Frage an Primarlehrer: Zeichensetzung Deutsch?

  • Liebe Kolleeechen,


    ich stelle mal wieder fest, dass mir jegliches Wissen darüber fehlt, was Kinder eigentlich von der Grundschule mitbringen sollen. Nachdem wir ein wenig im Rechtschreibbereich rumgefischt haben, geht's mir diesmal um Zeichensetzung.


    - Wie übt ihr eigentlich Satzgrenzen ein - will sagen, nach welchen Regeln lernen die Kinder, Punkte zu setzen?


    - Welche Kommaregeln werden eingeübt? Reihung, Nebensätze usw? Wie?


    - Was ist mit "exotischeren" Satzzeichen wie dem Semikolon? Wird das auch eingeführt?


    Neugierig,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe noch nicht soooo viel Erfahrung, aber habe noch nie gehört/ gesehen, dass das Semikolon eingeführt wurde.
    Nebensätze auch eher nicht, höchstens Aufzählungen (oder täusche ich mich da?).
    Außerdem lernen die Kinder Zeichensetzung bei direkter Rede.


    Gruß leppy

  • Hallo wolkenstein,
    die Kinder lernen Aussagesätze, Fragesätze und Befehlssätze unterscheiden. Außerdem - wie leppy schon sagte - wörtliche Rede, aber kein Semikolon. Kommaregeln habe ich noch nie eingeführt, außer bei einer Aufzählung.
    Wann ein Satz nun ein Satz ist, wird nicht problematisiert - es iss halt einer, wenn er eine Aussage hat und mindestens Subjekt und Prädikat vorhanden sind. :D .. ist das zu wenig??
    Gruß venti :)

  • Danke für die ersten Antworten! Ich meinte auch keine theoretische Abhandlung über Satzgrenzen, sondern nur die Frage, wann denn nu ein Punkt gesetzt werden muss.
    Ich frage halt, weil ihr mit den Blagen in der Grundschule doch durchaus schon jede Menge Geschichten und Kurzberichte schreibt - alles ohne Zeichensetzung? Komma nach Gefühl? Ja wie denn nu?


    Immer noch neugierig auf mehr,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich frag mich das auch grade verschärft, hatte sogar einen Thread dazu eröffnet, in dem ich nach Tipps für einen etwaigen UB zu diesem Thema gesucht hab. Bisher ohne Antworten. Ob das symptomatisch für das Thema ist?


    Bisher habe ich die Kinder Satzgrenzen suchen lassen, etwa bei Bandwurmsätzen. Sie wissen auch, was zu einem Satz gehört und setzen (meistens) entsprechende Punkte.
    Frage- und Ausrufezeichen sind ihnen vor allem vom lauten Vorlesen bekannt, wo sie diese Sätze besonders betonen sollen.
    Eigenständig werden die Zeichen jedoch von kaum einem Kind bisher benutzt.


    Wörtliche Rede ist erst in der 3. vorgesehen, obwohl die Kinder in ihren Geschichten oft Konstruktionen gebrauchen, wo sie sinnvoll wäre.


    Dass die Kommasetzung in der Grundschule besonders thematisiert würde, hab ich auch noch nicht mitbekommen...


    LG,
    Melosine

    • Offizieller Beitrag

    Die Satzgrenzen lernen die Kinder schon beim Lesenlernen kennen. Viele kennzeichnen dann bei den ersten Schreibversuchen das Ende eines Satzes - nach ihrem Gefühl - durch einen Punkt, einen Strich oder lassen etwas Platz.
    Eingeführt wird der Punkt mittels Satzmelodie. Einige meiner Viertklässler bekommen das leider im Eifer des Geschichtenschreibens immer noch nicht hundertprozentig hin ... Die Schüler, die ich aufs Gymnasium empfehle müssen das aber können! Ebenso werden die Zeichen der wörtlichen Rede geübt und sollten (!) beherrscht werden.
    Meine sprachlich guten Schüler wissen auch schon, dass vor 'dass' und 'weil' ein Komma gesetzt wird. Thematisiert werden diese Regeln noch nicht. Das ergibt sich beiläufig durch die Korrekturhilfen beim Schreiben von Texten. Gute Schüler gucken sich das häufig ab, ohne die Regel zu kennen.
    Das Semikolon ist den Meisten unbekannt und wird auch nicht thematisiert.


