hab noch mal gelesen und lese nichts anderes. Konkret: ein Schüler von uns hat vor wenigen Jahren keinen Praktikumsplatz bekommen, weil er einen schwarzen Vollbart hat. Ich hab keine Ahnung, ob der junge Moslem ist, aber "man" könnte ihn für einen solchen halten. Seine nichtblonde Erscheinung hat ihm in vielen Betrieben die Tür vor der Nase zugeknallt. Es gibt auch in Mitteleuropa in diesem Jahrtausend ständig Erlebnisse alltagsrassistischer Art, die für die Menschen emotional verletzend oder gar bedrohlich sind. Und dasselbe passiert mit Menschen aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung.
Ich bin echt keine Genderexpertin, aber gendergerechte Sprache sorgt für mein ganz persönliches Gefühl dafür, dass Frauen genauso gemeint sind wie Männer und es ist einer von vielen Schritten, das Bewusstsein der Gesellschaft zu verändern. Wie gesagt, wenn's so egal ist, dann schreib doch nur noch von Schülerinnen, obwohl du alle meinst. Geht komischerweise nicht, oder?
Dass man bei "Ärzt*in" nicht davon ausgeht, dass es eine hellhäutige Person sein muss, liegt in der Natur der Sprache begründet. Würde "Arzt" implizieren, dass er Deutsch oder zumindest blond ist, dann bräuchte es natürlich eine extra Wortschöpfung, die alle Hautfarben mit einschließt.
Ich habe an keiner Stelle geleugnet, dass es Diskriminierung gibt. Die beseitigt man nur nicht, in dem man noch stärker betont, dass weibliche Ärzte offenbar etwas anderes sind, als männliche Ärzte, denn sonst würde der alle umfassende Begriff "Arzt" (meinetwegen auch Ärztin (obwohl das, im Gegensatz zum generischen Maskulinum tatsächlich falsch ist; aber Sprache ändert sich, also was solls) oder Arztix ode ein beliebiges anderes neutrales Wort) ja ausreichen. Durch die auch sprachliche Trennung von Geschlechtern im professionellen Umfeld, produziert man doch gerade Fläche für Diskriminierung. Das erleben wir beispielsweise bei der Unterteilung in "Deutsche" (oder noch besser "Bio-Deutsche") im Gegensatz zu "Deutsche mit Migrationshintergrund". Damit wird eine sprachliche Trennung zwischen vermeintlich echten Deutschen und den vermeintlich unechten Deutschen aufgemacht. Wie man Diskriminierung in zukünftigen Generationen entgegenwirken kann (wer heute erwachsen ist und rassistische Vorurteile kultiviert, wird das auch nicht mehr ändern), ist ganz sicher nicht durch eine sprachliche Abgrenzung, sondern durch natürliche Integration eines realistischen Abbilds der Gesellschaft in Lehrmaterialien, Medien, Infomaterialien von Hochschulen/IHK etc.
Dass man nicht davon ausgeht, dass ein Arzt in Deutschland hellhäutig ist, glaube ich nicht. Ich bin mir sicher, dass der prototypische Arzt als weißer, heterosexueller Mann mittleren Alters aus der oberen Mittelschicht/unteren Oberschicht beschrieben wird (wenn man die gleiche Fragetechnik anwendet, wie bei den Befragungen dazu, was sich Menschen unter dem Begriff "Arzt" vorstellen); allerdings habe ich dazu keine belastbaren Zahlen.
Hmja, so sollte es freilich sein. Warum sollte man denn deiner Meinung nach dann erwähnen, dass jemand "türkisch" aussieht? Mach doch mal ein Beispiel, wo das relevant wäre.
Es ist in den meisten Fällen auch nicht relevant, ob jemand weiblich oder männlich oder divers ist.