Beiträge von Firelilly

    Der Facebook post ist natürlich übertrieben, so etwas wünscht man niemandem. Aber ich weiß noch genau, wie ich hier im Forum Gegenwind bekam, als ich sagte, ich sei absolut nicht einverstanden mit Frau Merkels Flüchtlingspolitik. Ich fühle mich mehr als bestätigt darin, dass ich auch Schülern meiner Klasse bei uns zur Seite stand, die mit einer ähnlichen Meinung wie meiner im WiPo Unterricht unserer Schule angeeckt waren.
    Jeder, der kopflos "Refugees welcome" geschrien hat und Frau Merkels Politik untstützt hat sich zumindest moralisch mitschuldig gemacht. Und ich sage, diese Übergriffe auf Frauen waren harmlos im Vergleich zu dem was kommt: Mit den Flüchtlingen sind unkontrolliert Terroristen ins Land gekommen die jetzt als Schläfer ihre Netzwerke aufbauen. Es wird noch richtig blutig werden und ich hoffe, dass es möglichst wenig Tote (Nichtterroristen) gibt.
    Jetzt kommt bestimmt wieder die Gutmensch keule, ich würde die armen Flüchtlinge diffamieren. Ja, es gibt auch welche, die in Ordnung sind. Aber die Gefahr von Straftaten und insbesondere Terrorismus ist mehr als real und jeder, der für die Aufnahme der Flüchtlinge ist, trägt eine moralische Mitschuld.
    Mir ist im Zweifel die moralische Mitschuld lieber Flüchtlinge, vor allem männliche, abzuweisen, als selber nicht mehr unversehrt auf die Staße gehen zu können. Das muss eine legitime Meinung bleiben.

    @WillG


    Du willst also behaupten Englisch und Latein seien, wenn man nun nicht gerade eine Lehrprobenstunde plant, sondern bei einer 26 Stunden Woche erstmal schwimmen muss, genauso vorbereitungsintensiv wie eine Geschichte oder Chemie Stunde? Aber mehr Korrekturaufwand? Hört sich für mich danach an, als sei Chemie dann ja ein richtiger Glücksgriff, in der Summe anscheinend weniger aufwändig.


    @Primarlehrer: Mir ist klar, dass man für eine didaktisch sehr gute Englischstunde ebenfalls einen großen Aufwand treiben kann. Aber die Minimalvoraussetzung an Vorbereitung, damit man überhaupt halbwegs sinnvoll beschäftige Schüler vor sich sitzen hat, ist eben einfach geringer.


    Um bei Deinen Spielen zu bleiben:
    Wenn ich Schüler im Fußball unterrichten soll, dann gebe ich ihnen notfalls einen Ball und lasse sie Pässe spielen und danach gegeneinander spielen. Damit kriege ich eine Stunde sinnvoll überbrückt, und ja, deshalb bin ich kein Sportdidaktiker und schon gar kein professioneller Fußballtrainer, der sich mit Trainingslehre auskennt. Die Stunde läuft aber irgendwie halbwegs sinnvoll.
    Wenn ich nun alternativ die Schüler einem Zirkeltraining unterziehen möchte, dann muss ich deutlich mehr Aufwand treiben. Die Stationen aufbauen, mir im Vorwege genauer überlegen, wie ich die Technik an den einzelnen Stationen vermittel und so weiter.


    Chemie ist einfach kein Fach, wo man "mal eben spontan" eine Stunde improvisiert bei Zeitnot. Es ist eher mit dem Anspruch Schüler im Zirkeltraining zu unterrichten vergleichbar, als mit Fußball.
    Das sagt aber gar nichts darüber aus, was man auf der high end Stufe machen kann in den beiden Fächern. Über Fußballtraining gibt es sicherlich auch spezialisierteste Fachliteratur.
    Ändert aber nichts daran, dass man es auf basaler Stufe mit weniger Aufwand unterrichten kann, als wenn man x-Geräte mit verschiedenen Übungen fürs Zirkeltraining braucht, damit es überhaupt Zirkeltraining ist.

    Und wie genau kannst du einschätzen, wie "gut" deine Englischstunde wäre, wenn du doch das Fach und seine Didaktik nicht studiert hast? Weil dir deine Kollegin was von Workbooks und Sprechanlässen erzählt hat? Ernsthaft?

    Nein, weil es mir leichter fiel Englischunterricht fachfremd zu vertreten und Übungen zum simple past und zu if-clauses spontan zu machen, sowie den SuS Aufträge im Workbook zu erteilen, als es mir in meiner eigenen Klasse im Bio Unterricht spontan gelingt eine unvorbereitete Stunde zu halten.
    Ich behaupte nicht, dass ich didaktische Glanzleistungen verbringe und möchte auch die Leistung von Englischlehrern nicht schmälern, aber allein, dass ich die SuS fachfremd (!) mit aktuellen Unterrichtsinhalten beschäftigen kann, mir dies ohne Vorbereitung in Bio (und in Chemie) deutlich schwerer fällt. Übrigens liegt das nicht nur an der Sprache. Auch Mathe in der Mittelstufe kann ich viel einfacher improvisieren als Chemieunterricht.
    Auf der anderen Seite halte ich Fächer wie Geschichte auch für sehr vorbereitungsintensiv. Man braucht auch dort MATERIAL! Quellen müssen herausgesucht werden etc.
    In Latein lässt sich eine Stunde mit Sicherheit auch leichter vorbereiten (Heute übersetzen wir im Buch S. XY) als in Fächern, wo man erstmal Anschauungsmaterial oder Texte suchen muss.
    Wir sprechen nicht von Glanzstunden! Sicherlich kann man in Englisch auch einen unerhörten Aufwand in der Vorbereitung treiben. Man muss aber nicht, damit die Stunde halbwegs läuft. In Chemie muss man, da ist nichts mit improvisieren.
    Ich finde da sollte man ehrlich sein. Ich behaupte ja auch nicht, dass das korrigeren der Chemietests in der Mittelstufe genauso aufwändig ist, wie die ganzen Arbeiten in Deutsch.


