Würdet ihr jungen Erwachsenen raten, Lehramt zu studieren? Würdet ihr selbst nochmal Lehramt und Fächer/Schulart wählen, die ihr jetzt gewählt habt?
Ich würde keinem jungen Erwachsenem raten auf Lehramt zu studieren, weil er sich mit der Studienwahl auf Gedei und Verderb einem einzelnen Arbeitgeber ausliefert und erst 7-10 Jahre später sieht, ob sich das Risiko ausgezahlt hat. Wenn es blöd läuft, wird er gerade im Schweinezyklus fertig und ist spätestens nach dem Referendariat mit Aushändigung des 2. Staatsexamens alternativlos arbeitslos.
Wenn der junge Erwachsene in den Schuldienst will, soll er klassisch auf den Master of Science etc. studieren und dann den Quereinstieg machen. DAS ist zumindest im Berufsschulbereich heute DER Weg, allein schon unter Gesichtspunkten der Risikominimierung und ja, auch der Bezahlung.
Ob ich heute noch einmal das studieren würde, was ich studiert habe? Das ist eine gute Frage, die ich wahrscheinlich mit "nein" beantworten muß. Die Berufswahl und die Wahl der Lebenspartnerin ist geprägt von so vielen Zufällen, daß es heute wahrscheinlich ganz anders enden würde.
Berufswahl: Hätte an dem einen Tag im Jahr 2001 nicht zufällig ein Komillitone neben mir im Hörsaal gesessen, der mir etwas aus seinem Studiengang erzählt hat, ich hätte nicht das erste Studium abgebrochen und dann meinen Dipl. Hdl. gemacht und noch das 1. und 2. Staatsexamen oben drauf gesetzt.
Bei der Partnerwahl ist es ähnlich. Da kann sich ja jede/r von Euch mal überlegen wie es zu dem ersten Zusammentreffen kam und welche Zufälle da alle hinein gespielt haben müssen, daß man sich genau dort unter diesen Vorzeichen getroffen hat.
Unterricht ist Nebensache, gute Noten werden bei uns verschenkt, sodass wir Leute mit Schulabschlüssen entlassen, die kaum richtig lesen und schreiben können.
Diese Klassen habe ich auch. Da sehe ich meine Aufgabe aber eher als Gatekeeper. Ich habe die Gesellschaft vor der Unfähigkeit dieser Schüler zu schützen. Wenn ein Elektriker, KFZ-Mechaniker, ... seinen Job nicht kann, dann muß ich ihn durchfallen lassen. Wenn diese Leute einen Fehler machen, dann endet das später tödlich für den Kunden. Entsprechend gibt es da dann auch kein Pardon in Form von Nachteilsausgleichen für Inklusionsschüler oder sonst etwas. Ein farbenblinder Schüler, der die Farben der Drähte nicht auseinander halten kann, darf einfach kein Elektriker werden. Würde ich ihn durchwinken, dann darf er danach...
Aus diesem Selbstverständnis schöpfe ich auch meine Kraft massenhaft gegen Schüler, die die Schule ablehnen, mit Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen vorzugehen und auch schlechte Noten zu verteilen, auch wenn der Verwaltungsaufwand, den diese Schüler verursachen, umfangreicher ist als die Zeit, die ich für Korrekturen aufwenden muß. Und ja, ich würde dann auch eine Klassenarbeit mit einem Notenschnitt von 6,0 zurückgeben oder bei Zeugnissen die Hälfte der Klasse durchfallen lassen.
Bei der Entlassung eines solchen Schülers aufgrund von Verfehlungen hat unser Schulleiter ihm auch einmal vorgerechnet wie viel Geld er hinsichtlich seines Lebenseinkommens mit seiner Blödheit gerade in den Sand gesetzt hat. Am Ende waren sie dabei, daß ihm jetzt wohl 400.000€ beim Lebenseinkommen (Arbeitseinkommen vom 1. Lohn bis zur Rente) fehlen werden. Als ihn das noch nicht überzeugt hat, hat er nachgelegt: "Von dem Geld hätten sie sich drei Mercedes S-Klasse kaufen können. Sie hätten also ihr ganzes Leben lang S-Klasse fahren können statt Straßenbahn." Da klingelte es dann beim Schüler.