Beiträge von Conni

    Selbstständiges Arbeiten: muss geübt und gelernt werden und war in den Kontexten, in denen ich es angewendet habe (Grundschule, 1. bis 3. Klasse, 25 bis 28 Kinder pro Klasse), massiv anstrengend: Differenzierte Pläne vorbereiten, jede Seite kontrollieren (und zwar nicht während der "Lernzeit"), denn während der Lernzeit gibt es permanent eine lange Schlange an Kindern, die Unterstützung braucht: Einmal das Normale, was man eh schon nebenbei mitmacht: Bleistift abgebrochen, Anspitzer funktioniert nicht, weil Mine drinsteckt (nein, kriegen Erstklässler nicht alleine raus, auch Drittklässler nicht unbedingt blutfrei), Tintenroller läuft aus, Wasserflasche umgekippt, Bein gestellt, Schultasche von anderem Kind zu lange angeguckt, Sachen weggenommen, etwas nicht verstanden, Bestätigungswünsche... Dann die Dinge, die durch das individuelle Lernen dazukommen: "Ich weiß nicht, was ich machen soll.", Aufgabenstellung nicht verstanden, die muss mit vielen Kindern einzeln geklärt werden, weil die individuell sind, viele Kinder fühlten sich zumindest in meinen Einzugsgebieten nicht genug gesehen, wenn sie individuell lernen sollten (und zwar Erstklässler, die gar keine andere Variante gelernt hatten) und kamen dadurch ständig an und wollten Aufmerksamkeit. Dann gibt es statt einer Schlange mit permanent 10 bis 20 Kindern halt die Klammern, die nach und nach abgearbeitet werden. In der Zeit können manche nicht weitermachen, weil sie eine Erwachsene bräuchten, die zu ihnen geht, sie darin bestärkt, eine andere Aufgabe zu nehmen. Die Erwachsene ist aber mit den anderen Kindern beschäftigt. Es kommt bei freieren Lernformen auch zu mehr Streit und Zwischenfällen. (Fragt nicht nach der Reihenfolge der Klammern.) Es dauert, bis das etabliert ist. Und dann sitzt man halt abends und am Wochenende und kontrolliert, um zu wissen, wo der Stand der Kinder ist, welches die nächsten Schritte sein könnten und so weiter. Wenn noch Kinder mit speziellen Bedürfnissen dazwischensitzen und mitbetreut werden müssen, wird es noch schwieriger.


    Das braucht Jahre, bis es etabliert ist. Die Selbstständigkeit, wie sie in der SekI da ist, haben die Kleinen einfach nicht.


    An meiner jetzigen Schule läuft es mit 22 bis 26 Kindern in der Klasse 1/2 besser. Allerdings ist es so, dass es dort keine Individualisierung der Pläne gibt, alle machen das gleiche und wer am Ende der 2. Klasse nicht ganz fertig ist, geht trotzdem in die 3. und hat dann ggf. einen Teil der Themen nicht geübt. (Einführungen gibt es trotzdem frontal, die Lernpläne werden in maximal 2 Stunden täglich bearbeitet.) Wer nicht dauerhaft arbeitet, wird durchaus mal angesprochen, aber es geht halt nur manchmal, weil auch bei uns die Lehrkraft immer eine Schlange aus mehreren Kindern bei sich hat. "Tja, dann machen die halt nichts, sie gehen ja trotzdem weiter in die 3. Klasse."

    In meiner letzten 3. Klasse war individuelles Lernen nur mit einer zweiten Erwachsenen drin überhaupt einigermaßen zu händeln, da es permanent zu Gewalt kam. Ich war nach diesen Stunden so fertig (Lärm, Unruhe, ADHS und Migräne bei mir), dass ich damit nach ein paar Wochen wieder aufgehört habe, ich wäre sonst krank geworden.