    Jedes Fach hat so eine Knackpunkte, bei Englisch ist es mit Sicherheit die Korrektur und diverse Austausche, nicht aber aufwändige Stundenvorbereitung, bei Chemie ist es eben die Stundenvorbereitung und der experimentelle Aufwand, nicht aber die enorme Korrekturbelastung.

    Ich habe neben den beiden Sprachen auch ein naturwissenschaftliches Fach studiert und kann deine Annahme nur bestätigen. Es IST definitiv weniger Arbeit. Weswegen ich mich auch Jahr um Jahr ärgere, dass ich so wenig Bio-Kurse habe und für die Sprachen verheizt werde. Man kann also mit Voraussicht studiert haben und dann kommt es trotzdem anders.Naja, ich versuche nun nächstes Jahr wieder mein Glück und hoffe, dass die Stunden und Kurse gerechter verteilt werden.

    Dann unterrichtest Du Biologie mit wenig praktischen Anteilen, oder? Die Bio-Kollegen bei uns, die eine Sprache haben (Englisch z.B.), sagen, dass der Korrekturaufwand in der Sprache etwas höher ist, aber die Stundenvorbereitung deutlich weniger aufwändig. Der Einsatz von Workbook und so weiter ermöglicht vorgefertigte Übungsstunden, die man (im Notfall, wenn mal Zeitnot ist) nicht groß vorbereiten braucht.
    Ich selbst könnte spontan ein bessere (obwohl nicht studiert) unvorbereitete (Unterstufen) Englischstunde halten, als ich es bei meinem eigenen studierten Fach (Biologie) könnte. Da würde mir spontan ohne Material, vorbereite Texte und Aufgaben nicht so eine sinnvolle Stunde einfallen.


    Auch sagte eine Kollegin: Wenn ich mal absolut keine Zeit habe, dann kann ich mit den SuS einfach Sprechanlässe schaffen (Tell me about your weekend. Or Let's talk about terrorism. What do you know about the recent events?") oder die etwas Kreatives schreiben lassen. Dererlei Konzepte sind in Biologie, generell in Naturwissenschaften, nicht möglich. Ich weiß, dass man auch Englisch Stunden enorm aufwändig vorbereiten kann und gute Kollegen das tun. In Naturwissenschaft kann man nur meines erachtens viel schwerer improvisierte Stunden abhalten. Das macht es im stressigen Arbeitsalltag sehr schwer.


    Und wenn man halbwegs oft praktisch arbeitet mit den SuS, dann artet das in enormer Vor- und Nachbereitung aus. So ein Praktikum will hingestellt und zurückgestellt werden, und ja, natürlich werden SuS einbezogen, aber es macht trotzdem total Arbeit. Immer wieder, auch wenn die Abläufe gut ausgearbeitet sind.


    Auch ist die Vorbereitung als Berufsanfänger viel aufwändiger als in nicht experimentellen Fächern. Ein Chemiepraktikum, das vllt 30 Min dauert in der Stunde, braucht beim (aller)ersten Mal in der Vorbereiung locker 2 Zeitstunden fürs Ausprobieren (mit Suchen, Putzen, Messen ob Ergebnisse hinkommen etc.). Damit ist aber NUR das Experiment fertig, also die Durchführung. Es fehlt noch der Rest der Doppelstunde, und das Experiment will auch noch konkret didaktisch eingebaut werden. Sprich erwartete Beobachtungen müssen formuliert werden und ein Tafelaufschrieb zur Ergebnissicherung zur Deutung ausgearbeitet werden.
    Klar, dafür ist Chemie ein Kurzfach und man hat nicht so viele Klassenstufen vorzubereiten.





    Korrekturaufwand von Bio in der Mittelstufe, wirklich sehr gering, akzeptiert. Oberstufenklausuren? Stehen einer Deutschklausur in nichts nach. In Bio wird sich auch ein Wolf geschrieben und in Chemie muss man sich ständig überlegen, wie man jetzt Fehler bewertet. Denn auch dort kann in der Symbolik ein kleiner Unterschied (Zahl vor ein Symbol geschrieben anstatt als Index etc.) ganz andere Dinge bedeuten. Dies dann jeweils als Fehler zu gewichten ist eine Höllenarbeit. Gut, vllt sollte man es sich leicht machen und einfach nur falsch / richtig abhaken, so wie es an der Uni gemacht wird.

