Beiträge von Conni

    Ich wäre ja durchaus bereit, die Fragen zu beantworten, aber so ist es mir zu aufwendig. Wenn du also möglichst viele Rückmeldungen möchtest, solltest du vielleicht über einen anderen Weg nachdenken (gerade jetzt wo alle im Zeugnisstress stecken....)

    So geht es mir auch.

    Und mach dich auf eine wachsende Zahl von Lehrkräften gefasst, die nicht für die Grundschule ausgebildet wurden und mit denen der Senat jetzt die Folgen jahrelanger verfehlter Planung auszubügeln versucht.
    Abgesehen davon: Ich liebe Berlin und arbeite sehr, sehr gerne hier. Herzlich Willkommen:-) t.-t.

    Wachsende Zahl? Naja, eher "überwiegend". Bzw. "gar nicht als Lehrer ausgebildet". Bei uns sind noch 30% Grundschullehrer an der Grundschule.
    Mehr und mehr Quereinsteiger. Vor allem fehlende Lehrkräfte. Unsere Schulleiterin rührt und tut und macht, damit Lehrer an unsere Schule kommen. Viele Schulen sind chronisch unterbesetzt.
    Ich mag Berlin auch und lebe auch gerne hier.

    Achso, doch noch eine Info: Wir hatten eine Konrektorin, die in BaWü studiert und gearbeitet hatte. Es scheint also zu gehen. Also: ruf beim Senat an. Frage.

    In Berlin wurde einfach jahrelang viel zu wenig ausgebildet (und wird es auch jetzt noch),

    Als ich mich aufs Ref bewarb, gab es 24 (!!!) Ref-Plätze für GS-Lehrer bei über 160 Bewerbern. Davon 2 für Musik als Erstfach. Die Plätze gingen an die Männer mit einer 1 im Studium (es wurde auf glatte Zahlen gerundet), die Zivil- oder Wehrdienst geleistet und deren Frauen Kinder geboren hatten. Das gab "Sozialpunkt"e. Alle anderen gingen leer aus. Schon damals ließ sich absehen, wann der nächste Schwung Lehrer in Pension gehen würde und Berlin tausende Lehrer an Nachwuchs benötigen würde.
    Ich habe mein Ref dann in Brandenburg gemacht und danach dort einige Monate gearbeitet, denn es wurde in Berlin gar niemand geplant eingestellt. Ab und zu gab es im Nachsteuerungsverfahren 3 Tage vor Schuljahresbeginn noch die ein oder andere Teilzeitstelle.
    Jeder der konnte, ist abgewandert in ein Bundesland, in dem er eine Stelle bekam. (Ich hätte in BaWü und RLP eine haben können.)
    Im Sommer 2005 gab es genau 5 (FÜNF!) schulscharf ausgeschriebene Vollzeitstellen für Grundschullehrer in Berlin, die ein Mangelfach (Musik oder Englisch) als Erstfach hatten. Die Schulen hatten zwischen 120 und 200 Bewerbungen zu bewältigen (nur mit Mangelfächern, über alle anderen reden wir hier gar nicht). Alle wollten wieder die Männer, die es ja so selten gibt. Einer hat dann abgesagt und da ich an dieser Schule wohl relativ weit vorne auf der Nachrückerliste stand, bekam ich eine dieser 5 Vollzeitstellen. Das war wie ein 6er im Lotto, Vollzeitstellen für GS-Lehrer hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Ein paar 2/3-Stellen folgten dann wieder im Nachsteuerungsverfahren. Ein paar Jahre ging es ähnlich weiter.
    In diesen Jahren hat Berlin sich immer mit seiner "sexy und attraktiv"-Rolle gebrüstet und dass der Lehrerbedarf mit Lehrern aus anderen Bundesländern, die alle nach Berlin kommen möchten, gedeckt würde. Jeder wusste, dass die Rechnung niemals aufgehen würde. Es ist viel kaputt gespart worden und nicht früh genug gegengesteuert worden. 2 oder 3 Jahre lang wurde immer noch gesagt: "Keine Panik, wir besetzen alle Stellen!" - da fiel es nur den Brennpunktschulen auf, wie groß die Lücken im Kollegium waren und dass man mit 92% Ausstattung schlecht arbeiten kann. Inzwischen ist es nicht mehr zu verbergen... Über die Bezahlung der Vertretungslehrer schreibe ich jetzt nichts mehr.... :(

    Ich bin krank, sonst würde ich auch streiken gehen.

    In Berlin seit 3 Jahren ganz massiv. Bei uns müssen sie studiert haben. Z.B. Ingenieure, Musiker oder Sportwissenschaftler sein. Hilft auch nicht viel, manchmal traue ich unserer Putzfrau pädagogisch mehr zu, aber egal. Die Grundschullehrer, die noch da sind, fangen das alles auf und ziehen den Karren aus dem Dreck.
    Und ja, es gibt auch welche, die machen das super. So 10 bis 20%?

