Es ging um die "12 Wochen unterrichten am Stück". Ich sehe inwiefern das eine anstrengendere Phase ist, aber jeder andere mit normalen Urlaubsregelungen hat mindestens so lange Phasen am Stück bis zur nächsten Auszeit und die Auszeiten sind deutlich begrenzter.
Sowas dann am besten noch den Leuten in der Pflege, in der Gastronomie oder im Discounter zu erzählen ist halt verrückt. Aber auch in "Bürojobs" kann es stressig werden, je nach Verantwortung.
Es schadet einfach, dem sowieso schon miserablen, gesellschaftlichen Ansehen, wenn die Lehrkräfte auch noch über etwas jammern, was für 99% der sonstigen Arbeitnehmer völlig normal ist. Drei Monate "am Stück" ist nicht "krass". Nicht ansatzweise.
Danke, für die Antwort, so kann ich besser nachvollziehen, was du meinst.
Ganz unabhängig mal von der unterirdischen Bezahlung in vielen anderen Berufen oder auch den zahlreichen ungesunden Arbeitsbedingungen in diversen anderen Berufsfeldern, ist zumindest aus meiner Perspektive ein immenser Belastungsfaktor im Schuldienst die Vorarbeit in vielen Schulwochen, für die zumindest ein Teil der Schulferien dann als Überstundenausgleich dient. Ich komme so bei einer halben Stelle in Schulwochen regelmäßig auf 32-36 Arbeitsstunden. Diese extreme Unwucht - denn die halbe Stelle habe ich ja aus gutem Grund - können dann so ein paar Ferientage zwischendurch gar nicht auffangen und ausgleichen. Das ist definitiv etwas, was ich in den fast 20 Berufsjahren vor dem Schuldienst so nicht erlebt habe und kannte.
Das geht vielen Lehrkräften ähnlich und ist auch Arbeitsmedizinern als Teil der besonderen Belastungen des Schuldienstes bekannt, die ebenfalls bekanntermaßen Lehrkräfte besonders anfällig machen für Erkrankungen wie Burnout, Depressionen, aber auch Tinnitus und in der Folge Frühpensionierungen sehr häufig machen in unserem Berufsfeld.
Anzuerkennen, welche spezifischen beruflichen Belastungen es im Schuldienst gibt, bedeutet nicht automatisch zu jammern oder andere Berufe als weniger belastend anzusehen. Jeder Beruf geht mit besonderen Belastungen einher, die spezifische gesundheitliche Folgen haben können, wenn nicht ausreichend für Schutz und Entlastung gesorgt wird, sei es in Form von passender Arbeitskleidung, Hebevorrichtungen, Pausen, etc. Nur wenn wir ehrlich darüber sprechen als Gesellschaft, was wer als besondere Belastungen im Beruf erlebt, schaffen wir einerseits Verständnis füreinander und andererseits Veränderung ungesunder Arbeitsbedingungen.
Ich habe nicht das geringste Problem damit anzuerkennen, welche großen Herausforderungen meine Nachbarinnen und Nachbarn beruflich und in der Folge teilweise gesundheitlich zu stemmen haben, die in der Pflege, im Einzelhandel, Handwerk, als Erzieherin oder auch bei der Müllabfuhr tätig sind. Umgekehrt haben meine Nachbarinnen und Nachbarn aber auch kein Problem damit nachzuvollziehen, dass die Arbeit im Schuldienst oft sehr anstrengend ist und würden ausnahmslos den Job freiwillig niemals machen wollen. Erlebst du das tatsächlich so anders in deinem persönlichen Umfeld?