Anlass ;) Es muss ja nicht nur im Entwurf begründet werden, sondern auch für die Kinder einsichtig sein, warum es plötzlich um was anderes geht. Ich werde mit einer 2. Klasse in der nächsten Woche Sonnenblumen pflanzen. Wenn die gut werden, sollen die Kinder sie den Neuen zum Schulanfang überreichen. Sowas ginge in deinem Fall vielleicht auch. Du könntest damit argumentieren, dass du jetzt pflanzen musst, damit die Pflanzen noch vor den Sommerferien in den "Schulgarten" gepflanzt werden könne, um bis zum Schulanfang richtig wachsen zu können. Zum Thema Sonnenblume lässt sich auch gut im Unterricht arbeiten.
    Liebe Grüße und viel Glück bei deiner "richtigen" Entscheidung
    ohlin

  • ist das nicht seltsam?
    kinder vorführen zu einem thema
    ich arbeite zur zeit mit drittklässlern, hab eltern informiert dass ich diesen kindern auf anfrage informationsmaterial zur sexualität usw... (für kindern von 8 bis 10 jahren) in kleinen gruppen zur verfügung stellen will. die eltern haben unterschrieben (bis auf die albanischen oder arabischen)
    und jetzt können jederzeit kinder miteinander mit diesem informationsmaterial (bücher und hefte mit bildern, fotos, texten) sich zurückziehen und das anschauen und lesen. ab und zu komm ich hin und lass mich dazu fragen, wenns nötig ist. die fragen finde ich interessant. nichts ist verklemmt oder peinlich.
    nur ist da nix zum "vorführen". es ist kein "unterricht".
    kann nicht gezeigt werden, wie mit dem lernen umgegangen wird?
    nicht als inszenierung sondern als allgemeine information zum lernen.
    kinder lernen nicht in kleinen schrittchen, nicht der reihe nach, nicht gleichzeitig und schon gar nicht das gleiche.

  • Hallo Rolf!

    Zitat

    ...
    kinder lernen nicht in kleinen schrittchen, nicht der reihe nach, nicht gleichzeitig und schon gar nicht das gleiche.

    So isses, trotzdem helfe ich z.Z. den Kindern etwas beim "Aufdröseln" des Themas. Fragen ordnen, Antworten suchen lassen oder geben, Gespräche auch mit Wörtern zulassen, die laut (und zwar ohne Peinlichkeit oder Provokations-Absicht) von vielen Kindern noch nicht ausgesprochen wurden. Und auch hier sind Lernergebnisse "im herkömmlichen Sinn" durchaus abfragbar, wenn die Kinder ihr Wissensnetz ;) einmal gesponnen haben. Schön wäre es, wenn in Unterrichtsbesuchen auch einmal das Lernen, wie es bei dir funktioniert, "vorgeführt" werden könnte. Aber das wird wohl noch eine Weile dauern...
    Gruß,
    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Dank an euch alle!


    Leider hab ich es für mich immer noch nicht gelöst. In mir streiten die Argumente beider Seiten (Unterrichtseinheit unterbrechen - nicht unterbrechen) und ich komme ienfach zu keinem Entschluss.


    Hab mich mit der Entscheidung, der Klasse das Thema überhaupt anzubieten, an der Schule schon arg in die Nesseln gesetzt (aber das ist ein anderes Thema).
    So, und nun routiere ich...


    In eine Geburtsklinik in der Nähe wollte ich mit den Kindern noch gehen, aber das wird vor dem UB nix mehr.


    Der Bereich Gefühle ist vielleicht wirklich nicht schlecht!?
    Da haben sie schon mal etwas drüber gemacht udn man könnte es nochmal aufgreifen.


    robischon: Ja, es ist wirklich doof und traurig, dass man im Ref so ein Affentheater veranstalten muss, bei dem man sich und die Kinder vorführt.
    Leider bin ich nicht in der Position, dass ich mich über all das hinwegsetzen kann, sondern sehe mich gezwungen, dieses Spielchen eben mitzuspielen, wenn ich überhaupt mal Lehrerin werden will, um es dann anders zu machen :(
    Ich versuche schon, meinen eigenen Weg zu finden und bin vielen schon zu selbstständig, aber an den Ausbildungsbedingungen kann ich so von heute auf morgen auch nix ändern. Leider. Mir kommt das immer wie absurdes Theater vor. Die Kinder kennen ihre Rolle mitlerweile und spielen mit. Anschließend wird man aufgrund dieser künstliche Situation über Vorgehen und Verhalten "beraten". Wie gesagt: absurd.


    LG,
    Melosine

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