    Ich finde es bringt sehr viel erstmal in schwächere und stärkere Schüler zu sortieren. Halte übrigens gar nicht viel davon erst die Schwächeren zu korrigieren aus folgenden Gründen, denn das hatte ich auch mal eine Zeit probiert.
    Liest man erstmal die Schwachen, dann neigt man leicht dazu zu sagen "Ach ja, naja, eigentlich hat er es ja grob richtig beschrieben. Im Unterricht habe ich es zwar viel genauer gemacht, man versteht ja aber was er meint, auch, wenn es sehr rudimentär dargestellt ist." Ihm fehlen aber die Fachworte und eine exakte Beschreibung und er bekommt aber aufgrund der von mir beschriebenen Denkweise unverhältnismäßig viele Punkte, weil man einen ein paar Klausuren las, die alle so schwach sind. Kurzum: Man schraubt seine Ansprüche herunter und legt seinen Bewertungshorizont sehr lasch aus. Ich zweifelte dann immer, ob ich im Unterricht vielleicht nicht ausführlich auf die Phänomene eingegangen bin, Fachsprache eingefordert habe oder penibel genug bei der Anwendung chemischer Symbolik war.


    Auch denkt man bei manchen Aufgabenbereich III Aufgaben "Okay, also die exakt richtige Lösung zu bringen ist anscheinend sehr schwer gewesen, die Aufgabe scheint etwas überzogen gewesen zu sein" und bewertet Ansätze zur Lösung überproportional gut.


    Habe ich aber erstmal die guten SuS gelesen, dann weiß ich, was der Standard ist. Wenn ich dann lese, dass diese SuS die von mir vermittelte Fachsprache und Exaktheit mustergültig an den Tag legen, dann fällt es mir viel leichter dies auch in der Korrektur einzufordern. Ich weiß dann:"Ja, in meinem Unterricht habe ich das so vermittelt, diese Fachwörter verwendet (und im Heft ja auch sichern lassen), auf ausführliche Erklärungen wert gelegt usw.".


    Daraufhin ziehe ich dann bei schwachen oder mittleren Klausuren doch deutlich mehr ab für fehlende Fachsprache, Ungenauigkeiten usw., als würde ich erstmal einen Berg von nur schwachen Arbeiten beackern.
    Und der hohe Anspruch ist auch eigentlich das, was ich möchte: Die Fachsprache sollte eingehalten werden und SuS sollen lernen exakt zu arbeiten und zu formulieren.


    Selten hatte ich es, dass auch die sonst wirklich guten SuS bei einer Aufgabe oder gar mehreren Aufgaben (und zwar alle guten SuS) enorme Schwierigkeiten hatten. Das nehme ich dann auf meine Kappe und senke die dort erwarteten Punkte ab und wenn das doch jemand bringt (z.B. auch von schwachen), kriegen die Bonuspunkte. Auch bin ich dann gerne bereit die Erwartungen herunterzuschrauben und Ansätze zu Lösung besser zu bewerten, als wenn viele die Aufgabe gut lösen konnten.
    Aber solang die guten SuS das alles so bringen wie ich das gern hätte, setze ich das auch als erreichbaren Standard und fordere dann diesen auch bei der Bewertung ein und stufe von dieser Leistung aus ab nach unten.
    Dadurch stehen die schwächeren vermutlich schwächer da, als bei der Bolzbold Methode. Allerdings, so behaupte ich, liegt das Niveau dann auch etwas höher, weil man weniger durchgehen lässt.
    Schüler neigen leicht dazu zu sagen:"Ach, ich hab doch (fast) volle Punkte, passt doch!" Und dann sind sie zufrieden und selbstgefällig mit ihrer Leistung! Da ist mir lieber sie kommen an und fragen:"Was, wieso fehlen mir denn so viele Punkte?" Und dann kann ich erklären, welche Fachausdrücke fehlen, was mir zu ungenau ist und so weiter. Gerade sehr ehrgeizige Schüler möchten wissen, wie sie noch besser sein können. Die kann man dadurch auf ein erstaunliches Niveau bringen, ich habe einen Kurs mit echt ein paar Granaten, die sind mittlerweile so gut geworden. Dann bin ich auch gerne bereit vielen Noten im 1er Bereich zu geben, ich ziehe dann das Niveau nicht nachträglich noch mal an.





    Ich stellte bei dem Schema "Schwache zuerst" übrigens auch fest, dass meine Punktevergabe weniger differenziert wurde. Denn wenn die Schwachen für mäßige Ansätze schon überproportional großzügig Punkte bekamen, dann haben an sich richtige Lösungen, die aber fachsprachlich nicht wirklich gut waren oder hier und da kleine Makel enthalten, volle oder fast volle Punkte.
    Kommt man dann zu den richtig guten Klausuren, dann gab es nur noch den Einheitsbrei von guten Punkten, weil deren Lösungen alle deutlich besser sind als bei den Schwachen, die ja nun irgendwie der betrachtete Standarad sind, und selbst mittelgute Lösungen schon (fast) volle Punkte brachten. Korrigiere ich zuerst die Starken und beginne dort bereits kritischer zu werten, dann habe bilde ich das Spektrum von mustergültiger, fachsprachlich exakter und ausführlicher Lösung bis zu bullshit auch auf der Punkteskala der Aufgabe realistischer ab.

    Hallo Meg,
    Du bist Diplom-Biologin oder hast einen Master in Biologie und sattelst nun um? Soll das eine Dauerlösung sein?
    Ich frage nur, weil ich auch umgesattelt habe und es am Gymnasium inhaltlich schon echt langweilig finde. Der Unterschied zwischen dem Studium und den fachwissenschaftlichen Anforderungen in der täglichen Arbeit muss ja bei dir noch größer sein, wenn du Biologie (fast) rein phänomenologisch unterrichten musst. Frustriert das nicht irgendwie? Was hast du für Strategien, um damit klar zu kommen?