    Talida

  • @bine:


    Ist das jetzt eine "echte" Frage, also kennst du den Begriff "Blagen" nicht, oder fragst du in gespielter Empörung?


    Falls unbekannt: Blagen heißt einfach - nun gut, ein ganz bisschen abfällig - "Kinder".


    Gruß
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

    Einmal editiert, zuletzt von Ronja ()

  • Kinder ja, gegen das "abfällig" wehr ich mich... na gut, kann man so sehen, hier aber eher im emanzipatorisch/nicht-verzärtelnden/respektvollen/spielerischen Sinne gemeint, sonst heißt das nachher wieder, ich red abfällig über die Nervensägen... ;)


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Ronja: klar kenn ich den Begriff, aber wolkenstein hat´s ja schon geklärt, es sei ihm verziehen. Und das Kinder manchmal Nervensägen sind, weiß ich auch.
    Wollte ja auch nur mal höflich nachfragen, wie´s gemeint war.


    Liebe Grüße


    bine

    • Offizieller Beitrag

    Also gelernt haben meine Viertklässler: Sätze abtrennen (Bandwurmsätze z.B.), wann man Punkt, Fragezeichen und Ausrufezeichen setzt (Satzmelodie), Satzzeichen der wörtlichen Rede und Kommasetzung bei Aufzählungen und vor den Konjunktionen "weil" und "dass". In der Praxis anwenden können es etwa ein Drittel der Klasse umfassend. Die anderen haben bei den Kommas und den Satzzeichen der wörtlichen Rede Probleme, etwa ein Drittel der Klasse schreibt nahezu ohne Satzzeichen. (und dann... und dann... und dann... weil... weil... weil) Das habe ich ihnen jetzt mit viel Übung auch nicht mehr abgewöhnen können.
    Viel wird auch von Jahr zu Jahr vergessen. Wörtliche Rede hatten sie z.B. in der 3. Klasse und am Anfang der 4., ich musste im 2. Halbjahr der 4. Klasse bei den meisten aber quasi von vorne anfangen.


    Conni

  • Wolkenstein,


    du hast ja so was von Recht: Es ist manchmal ein Kreuz....
    ...mit die Blagens und mit die Zeichensetzung...
    Habe auch nach fast zwei Jahren immer noch Kiddies, die GAR KEIN Zeichen setzen- auch wenn x Zeichen nötig wären (die "und dann" - Schreiber gibts auch, aber das ist ein anderes Problem). Dass dies ALLES für die Grundschule zu viel ist, denke ich mir - aber es ist echt blöd: Die Kinder kommen aus der Grundschule, schreiben tolle Geschichten, ellenlang und ohne Punkt und Komma, ohne zu wissen, was ein Satz ist und woran man erkennt, wann er zu Ende ist. Also: Im Grammatikunterricht klärt man das, schreibt möglichst kurze Sätze zum Üben und versucht, den Kindern systematisch diese Bandwurmdinger rauszutreiben, damit die mal ein Gefühl für Satzbau kriegen - Stück für Stück. Und dann kann man wieder länger werden. Oder wie??? Und wenn ich dann höre: Meine Grundschullehrerin hat immer gesagt, Punkte sind egal.... (Rechtschreibung ist egal, ...) verzweifle ich.
    Keine konstruktive Antwort, ich weiß, nur Frustabbau nach erfolgter Geschichtenkorrektur.


    immer noch über strukturlosen Gespenstergeschichten hockend,
    löwe

    Lasst uns das Leben genießen, solange wir es nicht begreifen. (Tucholsky)

  • Hallo löwe,
    dass die Grundschullehrerin gesagt hat, Punkte und Rechtschreibung seien "egal", erscheint mir doch zweifelhaft. Spätestens beim Ins-Reine-Schreiben müssen sie (oder ich) die Punkte setzen und die Rechtschreibung mittels Wörterbuch überprüfen.
    Gruß venti :)

Werbung