Beiträge von Kris24

    Ich würde auf gar keinen Fall für zwei oder vier Wochen Aufgaben stellen. Du hast dann einen riesigen (!) Berg an Arbeit vor dir, wenn du wieder in die Schule kommst.

    Bei mir war es eigentlich immer so, dass 3/4 der Aufgaben gar nicht erst bearbeitet wurden. Also eine totale Verschwendung von Arbeitszeit während einer Krankschreibung, die ja zur Genesung und Entlastung führen soll.

    Das kann auch nicht funktionieren, einzelne Unterrichtstunden kann man nicht Wochen voraus planen. Unterricht vorbereiten kann ich für die nächste Stunde, aber auch nicht detailliert, weil jeder Kollege anders unterrichtet. Mehr als Seite x Aufgabe y ist nie sinnvoll. Bei uns wird sinnvoll vertreten, aber KollegINNen handhaben es oft anders als ich dachte. Zuviel Vorbereitung wäre immer reine Zeitverschwendung.

    2 bis 4 Wochen vorbereiten ist immer verlorene Zeit und hier KreideSpuren wäre es sogar kontraproduktiv. Du kannst dich nicht erholen, brauchst länger Zeit, bis du wieder voll einsatzbereit bist. Die Zeit benötigst du, um einen Therapeuten zu finden, deine Nahrung umzustellen usw.

    (Ich vertrete gerade einen länger erkrankten Kollegen in 2 Klassen. Selbstverständlich bereite ich komplett den Unterricht vor, obwohl er "nur" eine OP hatte und sonst belastbar ist. Aber wir sind verschieden, ich könnte seinen Unterricht nicht halten. Es sind jetzt meine Klassen und er macht Reha, damit er bald vollständig genesen zurück kommt. Das ist für uns alle besser, als hin und her, mal er, mal ich.)

    Die Entlastungsstunden für Korrekturen sind ein Tropfen auf den heißen Stein - aus meiner aktiven Dienstzeit an mittlerweile drei Schulen nach dem Ref. kenne ich keine Lehrkraft, die für die Korrekturen mehr als eine Stunde Entlastung bekommen hätte. Mehr gibt der Entlastungstopf unter Berücksichtigung aller KollegInnen und deren Belastungssituationen sowie der Entlastung für Zusatztätigkeiten unterhalb der Beförderung nicht her.

    Nur "fehlen" diese Entlastungsstunden an anderer Stelle. Es gibt ja nicht nur ein Deutsch- und Englischlehrer.

    Ich habe damals mich mit einer Chemiesammlung und der gewährten "Entlastung" überfordert gefühlt, ich wusste, dass diese Zeit bei weitem nicht reicht und hatte die stellvertretende SL auf meiner Seite. Bei Abstimmung in der GLK hatten wir aber keine Chance gegen die großen Fachschaften Deutsch und Englisch. Ein Grund, warum ich aus NRW weg bin. Ich wusste, dass dies in Baden-Württemberg anders geregelt wird. (Bei uns wird tatsächlich darauf gesehen, wieviel Zeit es zusätzlich kostet.)

    zurück zum Thema

    Mir fiel dank eines anderen Threads noch ein Vorteil für manche NRW-KollegInnen ein, sie enthalten Entlastungsstunden für Korrekturen oder als Klassenlehrer, kenne ich in Baden-Württemberg an keinem Gymnasium (theoretisch natürlich möglich).

    Bei uns gibt es nur Entlastungsstunden für Extraaufgaben, die einer (für alle) übernimmt (z. B. Sammlungsleitung oder Organisation von allen Austauschveranstaltungen). Korrigieren muss hier jeder.

    (Folge, ich erhielt in NRW damals umgerechnet 0,32 Entlastungsstunden für die Chemiesammlung, hier 2. Eine Entlastungsstunde entspricht hier 2 Zeitstunden. Mit gut 140 Zeitstunden im Jahr sind die Vorschriften einhaltbar, in NRW war es Selbstausbeutung oder man hat es nur lala gemacht.)

    Für viele "Süddeutsche" ist es wahrscheinlich absurd, dass ich z.B. Prag nicht kenne...

