Ich finde es ehrlich gesagt eher ableistisch, anzunehmen, dass blinde Menschen das mit der Orientierung im öffentlichen Raum schon "mal eben" machen. Menschen, die von Geburt an blind sind, agieren da noch einmal anders als Menschen, die durch Unfall oder Krankheit die Sehkraft verlieren, aber ich würde mir als sehender Mensch nicht anmaßen, die Komplexität der Orientierung in einer Welt, in der die Erfassung der Umwelt mithilfe der Augen als Normalfall angenommen wird, herunterzuspielen. Das ist schon extrem anstrengend und benötigt jahrelange Übung, selbst für jemanden, der es von Geburt an nicht anders kennt.
Launenhaftigkeit eines Kollegen
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Aber wenn das Kind sich eben dafür entscheidet, auf das Regelgymnasium zu gehen, statt ins Internat, dann ist es halt so. Da es nicht 24 Stunden am Tag sonst im Zimmer hockt, wird es die "Orientierung im öffentlichen Raum" auch hinkriegen. Vielleicht kommt das Kind erst in der 9. Klasse in die Regelschule. Es ist egal, es bleibt nicht die Aufgabe der Schule, ihm beizubringen, ein Glas einzuschütten oder aus seinem Teller das Essen rauszunehmen.
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Die 8. Klasse wurde zweimal durchlaufen. Der Wechsel des sozialen Umfelds war für den einen oder anderen Betroffenen aber alles andere als einfach.
Dann sollte man das System in Zukunft vielleicht optimieren. Also doch die Teilgabe am Kurssystem ermöglichen.😊
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Du bist doch sonst immer dafür, dass die Schule für den Unterricht zuständig ist und die Eltern (oder Andere) weitere Kompetenzen beibringen und ergänzen?!
Das stimmt. Siehst du hier einen Widerspruch? Ich sehe das auch bei Kindern mit Förderbedarf so, sage nur, dass Kompetenzen, die sich rein aus dem Förderbedarf ergeben, im schulischen Kontext vermitteln werden sollen. Eltern, auch von Kindern mit Förderbedarf, müssen kein intensives sonderpädagogisches Hintergrundwissen haben.
Wenn ein Förderbedarf nicht die Fähigkeiten, "Dinge, die man anfängt, auch zu Ende bringen.", "Konflikte mit Worten statt mit Gewalt lösen.", "bitte und danke sagen" oder "sich nicht einfach an fremdem Eigentum bedienen", einschränkt, sehe ich die Vermittlung eben dieser in der Verantwortung der Eltern, nicht der Schule.
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Dann sollte man das System in Zukunft vielleicht optimieren. Also doch die Teilgabe am Kurssystem ermöglichen.😊
Maximal schwachsinnig, aber ok. Passt zum Gesamtunterfangen.
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aber beim Eintritt am Gymnasium ist das Kind 11.
Was glaubst du denn, wie es sich bisher orientiert hat? Glaubst du denn, Mama hat immer Händchen gehalten? Menschen sind anpassungsfähig und dieses Kind braucht nur ein paar Einführungen und wird nach ein paar Wochen und Monaten durch die Schule flitzen.
Es geht schon seit Jahren zur Schule, in einen Sportverein, in regelmäßigen Blindentrainings, lernt ein Instrument, ist zu Kindergeburtstagen eingeladen worden, wo er nicht den Ort kannte, usw.. NATÜRLICH macht man keinen Wurf ins kalte Wasser, aber es erhält nicht jede Woche stundenlang statt Englischunterricht (wegen deiner Nachfrage an Maylin) "Orientierung"-Unterricht.
Echt ein anderes Feld, aber: Hast du schon ein 2jähriges Kind im Rollstuhl gesehen? Es flitzt dir davon, da solltest du nicht als Babysitter am Handy bleiben, nur weil du denkst, ups, wird sich nicht bewegen. Das Kind kriegt sehr schnell raus, wie es seine Fähigkeiten einsetzt.