    Ich frage, weil es für mich ein echtes Problem darstellt. Ich versuche mich damit über Wasser zu halten, dass ich zumindest den Leistungskurs bekomme (ideal, bei uns will kein anderer das!) und Begabtenförderung mache. Auch versuche ich mich mehr in Hobbies zu verwirklichen, weil es beruflich eben nicht geht. (Es sei denn man würde sich als Pädagoge verwirklichen wollen)

    Ich habe bereits vor der Klausur / dem Test ein ausführliches Bewertungsschema erstellt, denn man spart sich viel Arbeit im Nachhinein. Ich kann dadurch auch auf dem Klausurbogen bereits Punkte angeben für jede (Teil-)aufgabe.
    Ich screene zu Beginn der Korrektur mal durch alle Klausuren / Tests durch und lege mir dann einen kleinen Stapel zurecht mit den besten Klausuren.
    Dann korrigiere ich ich Aufgabe für Aufgabe, wobei ich zunächst bei dem Stapel der Besten mein Bewertungsschema auf Herz und Nieren prüfe und auch sozusagen die Strenge der Auslegung meines Bewertungsrasters evaluiere.
    Meistens habe ich es gut erstellt und die sehr guten Schüler liefern auch genau das, was ich bepunkte. Vielleicht nicht alle, aber fast immer ist einer dabei, der (nahezu) alles bringt, was ich hören wollte. Manchmal muss aber ich die Gewichtung einzelner Bepunktungen ändern (Gesamtpunkzahl der Aufgabe bleibt natürlich gleich), dann aber meist zugunsten der SuS, weil ich dann merke, die haben das toll gelöst auf eine Art, die ich gar nicht so im Fokus hatte, wodurch mein Schema eigentlich ein bisschen andere Schwerpunkte erwartet.


    Dann gehe ich die anderen Schüler durch und habe quasi im Hinterkopf die sehr guten Schülerlösungen (nach dem Motto: Das ist also möglich gewesen, es so zu lösen) und kann daran, sowie anhand meines zuvor erstellten und an den sehr guten Schülern erprobten Bewertungsrasters, die anderen Klausuren korrigieren.
    Eine Klausur ganz durchzukorrigieren halte ich in Chemie und Biologie für schwierig. Bei Aufsätzen kann das natürlich ganz anders sein.

    Beispielsweise eine Gruppenarbeit pro Unterrichtsstunde.

    Bitte was? Du meinst vermutlich pro Monat, oder? Für meinen Unterricht wäre es schlicht gar nicht möglich jede Stunde Gruppenarbeit zu machen, selbst jede Doppelstunde wäre extrem schwierig. Vielleicht liegt es an den Fächern (Bio und Chemie).


    Ich hatte die TE so verstanden, dass außer dieser Kollegin keiner Probleme mit dieser Klasse hat. Das ist ein Anhaltspunkt. Die TE beschreibt die Kollegin als nicht gesprächsbereit. Das ist ein Weiterer.


    Aber nur ein sehr sehr vager Anhaltspunkt. Wenn ich einen Satz nicht aus dem Munde vor allem weiblicher Kollegen glaube, dann ist das:"Och, bei mir sind die alle brav, in meinem Unterricht gibt es keine Probleme". In 95% der Fälle möchte die Person entweder bewusst nach außen etwas anderes darstellen oder hat sich selber so glaubhaft eingeredet, dass das alles gut läuft. Ich hatte da mal den Fall, dass ich eine schwierige Klasse hatte und dann im Kollegenkreis sagte "Die sind sehr anstrengend, ständig muss man sanktionieren". Dann kam von zwei jungen Kolleginnen der Klasse "Ach was, die sind doch voll nett. Ich finde das überhaupt nicht schlimm".
    Lustigerweise haben wir eine Begleitung für einen Schüler (I-Maßnahme) mit drin, die mir bereits ein paar Wochen vorher mal gesteckt hat, dass ich von den jungen Kolleginnen die einzige sei, bei der die SuS nicht über TIsche und Bänke gehen und, dass sie gut findet, dass ich so hinter der Disziplin her bin.
    Und klar, das erreichte ich nur mit ständigem Kampf, von selber machen die das auch bei natürlich nicht. Das war jeden Tag mühsame Arbeit.
    Auf die Aussage:"Nur Lehrer X hat Probleme mit der Klasse, beim Rest läufts" gebe ich aber nen Fliegenschiss.
    Die Gesprächsbereitschaft ist auch so ein Ding. Es gibt bestimmte Dinge, über die wird nicht verhandelt, beispielsweise, dass im Unterricht nicht gegessen wird oder die Handys ausgeschaltet sein müssen. Wer definiert da Gesprächsbedarf? Auch das halte ich für sehr vage.
    Schüler neigen dazu viel zu reden zu wollen, was Nebengespräche, aber eben auch solche angeblichen oder tatsächlichen (und dann meist aufgebauschten) Konflikte angeht.
    Besagte 7. Klasse hätte so gut daran getan ihre Energie mal endlich fürs Lernen zu verwenden, da die Hälfte eh schon an der falschen Schule ist (mittlerweile ist ein signifikanter Teil auf eine Gemeinschaftsschule schrägversetzt), um die massiven Lücken zu schließen. Stattdessen wollten die wohl auch ständig Gespräche mit der damaligen Mathelehrerin und der Schulleitung. Ist ja schließlich alles spannender, vor allem wenn man wen in die Pfanne hauen kann, als sich auf den Arsch zu setzen und Mathe zu lernen und sich mit seinen eigenen Defiziten auseinander zu setzen.