    In Prag war ich auch nur einmal auf Studienfahrt (Klasse 12, noch vor dem Mauerfall), in den Niederlanden immerhin zweimal. (Den Ort vom Bild kenne ich allerdings nicht).

    nun, ich kann es. Ich lasse mich nicht ausnutzen, kann gut "nein" sagen, nehme an "gewünschten" aber nicht verpflichtenden Veranstaltungen nicht teil, gebe nur sehr selten privates Geld in den Schulbetrieb, trenne Schule von Privatleben. Und doch: ich mache den Job wirklich gerne. Sehr gerne. So sehr, dass ich -- Vorsicht, jetzt wirds böse/pervers/unverständlich :teufel: -- demnächst nach der Verrentung noch weiterarbeiten möchte.

    Los, schlagt auf mich ein :party:

    Auch bei mir war es kein Auslachen, ich musste schmunzeln über deine Ausdrucksweise. Bei mir dauert es noch etwas, bin ja noch keine 60, aber ich kann es mir auch vorstellen.

    Zumindest im Abitur zählt das bei uns nicht als Positivkorrektur. Dort ist ausdrücklich vorgeschrieben, dass sich die Note aus den Randkommentaren ergeben soll und bei zB einer sehr guten Leistung auch entsprechend positive Randkommentare deutlich überwiegen sollen.

    In Physik bedeutet das bei mir, dass ein S mit 15 Punkten sicher mindestens 20 Kommentare der Form "Gelungene Auswertung der Messreihe" oder "Lena leitet die gegebene Formel erfolgreich her" am Rand hat. Ich Bilanziere im Prinzip zu jedem Operator mit mindestens einem kurzen Satz, egal ob richtig oder falsch.

    Für mich ist ein "positiver Randkommentar" schon ein Haken in der entsprechenden Zeile. Und ein S mit 15 Punkten hat bei mir in der Regel nur Haken an der Seite. Alles andere ist Käse.

    Das ist in Baden-Württemberg im Abitur dank Anonymität noch weniger. Ich darf Fehler nur am rechten Rand durch einen Strich markieren, daneben das vorgeschriebene Fehlerkürzel z. B. uv für unvollständig, keine Punkte, keine Kommentare, kein Haken etc. (Punkte schreibe ich in eine Exceltabelle, die erst der Drittkorrektor sieht). Der Zweitkorrektor handhabt es genauso nur in grün und am linken Rand. Wenn alles korrekt ist, sieht die Arbeit "unkorrigiert" aus, ich freue mich also als Zweitkorrektor, wenn ich seitenweise nur blaue Tinte vom Schüler sehe, wenig Arbeit für mich. Wenn der Erstkorrektor richtig korrigiert hat, muss ich also nur lesen (und die Punkte in die Exceltabelle eintragen). (Dies gilt zumindest für Chemie und Bio, in Mathe gab es früher r für richtig, heute? Ich hatte in den letzten 15 Jahren nur Chemie-LKs.)

    Hä? Ich habe doch mehrfach dargelegt, dass ich ihn als Arbeit ok finde. Die Vorteile überwiegen für mich. Aber ich hänge nicht dran.

    Ich habe das Gefühl, dass sich viele Lehrkräfte einfach nicht vorstellen können, diesen Beruf einfach professionell fürs Geld zu machen und damit gut klar kommen.

    Doch kann ich, wäre aber auf Dauer vermutlich nicht zufrieden. Aber kannst du dir vorstellen, dass Lehrkräfte ihren Beruf lieben können und trotzdem auch nach über 30 Jahren gesund sind?

    Ich möchte jetzt auch nicht alles zitieren, habe heute noch anderes vor. Vielleicht habe ich ein anderes Verständnis von Liebe? Selbstsaufopferung ist es definitiv nicht, weder in Partnerschaft, Hobby noch Beruf. Nie. Ich zahle z. B. nur und nur soviel, wenn ich einen Vorteil davon habe, sicher nicht für irgendwelche Klassenfahrten, wir hatten die Diskussion auch bei Abifeiern, wo ich oft fern bleibe.

