Beiträge von Maylin85

    Im Forum wurde in letzter Zeit viel über Zweit- und Drittkorrekturen gesprochen. Tja, ich habe jetzt mehrere Drittkorrekturen machen müssen, weil KuK meinen, sie müssen eine Textanalyse mit 12 NP bewerten, obwohl eine echte Analyse nie stattgefunden hat. Wir reden von einer Notendifferenz von 10 NP zwischen dem Erst- und Zweitkorrektor. Die Erwartungen einiger KuK sind massiv gesunken. Also doch, diese SuS machen, wenn sie Glück mit ihren Korrektoren haben, sehr wohl Abitur.

    10 NP sind heftig. Ja, ich gebe dir Recht. Das gesamte System krankt mehr und mehr.

    Übrigens: Meine SuS haben sehr große Schwierigkeiten mit literarischen Texten. Shakespeare verstehen sie im Grunde gar nicht. Wir müssen uns jeden(!) Vers mühsam erarbeiten. Selbst zeitgenössische Literatur bereitet ihnen große Probleme. Ich bin froh, wenn sie im Abi verstanden haben, dass eine Interpretation mehr bedeutet als einfach nur die Aussage des Textes zusammenzufassen. Wir lesen vor allem Zeitungsartikel aus der Guardian und der New York Times, da die Prüfungstexte meist aus diesen Quellen stammen.

    Klingt nach ultimativer Kapitulation.

    Wer zeitgenössische Literatur nicht versteht und im (oder kurz vor dem) Abitur immer noch nicht mit Zieltextformaten umgehen kann, sollte evtl. besser einfach gar kein Abitur bekommen, denn das ist ja dann ein kompletter Witz.


    Ich hab Shakespeare gerne gemacht, denn das begann immer als ultimatives Angstthema und im Verlauf der Sequenz haben die meisten Schüler dann gemerkt, dass man durchaus sehr schnell Zugang finden kann - fand ich immer schön zu sehen 😊 Ich habe mit dem letztjährigen LK noch eine letzte Ganzschrift gelesen, freiwillig, weil wir alle Spaß dran hatten. Dass das jetzt wegfällt, finde ich sehr sehr schade.

    Mir geht es rein um aus der Orientierung an der sozialen Norm der einzelnen Schule resultierende Diskriminierung bei der Studienplatzvergabe von NC Fächern. Dass die Bonner Villenviertelkids insgesamt vermutlich priviligierter sind, bestreite ich nicht.

    Ja, vielleicht ist meine Sicht manchmal zu fatalistisch. Fakt ist aber, dass die Zahl der Schüler, die die Basiskompetenzen nicht erreichen, ebenso steigt, wie die der Abiturienten, die keine vollständigen Sätze mehr schreiben können. Auch ist hierzulande ein signifikanter Teil der Schüler angeblich ständig überlastet und überfordert und stinkt beim Leistungsvermögen auch auf diesem Gebiet gegen die Konkurrenz aus dem (zumindest mal asiatischen) Ausland hoffnungslos ab. Inwiefern es dem Bildungssystem gelingt, sich schnell genug so umzustellen, dass man Schülern in Zeiten von KI überhaupt noch plausibel machen kann, warum es sinnvoll ist, sein eigenes Hirn zu benutzen, wird auch spannend. Der Durchschnits-IQ sinkt in D auch seit einer Weile wieder. Und statt dringend nötigem Haltungswandel und Wiederbesinnung auf Leistung als schulischem Kernanliegen, halten wir uns an sozialem Kleinklein auf und freuen uns über hohe Abiturquoten in Marxloh. Ich lass mich ja gerne von der Zeit überzeugen, dass das alles toll und super und richtig ist, aber auf welcher Basis sich entsprechender Optimismus gründet, bleibt mir ein Mysterium.

    Naja, die Noten sind ein Geschenk. Das eine oder andere Abitur am unteren Ende des Spektrums einer eher leistungsschwachen Schule sicherlich auch, wenn man ehrlich ist. Ich kannte es vor meiner Ruhrpottschule beispielsweise nicht, dass ein Oberstufenkoordinator vor den mündlichen Abiprüfungen genau formuliert, welche Note bitte schlechtestenfalls in der Prüfung rauskommen dürfe und war ob der Ansage ziemlich baff. Noch schlimmer ist, dass diese Note letztlich auch entsprechend gesetzt wurde. Und ich weiß mittlerweile, dass das kein Einzelfall ist. Also doch, ich bleibe dabei, dass das verschenkte Abitur kein Märchen ist.

