Modellversuch Hessen: Schriftspracherwerb Lollipop versus Rechtschreibwerks

  • Es gab eine Untersuchung über die Wirksamkeit von Methoden zum Schriftspracherwerb. Die Ergebnisse werden anscheinend zurückgehalten, weil man mit der Studie eigentlich etwas anderes erreichen wollte, als das Ergebnis im Moment bietet.


    http://bildungsklick.de/servic….html?serviceTextId=15898


    oder auch wilfriedmetze. de


    flip



    Finde ich sehr interessant, es scheint etwas in Bewegung zu kommen- was mir bislang suspekt war, war ja, dass nie eine kritische Auseinandersetzung mit der Methode stattgefunden hat.

  • Ein sehr interessanter Bericht.


    Nur verstehe ich nicht, WAS jetzt an Lollipop besser ist.
    Ich kenne das Lehrwerk nicht; wie arbeitet es denn, wo liegen die Unterschiede zu S-Stumpenhorst.
    Was ist so falsch daran, den Kindern so zu helfen, wie S-Stumpenhorst es anrät (Abschreibtexte, etc)


    Petra

  • Anscheinend gibt's da ein Nord-Süd-Gefälle, was die Rechtschreibwerkstatt angeht. Bei uns ist sie erst im letzten Jahr ins Bewusstsein getreten und es gibt an meiner Schule gerade einige Kollegen, die sich intensiv einarbeiten. In einigen Klassen wurde die Rechtschreibwerkstatt auch schon umgesetzt, aber mehr als "ist irgendwie sehr komplex" hab ich noch nicht als Fazit gehört.


    Sehr interessant der Artikel jedenfalls. Das werde ich auf jeden Fall gleich in die nächste Fachkonferenz zur Diskussion einbringen.


    Hab auch grad mal nach dem Konzept von Lollipop geschaut, aber bislang nur allgemeines gefunden.



    Mit dem Konzept der Rechtschreibwerkstatt kenne ich mich leider noch nicht sonderlich aus, aber soweit ich weiß, sollen die Schülern vor allem durch Verbessern und Antizipieren fremder Texte lernen. Oder ist mein Eindruck dabei falsch?


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

    • Offizieller Beitrag

    Hi ihr,


    hier gibt es die Gründe dafür, warum Lollipop so toll ankam:


    http://www.wilfriedmetze.de/html/hessen.html#Gruende


    Die Seite ist von Wilfried Metze, der als Herausgeber bei einigen Lollipop-Materialien bei Cornelsen steht.
    Es wurden in jeder Gruppe 5 Klassen untersucht. Die Materialien wurden für die Lollipop-Sachen von Cornelsen gestellt und zwar alles, inkl. Lese-Mal-Blätter etc., das würde in vielen Schulen gar nicht gehen, besonders da, wo es (teilweise) Lehrmittelfreiheit gibt und dort wo es die nicht gibt, müssten die Eltern dann tief in die Tasche greifen (und die Lehrer auch, um die ergänzenden Lesegeschichten/CDs/Kopiervorlagen zu kaufen). Und dann wurde wohl sehr viel differenziert.


    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Hallo!
    Versuch einer Kurzusammenfassung von der Rechtschreibwerkstatt:
    (ausführlich www.rechtschreib-werkstatt.de
    Bei der Rechtschreibwerkstatt von Norbert Sommer-Stumpenhorst handelt es sich um ein durchgängiges Rechtschreibkonzept für die gesamte Grundschulzeit.
    Durch immer wiederkehrende Übungsformen sollen die Kinder die Rechtschreibprinizipien selbst entdecken. Quasi entdeckendes Lernen im Rechstchreibunterricht.
    Der Weg ist grob folgendermaßen vorgegeben: Lautdurchgliederung LB, LV (Länge der Vokale), WA Wortart, Wortursprungs (WU) zu den Ausnahmeschreibungen (AF).
    Wer an welcher Stelle in welchem Bereich arbeitet, hängt von regelmäßigen Diagnosediktaten ab, die qualitativ ausgewertet werden. Dadurch kann festgestellt werden: In welchem Bereich hat ein Kind noch Schwierigkeiten? Wo muss es in Zukunft gefördert werden?
    Das Kind bekommt ein entsprechendes Heft, in dem die Übungsbreieche verzeichnet sind.


