Alle Lehrer sollten Differenzieren

  • Hallo liebe Kollegen,
    ich höre in meinem Bekanntenkreis immer wieder Beschwerden über schlechten Unterricht und entweder Unterrichtsstoff der zu leicht bzw. zu schwer ist.
    Dann erzähle ich immer, dass ich in meiner Klasse nach Leistungsstufen differenziere und somit den meisten Kindern gerecht werde.
    Von meinen Eltern und Kindern kamen bisher noch keine Beschwerden.
    Die schwächeren Kinder sind froh, wenn sie weniger und Leichteres machen dürfen und die leistungsstarken Kinder freuen sich auf Zusatzmaterial.
    Ich bin übrigens der Meinung, dass das alle Kollegen so handhaben sollten. Aber immer wenn ich mich umhöre, dann bemerke ich, dass sich viele die Mühe gar nicht machen.
    Mich würde interessieren, wer von euch auch differenziert und was ihr davon haltet.
    Grüße von brain :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Brain,


    ich versuche als Refi (noch?) zu differenzieren, sehe das aber bei Kollegen auch eher selten.
    Gründe dafür könnten sein, dass es 1. mehr Arbeit macht und 2. Probleme mit der Benotung auftreten.


    Wir haben im Seminar darüber gesprochen und es wurde als unproblematisch dargestellt, wenn dann auch differenziert benotet wird; doch die Eltern möchte ich sehen, die damit einverstanden sind, wenn ihr Kind prinzipiell nur eine 3 erreichen kann, selbst, wenn es alle Aufgaben richtig gelöst hat.


    Man kann aber auch schlecht im Unterricht konsequent differenzieren und bei Klassenarbeiten nicht.


    Mich würde interessieren, wie du das handhabst.


    An der Schule, die mein Sohn besucht, wird nur in Projektform/ mit individuellem Wochenplan gearbeitet, aber es gibt auch bis Klasse 9 keine Noten.
    An der normalen Regelschule sehe ich Probleme für eine wirklich konsequente Differenzierung.


    VG, Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Zitat

    Melosine schrieb am 29.03.2005 17:48:


    Man kann aber auch schlecht im Unterricht konsequent differenzieren und bei Klassenarbeiten nicht.


    Ich würde - gerade deswegen - Klassenarbeiten gerne abschaffen. Welchen Sinn macht es, dass 28 Kinder zur selben Zeit die selben Aufgaben bearbeiten??? Gerade in Deutsch sehe ich das nicht ein. Ich finde, zumindest sollte man jedem Kind individuell Zeit einräumen und vielleicht mehrere Termine anbieten - ich habe Klassen gesehen, in denen das funktioniert. Kann nicht jedes Kind das Diktat dann schreiben, wenn es meint, es sei so weit?


    Nachdenkliche Grüße
    Britta

  • Hallo,


    jetzt bin ich doch angenehm überascht.


    Zitat

    Dann erzähle ich immer, dass ich in meiner Klasse nach Leistungsstufen differenziere und somit den meisten Kindern gerecht werde.
    Die schwächeren Kinder sind froh, wenn sie weniger und Leichteres machen dürfen und die leistungsstarken Kinder freuen sich auf Zusatzmaterial.


    Ein Lehrer der das umsetzt, was meiner Meinung nach genau das richtige ist. Es gibt also doch trotz schlechtem Schulsystem Möglichkeiten ALLEN Kindern gerecht zu werden.




    Zitat

    Ich bin übrigens der Meinung, dass das alle Kollegen so handhaben sollten. Aber immer wenn ich mich umhöre, dann bemerke ich, dass sich viele die Mühe gar nicht machen.


    Dies sind leider auch meine Erfahrungen.