    Schon in der Bibel steht, liebe deinen Nächsten wie die selbst. Ich schaue bei allem, was ich tue, immer auch auf mich selbst. Tut es mir gut oder nicht. Gibt es etwas anderes (und ist möglich, die Taube auf dem Dach bringt nichts), was für mich besser wäre? Dann würde ich wechseln. Ich finde es traurig, dass so viele in der Partnerschaft oder im Beruf gefangen bleiben (und erlebe, dass gerade diese alle, die glücklich in Partnerschaft oder Beruf sind, schlecht machen). Ich lasse mich aber nicht von anderen herunter ziehen, sondern sage "Stopp", halte im realen Leben genau wie hier Abstand. Sollen die doch unter sich wüten.

    Gegen Professionalität habe ich nichts, auch ich ziehe Grenzen, auf dem Heimweg und zuhause und auch in den Ferien schalte ich teilweise komplett ab (bin dann auch nicht im Forum unterwegs ;) ), genauso wie glückliche Paare auch mal getrennt Urlaub machen, aber genau deshalb freue ich mich irgendwann wieder, dass es mit dem Unterricht los geht. Ich liebe tatsächlich chemische Versuche, knoble (und verbessere) bekannte, freue mich, sie zu teilen. Im Labor vergesse ich manchmal die Zeit, beim Korrigieren nie. :D Und ich freue mich jedes Jahr, wenn ich von KollegInnen höre, dass sie von Schülern gefragt werden, ob ich wieder den Leistungskurs übernehme, weil sie sonst nicht Chemie wählen (dieses Jahr wird er riesig, größer als Bio oder Physik). Ich freue mich, dass meine Freude weiter reicht. Ich erkläre gerne die "Welt". ^^

    Was ich allerdings wirklich übergriffig finde, ist, wenn mir unterstellt wird, ich sei deshalb krank (Stockholmsyndrom) und Ragnar "lacht" seit Tagen über alles, was ich schreibe (nicht nur in diesem Thread). (Wenn ich abgemeldet bin, funktioniert leider das Blockieren nicht.) Irgendwie scheint es krankhaft, dass "ihr" uns, die den Beruf wirklich mögen (lieben, ...) herunter ziehen müsst und nicht nur einmal, sondern dauernd. Vielleicht mal überlegen, warum ihr es tun müsst? Bei Ragnar ist es gerade extrem. Denn anfangen tut tatsächlich immer "ihr".

    (Ihr in Gänsefüßchen, weil ich dieses "wir gegen sie" ablehne. Ich mag Gemeinschaft, auch deshalb ist für mich der Schultyp wichtig. Ich erlebe tatsächlich auch mit Schülern ein Miteinander, schwänzen ist z. B. bei uns selten. Auch deshalb habe ich vor über 20 Jahren die Schulart gewechselt. Ich kenne aber auch KollegInnen an meiner ehemaligen Schule, die glücklich an der Gesamtschule sind. Ihnen sind halt andere Dinge wichtig, kann ich stehen lassen, muss ich nicht krankhaft (abwertend) kommentieren.)

    Es geht nicht unbedingt darum, dass ich etwas nicht weiß.

    Es ist oft eher das Problem, es ist jedoch leider oft das Problem, dass ich merke, dass eine Erklärung nicht wirklich ankommt und mir spontan keine bessere/passendere einfüllt. (anzumerken ist, dass die Klasse sehr leistungsschwach ist, was sie für mich didaktisch herausfordernd macht)

    Auch das passiert mir heute noch, wenn ich nicht fit bin, allerdings nach so vielen Jahren nur noch selten. Zu Beginn meiner Lehrtätigkeit sah dies anders aus. Tipp, überlege hinterher, wie du es beim nächsten Mal besser erklären kannst. Und mein Unterricht ist heute definitiv besser und kreativer als vor 30 Jahren.