    VG

  • Ich habe mir die Sachen von Stumpenhorst ausgeliehen, Lollipop steht für mich für ein Sprach-SAchunterrichtsverbundsystem mit Fibel bzw. Sprach/Lesebuch - wie es auch viele andere gibt.


    Im ersten Schuljahr werden die Buchstaben als Lehrgang eingeführt, Lesetexte werden aufbauend immer schwieriger. Zusätzlich gibt es wohl ansprechende CD´roms, die ich abe rnoch nicht in der HAnd hatte.


    Zufällig habe ich das Lollipop ergänzend in der Klasse eingesetzt. Ich bin aber eigentlich das Arbeiten ohne Sprachbuch gewöhnt und die SAchseiten waren mir irgendwie "nicht ansprechend genug". Auch mag ich Lesetexte lieber, die aus Kinderliteratur entnommen sind - die Lesetexte waren nicht so ganz mein Geschmack.


    Sommer-Stumpenhorst steht für mich für ein vom Inhalt lösgelöstes, an rechtschreibphänomenen ausgerichtetes Arbeiten. Sehr individuell, da z.B. die Buchstaben so erarbeitet werden, wie es dem Lernfortschritt der Kinder entspricht. Danach gibt es dann versch. Rechtschreibübungen. Ich habe in der Praxis noch nicht damit gearbeitet. Es wirkt aber sehr gestuft. Da ist meine Frage: Läuft der ERwerb von Rechtschreibwissen wirklich immer so gestuft ab. Die Übungen sind immer die selben - werden sie nicht als langweilig empfunden? Zu meiner Studienzeit hieß es immer, dass Kinder leichter lernen, wenn es an für sie interessanten Themen erfolgt?????


    Ich selber habe bislang zuerst den Anlautbogen eingeführt, danach habe ich dann die Buchstaben im Lehrgang eingeführt - nach allen Sinnen und mit Hand und Fuß. Zwischendrin gab es immer zahlreiche Übungen zum freien Schreiben. Gelesen haben die Kinder dann, wenn sie die Synthese verstanden haben, immer an individuell zusammengestellten Lesetexte (Lesemalblättern). Eigentlich dachte ich, wie es gewünscht wird und die Richtlinien es vorsehen in NRW:
    Nun hatte ich ja im letzten Jahr schlechte Ergebnisse im Stolperwörterlesetest - und dachte, es wäre mein Einzugsgebiet - allerdings hatten eben nur die besten Kinder einen Prozentrang von 52. Dieses Jahr habe ich für eine Kollegin den Test ausgewertet - die nach einer fibel gearbeitet hat, die Lollipop gleich kommt, die auch die Schreibschrift schon um die Osterferien eingeführt hat - ihre Kinder sind fast alle überdurchschnittlich - das gleiche Einzugsgebiet. Da habe ich noch gedacht- naja, dann sind meine halt besser in der Rechtschreibung - ich habe zusätzlich mit dem Schreiblabor gearbeitet, was der HSP eigentlich entgegen kommen müsste - aber auch da waren ihre Kinder um ein Vielfaches besser. Ich glaube nicht, dass sie jetzt so großartig fittere Kinder hat.


    Im Schreiben sind meine Kinder auch nicht gerade sprühend vor Energie und Lust, so wie man es sich nach dem Schreiberfahrungsansatz vorstellt.


    Ich habe folgende These: Durch das Freie Schreiben und lernen nach der Methode Lesen durch Schreiben entwickeln sich Kinder viel weiter, die sowieso fitt sind und die von zu Hause aus begleitet werden. Kinder mit schwachem sozio-kulturellen Hintergrund sind durch die Methode noch stärker benachteiligt.


    Bin auf eure Meinungen gespannt!
    flip

  • Ich habe jetzt auch mal so querbeet alle möglichen Seiten durchgeschmökert und bin zu einem ähnlichen Eindruck gekommen wie elefantenflip. Das scheinen doch zwei sehr verschiedene Sachen zu sein. Lollipop ist in erster Linie ein Lese-/Schreiblehrgang. Das Material von Stumpenhorst wird dagegen von den damit an meiner Schule arbeitenden Kolleginnen eher zum Erlernen/Festigen der Rechtschreibung eingesetzt, parallel oder nach dem eigentlichen Lese-/Schreiblehrgang. Das Lollipop-Konzept scheint wohl aber überhaupt nicht für so etwas geeignet zu sein.
    Oder habe ich da einen falschen Eindruck bekommen?


