Hallo nani,
ich finde es sehr sehr schwer, dir aus deinem Posting folgend einen Rat zu geben. Ich kenne weder dich, noch deine Klasse, noch die besagten Kinder, noch die Umstände, unter denen du unterrichtest. Ich hatte im 1. Halbjahr ähnliche Probleme in meiner eigenen Klasse (ebenfalls 1. Klasse, ich hatte 11 Kinder, die aus dem Kindergarten kein Zuhören kannten, sondern sich fröhlich miteinander unterhalten haben und es mehr oder weniger irrelevant fanden, was ich tat und auch z.B. im Morgenkreis einem anderen Kind nicht zuhören konnten). Ich habe verschiedene Strategien probiert, war oft total fertig und muss aber jetzt seit Januar und besonders seit dem Beginn des 2. Halbjahres feststellen, dass die Klasse sich nun wesentlich besser an Regeln hält. Die unruhigen Kinder haben mal bessere, mal schlechtere Tage, aber ich kann jetzt gelassener sein.
Ich würde nie einen meiner Erstklässler vor die Wahl stellen: Entweder mitmachen oder "ruhig dasitzen". Letzteres würden meine "Spezialisten" nämlich nicht tun (auch nicht mit anderer Aufgabe), sondern mit aller Macht versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: Aufstehen und durch die Klasse laufen, singen, summen, miauen, bellen, vom Stuhl fallen, reden, rufen, einzelne Kinder ansprechen (die dann reagieren), laut weinen, Stifte vom Tisch schmeißen, gegen ihren Ranzen treten, rülpsen, Yo-Gi-Oh-Karten herausholen und laut von ihren stärksten Karten schwärmen, ... Deine Schüler sind da vermutlich kreativer als du.
Mit dem Raussetzen ist das so eine Sache. Ich habe das auch gemacht, aber weit weniger regelhaft als hier beschrieben, sondern immer nur im Notfall, nämlich dann, wenn ich dachte "Gleich explodier ich." gabs eine Warnung an das Kind und dann den Rauswurf. Das Kind saß bei geöffneter Klassenzimmertür auf einem Stuhl mit dem Rücken zur Klasse. Auf Versuche, mit der Klasse Kontakt aufzunehmen, habe ich reagiert, indem ich die Kinder lobte, die sich darauf nicht einließen.
Gesprächskreise habe ich nach der 3. Ermahnung abgebrochen (am Anfang konnten nur 3 bis 5 Kinder vom Wochenende erzählen).
Mehrere Sitzplanänderungen kamen hinzu (übrigens nach einer Woche auf Frontal-Sitzordnung in 3 Reihen umgestellt).
Im Spätherbst habe ich es 4 Wochen durchgehalten bei wichtigen Dingen (Erklärungen, Schülerantworten, Morgenkreis) immer zu warten bis alle Kinder leise waren (und bei Erklärungen nach vorn schauten und die Arme auf dem Tisch hatten). Bei Störung hörte ich sofort (mitten im Satz) auf zu reden oder unterbrach das Kind, das gerade sprach. ("..., du musst bitte warten, es können dir gerade nicht alle Kinder zuhören.") Ich bin in der Zeit vermutlich um 5 Jahre gealtert, aber das hat es dann auch gebracht (und beim nächsten Mal fange ich gleich so an). Nach einer gewissen Zeit habe ich alle Sachen in die Mappe packen lassen, wenn die Klasse nicht ruhig war bis dahin. Bei einigen Kindern half das, weil sie immer durch Federtaschen oder Stifte abgelenkt waren und allen machte es klar, das gerade was gewaltig nicht stimmt. Dann führte ich Gespräche mit den Kindern über Lernen und den Sinn von Schule, warum alle gleichzeitig leise sein sollen, warum ich etwas erklären möchte, warum sie ihren Mitschülern zuhören sollen etc. An schlechten Tagen 2 oder 3mal täglich. Die ersten beiden Wochen waren schrecklich, ich dachte, das hilft alles nichts. (Ich hatte dieses Herangehen als Tipp bekommen und war dem sehr skeptisch gegenüber aber ziemlich verzweifelt.) Danach wurde es schrittweise besser, weil das Gros der Klasse den Störern klar machte, dass sie lernen wollen und die Störungen ebenfalls (wie ich) nicht gut finden. Hinzu kamen Elterngespräche und Verstärkerpläne bei einzelnen Kindern.
Wie geht denn die Klassenlehrerin mit den Kindern um? Grad als Anwärterin ist das alles ja viel komplizierter, du musst deinen Stoff schaffen und didaktisch tolle Stunden bieten etc....
Viele Grüße,
Conni