    Chancengleichheit wird es niemals geben, dafür ist bereits das elterliche Verhalten im Kleinkindalter ein zu großer Einflussfaktor auf späteren Bildungserfolg. Wenn wir Studienplätze nach Sozialkriterien vergeben wollen, meinetwegen, dann aber bitte transparent und nicht über fragwürdig zustande gekommene Abschlussnoten. Letztlich bedeutet das eine Diskriminierung des oberen Spektrums aus sozialen Gründen - kann man drüber diskutieren, aber dem sollte eine offene, transparente Debatte vorausgehen, ob wir das gesamtgesellschaftlich wirklich wollen.


    ...ich merke an dieser Stelle, ich hab langsam so gar keinen Bock mehr auf dieses gesamte System 🙈 Hier geht bildungstechnisch alles den Bach runter, während die Abiturquoten und -durchschnitte immer besser werden und das Ganze wird auch noch permanent mit irgendwelchen vermeintlich sozialen Notwendigkeiten schöngeredet. Und als Lehrkraft ist man bei dieser fröhlichen Fahrt gegen die Wand auch noch aktiver Antriebshelfer. An den meisten Tagen ist mir das mittlerweile überwiegend egal, an anderen frage ich mich, ob man sich diesen ganzen Blödsinn wirklich noch fast 3 Jahrzehnte geben will und kann..

    An meiner aktuellen Schule stoße ich auf das Gegenteil. Entsprechend gebe ich deutlich schlechtere Noten. Und dennoch muss man sich dessen bewusst sein, dass diese SchülerInnen ganz andere, oft deutlich ungünstigere Voraussetzungen haben. Das Abitur bekommen sie deshalb nicht geschenkt - und sie werden sich an der Uni, sofern sie denn im Anschluss an das Abitur dorthin gehen, deutlich schwerer tun.

    Damit trägt man dazu bei, dass leistungsschwächere Absolventen leistungsstärkeren Absolventen ggf. Studienplätze wegnehmen. Finde ich überhaupt nicht gut und widerspricht dem System der Bestenauslese bei der Studienplatzvergabe. Interessant wäre, sich hier mal anzugucken, wie diese Mechanismen mit Studienabbrüchen einhergehen - etwas, was die Allgemeinheit letztlich auch Geld kostet.

    Ich hoffe ein wenig darauf, dass die Korrekturen irgendwann zentral von einer KI erledigt werden, die einen einheitlichen Maßstab für alle Schüler eines Jahrgangs ansetzt. Vermutlich würde dieser Maßstab zwar aus politischen Gründen auch so gesetzt, dass jeder durchrutscht, aber immerhin wären die Schüler leistungsstarker Schulen dann nicht durch vergleichsweise strengere Korrektur ihrer heimischen Lehrkräfte benachteiligt.


    Ich sitze gerade an der Zweitkorrektur. Solche Threads lassen mich ehrlich grübeln, was ich hier eigentlich mache und welch grandiose Zeitverschwendung das ist. Ist doch sowieso völlig egal und wenig aussagekräftig, was ich am Ende eintrage, wenn jeder lustig seine eigene Bezugsnorm wählt.

    Nehmen wir mal das, ehrlicherweise eher seltene, Szenario an, dass Familie X aus Gelsenkirchen 10 mio. € im Lotto gewinnt und mit dem Gewinn beschließt, sich in Bonn ein schönes Häuschen zu kaufen. Das Kind der Familie soll dann auch dort auf die Schule gehen. Ich fände es schwierig, wenn das Kind dann dort auf die harte Art und Weise lernen müsste, dass die guten Noten, die es womöglich bisher erhielt, kein Zeichen guter Leistungen waren, sondern eher eine Art Trostpreis. Im schlechtesten Fall führt das zu unreflektierten Selbstzweifeln und Vertrauensproblemen.

    Man muss gar nicht so weit gehen. Als meine Ex-Kollegin vom Ruhrgebiet (kein Brennpunkt) ins ländliche Münsterland zog und ihren Sohn da in der Schule anmelden wollte, wollte ihn kein Gymnasium annehmen mit der Begründung, Gymnasiasten aus dem Ruhrgebiet würden erfahrungsgemäß Schwierigkeiten haben, da sie weit hinterherhinken. Man empfahl Gesamtschule. Sie haben sich dann letztlich für ein Privatgymnasium mit sehr kleinen Lerngruppen entschieden und auch da musste er ordentlich strampeln anfangs.

    Sowas darf einfach nicht sein.

    Tja, dann kannst Du die Brennpunkt-Gesamtschulen und Gymnasien allesamt dichtmachen - und die bildungsaffinen (Ober)Schichten müssten keine "Konkurrenz von unten" mehr fürchten.

    Seit Jahrzehnten wird regelmäßig festgestellt, dass in Deutschland der soziale Hintergrund stärker auf den Bildungserfolg wirkt als anderswo.

