Ich entnehme dieser Aussage, dass noch immer nicht der Zusammenhang zwischen Notenschlüsseln und Verteilung der Anforderungsbereiche in Arbeiten hinreichend durchdrungen wurde. In der gymnasialen Oberstufe gibt es - zumindest im Abitur - zwar einerseits "sehr gute" Leistungen bereits ab 85% der Rohpunkte attestiert, gleichzeitig bilden dort Aufgaben des Anforderungsbereichs III einen sehr deutlichen Schwerpunkt und umfassen dann auch mal schnell gut 20-25% aller möglichen Rohpunkte. Wenn andersherum Arbeiten weitgehend repetitive Aufgabenstellungen im Anforderungsbereich I enthalten und die höheren Anforderungsbereiche nur einen sehr geringen Anteil der Punkte ausmachen, muss der Notenschlüssel zwangsläufig wesentlich "härter" sein.
Aus dem reinen Vergleich von Notenschlüsseln lässt sich schlicht nicht auf die Schwierigkeit und das Niveau der jeweiligen Herausforderungen im Hintergrund schließen.
Dann hast du meine Erläuterung zu den Anforderungen der Klassenarbeit meiner Tochter wahrscheinlich überlesen - denn ich schrieb ja, dass es sich bei der Klassenarbeit meiner Tochter eben NICHT nur um repetitive Aufgabenstellungen (die ich auch dem Anforderungsbereich I zuordnen würde) handelte, sondern eher einem Mix aus I, II und III. Was mich dann wiederum schlussfolgern lässt, dass der Notenschlüssel zu anspruchsvoll ist für diese an sich eben nicht leichte Arbeit. Übrigens bilden bei uns im Abitur Aufgaben des Anforderungsbereichs III keineswegs einen sehr deutlichen "Schwerpunkt", sondern dürfen maximal 30 % ausmachen. Und das auch nur im Abitur. Ich habe gerade eine Leistungskursarbeit korrigiert wieder, da überwiegen deutlich die Anforderungsbereiche I und II (zusammen ca. 90 %) und wir müssen diese wahrscheinlich trotzdem genehmigen lassen, weil sie (wiedermal) so schlecht ausgefallen ist. Würden wir den Anforderungsbereich III in "normalen" Leistungskursarbeiten im beruflichen Gymnasium mit ca. 30 % anlegen, dann müssten wir garantiert JEDE Arbeit nachschreiben lassen - trotz des "günstigen" Notenschlüssels.