Da ich nicht den ganzen Text lesen kann- die Darbietung springt zwischen den Artikeln hin und her- wurden denn auch Schreibleistungen von Viertklässlern verglichen? Sowohl Rechtschreibung als auch die Motivation zur Textproduktion und -überarbeitung?
Ich zitiere mal einen Teil der Antwort auf deine Frage aus dem Artikel, der Rest wird nicht beantwortet oder wurde nicht untersucht:
Zitat
Viele Eltern seien in Sorge, weil ihre Kinder zum Ende der Grundschule die Rechtschreibregeln kaum beherrschten, so Röhr-Sendlmeier. „Sie fragen, ob dies auch mit der eingesetzten freien Lehrmethode zusammenhängen könnte, nach der die Kinder nur nach ihrem Gehöreindruck schreiben sollen.“...
Das Ergebnis der Psychologen mit der Top-Note für den Fibel-Ansatz hält sie (Bildungsforscherin McElvany) für „nicht unplausibel“...
Die mehr als 3000 Kinder wurden Kuhl zufolge zunächst nach ihrer Einschulung auf ihre Vorkenntnisse getestet. Danach seien fünfmal jeweils halbjährlich Diktate ausgewertet worden - immer waren Fibelkinder die leistungsstärksten. Schüler, die mit „Lesen durch Schreiben“ unterrichtet wurden, machten am Ende der vierten Klasse im Schnitt 55 Prozent mehr Rechtschreibfehler, „Werkstatt“-Schüler sogar 105 Prozent mehr als Fibelkinder. Auch Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch war, profitierten vom „Fibel“-Ansatz.
McElany zufolge lässt die Studie allerdings offen, ob es bei der Einschulung schon unterschiedliche Voraussetzungen bei den Kindern gab und inwieweit diese im Schulverlauf erhalten blieben.
Unabhängig von der inhaltlichen Aussage mal meine Fragen / Anmerkungen zum Studiendesign wie es im Artikel beschrieben wird:
Letzteres ist eine K.o.-Formulierung für eine vernünftige Studie.
Stellt euch mal vor, eine Medikamentenstudie (3 Kopfschmerzmedikamente werden vergleichend getestet) wird eingereicht mit der Aussage: "Wir wissen nicht genau, ob die Probanden, die mit Medikament B Kopfschmerzen bekamen schon vorher Kopfschmerzen hatten und wie weit diese im Laufe der Studie erhalten blieben. Das haben wir offen gelassen."
Oben steht aber, die Kinder seien auf die Vorkenntnisse getestet worden. Dann gehe ich davon aus, dass ein Akademiker mit normalem Menschenverstand das auch einbezieht? Finde ich im Artikel nicht wieder.
Auch wie die auf das Ende der 4. Klasse kommen ist unklar: Eingangstest + 5mal alle halbe Jahre ein Diktat reicht bis zum Ende der 3. (maximal Anfang der 4. Klasse). --> "Im 3-monatigen Untersuchungszeitraum wurden 6 Untersuchungen durchgeführt. Nach 4 Monaten hatten die Probanden der Gruppe B 55% mehr Kopfschmerzen, die der Gruppe C 105 % mehr Kopfschmerzen als die der Gruppe A. (Woher wir das wissen, ist nicht klar.) Auch Probanden, denen es etwas schwerer fällt, kopfschmerzfrei zu sein profitierten (irgendwie.)"
"nicht unplausibel": "Medikamentenforscher Paul HübnerfeldamWald hält es für 'nicht unplausibel', dass das Medikament A am besten gegen Kopfweh helfen könnte."
Und noch der erste zitierte Abschnitt: Die Kinder können am Ende der Grundschulzeit laut Artikel nicht rechtschreiben, die Eltern seien besorgt. Verstehe ich rein logisch auch nicht. Wenn die Fibel sehr überlegen sein sollte beim Rechtschreiben, dann sollte ein Teil der Kinder doch schreiben können, denn die Fibel ist ja nun kein Relikt aus dem Mittelalter, das man nur noch im Museum betrachtet heutzutage...
Hmm. Hinzu kommen noch die von Krabapple aufgeworfenen Fragen bzgl. Unterrichtsmethodik, die ungeklärt bleiben. (Fibel ist nicht gleich Fibel etc.)
Ich stelle fest, dass ich einen Artikel lese, der stark verkürzt über eine Untersuchung berichtet. Der Artikel wirkt zusammengeschustert, er wirft mehr Fragen auf als er beantwortet und es gibt logische Lücken. Ein solcher Artikel macht es mir selbstverständlich unmöglich, mir zu der zugrunde liegenden Untersuchung eine Meinung zu bilden. Ich würde gerne die Untersuchung im Original lesen. Vermutlich lässt diese die von Krabapple gestellten Fragen trotzdem offen, aber das Gesamtbild wird hoffentlich ein anderes sein.
PS: Ich habe bisher vorwiegend mit Fibeln gearbeitet und ziehe eine gute, didaktisch durchdachte und sinnvoll progressiv aufgebaute Fibel anderen Lehrwerken vor. Idealerweise sollte sie auch die von Krabapple beschriebenen verschiedenen Lautqualitäten (z.B. I - Igel, I - Indianer, E - Esel, E - Ente, S - Sonne, s - Bus) ab der Einführung regelmäßig thematisieren, da es sich hier um gravierende Stolperstellen im Lese- und Schreiblernprozess handelt. (Letzteres habe ich noch nicht konsequent umgesetzt gesehen. Manchmal wird es angesprochen, dann aber nicht fortführend trainiert.)