    Du bist im 1. Referendariatsjahr, unterrichtest alles zum 1. Mal. Auch der Lehrerberuf ist "ein Handwerk", bei einem Glasbläser sagt man, es dauert 10 Jahre bis er es kann. Mir wurde mal zu Beginn gesagt, beim Lehrer dauert es 5 Jahre (und anschließend geht das Lernen weiter sage ich). Ich las mal, 10 % der Referendare können es sofort, würden kein Referendariat benötigen, 10 % lernen es nie (und sollten abbrechen), der große Rest muss mehr oder weniger üben. Und dass du nicht zu den letzten 10 % gehörst, entnehme ich aus der Aussage

    Ich habe diesbezüglich auch mit meiner Seminarlehrerin geredet, welche mir sagte, dass ich hier schon richtig bin,

    Warum bist du strenger als sie? Alles was du oben genannt hast, ist erlernbar (und muss nicht sofort sitzen). Du gehörst genauso wie ich zu den 80 %. Wichtig ist

    Zwar mag ich die soziale Interaktion mit den Schülern sehr gerne (und in der Schulzeit mochte ich auch Mathe/Physik und Nachhilfe)

    Also halte durch, auch ich war im Referendariat zwischendurch sehr müde und ausgelaugt. (Anstrengend war auch noch das 1. Jahr danach ("Welpenschutz fällt weg", Erfahrung fehlt noch). Dann wurde es jedes Jahr besser und heute "liebe ich meinen Beruf".

    Mag sein, wenn jedoch nach Fragen der Gründe lediglich nur Schulterzucken bzw. auch von Eltern kommt und man dem Lehrer lieber unter die Nase reibt, dass man ja auch so viel lieber PC spielen würde.

    Für mich leider Realität. Richtiger Umgang ist da sehr wichtig, das stimmt, aber man kann nicht vom Lehrer verlangen, dass er bei jedem Kind auf langwierige Spurensuche geht. Es gibt auch noch andere Aufgaben zu erledigen.

    Es elegant wegzudiskutieren bringt da wenig. Sowohl Eltern als auch das Kind selbst müssen da gezielt mitarbeiten. Von nichts kommt nichts.

    Und das hast du alles im (kurzen) Praktikum begriffen? Oder sind es deine Vorurteile, die du bestätigt fühlst?

    Du wirst vermutlich in keinem Beruf glücklich, aber ich hoffe für die Kinder, dass du nicht Lehrerin wirst. (Ich gehe übrigens immer wieder auf Spurensuche. Zum Glück betrifft es wenige Kinder und Kollegen helfen. Mehr Zeit als Spurensuche kostet übrigens die Hilfe anschließend. Und ja, auch das gehört zum Beruf.)

    Hm, ein "auf ihrem Posten ausruhen" ist das in der Regel nicht. Es mag in Klasse 1 und 2 auch schon Kinder geben, die ganz bewusst blockieren. Aber in der Regel stecken da Probleme hinter.

    Ich würde die Jahrgänge weiter fassen. Selbst in der Unterstufe ist es selten bewusst.

    Und ggf. musst du als Lehrerin Sachen ins Rollen bringen,

    Genau das ist doch unser Beruf und mich auch motiviert. (Auch wenn das im anderen Thread Stockholmsyndrom genannt wurde.)

    beim lehrerberuf opfert man sich für andere auf, man muss dauernd seine eigenen bedürfnisse zurückstecken, dich ankreischen lassen, schüler zu etwas zwingen, worauf sie null bock haben... dass das jemand ohne geld oft machen würde, kann ich mir kaum vorstellen. anderen zu helfen finde ich auch erfüllend und ich möchte das regelmäßig tun, aber da wären bei mir eher freunde oder wirklich arme leute dran als die schüler (die in meiner schule ziemlich verwöhnt sind).

    es gibt schon hobbys, die man zum beruf machen kann, wo man selbst noch etwas dazulernt. aber der lehrerberuf ist mir für eine freizeitbeschäftigung einfach zu wenig hedonistisch, zu wenig ästhetisch und zu schmutzig, laut und zu unmöglichen zeiten. auch wenn es noch weitaus miesere berufe gibt.