Auch ein Kind ohne Arme braucht kein jahrelanges Vollzeit-Training, sondern wird einfach seine eigenen Strategien mit denen kombinieren, die man ihm mitgibt. -
An meiner Förderschule L (und e und s) werden keine lebenspraktischen Dinge unterrichtet. Wir lehren Schreiben, Rechnen, Lesen und die üblichen Fächer Kunst, Musik, Heimat- und Sachunterricht, ab Klasse 5 auch Kochen, wie an der Mittelschule, etc.
Fahrpläne lesen oder Blumen pflanzen gehört nicht dazu.
Unsere Schüler erleben es oft als Erleichterung, in ein passenderes Setting zu kommen, wo es kleinere Klassen, passend ausgebildete LK, Sozialpädagogen etc gibt.
Oft kommen unsere Schüler massiv frustriert von der Regelschule zu uns, wo wir sie "aufpäppeln".
Würden meine Schüler am der Regelschule sein, wüssten alle, dass sie am unteren Ende der kognitiven Leistung sind. So etwas frustriert.
Um "eine Schule für alle" zu haben, müsste man ... mehr Personal, anderes Personal, andre Räume, mehr Räume etc. Denke, das weiß jeder der anwesenden Lehrer hier selbst.
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CDL: Warum bist du der Meinung, dass Schule Orientierung im öffentlichen Raum nicht leisten können muss?
Habe ich nicht geschrieben. In unterschiedlichem Umfang findet das schließlich auch in Grundschule, VKL- Unterricht, Unterstufe statt. Ich sehe nicht, warum dafür jemand explizit ein Blindeninternat besuchen müsste.
ZitatIch fände es schon gut, wenn mein blindes Kind, hätte ich eines, in der Schule lernt, wie man mit einem Blindenhund umgeht oder wie das mit der Kreuzung in der Innenstadt funktioniert.
Keine Ahnung, aber viel Meinung: Auch blinde Menschen können allergisch reagieren auf Hunde, Ängste/ Phobien haben oder Hunde schlicht kacke finden. Selbst diejenigen, die begeistert von Hunden sind, bekommen aber nicht mal eben einen voll ausgebildeten Blindenhund zur Verfügung gestellt. Die wachsen verrückterweise nicht in Gewächshäusern und sind auch nicht massenproduktionsfähig..
Wie „die“ Kreuzung in „der“ Innenstadt funktioniert müssen blinde Menschen dann auch bei komplizierten Verkehrswegführungen mit Unterdtützung stehender Menschen neu lernen für Stadt X, dann wieder für Stadt Y, etc. Manches lässt sich übertragen dank grundlegender Schulung- allein für diese benötigt aber ebenfalls kein Kind ein Blindeninternat.ZitatEben die Beispiele, die du nanntest. Und klar gibt es keinen Anspruch darauf, dass Schule alle Möglichkeiten umfassend und abschließend vermittelt. Es geht um exemplarisches Vermitteln für die Zielgruppe wichtiger Kompetenzen, die ein Teilbereich lebenslangen Lernens sind, was natürlich auch für Schüler mit Förderbedarf gilt. Ich hätte dann in der Schule gelernt, wie ich mich in der Stadt Freiburg orientiere und müsste dann zu einem späteren Zeitpunkt auf Basis dieses Vorwissens (ggf. mit externer Unterstützung) lernen, wie ich mich in Reutlingen zurechtfinde.
Nochmal: Es lässt sich auch jenseits von Blindeninternaten erlernen, was speziell sehbehinderten/ blinden Menschen weiterhilft.
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Verstehe dich sehr gut. Mir geht es ähnlich und die kürzliche Klassenfahrt hat mich wochenlang psychisch gestresst, weil ich mit meinem Kollege keine drei Sätze wechseln konnte. Zum Glück ist alles gut gegangen, wobei da sicher Glück eine Rolle spielte. Solche Fahrten können aber auch aufschlussreich sein bzgl. demvTrinkverhalten etc. solcher Kollegen.