    D.h. individuelle Lernformen würde ich in der Grundschule nur als sinnvoll ansehen, wenn es Eltern, Praktikanten, Ehrenamtliche... gäbe, die dabei sind und unterstützen und auch am Nachmittag dabei sind, um die Aufgaben zu kontrollieren, die durch die vermehrt zu betreuende Schülerzahl dazukommen. Alternativ den Eltern direkt sagen, dass nur punktuell kontrolliert wird und das an der kompletten Schule so durchziehen, um die noch vorhandenen Kolleginnen nicht noch mehr zu verschleißen.


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    Eine zweite Variante, die es in Berlin gibt, ist Folgende: Die Stundendauer wird von 45 auf 40 min gekürzt. Dadurch stehen mehr Lehrerstunden zur Verfügung, d.h. jede Lehrkraft muss mehr Stunden unterrichten, hat ggf. mehr Lerngruppen, mehr Elternbetreuung etc. Andererseits stehen mehr Stunden zur Verfügung, um die Stundentafel abzudecken. Das ist offiziell auch so erlaubt, die 5 min machen offiziell keine großen Wissensverluste aus.

    Das erinnert mich an das Schreiben kreativer Geschichten im Jahrgang 5 (Reizwortgeschichte). In ganz vielen Burgen und Schlössern gibt es spuckende Gespenster.

    Vielleicht ist an denen ein Alpaka verloren gegangen?

    Ich kann nur von einer Erfahrung sprechen: Ein Kollege ist aus diesem Grund nicht mehr im Schuldienst, obwohl seine Unschuld vor Gericht festgestellt wurde. Das ist grad 2-3 Jahre her und hat den Kollegen übelst psychisch belastet. Bis heute.

    Ehemaliger Kommilitone wurde an der Nachbarschule meiner ehemaligen Schule bezichtigt. Obwohl die Schülerinnen zugaben, dass es frei erfunden war, musste er die Schule wechseln. Immerhin ist er noch im Schuldienst und es ging demgegenüber "glimpflich" aus.

    Was genau wundert dich? Dass der Konrektor etwas weiß, obwohl die Senatsverwaltung mit dir einen Vertrag machen soll? Dass es im Mai keinen Vertrag geben soll?

    Eine ausführliche Beratung kannst du bei deinem Bezirkspersonalrat bekommen.

    Bitte lass dich von der Schwerbehindertenvertretung beraten und versuche, sie mit in das Teilhabegespräch zu nehmen. Wenn die Schulleitung nicht überall den Durchblick hat, sollte die Abteilungsleitung ebenfalls teilnehmen. Bei Konferenzen an unterrichtsfreien Tagen geht es bei dir ja nicht nur darum, dass du erschöpft bist, sondern dass die Unfallgefahr (Unaufmerksamkeit, längere Reaktionszeit, Sekundenschlaf) durch die Fatigue erheblich erhöht ist. Eine gute Schwerbehindertenvertretung kann das vor der Schulleitung so darlegen.

    Zusätzlich gibt es Integrationsfachdienste, die einen wohl auch unterstützen können und auch zu so einem Gespräch mitkommen können. Gibt es einen IFD in deiner Nähe, an den du dich wenden kannst?

    Hattest du Kontakt mit Betriebsärztin oder Betriebspsychologin (fall es sowas bei euch gibt)? Die können ggf. auch zu einem Gespräch mitkommen oder etwas Schriftliches zur Vorlage bei Schulleitung / Abteilungsleitung zuarbeiten.

    Die Schüler durften selbstständig die Reihenfolge wählen und bearbeiten - deshalb sollte ich eher (bitte) den Begriff Lerntheke. Die damalige Seminarleitung meinte, beim Stationenlernen wird nach und nach abgearbeitet und die Reihenfolge ist fest.

    Endlich weiß ich, was eine Lerntheke ist.

    Also in meinem Referendariat hieß das, was bei euch Stationenlernen heißt geschlossene Stationsarbeit und das, was bei euch Lerntheke heißt, offene Stationsarbeit. Ich habe letzteres gemacht in der Lehrprobe.

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