    Also ich opfere mich nicht auf, angekrischen werde ich auch selten, es gibt unverschämte Eltern und Schüler, aber nur wenige (ein bis zwei Erlebnisse pro Jahr). Tatsächlich war ein Grund vor vielen Jahren von Gesamtschule auf Gymnasium zu wechseln, weil ich auch nicht dauernd Schüler zwingen möchte, etwas zu tun, worauf sie keine Lust haben. Aktuell habe ich keine Klasse, in der diese Einstellung bemerkbar herrscht. Selbst in meiner 8. und 9. Klasse wollen die meisten Mathe und Chemie verstehen, kommen freiwillig nach dem Unterricht, um nachzufragen. Viele unserer Schüler sind Migranten, sind die ersten in ihrer Familie, die ein Gymnasium besuchen. Ich freue mich, wenn ich (nach vielen Jahren) höre, dass ich dabei helfen konnte. Auf mindestens 4 hatte ich so großen Einfluss, dass sie Lehramt Mathe und Chemie studiert haben (3 sind bereits Lehrer). Noch mehr habe ich zum Chemiestudium gebracht (auch bereits Dank erhalten). Aber selbst wenn dies nicht der Fall wäre, ich mag tatsächlich den Chemieunterricht (und freue mich, dass die Freude weiter wandert).

    Tja, mein Hobby ist auch Lehrerin mit zum Glück interessierten Schülern. Ich habe noch andere Hobbys (und stelle immer wieder fest, dass sie meinen Beruf ergänzen).

    Mich hat niemand entführt, ich habe mich frei entschieden, hatte eine echte Wahl, weil zu meiner Zeit in Konstanz es noch Diplomstudiengänge waren.

    Ich brauche mich von euch (Stockholmsyndrom) nicht beschimpfen lassen. Mir wäre das Schmerzensgeld (Lehrer) zu gering, wenn ich meinen Beruf nicht lieben würde. Und ja das tue ich, auch wenn mir manches Detail nicht gefällt. Und ja, ich bin nicht allein, ich weiß von mehreren Kolleginnen, die genauso denken, die sich freuen, wenn die Schule wieder beginnt.

    Ich glaube nicht, dass ich an der Nase herumführe. Wozu sollte ich das tun? Welche Nutzen habe ich davon?

    Ich denke eher, dass Schulen denken, sie müssten gegenüber der Industrie mit Samthandschuhen angefasst werden bzw. erwarten es. Sobald sie mal mit etwas unangenehmen konfrontiert werden (Praktikanten sind für sie schon zu belastend), wird dies sofort als belastende Mehrarbeit aufgefasst ohne zu versuchen daraus mal irgendwas Schönes zu sehen.

    Manche müssen sich mit viel höherer Belastung tagtäglich

    Einige meiner Bekannten meinten auch: Das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau! Leider haben sie dahingehend recht.

    Beschreibst du dich? Werde erwachsen (das meine ich mit verwöhnter Prinzessin auf der Erbse).

    Und zu guter Letzt: Ich werde das Gefühl nicht los, dass du uns ein wenig an der Nase herumführst.

    Das dachte ich auch (oder Prinzessin auf der Erbse). Allein die Idee mit Pilot (ein Klassenkamerad von mir hat es geschafft und fliegt für Lufthansa, die Ausbildung vor knapp 40 Jahren kostete ihn bereits 100 000 DM (heute 120 000 Euro). Klar, kann man einen großen Teil abstottern. Aber es fallen auch Kosten für die Tests (vor der Zusage) an und die Ausbildung muss auch zum großen Teil bezahlt werden, wenn man es nicht schafft.

    Ich habe einem Praktikanten allgemein auch noch nie gedankt (konkret schon, wenn er etwas für mich erledigt hat). Soll ich mich bei ihm bedanken, dass er mir zuhört und lernt, dass er mir Mehrarbeit bereitet?

    Wir haben jährlich viele Praktikanten und sie bedanken sich bei uns, weil wir uns Zeit genommen, ihnen etwas beigebracht haben.

    Nicht viel, nur das ganz normale. Was alle anderen meiner Kommilitonen auch erwartet haben. Jedenfalls nicht, das man als Praktikant kommt und niemand weiß etwas mit einem anzufangen. Dafür haben die Schulen Wochen vorher Informationsmaterial bekommen.