    Was ist daran falsch?

    Nichts ist daran falsch. Es ist nur so, dass viele vor allem junge Lehrer es als völlig normal empfinden, wenn sich Schüler derart benehmen. Bei mir an der Schule gibt es ein ähnliches Phänomen in einer 7. Klasse, in der ich aber zum Glück nicht unterrichte. Aber man bekommt genug Pausenkonferenzen zu dieser Klasse mit und überhört Gespräche. Die Klasse gilt als extrem unruhig und leistungsschwach und den Lärmpegel habe ich in einer Vertretungsstunde selber erleben dürfen und ein Teil der Klasse hatte bei mir mal Projektunterricht und war wiklich arg leistungsschwach und unmotiviert.
    Das Klassenkollegium besteht aus vorwiegend jungen Lehrer(innen) und zwei älteren Lehrerinnen. Die beiden älteren Kolleginnen kenne ich aus Zusammenarbeit bei einem fächerübergreifenden Projekt in der Oberstufe, sie sind manchmal etwas schroff, aber immer fair und sorgen für Disziplin und Lernfortschritt mit klar gegliederten Arbeitsaufträgen und Unterrichtsmaterialien. Alte Schule eben.
    Was passiert in der Klasse? Die Schüler und Eltern laufen Sturm gegen die beiden älteren Kolleginnen, dass diese eben so "unfair" und "streng" seien und "wenig wertschätzend" und der Unterricht "so langweilig" sei. Es wurde sogar die Schulleitung eingeschaltet. Die jüngeren Kollegen sind da nicht so sehr in der Schusslinie. Warum?


    Es stellte sich heraus, nicht die älteren Kolleginnen sind so "schlimm", sondern die einzigen, die einer wirklich (überwiegend) frechen, faulen Klasse die Stirn bieten und sowohl Disziplin, als auch Leistung einfordern. Die eine Kollegin unterrichtet Mathematik und hat ein Thema wirklich lange breit getreten (warum? Weil die SuS zu ****** waren es zu kapieren, was ich mir lebhaft vorstellen kann, da ich die Kandidaten im Projektunterricht hatte). Auch da kam die Beschwerde, es würde immer nur ein Thema breitgetreten.
    Bei den jungen Lehrerinnen sind wohl Dinge wie Essen im Unterricht etc. erlaubt, die sind sehr kumpelmäßig und dementsprechend beliebt bei den Schülern. Wenn ich da aber auf dem Weg zu den Fachräumen an der Klasse vorbeikomme, herrscht totales Lärmchaos. Da weiß ich dann, ah, es sind wieder die beliebten Kolleginnen drin, die sich im Lehrerzimmer darüber echauffieren, dass die älteren beiden Kolleginnen die Klasse nicht ordentlich behandeln. Der Unterschied ist aber, dass ich über die jungen Kolleginnen weder vor anderen Kollegen, noch vor den Schülern herziehe.


    Fazit bei dem ganzen Tumult war: Die älteren Kolleginnen hatten recht. Das hat selbst unsere nicht gerade Glanzleistungen vollbringende Schulleitung erkannt!
    Die Schüler fühlten sich lediglich angegriffen, weil sie mal die Grenzen aufgezeigt bekamen, ihre schwache Leistung mit angemessenen Noten bewertet bekamen anstatt von den Junglehrern immer noch Gnadennoten zu erhalten. Die Eltern waren, wie heute üblich, voll auf den Zug aufgesprungen, nur hörend auf die Geschichten ihrer Kinder.


    Ich wäre sehr vorsichtig, auf wessen Seite man sich stellt. Im Ausgangspost lese ich auch ein zum Teil unkollegiales Verhalten des Threaderstellers heraus. Und auch die Sache mit dem Essen beenden und Handys wegpacken kommt mir sehr danach vor, als sei der Threadersteller inklusive der SuS und deren Eltern im Unrecht. Vorsichtig sein!

    Die schlimmere Auswirkung der Nicht-Messbarkeit unserer Leistung als Lehrer ist übrigens meiner Meinung nach die Tatsache, dass man auch extreme Minderleister kaum los wird. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

    Was stört dich denn so sehr am minderleistenden Kollegen? Klar ist das nicht optimal, betrifft einen selbst aber eher indirekt, wenn man mal als Klassenleitung diese Kollegen gegenüber Eltern verteidigen muss oder einen Kurs übernimmt, der nichts gelernt hat. Aber so what, dann wiederholt man mit denen halt Grundlagen, ich werde für die Unterrichtsstunden bezahlt und was ich da genau unterrichte, ob neuen Stoff oder Wiederholung des Vorjahresstoffs, ist da für mich eigentlich relativ egal. Ich mag minderleistende Kollegen aus mehreren Gründen:
    1) Man selber steht in der Regel bei Eltern und Schüler (meist ;)) besser da, weil man sich (meist ;)) besser vorbereitet.
    2) Es nimmt einem den Druck, ganz im Gegensatz zu sich übertrieben aufopfernden Kolleginnen, die trotz Teilzeit Vollzeit arbeiten, Zeit haben den Unterricht zur Show zur machen und damit eine (unrealistische) Erwartungshaltung bei Eltern und Schülern schüren. Total unkollegial so ein Verhalten.


