Vielleicht brauchen wir mal weit einfachere Steuergesetze, dann rafft das auch jeder...
Ja, es sollte einem schon zu Denken geben, daß über 50% der weltweiten Literatur zu Steuern in deutscher Sprache abgefaßt ist, obwohl nur ca. 100 Mio. Menschen in einem Gebiet wohnen, in dem Deutsch Amtssprache ist.
In der Oberstufe gabs dann für alle verpflichtend Sozialwissenschaften, 2 Halbjahre lang (anders wurde es gar nicht angeboten). Aber viel "Wirtschaft" war da nicht drin, eher so Scherze wie "was ist ziviler Ungehorsam - schöne Grüße von der RAF". Durchaus interessant, aber eben ein anderes Thema.
Ja,
bei mir gibt es dann in BWL so spannende Themen wie das Annuitätendarlehen. Den Fachbegriff kennen viele hier wahrscheinlich nicht, aber es bezeichnet einfach nur einen Bausparkredit. Ich nehme z.B. 300.000 € als Kreditsumme auf und zahle jährlich 15.000 € für den Kredit. Bei 1% Zins werden dann im ersten Jahr 3.000 € für den Zins bezahlt und mit den restlichen 12.000 € getilgt. Im zweiten Jahr zahlt man wieder 15.000 € ab, aber da die Kreditsumme durch die Tilgung bereits geringer geworden ist, zahlt man nur noch 2.880€ Zins und tilgt entsprechend 12.120€. Das geht immer so weiter...
Interessant wird es dann, wenn z.B. nach dem 10. Jahr die Zinsbindung wegfällt und auf einmal 3% Zinsen anfallen. Dann tilgt man nämlich auf einmal kaum noch und bei gleicher Annuität verlängert sich die Laufzeit so extrem, daß sie die Lebenserwartung des Kreditnehmers übersteigt.
Solche Themen geben dann immer das große "Aber Hallo".
Und selbst meine Techniker antworten nur noch: "Warum hat uns dann nicht mal vorher einer beispielhaft vorgerechnet, bevor wir unseren Bausparvertrag unterschrieben haben?"
So gesehen sehe ich solche Sachen schon als Aufgabe der Schule an, egal ob nun beruflich oder allgemeinbildent. Da geht es einfach darum die Schüler für das spätere Leben in unserer Gesellschaft fitzumachen. Und ja, sowas ist ähnlich existentiell wie die Verkehrserziehung in der Grundschule. Es ist also noch weitaus wichtiger als die Frage, ob das jetzt auf eine akademische oder eher eine handwerkliche Ausbildung vorbereitet.
Solche Themen kann ich bei uns aber auch nur bei den Vollzeitschülern unterrichten. Bei den Azubis gibt es sowas nicht. Dafür müssen sie sich mit Betriebsverfassung sowie -rat und Gewerkschaften von vorne bis hinten auskennen. Die IHK-Prüfungen sind halt doch das heimliche Kurrikulum und wer da wohl an den Prüfungsthemen mitgestrickt hat?