Wir sind dazu angehalten parallel zu arbeiten und die gleichen Proben zu schreiben. Schwierig, wenn dir der Kollege um 10. 00 Uhr sagt, dass wir die Probe, die an dem Tag um 8.00 geplant war, verschieben.
Ich habe beschlossen mich abzugrenzen. Meine Sachen zu machen und keinerlei Fahrten oder Ausflüge mehr zu machen. Wir tragen eine riesen Verantwortung auf diesen Fahrten und dazu gehört für mich zur Voraussetzung, dass ich diese mit Kollegen teile, auf die ich mich verlassen kann und mit denen ich vernünftig kommunizieren kann.
Du musst da wirklich klar deine Grenzen setzen. Wenn dein Unterricht nicht läuft oder auf einer Fahrt was passiert musst du es Verantworten, also machst du auch nur das, was du verantworten kannst und willst.
Der Vorteil an so einem Kollege ist, dass man ja eh immer hinterrennen muss. Macht man das nicht, läuft parallel ja auch wenig. So hab ich das gelöst. Bisher hat sich die SL nicht beschwert. Sollte es irgendwann diesbezüglich Probleme geben, weise ich dezent daraufhin, dass die Zusammenarbeit leider nicht klappt. Sollte das nicht genügen, werde ich deutlicher. Was ich meine, lass den Kollege in Ruhe, häng ihn nicht bei der SL hin. Die wissen schon ganz genau wie ihre Leute ticken und deshalb sollte es genügen, dass du sagst, dass eine Zusammenarbeit nicht funktioniert.
Das wichtigste ist aber, dass du nicht Dinge mitmachst, bei denen du dich nicht wohl fühlst. Ein Ausflug ins Schwimmbad würde ich zum Beispiel niemals machen. Dafür benötigt ihr ja aber ohnehin jdm mit entsprechenden Schein.
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Ich finde es ehrlich gesagt eher ableistisch, anzunehmen, dass blinde Menschen das mit der Orientierung im öffentlichen Raum schon "mal eben" machen.
Glaubst du also außerhalb der Schule bewegt sich das Kind nicht im öffentlichen Raum?
Auf die Inklusionsklasse am Regelgymnasium hat das blinde Kind sicherlich gewartet, um dort die "Bewegung im öffentlichen Raum" zu erlernen.
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chilipaprika : Ich kenne mich mit Sehbindertenpädagogik zu wenig aus, um da ins Detail zu gehen. Ich würde mich da aber mal an Menschen mit regulärer Entwicklung orientieren, dass diese in sehr jungen Jahren noch sehr abhängig von ihren Eltern sind und diese entweder viele Aufgaben für sie übernehmen oder halt zusammen und junge Menschen mit der Zeit vermittelt bekommen, diese Aufgaben selbst durchführen zu können. Diese Aufgaben werden mit der Zeit immer komplexer. Analog dann bei Menschen mit körperlicher Einschränkung.
Beispiel: Wenn ich etwas in der Stadt besorgen muss, ist mein hypothetisches Kind im Kindergartenalter, wenn es dabei ist, immer an der Hand und ich achte vorsorglich auf potentielle Gefahrensituationen, um rechtzeitig dem Kind zu sagen, was es konkret zu machen hat. Wenn es im Grundschulalter ist, muss ich es nicht mehr an der Hand nehmen, nur darauf achten, dass es in Sichtweite ist und muss vielleicht mal auf eine Gefahrensituation hinweisen, ohne im Detail erklären zu müssen, was hier zu machen ist. Wenn es im Teenageralter ist, kann es eine Besorgung womöglich bereits alleine durchführen und braucht höchstens vorab eine grobe Einweisung wie-wo-was.