    Was die viel schlimmere Auswirkung meiner Meinung nach dastellt, ist, dass man auch bei sehr guter Leistung keinerlei Vorteile genießt. Im Gegenteil, man wird dann meist für umso mehr eingespannt, sieht aber keinen Cent mehr. Ich erinnere mich an ein Jahr, wo sich 25 SuS eines Kurses zur mündlichen Prüfung im Abitur bei mir angemeldet haben.
    Da es keinerlei Entlastung für KollegInnen mit vielen Prüflingen gibt, hatte ich die Arschkarte. Daraufhin habe ich meinen Unterricht massiv umgestellt und zack, nur noch 6 Prüfungen. Warum sollte ich auch Interesse haben so viele Prüfungen abzunehmen, wenn die Zusatzarbeit im Vergleich zu den Kollegen nicht honoriert wird?


    Ebenfalls: Ein Lehrer, der sich sehr gut auf den Unterricht vorbereitet, kommt genauso schlecht weg wie der Minderleister.
    Wenn man mehr Geld verdienen möchte, muss man Funktionsstellen ansteuern, und das ist aber eben einfach ein ganz anderer Tätigkeitsbereich, sprich Verwaltungsaufgaben. Viel Engagment und Fachkompetenz im Kerngeschäft (=Unterrichten) ist total unerheblich und bietet keinerlei Chance für den Aufstieg. Im Gegenteil, man schafft sich zusätzliche Arbeit durch viele mündliche Abituranmeldungen usw.
    DAS ist das Problem des Systems und da wundert es nicht, wenn sich der ein oder andere eben kein Bein ausreißt.

    Was ist Schiessbaumwolle??

    Man verändert Baumwolle chemisch mit Hilfe von Schwefelsäure und Salpetersäure. Der enstehende Stoff, die nitrierte Baumwolle, verbrennt deutlich schneller als normale Baumwolle und man kann damit ein paar Kunststückchen machen. Beispielsweise die Schießbaumwolle auf die eigene Hand legen und anzünden, sie verbrennt dann schlagartig mit einem kleinen Lichtblitz.

    @Wollsocken
    Abi-Schwerpunkt und Fachnoten müssen auch nicht notwendig etwas über die Neigungen aussagen.
    Eine meiner besten Freundinnen hatte ihre ganze Gymnasialzeit hindurch echt bescheidene Mathe- und Physiknoten. Sie hat danach Maschinenbau studiert und ist heute Dipl.-Ing. mit hochdotiertem Entwicklerjob in einem großen deutschen Automobilkonzern.

    Über Neigungen sagt es vielleicht nicht viel aus, aber über Leistungsvermögen schon durchaus oft:
    Ich glaube jeder, der Mathematik oder Physik studiert hat, kann sagen, dass Ingenieure und Maschinenbauer lediglich ein paar angewandte Methoden aus den beiden Fächern lernen. Wirklich tiefgehend ist das nicht. Ingenieure sind eben keine Mathematiker oder Physiker, sondern eben nur Ingenieure, die ein paar basale Kenntnisse für ihre eher praktischen Tätigkeiten erlernen sollen.
    Das ist als würde man sagen, ein Mediziner hat Ahnung von Chemie, weil er ja wissen muss, wie Medikamente wirken und sie im Studium auch Chemie haben im Physikum. Ich habe Medizinstudenten in den Chemiepraktika betreut. Mal abgesehen davon, dass die meisten "ihh Chemie" schreien, obwohl sie Arzt werden wollen, waren es auch nicht mehr als basalste Grundkenntnisse, die da vermittelt werden.
    Ich kenne übrigens einen abgebrochenen Chemiker, der dann mit Pharmazie weniger Probleme hatte. Ist eben auch ein sehr angewandter Studiengang.
    Dass jemand, der Schulmathematik und -physik nicht versteht, trotzdem irgendwie Ingenieur wird, wundert mich ehrlich gesagt gar nicht.

    Leider fallen mir diese Punkte in meiner täglichen Arbeit immer schwerer, da zahlreiche Kollegen (aber auch die Schulleitung) die Schüler zu wenig fordern, immer nett sein wollen, Sympathie bei den Schülern gewinnen wollen oder einfach nur glauben: "Schüler von heute können immer weniger, also fordere ich auch immer weniger!"

    Das ist an unserem Gymnasium auch so. Teilweise ist es Gutmenschentum, teilweise aber auch einfach Resignation, weil leider wirklich immer schwächere Schüler auch aufs Gymnasium geschickt werden und die Kollegen sich dann keinen zu großen Streß machen wollen. Ich gehöre, wie Du, zu denen, die anspruchsvolle Tests und Klausuren konzipieren und ein hohes fachliches Niveau von den Schülern einfordern. Ich war selber allerdings auch eine 1er Schülerin und habe eben diese Perspektive. Ich fand es damals an der Schule schon erstaunlich leicht. Allerdings kann ich Klausuren vom Kaliber von damals meinen Schülern nicht mehr vorsetzen, da das Niveau noch weiter gesunken ist. Aber nicht nur in meinen Fächern: Ich erinnere mich noch an einem Mathelehrer, der uns in JEDER Klassenarbeit mindestens (!) eine Aufgabe gab, wo man etwas herleiten und beweisen sollte. Das waren richtige Knobelaufgaben, die mir Spaß gemacht haben. Als ich da mit Mathekollegen darüber sprach haben die gelacht:"Nein nein, solche Aufgaben kann man im Profilkurs vielleicht mal bringen. Und das auch nur mit viel Übung vorher."





