Es gibt zu keiner anderen Variable auch nur im Ansatz eine so hohe Korrelation zum Bildungserfolg, wie zum in das Bildungswesen Investierte Geld pro Schüler. Alle anderen Diskussionen sind nur Ablenkung von dieser fundamentalen Tatsache. (Das war schon vor 25 Jahren bei der ersten großen Pisa-Diskussion genau so.)
Dem muß ich zustimmen. Wobei meines Erachtens der Hype der Handlungsorientierung in den Lehr-/Lernarrangements sich ebenfalls negativ auswirkt. Das Konzept der Handlungsorientierung kommt zwar aus den technischen Berufsschulen, allerdings funktioniert es dort auf einer ganz anderen Basis als das, was die Schulministerien heute daraus gemacht haben. Fragt man einen Werkstattlehrer, bedeutet "Handlungsorientierung" für ihn: "Vormachen, nachmachen, fünf mal üben, fertig."
Diese Handlungsorientierung versucht man heute auf die Theoriefächer zu übertragen. Im Ergebnis hat man dann überall überlange Textaufgaben, bei denen ein Großteil der Schüler, zumindest habe ich das in meinem Unterricht festgestellt, schon am Verständnis der Aufgabe scheitert, weil es bei der deutschen Sprache Defizite gibt. Sie sind also in Mathe schlecht, weil sie nicht hinreichend Deutsch können, um die verschachtelten Sätze der Aufgabenstellung eines Akademikers zu verstehen.
Entsprechend haben wir bei uns an der Schule auch schon den Mathe-Förderunterricht eingestellt und bieten nur noch Deutsch-Förderkurse an. Das Problem für unsere Migranten dabei: Die Deutschkurse, die ihnen zur INtegration angeboten werden, hören bei einem Level auf, mit dem man den Alltag halbwegs meistern kann, aber für die Schule reicht das heute bei weitem nicht mehr aus, zumindest nicht in der Sek 2 bzw. Sek 2b.
Mein Lösungsgedanke dabei: Hoffentlich erkennen auch die Größen in der Verwaltung mal, daß das aktuelle Modell der "vollständigen Handlungsorientierung", das allen möglichen Fächern übergestülpt wird, bei den Theorie-Fächern nicht anwendbar ist. Hoffentlich wird dann der ganze Zirkus genauso begraben wie das unsägliche "Schreiben nach Gehör", "Lesen durch Schreiben" oder wie immer man es auch nennen will. Um wieder eine vernünftige Basis zu haben, würde ich dann auf den Lehrplänen aus den späten 1970ern oder frühen 80ern wieder aufbauen. Denn ja, die Fachlichkeit zählt mehr als die Methode des Unterrichtens.