Hallo ihr,
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McMoritz schrieb am 27.04.2005 08:07:
Grundsätzlich stimme ich euch natürlich zu. Wenn jemand wirklich Interesse und Engagement mitbringt sind mir die Abschlüsse schnurzpiepegal - zumindest in den ersten 3 - 4 Klassen.
Aber der 5. könnte es schon mal eng werden ...
Aber gerade die 5./6. Klasse stellen ein riesiges Problem dar: An den meisten Grundschulen hast du Grundschullehrer mit einem Schwerpunktfach / wissenschaftlichen Fach (oder wie auch immer es heißt), das offiziell bis Kl. 10 studiert ist.
Dann rechne dir aus, wie viele das sind: An meiner Ausbildungsschule z.B. waren es 7 zum Anfang, 10 später. Die Schwerpunktfächer waren: mehrfach Mathe und Sport, Biologie, am Anfang hatten wir eine Kollegin mit Deutsch als Schwerpunkt, später kam noch eine mit Musik und eine mit Kunst hinzu. Dann gab es die IFL-Lehrer mit Mathe und Deutsch und einem "Beifach". Dann noch 2 Englischlehrer in der Zeit mit Zusatzausbildung an der Uni. (Beide hatten einen Unterrichtsstil, da wären im Seminar alle hintenüber gefallen. Bei einem lernten die Kinder viel, beim anderen weniger.) So, wen würdest du an der Stelle des Schulleiters nun für Geografie, Geschichte, Politische Bildung, Kunst (bevor die Kollegin kam) und Physik einsetzen?
Ich kann dir sagen, was mein Schulleiter dann immer sagte: "Wir brauchen jemand neuen. Ich werde beim Schulamt sagen, wir brauchen einen Englischlehrer. Einen richtigen, nicht sonen weitergebildeten, die sind schlecht. Und Physik und Geografie sollte er noch studiert haben." Naja klar, dass er den nicht bekommt. Dafür jedes Jahr das gleiche Herumgeschiebe der Englischlehrer, halbe Stelle hier, halbe da, Zoff mit einer Nachbarschule etc. Du kannst an einer kleinen Grundschule nicht alles fachlich studiert abdecken. An einer größeren meist auch nicht, weil sonst einige Lehrer nur noch als Fachlehrer rumlaufen würden und die Zahl der Klassenleiter nicht reichen würde. So schön die 6jährige Grundschule auch sein mag, die Abdeckung des Fachunterrichts in 5/6 ist meiner Meinung nach eine ihrer großen Schwächen.
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Was mir zum Bespiel zu schaffen macht ist der Englischunterricht. In den ersten Klassen wird er ja nur als Begegnungssprache angeboten. Trotzdem werden Grundlagen gelegt.
Da sind wir bei einem sehr heiklen Thema. Wie gesagt, ich habe 2 Teilschuljahre mit einem "geteilten Englischlehrer" (11 Stunden bei uns) erlebt, ein Schuljahr mit einem zu uns abgeordneten Englischlehrer. In den "geteilten" Schuljahren, mussten noch andere KollegInnen den Unterricht übernehmen. Momentan macht es eine junge Kollegin aus einem der alten Bundesländer, die herzog, sie macht das wirklich gut und spannend für die Kinder und kann auch gut Englisch. Vorher machte es eine Kollegin, die sagte "Also ich hatte ja 4 Jahre Englisch und mache gerne Frühenglisch, aber sprechen kann ich es nicht." Prima.
Das Problem ist einfach, dass viele Lehrer in der Ex-DDR nur von Klasse 7 bis 10 Englisch lernten, einige gar nicht. Und teilweise wird gesagt: Nun mach mal! (Das habe ich schon erlebt für die Begegnungssprache.)
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Manche Kinder werden fast nur vom Band unterrichtet, weil die Lehrer schlicht und einfach kein Englisch können. Das ist OK, solange die Kids alles wie Papageien nachplappern oder singen. Schlimm wird es, wenn korrigierend eingegeriffen werden muß bzw. müßte.
Insgesamt stehen Sprachforscher dem Lernen vom Band relativ aufgeschlossen gegenüber, weil Kinder leicht den Klang einer Sprache aufnehmen und die Sprache damit akzentfrei lernen können, ab der Pubertät ist das nur noch schwer möglich. (Grund für den frühen Fremdspracheneinstieg)
Ich denke, es ist ok, wenn der Lehrer dann nicht akzentfrei ist, aber wenn immer wieder drauf verwiesen wird, wie die Muttersprachler vom Band klingen. Kinder nehmen die Unterschiede und das "richtig/falschklingen" übrigens sehr wohl wahr. Meine Aussprache beim Singen wurde von meinen Fünftklässlern bereits mit der Aussprache ihrer Englischlehrerin verglichen und in bezug auf "deutsch klingend" mit den Kindern bekannten muttersprachlichen Beispielen verglichen.
Wenn natürlich korrigierend "falsch" eingegriffen wird, ist das schlecht.
Die Alternative heißt für viele Schulen aber: Englischunterricht unter diesen Bedingungen oder gar kein Englischunterricht (oder Englischlehrer, die kostenlos arbeiten herzaubern).
Grüße,
Conni
PS: Huch, was ist denn mit dem Thread wieder los.
Ich wars nicht!