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo!


    Das Material von dem Stumpenhorst Konzept deckt auch das Lesen/Schreiben lernen ab.
    Für beide Bereiche gibt es umfangreiches Material.
    Fürs schreiben haben wir jetzt Buchstabenkisten angeschafft. Zu jedem Buchstaben/Laut gibt es drei Übungen: Nachfahrbuchstaben, mit denen das schreibender Buchstaben geübt wird.
    Optische Differenzierungsblätter: Den Buchstaben zwischen anderen suchen
    Sortiertafeln: Den Anlaut identifizieren.


    Die Kinder können sich einen Buchstaben aussuchen, und dazu diese Übungen machen. Protokolliert wird dies in einem Pass.


    Mit einer Anlauttabelle können die Kinder von Anfang an über alle Laute und Buchtsaben verfügen und schreiben.


    Die Überlegungen, die Flip angestoßen hat begleiten mich auch schon etwas länger, da ich nach den Ferien eine 1/2 in einem Gebiet mit sozialem Erneuerungsbedarf übernehme.
    Dabei stehe ich momentan auf folgendem Standpunkt:
    Die Kinder brauchen tatsächlich stärkere Orientierung. Aus diesem Grund werde ich auch weiterhin, auch wenn es das Stumpenhorst Konzept nicht vorsieht, Buchstaben der Woche einführen und diesbezügliche Übungen durchführen. Gleichzeitig werde ich versuchen, Wortschatzübungen zu integrieren.
    Um jedoch eine sinnvolle Differenzierung zu ermöglichen, werde ich die Kinder und deren Kenntnisstand beobachten. Kinder, die schon selbstständiger arbeiten können, können vermehrt mit den Materialien der Rechtschreibwerkstatt arbeiten.


    Ich hoffe so beiden Gruppen zu entsprechen. Den mit erhöhtem Orientierungsbedarf und den schnelleren.


    VG

  • niklas: Meiner Erfahrung nach - soz. Brennpunkt, hoher Migrantenanteil - muss die Herkunft viel stärker in den Anfangsunterricht integriert werden, denn es heißt ja auch Spracherfahrungsansatz. Kinder, die keine Spracherfahrungen haben, brauchen viel stärkere Orientierung als Kinder, die literal sehr behütet aufwachsen.
    Das habe ich bislang in meiner Unterricht wahrscheinlich zu wenig beachtet. Viele meiner Kinder haben eben nicht die Schreibfreude entwickelt, die ich gedacht habe. Beim ersten Durchgang dachte ich noch, naja, gut, vielleicht ist es gerade die Klasse - in der Literatur steht ja entgegengesetztes. Beim zweiten Durchgang war es genauso und jetzt beim dritten Durchgang sind meine ERgebnisse schwächer als bei einer nach der Fibel arbeitenden Kollegin, obwohl ich dachte, schon mehr Satzbaumuster und Wortschatzübungen eingeflochten zu haben.
    Die neuen Fibel - Konfetti und Startfrei - setzen eben auch eher ein literales Umfeld voraus. Der Gebrauch einer Fibel intendiert bei vielen Kollegen den üblichen Umgang mit einer Fibel. Den kann es aber aufgrund der versch. Spracherfahrungen nicht geben. So sind viele Kinder mit den Lesetexten überfordert und finden keinen Zugang dazu. Sie bräuchten dann differenzierte Texte - bei einem Lernen im Gleichschritt kann das eben nicht funktionieren.


    Tinto ist in einer Schule im sozialen Brennpunkt u.a. im Dortmunder Norden entwickelt worden - doch verunsichern mich nun auch die ERgebnisse der Stumpenhorst Untersuchung. Ich muss mich noch näher einlesen: Liegen die ERgebnisse nun an dem selbständigen ERarbeiten, oder an der Arbeit mit der Anlauttabelle?
    flip

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