Schulstrafen

    • Offizieller Beitrag

    Die Frage war halb-rethorisch. Ich meinte, mal gelesen zu haben, dass du keine Lehrerin bist, wusste es aber auch nicht ganz genau. Ich wollte dir damit nicht jegliche Erfahrung mit Kindern absprechen ;)


    Mir fehlt jedenfalls die Erfahrung in solchen Klassen der Sek1, ich weiß aber, dass ich großen Horror davor habe, mal in einer solchen Klasse unterrichten zu müssen. Deshalb habe ich auch eine große Achtung vor allen, die sich darauf einlassen und versuchen, das Beste für ihre Schüler zu erreichen.
    Bei Carla-Emilia (und vielen, vielen anderen) davon zu sprechen, sie setze (setzten) blindlings auf "massive Strafen" geht einfach an den Tatsachen und ihrem Engagement vorbei.


    LG,
    Melosine

  • Das hier der Eindruck entsteht man könnte nur mit "(massiven) Strafen" in schwierigen Klassen etwas erreichen, liegt meines Erachtens auch daran, wie man den Begriff "Strafe" definiert.


    Wenn ich nämlich von "Maßnahmen" oder "Konsequenzen" spreche, klingt das Ganze schon viel weniger dramatisch.


    Beispiel:
    Wenn ein Schüler öfters Hausaufgaben nicht macht und sie auch nicht nachreicht, bekommt er einen Nacharbeitstermin und macht sie nachmittags (bzw. im Anschluss an den Unterricht) nach.
    Strafe oder Konsequenz ?(
    (Wobei das der Schüler sicher anders sieht als der Lehrer)

  • indidi:
    Konsequenz ist für mich etwas, das vorher gemeinsam definiert wurde oder das angekündigt wurde, so ein "wenn - dann", bzw. "wenn nicht - dann"; die logische Konsequenz sollte dann auch noch in direktem Zusammenhang mit dem 'Vergehen' stehen.


    Strafe ist etwas, das verhängt wird, über jemanden, der ein 'Vergehen' begangen hat. Da gibt es dann für mein Gefühl auch keinen Zusammenhang mit der 'Tat'.


    Eine Strafarbeit oder Zusatzhausübung kann zwar als 'Sühne' vorher vereinbart sein, der Zusammenhang fehlt aber eigentlich, deshalb Strafe


    So ist halt MEINE Definition der Sache.


    Bei deinem Beispiel würde ich es, so die Schüler diese Regel kennen, als Konsequenz bezeichnen.

  • Steffi, dein Beitrag vom 27.5. hat mir gut gefallen.


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Strafen bei meinem Sohn eher das Gegenteil bewirkten. Strafen und Bloßstellungen führten sogar dazu, dass er psychischen Schaden genommen hat. Auch heute noch hat er ein schlechtes Selbstwertgefühl, was Lehrer nicht einmal erkennen, da er nach außen teilweise arrogant und besserwisserisch auftritt - er sucht damit Anerkennung, die ihm fehlt. Es gibt Lehrer, die meinen, er hätte ein übersteigertes Selbstbewusstsein, dass man dämpfen müsse. Genau das ist aber falsch.


    Bei meinem Sohn war es so, dass er nicht absichtlich stören wollte, nicht absichtlich unaufmerksam war, nicht absichtlich Probleme hatte, Regeln einzuhalten, nicht absichtlich umpulsiv war/ist, nicht absichtlich abgelenkt war usw.. Sein größter Wunsch war/ist es nach wie vor, bei seinen Mitmenschen gut anzukommen und nie Streit zu haben. Durch Bestrafungen wurde ihm immer wieder bestätigt: "Du bist nicht so, wie wir dich haben wollen. Du taugst nichts." Strafen bewirkten regelmäßig noch schlechteres Verhalten.


    Grund für sein nicht angepasstes Verhalten war Kiss, frühkindliche Reflexe und Folgen, vielleicht auch Hochbegabung. Sicher spielen auch Erziehungsfehler - von Eltern, Erziehern und Lehrern - eine zusätzliche Rolle, weil diese Kinder eben anders sind und eigentlich anders mit ihnen umgegangen werden muss. Dazu ist aber entsprechendes Wissen erforderlich, was kaum jemand hat.


    Ich habe festgestellt, je öfter ich meinen Sohn für gutes Verhalten (auch Selbstverständlichkeiten) lobe, je mehr kann er sich angemessen und ordentlich verhalten.


    Längst nicht alles liegt an der Erziehung bzw. nicht jede Art von Erziehung ist gleichermaßen für alle Kinder sinnvoll. Mein Sohn ist kein exotischer Einzelfall. Daran möchte ich hier nochmals erinnern.


    Gruß
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo,


    hier ist der Link zum Spiegelartikel:


    [URL=http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,356896,00.html]http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,356896,00.html[/URL]


    Keine Entschuldigung, aber Erklärungen für den Mord an der Ahrensburger Lehrerin!


    So kann es kommen, wenn Kinder oder Jugendliche zu wenig Hilfe und Akzeptanz erhalten, wenn von ihnen verlangt wird, was sie nicht leisten können. Die "Totalausraster" sind meistens die, die lange unauffällig ohne aufzumucken alles in sich hineinfressen, still vor sich hin leiden, weder von Lehrern noch von Eltern verstanden werden.


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Zitat

    Erika schrieb am 29.05.2005 22:18:
    Steffi, dein Beitrag vom 27.5. hat mir gut gefallen.


    Erika
    Ähm, bitte mich nicht als Stichwortgeber verwenden.
    *nach-Merkbefreiung-herumkram*


    müllerin
    Ja, so hätte ich das auch gerne formulieren können


    carla-emilia
    ja, so "klingt" das schon ganz anders und bestätigt vielmehr meinen "ersten" Eindruck aus dem anderen Thread :)

  • Hallo Steffi,


    Steffi schrieb:

    Zitat

    Erika
    Ähm, bitte mich nicht als Stichwortgeber verwenden.
    *nach-Merkbefreiung-herumkram*


    Diese Bemerkung verstehe ich nicht. Was soll das heißen? Ich habe lediglich geschrieben, dass mir dein Beitrag gefallen hat. Auch schon wieder falsch?


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

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