    Zitat

    Ich würde - gerade deswegen - Klassenarbeiten gerne abschaffen. Welchen Sinn macht es, dass 28 Kinder zur selben Zeit die selben Aufgaben bearbeiten??? Gerade in Deutsch sehe ich das nicht ein. Ich finde, zumindest sollte man jedem Kind individuell Zeit einräumen und vielleicht mehrere Termine anbieten - ich habe Klassen gesehen, in denen das funktioniert. Kann nicht jedes Kind das Diktat dann schreiben, wenn es meint, es sei so weit?


    Super Britta, das müsste in allen Schulen eingeführt werden. Oder Klassenarbeiten müssten allgemein abgeschafft werden.



    Viele Grüsse


    Petra

  • Hallo alle zusammen,


    erst mal zu Melosine,
    bei Klassenarbeiten ist das mit dem Differenzieren ziemlich schwer, weil ja alle die "Norm" haben möchten und etwas brauchen, um sich daran zu messen.
    Da gibt es immer Ärger, also halte ich mich an die Norm.....und gestalte Arbeiten für den gesamten Klassenverband.
    Ich würde aber auch gerne Klassenarbeiten differenzieren. Mal ehrlich, warum soll ich ein paar schwachen Kindern ein Zeug abfragen, von dem ich weiß, dass sie es sowieso nicht schaffen, bzw. wissen?
    Dann sind die Kids total gefrustet und sitzen mit einem schlechten Gewissen in der Arbeit.
    Für die Kinder wär es jedenfalls humaner, weil sie das Gefühl haben etwas richtig zu machen.
    Wenn jetzt Kritik kommen sollte, von wegen: Was passiert, wenn ich ein Kind als schwach einstufe und es mehr kann?
    Dazu sage ich nur: 1. ein guter Lehrer kennt seine Kinder und weiß wie er sie fördern kann
    und 2. hoch rutschen geht immer.....


    Mit der Benotung ist das meiner Meinung nach auch kein Problem.
    Man kann den Eltern schon klar zeigen, dass auch wenn ihr Kind alles richtig hat, es vom Lernumfang und vom Leistungsstand leider eine 3 ist.
    Man hat ja immer die starke Leistungsstufe zum Vergleich.
    Unser Schulsystem ist viel zu sehr darauf angelegt, Gruppen im ganzen zu fördern, als Individuen.
    Das finde ich ziemlich schade.
    Ich würde viel lieber kleine Klassen haben und dafür einzelne Schüler mehr fördern.
    Sozusagen einen individuellen Förderplan für jedes Kind ( so machen die es doch in Finnland auch....und mal sehe sich mal deren PISA Ergebnisse an)


    Auch finde ich das dreigliedrige Schulsystem bescheuert.
    Da gibt es schon in der ersten Klasse Eltern, die sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob ihr Kind am Ende der Vierten aufs Gymnasium kann, weil es das D immer noch verdreht.
    Das ist doch krank.
    Und mal ehrlich, wir stecken unsere Kinder doch auch in Schubladen - Hauptschüler- Realschüler - Gymnasiast.....
    Und wenn schon dreigliedrig, dann könnte man die Grundschulzeit doch noch ein wenig nach Hinten schieben. Es gibt so viele Nachzügler, die erst ein wenig später begreifen, dass sie ihr Hirn zu viel Mehr benutzen können.


    Aber ich bin ja kein Politiker oder Minister sondern braver Staatsdiener und achte darauf nicht allzusehr aus der Reihe zu tanzen.
    Aber es ist erstaunlich, dass immer mehr Junge Lehrer/innen differenzieren, die älteren Kollegen (obwohl viel mehr Erfahrung) sich dagegen sträuben.
    Oder sehe ich das falsch?


    Viele Grüße
    Brain

  • Differenzierung ist in unseren Richtlinien und Lehrplänen vorgeschrieben - zumindest in NRW. Eine Diskussion kann m.E. nur darüber geführt werden, wie Differenzierung umzusetzen ist und evt. welche Schwierigkeiten ich als Lehrer bei der Umsetzung habe.
    flip

Werbung