    Die SchülerInnen aus dem Bonner Villenviertel wird es freuen...

    Und das ist ein Grund, Abschlüsse und Noten zu vergeben, die das Papier nicht wert sein?! Quasi als soziales Erhebungsprojekt?

    Sorry, aber nein. Dann können wir uns die Farce sparen, überhaupt noch "Leistungen" zu bescheinigen und direkt Blankopapiere ausstellen. Wenn es in Brennpunkten nicht möglich ist, nach objektivem Standard ein angemessenes Oberstufenniveau zu erreichen, dann ist das halt so. Und ja, ggf. kann man da dann alle Gymnasien und Gesamtschulen dicht machen. Im nächsten Schritt müsste man sich dann vielleicht endlich mal ehrlich machen und anerkennen, dass unter gewissen sozialen Rahmenbedingungen eben scheinbar nicht mehr drin ist, ohne das Niveau komplett zu erodieren. Im nächsten Schritt könnte man sich dann überlegen, ob und wie sich das irgendwie ändern ließe. Einfach Abschlüsse verschenken und sich dann dafür auf die Schulter klopfen, dass man auf einem guten Weg ist, die Korrelation zwischen sozialer Herkunft und Bildung zu lockern, obwohl diese Abschlüsse de facto quasi wertlos sind, kanns ja wohl nicht sein.

    Ich finde diese Entwicklung wirklich furchtbar.

    Aus dem Blickwinkel der eigenen Arbeitsplatzsicherung verstehe ich das. Aus jedem anderen nicht, denn exakt so wird der Abschluss entwertet und eine unfaire Ausgangslage bei Studienplatzbewerbungen geschaffen. Eigentlich sollte es Aufgabe der Aufsichtsgremien sein, sich zu überlegen, wie man landesweit und schulformübergreifend gleichwertige und objektive Bewertungsmaßstäbe durchsetzt.

    Die Anpassung an das Level vor Ort gibt es ganz sicher, was eigentlich nicht in Ordnung ist. Ich wäre ein großer Befürworter davon, dass Korrekturen in Abschlussprüfungen generell schulextern und unbekannterweise erfolgen. Ich bin immer noch nachhaltig "beeindruckt" von dem Stapel, den ich mal extern von einer Gesamtschule bekommen habe und wo die Noten einfach überhaupt keine Grundlage hatten. Ich bin ja grundsätzlich der Auffassung, dass ich spätestens im Abitur nicht Fehler suche, sondern Punkte, und bemühe mich immer, das Maximum rauszuholen ohne zu verschenken. Was die Erstkorrektur da aber alles an Punkten gefunden haben will, blieb ein großes Rätsel. Wenn schon im Wissen um externe Zweitkorrekturen so gepunktet wird, will ich gar nicht wissen, was an solchen Schulen intern abläuft. Das darf eigentlich nicht sein.

    Genau diesen Deal "wir stehen erst auf, wenn ich aufstehen will" hatten wir auch jahrelang. Mit Nr. 1 null Problem. Nr. 2 war immer schon beim ersten Fitzel Dämmerung wach und hätte gerne losgelegt, hat aber schnell gelernt, dass Nr. 1 und ich das sehr hartnäckig ignorieren können und sich ihrem Schicksal ergeben. Ich weiß, dass sie immer früh wach war, aber sie blieb eben ruhig liegen und hat gewartet.

    Was neuerdings gekippt ist, weiß ich nicht. Nr. 2 fiept und Nr. 1 steht mit auf und tippelt in Endlosschleife durch die Bude, es nervt einfach nur. Wahrscheinlich hab ich einen zentralen Fehler gemacht, als ich anfangs dachte, dass die Blase möglicherweise im Alter nachlässt und mindestens einer wirklich Nöte hat. EINMAL aufgestanden, auf ewig bei Nr. 2 verloren. Und es war natürlich nichts dringend 🙄


    Aber stimmt schon, jeder Hund tickt anders 😄 Wir haben im Freundeskreis festgestellt, dass gerade Hunde von der Straße scheinbar fröhliche Frühaufsteher sind.

    Meine Hunde (immer Langschläfer bis 11, wenn man sie ließ) haben seit einigen Monaten senile Bettflucht und spätestens um 6, manchmal aber auch um kurz nach 5, steht Nr. 2 laut und ausdauernd fiepend im Flur. Es ist einfach nur schlimm 😭

    Hab auch keine Lösung dafür und da ich selbst ja eher spät ins Bett gehe, komme ich derzeit selten überhaupt noch auf 5 Stunden am Stück. Und stelle fest, eigentlich bin ich definitiv zu alt für sowas.