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Vor allem ist es auch völlige Ressourcenverschwendung, 5 Kinder mit Förderbedarf Hören auf 5 verschiedene Schulen zu verteilen, statt diese an einer Schule zu bündeln, an der die von dir beschriebene Ausstattung und Lehrkräfte mit Expertise in Sachen Gebärdensprache vorzufinden sind. Und das in Zeiten knapper Kassen...
Wenn dein Kind gehörlos ist, gibst du es sicher auch gerne auf ein Internat...
PS Die beiden gehörlos geborenen Kinder in meinem Freundeskreis tragen beide seit kurz nach der Geburt ein cochlea-Implantat und gehen aufs örtliche Gymnasium.
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Bei Regelschülern ist Orientierung im öffentlichen Raum kein explizites Lernziel.
https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016…SU/IK/1-2/04/01
https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016…SU/IK/3-4/04/01
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Ich bezweifle, dass man so viel vorgefasster, faktenbefreiter Meinung mit Fakten beikommen kann, aber danke, dass du damit meinen Hinweis, dass Orientierung im Raum in diversen Schularten, wie u.a. der Grundschule Unterrichtsthema ist mit passenden Quellen unterstützt.
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Als Kind hatte ich eine Freundin, die gehörlos war. Meine Eltern sagten "taubstumm." Sie war die Tochter von Freunden meiner Eltern und wir spielten öfter miteinander. Mit meiner Schwester und ihr zusammen erfanden wir zu unserer Kommunikation eine eigene Zeichensprache. Das funktionierte gut. Mit ihrer Familie kommunizierte sie in Gebärdensprache, die wir aber nicht konnten. G. besuchte die entsprechende Förderschule im Ort, machte den Führerschein, lernte Bauzeichnerin, heiratete einen ebenfalls gehörlosen Mann, sie zogen mehrere hundert Kilometer von unserem Heimatort weg und gründeten eine Familie.
Ich überlege gerade, was anders gelaufen wäre, wenn sie eine Regelschule besucht hätte und ob sie als Kind unter ihrer Schulform gelitten hat. Vermutlich hätten Gehörlose in der Regelschule nicht mehr Probleme als alle anderen, bis darauf, dass die Verständigung nicht so einfach ist.
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Was meinst du mit: Die SuS haben durch die massiven Einschränkungen keine Chance auf einen Abschluss?
Auf einem Gymnasium sieht es genauso so aus wie auf allen anderen Schulen. Die SuS haben die Möglichkeit, in der Klasse dabei zu sein - in der Klassengemeinschaft zu bleiben. Es ist egal, ob G8 oder G9: Die SuS bleiben so lange in der Klasse, bis die Schulpflicht endet.Ich wiederhole noch einmal meine Frage: Wenn SoS massive Einschränkungen haben und damit im Bereich LH sind, nun aber im Rahmen der Inklusion an einem Gym sind: Wie findet konkret der Unterricht statt? Wie wird differenziert? Wie wird damit umgegangen? Wie wird argumentiert ggü. anderen SuS, die mit entsprechender Empfehlung eben nicht am Gym sondern bspw. in einer HS sind?
Du schreibst wieder ganz allgemein und eben nicht konkret.
Wie gesagt: In unseren FH-Reife-Bildungsgängen gehen wir konkret damit um und haben Lösungen/Umgang mit einer sehr heterogenen Schülerschaft in einem Fachabi-Bildungsgang gefunden. Und ich wünsche von dir, dass du weniger allgemein, sondern endlich konkret den Umgang mit der oben genannten Situation beschreibst. Das interessiert mich.
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Vermutlich hätten Gehörlose in der Regelschule nicht mehr Probleme als alle anderen, bis darauf, dass die Verständigung nicht so einfach ist.
