Wobei ich nicht denke, dass dies persönliche Gründe hat, sondern systembedingt ist (Beamtentum, Frustration durch starre Regelungen, Hilflosigkeit bei Problemen).
Warum sollte es daran liegen, wenn es an anderen Schulen anders ist?
Als ich vor zig Jahren anfing, hatte ich auch den Eindruck, dass es so ist. Inzwischen ist es anders, weil wir Stück für Stück daran gearbeitet haben, um es aufzubrechen und zu ändern. Dann war es irgendwann so:
An meiner BBS (Schule) sind die allermeisten KuK durchaus teamfähig und wir arbeiten viel und gut in Teams zusammen, helfen sich gegenseitig, bereiten zusammen Unterrichtseinheiten und Klausuren vor usw.
Jetzt kommen junge Kolleg:innen dazu, die wie selbstverständlich so arbeiten.
Das kommt sicherlich auch auf die Schulform und auf das Kollegium an.
An einem kleinen System weiß jede von jeder sehr genau um die Begabungen und die Belastungen.
Man läuft sich ständig über den Weg, verbringt die kurzen Pausen, so es geht, miteinander, und ist ständig im Austausch über Inhalte und Schüler:innen.
Es ist schwierig, Kolleg:innen, die nicht immer da sein können, in allem gut zu informieren, weil so vieles Zwischendurch geregelt wird.
Unter Lehrkräftemangel wäre es gar nicht anders gegangen, als dass alle gemeinsam irgendwie unterstützen, einspringen, helfen.
Fällt jemand aus, kann jeder mit abschätzen, wer oder wie es aufgefangen werden kann.
Auch wartet man an kleinen Systemen nicht auf irgendwelche Anweisungen, es wird eher offen diskutiert, angeboten oder gleich gesprungen und für längere Sicht gemeinsam geregelt.
Genau das ist es aber auch, was in einem schlecht aufgestellten System dazu führt, dass viele Lehrkräfte weit mehr arbeiten, als sie müssten.
Da stehen nach unendlich vielen Aufgaben, die seit 20 Jahren dazu kommen, und bei Lehrkräften, die sich aus Selbstschutz besser abgrenzen ... die Zeichen auf Abweisung zusätzlicher Aufgaben, wozu dann auch das Einarbeiten vieler Abordnungen, Vertretungen, Quereinsteiger:innen gehört, was nicht entlastet wird. Nach 10 Jahren Mangel kann ich die Namen der zahlreichen, auch kurzfristigen Vertretungen nicht mehr alle benennen, und bin erstaunt, dass es auch mal ein Jahr anders laufen kann.
Seit 10 Jahren habe ich immer mehrere Kolleginnen im Klassenteam, in der Parallelklasse oder in einem oder mehreren Fachgruppen, die in irgendeiner Weise Unterstützung benötigen, weil sie Praktikantinnen, Referendarinnen, Abordnungen, Vertretungen, Studierende für Programm X oder Y oder pädagogische Mitarbeiterinnen sind. Es sind so viele über einen so langen Zeitraum, weil die wenigsten bleiben konnten, weil es keine Stellen gab oder weil es gar nicht um Stellen ging, sondern alles kurzfristige Maßnahmen waren.
Systembedingt finde ich, dass man mit dem Mangel selbst sehen soll, wie es irgendwie läuft, dass sehr viele Maßnahmen auf kurzfristig angelegt sind, sodass man immer wieder Mitarbeitende mit kleinen befritsteten Verträgen hat, dass Arbeitszeit nicht erhoben wird. Vermutlich werden immer mehr Lehrkräfte die Reißleine ziehen, haben unter Corona gesehen, dass es auch mit minimalem Aufwand an Konferenzen und Treffen gehen kann und grenzen sich weiter ab.