    - Ich lasse eine Werte und Normen - Arbeit schreiben und das Ergebnis fällt folgendermaßen aus: 50 % 5 und 6, zwei 1en und eine zwei. Bei der Rechtfertigung bei der Schulleitung hieß es, dass nochmal solch eine Arbeit nicht genehmigt werde. Ich habe allerdings mit den Schülern zahlreich geübt, genauestens erklärt, alle wussten, was drankommt und die Fragen waren wirklich einfach (sagte auch die Fachbereichsleitung). In Wirklichkeit haben wahrscheinlich wenige gelernt, viele fehlen dauernd (Di und Mi ist Werte und Normen), Hausaufgaben werden oft nicht gemacht, viele schwache Schüler (einige mit HS-Empfehlung, einer wurde in die 6. Klasse versetzt, damit es nicht zu viele Sitzenbleiber gibt), viele haben große Schwierigkeiten zu denken oder glsauben, Werte und Normen ist eine Laberstunde, in der man nichts tun muss.

    Den Spaß habe ich mit der SL auch schon durch. Ganz schwacher Kurs bis auf drei echt gute Schüler. Diese haben dann auch im 1er und 2er Bereich geschrieben. Möglich war es absolut, aber eben anspruchsvoll. Eben echter Gymnasialstoff.
    Als die Schulleitung mich nachschreiben ließ habe ich eine absolute Dödelklausur geschrieben mit schlechtester Note 3. Komisch, hat ihm irgendwie auch nicht gepasst.
    Seitdem bekomme ich alles genehmigt. Ich muss aber auch sagen, dass ich so einen schlechten Kurs auch nicht noch einmal hatte so, dass es zwar oftmals schlecht ausfiel, aber eben nicht so, dass es genehmigt werden musste.
    In dem Kurs aber eben regelmäßig.
    Ganz ehrlich, wenn die Schulleitung sagt die Klausur war zu schwer, dann freu dich und mach korrekturfreundlichen Dödelkram.
    Entweder man vertraut meiner Kompetenz das Leistungsvermögen adäquat abzuprüfen, oder eben nicht. Es gibt nun einmal schwache Kurse und es gibt heutzutage sehr viele Kinder, die einfach auf der falschen Schule sind.
    Anstatt das Niveau abzusenken sollte man schleunigst dafür sorgen, dass die Schüler anderen Schulformen zugeführt werden. Damals war das Gymnasium noch eine Schule für wissbegierige und leistungsstarke Schüler, die Realschule hatte einen soliden Ruf und auch gute Noten an der Hauptschule waren in Ausbildungsberufen etwas wert.
    Dadurch, dass man das Niveau so verkommen lässt und das Gymnasium die neue Realschule, bzw. die Realschule die neue Hauptschule ist, entwerten sich natürlich auch die Abschlüsse.

    Mein Gott, was für ein pathetischer Jammertext, konnte allerdings nicht alles lesen. Einziger Kommentar: selbst schuld, wenn man macht, was andere wollen.

    Ich finde den Text gut geschrieben.


    Weihnachtsfeiern an der Schule würde ich gerne besuchen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Eine Weihnachtsfeier ist auch eine Wertschätzung meiner Arbeit über das Jahr. Ich erwarte ein vom Dienstherren gestelltes Essen bzw. einen Gutschein für ein Essen im Restaurant mit den Kollegen. Eine Weihnachtsfeier, für die ich selber zahlen, werde ich in keinster Weise unterstützen.
    Ein guter Studienfreund ist heute übrigens bei einem größeren Chemieunternehmen und darf sogar auf Firmenkosten eine Person (gedacht für Partner) mitbringen zum Weihnachtsessen.
    Für so ein Unternehmen ist man gerne bereit Einsatz zu zeigen!


    Für mich ist das, wie es an den Schulen läuft, ein derber Schlag ins Gesicht und ein Spucken auf meine alljährliche Arbeit. Mit Stolz verweigere ich der Liste meine Unterschrift. Meine Einsatzbereitschaft dämpft das übrigens immer kräftig. Vielleicht auch nicht das SChlechteste, so kann man ohne schlechtes Gewissen die Weihnachtsferien genießen und kommt nicht auf den Gedanken mehr als das Nötigste zu tun :)

    Das Gehalt empfind ich übrigens auch als Frechheit. Ich seh mich schon wieder die 1,5 Jahre im Älternhaus und ich weiß nicht ob ich es dann nervlich durch die Nachuntersuchung schaffe

    Bei mir war es besonders bitter, weil meine damalige Liebe zeitgleich mit dem BWL Studium fertig war und ähnlich gute Noten hatte, wie ich in meinen Fächern. Ihm ermöglichten die guten Noten eine tolle Stelle direkt nach dem Studium, mit Personalverantwortung und einem Einstiegsgehalt direkt nach dem Studium, wovon ich als armer Reffi nur träumen konnte und meine Noten eigentlich vergebene Liebesmüh waren.
    Psychisch extrem belastend für mich, er als Chef über ein paar Leute, mit Sekretärin (allerings nicht nur für ihn alleine, aber immerhin), die er mit Verwaltungsaufgaben betrauen konnte und eben einem Gehalt, dass er uns einen guten Lebensstandard bieten konnte. Klar hat er auch noch übergeordnete Chefs gehabt und da mal Druck bekommen, allerdings fühlte er sich durchaus selber als Chef, eben über seine kleine Abteilung. Dies war eine Perspektive, die ich als Lehrer, auch wenn ich für eine Lerngruppe verantwortlich war, so nie empfinden konnte, denn es sind ja auch irgendwie nur Kinder. Man fühlt sich da nicht sonderlich wichtig, eher wie ein besseres Kindermädchen, das eben noch ein paar Dinge beibringt.