    Dann sage ich dir mal, was Praktikanten für mich bedeuten. Es bedeutet schlicht unbezahlte Mehrarbeit, Informationsmaterial habe ich noch nie gesehen, was soll denn darin stehen? Ich übe meinen Beruf über 30 Jahre aus.

    Ich zeige Praktikanten trotzdem, was mein Beruf ausmacht, erkläre in Pausen oder nach dem Unterricht Dinge, beantworte Fragen. Dann reicht die Zeit für mich weder für die Toilette noch für einen Tee noch Pausenbrot. Helfen können sie noch nicht, selbst wenn sie eine Stunde übernehmen, muss ich sie mit vorbereiten und hinterher besprechen. Es kostet mehr Zeit, als wenn ich sie selbst gehalten hätte. Jetzt ist der Lehrerberuf kein Halbzeitjob mit 12 Wochen Ferien wie du glaubst. Aktuell unterrichte ich 29 Deputatsstunden (wenn ich es mit entsprechendem Faktor multipliziere, sind es über 53 Zeitwochenstunden). Dann ist man müde und bei (unverschämt) fordernden Praktikanten auch mal abweisend. Mein letzter von vor paar Wochen war allerdings so nett und interessiert, dass ich mir gerne Zeit genommen habe.

    Ich würde auch mit großem Gewinn weiter unterrichten, vielleicht mit halber Stelle, vielleicht mit einem Sabbatjahr, denn mir macht unterrichten wirklich Spaß. Ich merke es immer am Ende der Sommerferien, ich freue mich auf den Unterricht. (Und ich bin dankbar, dass ich mein Geld verdienen darf mit etwas, was ich mag und was ich sinnvoll finde.)

    Zu Ausgangsbehauptung

    Ich kenne übrigens keinen anderen Beruf, wo sich die Leute immer wieder einreden müssen, dass sie ihn ja lieben würden.

    Ich kenne einige, z. B. Krankenpflegepersonal, Eisenbahner (Familie und Bekanntenkreis). Es ist kein "sich einreden müssen", sondern eher gegen Außenstehende gerichtet, die den Beruf schlecht machen. Man möchte selbst auch einen Kritikpunkt äußern, aber nicht gleich den ganzen Beruf abwerten. Denn man mag ihn (und manche sagen auch lieben, wieso nicht, ich liebe auch gutes Wetter oder Essen).

    Ich überlege schon länger, warum state_of_Trance und andere sich hier so äußern. Als ich Lehrerin wurde, gab es viel zu viele. Es ergriffen also nur wirklich welche den Beruf, die unbedingt wollten. Andere Jobs waren leichter zu erreichen (mir wurde damals ungefragt eine Promotionstelle in Chemie angeboten, Gehalt in der Zeit fast so gut wie im Ref, extrem gut bezahlte Jobs in der chemischen Industrie im Anschluss gab es auch noch genug, mehr als freie Lehrerstellen (ich bekam ja mit, wie jeder mit seinem Jobangebot angab. Meine Freundin hat genau 2 Bewerbungen geschrieben und 2 Zusagen erhalten, Anfangsgehalt jenseits von einer SL, ich schrieb hunderte freie Schulen und alle Bundesländer an (für fast alle Bundesländer war ich allerdings zu spät dran), erhielt immerhin mehrere Zusagen aus NRW und eine in München). Ich habe überlegt und mich gegen die Promotionstelle entschieden und bin heute froh darüber.

    Dass ich meinen Beruf wirklich mag, sieht man auch daran, dass ich freiwillig und unbezahlt Workshops mehrfach im Jahr seit über 20 Jahren für Grundschüler anbiete. Es ist anstrengend, aber macht mir wirklich Freude. Nur hier im Forum habe ich immer wieder das Gefühl, dass ich das verheimlichen muss, dass einige sich lustig darüber machen. Schade.

    Danke für eure ausführlichen Erklärungen, ich überlege jetzt, ob ich für die blauen Flecken, Beulen, Reiterhose, Müdigkeit usw. eine Erklärung habe. Ich habe heute während der Zugfahrt ausführlich gelesen.

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