    5 Abende und bei Bedarf - da muss man sich dann für arbeitende Eltern selber organisieren, dass die Schule offen bleibt. An den Abenden müssen wir zur Verfügung stehen, wenn vorher einer einen Termin macht. D.h. Wenn ich mir Eltern, die schon nachmittags können auf einen Nachmittag lege, kann ich auch einen Abend weglassen. (Meist den kurz vor Weihnachten, da haben fast alle Eltern was anderes vor.)

    Vielen Dank, Meike! Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Doch, eins noch: Ich kenne sie, die Lehrerinnen, die nach der 10. Klasse eine "Fachschulbildung" zur Grundschullehrerin machten. Sie haben gelernt, den damals gültigen Lehrplan nach einer Handreichung, die Stunde für Stunde vorgibt, durchzuführen. Zusätzlich haben sie viel Erziehung und Psychologie gelernt. Eine Reihe von ihnen erlebe ich als sehr gefordert, wenn es darum geht, den neuen Rahmenlehrplan oder ein anderes Lehrwerk zu verwenden. "Du musst mir dann erklären, wie wir mit den Heften arbeiten sollen!" (Ich unterrichte Mathematik offiziell "fachfremd", weil ich es "nur" mit allen anderen Lehramtsstudenten im gleichen Hörsaal studiert habe, aber das 1. Staatsexamen nie abgelegt und damit auch keinen Vorbereitungsdienst in dem Fach gemacht habe. Bis auf 3 Seminare musste ich mir die gesamte Didaktik alleine und in wenigen verfügbaren Fortbildungen aneignen. Wenn einer Expertin wäre, dann die Kollegin, die sich aber nicht mehr als solche fühlt, sobald sie etwas Neues selbstständig lesen oder erarbeiten soll.) Eine dieser Kolleginnen möchte sogar bei mir hospitieren, weil sie sich anschauen möchte, wie man 2fach (!) differenziert.
    Ich halte ein Studium für Grundschullehrer - besonderes in Anbetracht der oben genannten vielfältigen fachlich-erzieherisch-psychologisch-therapeutisch-logopädischen etc. Aufgaben, die sich ständig ändern und ständige Anpassungsfähigkeit und großes autodidaktisches Können erfordern - für unbedingt notwendig.

    ...individualisiertes Üben, Differenzierung, Förderunterricht
    ...abwechslungsreiches Üben
    ...meist 1/2, Förderunterricht 3
    ...V: hoher Aufforderuntscharakter, Abwechslung, Neues ausprobieren, manche Kinder hantieren gerne damit, gute Individualisierungs- und Differenzierungsmöglichkeit
    ...N: Schummeln; unsere Erstklässler (sozialer Brennpunkt) haben motorisch mit den Lük-Kästen Probleme, oft fällt alles herunter und durch die Gegend, von der Konzentration her haben die Ersties bis etwa Ostern mit dem Mini-Lük Probleme, das reicht bei vielen noch nicht für 12 Plättchendie Bambino-Lüks habe ich nicht,; die meisten unserer Schüler (Kl. 1 bis 3) benötigen eine ganze Reihe von Erinnerungen und Erklärungen, bis sie das Prinzip verinnerlicht habe, sodass man über einige Wochen hinweg maximal 3 Kinder damit betrauen kann (falls der Rest leise und selbstständig arbeitet), In Mathe gehen beim Mini-Lük die Aufgaben immer bis 12, das Lehrbuch aber nur bis 10, in Klasse 2 wird das besser. Logico ist einfacher zu verstehen (und es fliegen nicht 12 Plättchen auf den Boden).

    Huhu,

    zum groben Einlesen empfehle ich diesen Thread: älterer Thread über HSP
    Etwas mehr Statistik mit Tabelle: https://wuecampus2.uni-wuerzburg.de/moodle/mod/boo…&chapterid=5534
    Nun zu deinen Fragen, alles etwas unter Vorbehalt, ich bin keine LRS-Fachkraft, allerdings Rechenschwäche-Verantwortliche und habe gerade HSPs 2+ durchgeführt und ausgewertet in meiner Klasse:

    Ich hab bei meiner Beispielschülerin nun herausgefunden, dass die alphabetischen T-Werte deutlich über den anderen Werten liegen, d.h. sie folgt der alphabetischen Strategie.

    Wenn man es genau nimmt, heißt das: Sie ist in der alphabetischen Strategie besser als in der orthographischen und morphematischen. In der HSP 2+ entspricht dies dem vorwiegenden Verwenden der alphabetischen Strategie.