OT:
Ich bin zwar nur hochgradig schwerhörig und nicht vollständig ertaubt, möchte aber auf die Schwierigkeiten in der Verständigung hinweisen.Für mich ist das "Hören" hochgradig anstrengend. Es erfordert meine vollste Konzentration, da ich das bisschen, was ich höre, das aktuelle Gesprächsthema und das Lippenbild im Kopf zu einer sinnvollen Aussage verarbeiten muss. Das dauert eine Sekunde länger als bei Normalhörenden, so dass ich immer ein wenig "hinterherhinke". Außerdem kann ich nicht wahrnehmen aus welcher Richtung gesprochen wird und sobald 2 Personen gleichzeitig reden verstehe ich gar nichts mehr.
Dies führt zu einer Unfähigkeit an sozialen Interaktionen teilzunehmen, bei der außer mir mehr als 1 Personen anwesend ist, so dass ich gelegentlich für asozial oder autistisch gehalten werde.
Es ist eine Behinderung, bei der man auf die Rücksichtnahme der Mitmenschen angewiesen ist. Diese kann man leider nicht durch technische Hilfsmittel erreichen.
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Da wir im Thread mittlerweile beim Thema Inklusion angekommen sind...
Wir sind als Gesamtschule besser vorbereitet auf Inklusionsschüler durch zusätzl. Räume, mehr Sonderpädagogen und Schulsozialarbeiter und vermutlich auch einfach ein etwas anderes Mindset. Trotzdem gibt es viel Skepsis, was das Thema Inklusion anbelangt, und ich sehe es an der Stelle nicht anders.
Man hat z. B. 29 Kinder in einer Klasse und mehrere davon haben einen Förderschwerpunkt. Das sind bei uns fast immer "Lernen", "emotional-soziale Entwicklung" und "Sprache", nur hin und wieder etwas anderes, weshalb ich dazu auch wenig sagen kann, da ich da bisher noch kaum Berührungspunkte hatte (außer Hören, bei der man ggf. ein zusätzliches Mikro trägt für den Schüler).
Die Förderschwerpunkte sind Sammelbecken für alles Mögliche und sagen für sich sehr wenig aus, inwiefern eine Beschulung in einer Regelklasse funktioniert oder nicht.
Bei Lernbehinderungen habe ich Fälle gesehen, bei denen es "okay" lief. Eine vernünftige, zielgeleitete Förderung ist in so großen Klassen kaum möglich, selbst mit Schulbegleitung. Solange die Kinder sich integrieren können und wirklich auch Teil des Klassenverbands sind, kann das Ganze trotz unzureichender Förderung noch gut gehen. Das ist nicht immer der Fall. Was ich fast immer sehe, ist, dass die Schüler mit zunehmenden Alter das Gefühl kriegen, dass sie "anders" sind oder "zu doof". Es nimmt immer mehr zu, je näher sie sich der 10. Klasse nähern. Es zeigen sich häufiger psychische Auffälligkeiten und gerade bei Jungen habe ich auch gesehen, dass man dann eben versucht, sich auf andere Art und Weise aufzuwerten, z. B. durch Gewalt.
Im Fall "emotional-soziale Entwicklung" variiert es auch stark. Mal klappt's ganz gut, wenn der Schüler auf Konsequenzen reagiert, das Elternhaus mitzieht und auch vernünftige Gespräche mit dem Schüler geführt werden können. Es ist aber definitiv einiges an Zusatzarbeit, die zu leisten ist und die am Ende an den Lehrern, insb. den Klassenlehrern, hängen bleibt. Eine Schulbegleitung hat nunmal einfach nicht die Funktion, die ein Lehrer hat, und kann hier nur eingeschränkt die Lehrer auch entlasten.
Dann gibt's welche, die den Unterricht MASSIV stören. Ich habe schon einen Fall erlebt, bei dem jegliche Konsequenzen Schall und Rauch waren. Es spielte wirklich absolut keine Rolle, ob man auf den Schüler einredete, ob man die Eltern einschaltete, die selbst hilflos waren, ob man dies und jenes gemacht hat... Vollkommen egal. Der "Terror" ging weiter. Es wird nicht nur der Unterricht gestört, sondern z.T. werden durch gezielte Manipulation noch Schülergruppen aufgehetzt und die Klassenatmosphäre wird stark negativ beeinträchtigt.