    Will sagen, genieße es, CDL 😉😊

    Dass eine ganz andere Note bei der Zweitkorrektur herauskommt, die sich aus genau diesem Bereich ergibt, habe ich noch nie erlebt. Eigentlich nur dann, wenn jemand irgendwo mehrfach 0 Punkte setzt, was ich in diesen Bewertungsbereichen nicht tue, da sie eben hochgradig subjektiv sind und ich 0 Punkte - anders als bei inhaltlichen Items - hier nicht für widerspruchsfest halte.

    Ich würde auch eher einen Raumwechsel anstreben.

    Von langen Schreibphasen würde ich in Unterrichtsbesuchen absehen. Hab ich bei meinem allerersten Besuch gemacht und die Schüler waren fantastisch und haben mucksmäuschenstill 10-15 Minuten geschrieben - es war grauenhaft 😅 Ich fand die ewig lange Stille superunangenehm und da man selbst ja nicht komplett inaktiv wirken möchte, läuft man 15 Minuten im Kreis, guckt über Schultern, bietet Hilfe an, die keiner braucht/will... würde ich mir gut überlegen.

    Ist doch ok. Da gibt es bestimmt unterschiedliche Möglichkeiten.
    Was habt ihr denn gemacht oder würdet es machen?
    Von der Schule schmeißt ihr den Schüler oder die Schülerin wohl nicht.

    Die 8. Klasse wurde zweimal durchlaufen. Der Wechsel des sozialen Umfelds war für den einen oder anderen Betroffenen aber alles andere als einfach.

    Solche Diagnosen spekulativ rauszuhauen, ist einfach nur fahrlässig. Wir hatten das in der Familie mit pulmonaler Hypertonie, was quasi ein Todesurteil ist - nächster Facharzttermin erst 6 Wochen später und das waren keine schönen 6 Wochen. Letztlich war es eine Fehldiagnose. Ich wünsche dir sehr,dass sich alles als gutartig und harmlos herausstellt. Ein Termin in 6 Tagen hört sich für mich schon sehr zeitnah an, aber vielleicht hast du ja Glück und bekommst noch früher eine kompetente Einschätzung. Alles Gute!

    Genauso so aus wie auf allen anderen Schulen. Die SuS haben die Möglichkeit, in der Klasse dabei zu sein - in der Klassengemeinschaft zu bleiben. Es ist egal, ob G8 oder G9: Die SuS bleiben so lange in der Klasse, bis die Schulpflicht endet.

    Äh, nein. In die Oberstufe unter G8 wurde bei uns keines der Kinder mitgenommen. Wie denn auch, da gibts Kurssystem und keine Klassen mehr.

    Maylin85 : Ich würde unterscheiden zwischen seheingeschränkten und wirklich blinden Schülern. Bei blinden Schülern geht es nicht nur um Vermittlung von Inhalten, sondern auch darum, zu lernen, sich möglichst selbstständig im öffentlichen Raum zu bewegen. Das kann ein Gymnasium gar nicht leisten oder könntest du mal eben 2 Stunden aus dem laufenden Unterricht ausgeplant werden, um dir einen blinden Schüler (m/w/d) zu schnappen und eine Tour durch die Stadt zu machen, um ihm oder ihr zu zeigen, wie man sich an stark befahrenen Straßen, auf der Suche nach öffentlichen Toiletten oder Behörden verhalten muss? Es geht bei dieser Schülerschaft ja nicht nur um Vermittlung von Fachinhalten im Klassenraum, mal plakativ formuliert.

    Wieso muss die Schule das vermitteln? Das gehört meines Erachtens in den Bereich von Eltern oder Sozialassistenten.

    Wenn ein Kind im 9. Schuljahr Inhalte erarbeitet, die Kinder mit durchschnittlicher Begabung im 3. Schuljahr erarbeiten, gilt doch dennoch ein Lehrplan, nämlich vermutlich der vom Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Ich kenne mich jetzt nicht mit diesem Förderschwerpunkt aus, würde aber vermuten, dass dieser nicht einfach nur Inhalte aus dem Curriculum für andere Schulformen streckt, sondern teilweise andere Schwerpunkte setzt, manche Themen streicht und dafür andere Themen hinzufügt, die bei Kindern mit anderer Fähigkeitsausprägung entweder keine Rolle spielen oder im Rahmen ihrer Entwicklung und Sozialisierung bereits unterbewusst erworben werden, ohne dass hier eine explizite Vermittlung im Unterricht notwendig ist.

    NRW hat keinen Lehrplan, meine ich. Unsere bayrische Sonderpädagogin fand das seinerzeit völlig verstörend, wie auch diverse andere Inklusionsrealitäten, und ist ganz fix wieder an eine bayrische Förderschule zurückgegangen.

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