    Aber wo ist die Grenze? Hab eja noch andere Schüler: ab wann spricht man von einer LRS? Bei uns in Brandenburg müssen wir das selbst austesten, weil "jeder Lehrer dazu in der Lage ist", weil wir entsprechendes Wissen haben. Nun: HIER habe ich eine Wissenslücke. Wer kann die schließen?

    Die Grenze ist unter einem T-Wert von 40. Ein T-Wert von 40 entspricht einem Prozentrang von 15 oder 16 (d.h. 16% aller Schüler sind genauso oder schlechter als das Kind). Ab einem PR von 5 abwärts spricht man von einer Lese-Rechtschreib-Störung.
    Wichtig ist natürlich auch, dass du dich mit den entsprechenden Vorschriften in deinem Bundesland auseinandersetzt:
    Wer hat eine LRS in BB?Wer hat eine LRS in BB?
    Wie wird die LRS festgestellt? Hier steht im Grunde, dass neben formellen auch informelle Tests anzuwenden und die Leistungsentwicklung der Kinder zu berücksichtigen ist.

    Wenn ihr in Brandenburg nicht entsprechend angeleitet werdet und keine LRS-Fachkräfte habt, würde ich übrigens diese Aufgabe so umsetzen, wie sie mit meinem Wissen (Lesen der Vorschrift und des HSP-Begleithefts, eventuell noch eines Buches) möglich ist.

    So, nun Auswertung: Im Grunde gibt dir deine Verwaltungsvorschrift das Recht, eine LRS zu finden und einen Nachteilsausgleich zu gewähren, wenn ein T-Wert unter 40 ist und das Kind sonst Probleme hat (informelle Tests fallen schlecht aus). Du kannst aber auch sagen: Die T-Werte sind 43, 39 und 38, das Kind kommt damit klar, es benötigt keinen Nachteilsausgleich.
    Ich werde das bei meinen "Grenzfällen" (T-Werte z.B. 35, 38, 46 oder 37,38, 39) am Anfang der 3. Klasse beobachten, wie sie sich machen - und wenn sie im Rechtschreiben die Mindestanforderungen (= konstant 4,0) nicht erreichen, dann gibt es einen Nachteilsausgleich nach Klassenkonferenz (letzteres ist übliches Vorgehen aus der Rechenschwäche-Fortbildung und ich übernehme es).

    Bundesland wäre gut.

    In meinem Bundesland ist klar geregelt: In den ersten 2 Jahren nach Eintritt in die Schule kann die Benotung in Deutsch ausgesetzt werden, es sei denn, die Klassenkonferenz beschließt aus pädagogischen Gründen die Erteilung von Zensuren. Bei ausgesetzter Benotung sind die Kenntnisse verbal zu beschreiben.

    Wie wird das sonst an deiner Schule gehandhabt? Ist dein Schüler der erste und einzige Flüchtling?

    Zurücktreten: Bei mir stellte sich bisher die Frage so nicht, es ging immer um "Verweilen in der Schulanfangsphase" (=Beschluss der Klassenkonferenz). Die hat 3mal dafür und 2mal dagegen entschieden.
    Pro Verweilen sprachen zusätzliche Probleme: Besonders langsames Erlernen der Sprache, Probleme beim Lesen/Schreiben (auch in der Erstsprache) und beim Rechnen, sehr junges Alter bei der Einschulung.
    Kontra Verweilen sprachen: Kind erzählte immer, es sei 1 Jahr älter als im Pass stünde (und wirkte körperlich und von der Persönlichkeit her noch ein weiteres Jahr älter) - rückte auf trotz gravierender Probleme beim Erlernen des Lesens und Schreibens, aus sozialen und psychischen Gründen.
    Derzeit habe ich ein Flüchtlingskind, das seit 6 Monaten in D in der Schule ist: Lernt schnell und äußert sich ähnlich wie bei dir gebrochen Deutsch sprechend, versteht auch noch nicht alles. Wurde aber im Heimatland schon alphabetisiert (anderes Alphabet), ist fleißig, motiviert, integriert sich hervorragend in die Klasse, sehr guter Rechner, merkt sich Wortbilder auswendig und hat daher schon gute Rechtschreibleistungen. Lesen und Sprechen werden noch etwas Zeit brauchen. Für Sachunterricht werde ich mir was überlegen müssen.
    Zusätzlich habe ich vor Jahren mal ein Flüchtlingskind aus meiner ersten Klasse genommen und darauf bestanden, dass es in die 2. geht. Der konnte rechnen und schreiben und war 2 Jahre überaltert - was soll das dann, den in die 1. zu stecken? Das war auch gut so, der Junge machte später in der 5./6. genug Probleme, da er schon in der Pubertät war.

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