    Auch war es alles andere als schön immer zu hören "Komm Schatz, ich zahl das", denn den Nebensatz "Du verdienst ja fast nichts als Referendar" hat man sich zwischen den Zeilen immer selber gedacht. Und dann die mitleidigen Blicke, wenn er zur Weihnachtsfeier auf Firmenkosten mit dem Taxi abgeholt wurde und zu einem tollen Buffet fuhr, während ich für unsere dödelige Weihnachtsfeier gar selbst noch zahlen musste (als Reffi immerhin nur die Hälfte, hahaha!).
    In Erinnerung geblieben ist mir auch, wie ich in einer Jugendherberge eine Klassenfahrt begleitete und über den Fraß, die ollen Betten und die Dusche auf dem Gang moserte und er keine 4 Wochen später zur Fortbildung beordert wurde (alles schön auf Firmenkosten) und vom Hotel mit Minibar schwärmte. Um fair zu sein, er versuchte es herunterzureden mir zuliebe, aber meine Fragen offenbarten dann, dass es echt toll war.


    Besonders schlimm, und daran ist dann auch die Beziehung zerbrochen, war das Gefühl, dass ich trotz der Schlechterstellung in eigentlich allen Bedingungen mindestens (!) genausoviel arbeitete und der Psychodruck im Ref (zumindest für mich) trotzdem viel größer war. Er hat auch wirklich viel gearbeitet, aber die Nächte vor Unterrichtsbesuchen nicht schlafen können habe ich, oder die Wochenenden mit Unterrichtsplanung verbracht und Termine mit Freunden absagen müssen, weil noch so viel zu tun war vor dem UB. Vor allem auch dieses Gefühl wieder ganz unten in der Nahrungskette zu sein, also nicht nur finanziell, sondern auch von der Stellung an der Schule oder die Situation wieder wie ein Lehrling behandelt zu werden (von den Fachleitern).


    Meine ganz große Empfehlung, such dir einen Partner aus dem Seminar, denn jeder normal Karriere machende Partner erregt irgendwann, ohne, dass er etwas dafür könnte, deinen Neid. Auch gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ich glaube nur, wer Lehrer ist, kann die Situation nachvollziehen.

    Ja, die Probezeit fängt erst nach dem Referendariat an. Der Staat versucht einen möglichst lange hin zu halten, damit er möglichst fein raus ist, wenn doch etwas passiert. Wenn dir in den drei Jahren der Probezeit beispielsweise etwas derat Schlimmes widerfährt, dass du nicht mehr arbeiten kannst, also dienst- bzw. berufsunfähig bist, bist du sozial überhaupt nicht (!) abgesichert. Mit anderen Worten, Du hast GAR NICHTS (also so, als hättest Du nie gearbeitet, nur absolute Minimalversorgung wie jemand der nie zur Schule ging, nie studierte und nie gearbeitet hat!) an Versorgung verdient und wirst fallengelassen wie eine heiße Kartoffel.


    Du musst also entweder pokern und hoffen, dass in den 3 Jahren nichts passiert (übrigens gilt dies genauso fürs Ref, Du hast dort als Beamter auf Widerruf auch Null komma Null Ansprüche auf Versorgung!!!) oder auf Nummer sicher gehen und in der Probezeit eine Zusatzversicherung abschließen. Dabei sollte man dann unbedingt auf eine echte Dienstunfähigkeitsklausel achten, damit man nicht noch zu irgendwelchen Dödelarbeiten rangezogen wird und die Versicherung die Leistung verweigert. Aber da der Staat einen eh schon beim Gehalt im Ref bescheißt, kann man sich von dem Hungerlohn kaum noch eine Zusatzversicherung leisten.
    Alles in allem kümmert sich der Staat viel viel schlechter um seine Beamten, als man es gemeinhin annimmt.
    Deshalb habe ich überhaupt kein schlechtes Gewissen, sollte denn mal irgendetwas sein, den Staat nach allen Regeln der Kunst auszunutzen. Versorgt fühle ich mich im Status Beamter auf Widerruf und Beamter auf Probe nicht!

    Alternativ hätte sie auch "auf Probe", anstelle dem Widerruf ankreuzen (...)

    Nein, Referendare sind immer Beamte auf Widerruf. Das ist beamtenrechtlich so festgelegt. Beamter auf Probe bist Du dann nach dem Referendariat, solltest Du trotz deiner Fächer eine Planstelle an einer Schule ergattern. Du bist dann so lange Beamter auf Probe, bis Du auf Lebenszeit verbeamtet bist. In BW sind es glaube ich 3 Jahre Probezeit abzüglich Zivildienst bei Männern oder besonderer Leistung im Ref oder während der Probezeit, welche auch Verkürzung ermöglicht.
    Beamter auf Probe ist deutlich besser als Beamter auf Widerruf, was die rechtliche Lage angeht. Es ist aber immer noch eine absolute Frechheit, da Du bei Nichteignung dann mit Harz IV da stehst, obwohl Du eventuell 3 Jahre gearbeitet hast.

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