Dann gibt's die, die durch Gewalt auffallen, entweder sehr gezielt, um sein eigenes Ego auszubauen (Mobbing, Demütigung, Schläge etc.) oder unkontrolliert aufgrund massiver Probleme bei der emotionalen Regulation. Da kann dann plötzlich ein Stuhl auf ein Mädchen knallen und der Junge hat das in seiner totalen Rage noch nicht einmal gewollt.
Die Eltern haben viel zu viel Entscheidungsbefugnisse. Sie können alles ausbremsen, sie können alles stoppen, sie können gegen alles klagen. Wir sind so stark von dem Willen der Eltern abhängig, allein schon, damit überhaupt ein Förderschwerpunkt festgestellt werden kann, der zusätzliche Hilfen ermöglicht oder ermöglichen kann. Einige Eltern schauen schließlich lieber weg.
DIE SCHULE muss entscheiden können, wer in einer Regelklasse beschult werden kann und wer nicht. Es gibt Fälle, in denen das entweder gut oder zumindest ohne massive Beeinträchtigung der anderen Schüler funktioniert. Aber in allen anderen Fällen müssen die Schüler aus der Regelklasse herausgenommen werden. Mir ist egal, ob die jetzt an der gleichen Schule in eine eigene kleine Fördergruppe kommen, wo sie von Sonderpädagogen betreut werden oder auf eine Förderschule. Das ist für mich schon fast eine Scheindebatte. Die Kleingruppen könnte man genauso an Regelschulen einführen. Wenn's dann wieder besser läuft, kann man einen neuen Anlauf wagen und das Kind kann wieder probeweise in eine "normale Schulklasse". Geht's doch nicht? Ab zurück.
Der Schutz der Gruppe ist wichtiger als individuelle Bedürfnisse. Die anderen Kinder, die sich zumeist an Regeln halten, können doch nicht ständig Einzelnen entweder zum Opfer fallen oder im Unterricht total ausgebremst werden, weil der Lehrer sich mit einem Kind beschäftigt oder beschäftigen muss, dass in der 7. Klasse gerade mal bis 10 zählen kann. Im letzteren Fall hängt's halt, wie zuvor auch geschildert, davon ab, ob eine Schulbegleitung hier diesen Auftrag so erfüllen kann, dass der Lehrer nicht zeitgleich mit dem Stoff der 1. Klasse und der 7. Klasse beschäftigen muss. Zudem muss bei Kindern mit einer Lernbehinderung die Klassensituation und das Selbstbild mit beachtet werden. Selbst, wenn es in der Klasse "klappt", soll auch ein Kind mit kognitiven Einschränkungen doch nicht ständig das Gefühl haben, dass es "nicht gut genug" ist.
Grundschulen arbeiten bekanntermaßen gut inklusiv und an vielen Grundschulen ist die Arbeit, die in diesen Bereichen geleistet wird, beachtlich. Jedoch sind weiterführende Schulen in vielerlei Sicht anders. Die Schüler werden älter, die Dynamik ändert sich und alte Strukturen und Strategien funktionieren plötzlich nicht mehr.
Inklusion muss stets mit der Option einhergehen, dass Kinder bei Bedarf in separaten Kleingruppen unterrichtet werden können und die Praktiker vor Ort müssen oder sollten dies evaluieren und nicht die Eltern, die keinen unabhängigen Blick auf die Situation haben.
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Du beschreibst beispielhaft genau die Ressourcen, die uns an der Realschule fehlen. Und als Einzelkämpfer auf weiter Flur wird der Unterrichtsalltag dann zur Folter. Für Lehrkräfte und Schüler.
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Die Kinder, die zieldifferent unterrichtet werden, können doch keinen Abschluss machen.
Das ist nicht richtig.
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