Beiträge von elCaputo

    Nein, aber auch dort reagieren Regierungen auf sich verändernde Rahmenbedingungen. Wenn man das als hysterisches Gehabe auffassen möchte, bitteschön...

    Du lässt die eigentliche Frage nach dem Krisenempfinden oder Krisenmodus im Ausland aus.

    Dazu versuchst Du das, was hierzulande passiert, zu etwas Normalem umzudeuten. Zu einer Reaktion auf "sich verändernde Rahmenbedingungen". Obwohl Du zunächst "nein" sagst und damit irgendwie ja doch Unterschiede siehst und eingestehst.


    Gerade der Vergleich zur Politik und auch dem Ton der umgebenden Regierungen zeigt doch aber, dass hierzulande alles schriller, überhasteter, zum Teil sogar unter Umgehung geltenden Rechts passiert. Nicht selten ohne jegliches Beispiel in der Welt. Alles unter einem dauerhaften Dröhnen der Alarmsirenen.

    Für das Empfinden von Krisen sollte man mal ins Ausland reisen. Nicht weit weg. Direkt um die Ecke reicht.

    Gerade wenn wir uns von internationalen oder globalen Krisen geschüttelt fühlen, dann sollte das doch andernorts auch so sein.

    Empfinden unsere Nachbarn auch Krise? Die in Polen, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Österreich und Tschechien? Ist dort auch allenthalben Weltuntergang? Schlagen dort auch die Regierungen wie Ertrinkende um sich, immer lauter, immer hysterischer?

    Bin kein Fan von Blome. Der erzählt oft viel Stuss. Allerdings sehe auch ich die Hauptursache für die Probleme, die wir heute im Zusammenhang mit Schule aber auch Ausbildung und Berufsleben sehen, bei den Elternhäusern. Auch Jugendkriminalität zähle ich ausdrücklich dazu.


    Dabei sind die Phänomene, die sich aus Überbehütung, Helikoptern und Pampern einerseits und völligem Desinteresse, Vernachlässigung bis hin zur Kindeswohlgefährdung andererseits ergeben, interessanterweise fast identisch.

    Zumindest wenn es um die schulischen Bereiche des Arbeits- und Sozialverhaltens geht.

    Auch die Haltung gegenüber der Schule und vor allem gegenüber den Lehrern ist oft seltsam nah beieinander, obwohl doch Absicht und sozioökonomischer Hintergrund meist völlig verschieden sind.


    Was sie primär eint ist, dass der Lehrer nicht mehr als Partner bei Erziehung oder Bildung wahrgenommen wird. Er ist eher Feind, Störenfried, Lästling. Er ist gleichzeitig für alles zuständig, aber eigentlich hat er sich bei nichts einzumischen.


    Das Dazwischen, das Normale, wird, analog zur gesellschaftlichen Entwicklung, immer dünner. Die Extreme immer prominenter.

    Wir haben keine Krise. Und schonmal gar keine, die unabänderlich wie eine Naturkatastrophe über uns käme. Vieles ist hausgemacht.


    Wir sind nur empfindlicher geworden und empfänglicher für das Zeter und Mordio derer, die aus unseren Ängsten Profit schlagen.


    Mehr Gelassenheit, mehr Geduld, mehr Resilienz und vor allem mehr Skepsis bei all den schlimmen und noch schlimmeren Nachrichten.

    Ich will nur nochmal feststellen, dass ich mich als (gewerkschaftlich organisierter) Beamter über die Entscheidung für und das Festhalten an der Steigerung des Bürgergeldes mehr erfreue als am Tarifergebnis.


    Ich jedenfalls sehe unsere Zukunft, bzw. die unserer Bezüge, nicht bei der Koppelung an die Tarifverträge der Beschäftigten.

    Moebius

    Klar, ne Nullrunde 2024 ist vollkommen in Ordnung. Und eine wirksame Lohnerhöhung um ca. 4% jährlich (wenn man das Gesamtergebnis so verrechnet) ist angesichts der galoppierenden Preise und Kosten eigentlich einen Dankesbrief an Verdi wert.


    PS: Der Verweis auf - zumeist ebenfalls von Verdi - ausgehandelte Tarifabschlüsse macht doch keinen Sinn. Referenz müssen die Reallöhne sein. Der nächste schlimne Tarifabschluss wird wieder mit Verweis auf den TVÖD der Länder geschlossen.

    Lehrer machen aber weder 24 Stunden Dienste, noch Wochenend- oder Feiertagsschichten. Sie haben keinen Rufdienst. Und 12 Wochen Ferien. Da ist die Belastung schon eine ganz andere.

    Du stellst also fest, dass sich beide Berufe schwerlich vergleichen lassen und willst sie doch auf Teufel komm raus vergleichen?

    Jeder, der nicht Oberarzt wird, ist Assistenzarzt. Es werden längst nicht alle Oberarzt.

    Das stimmt so nicht. Dazwischen gibt es noch den Facharzt.


    Der Vergleich mit den Assistenzärzten hinkt übrigens insofern, als dass diese bekanntermaßen im Krankenhaussystem nicht sonderlich gut bezahlt werden.


    Das wiederum lässt sich dadurch erzwingen, dass Ärzte 5 Jahre lang zwingend in die Facharztausbildung müssen. Vorher dürfen sie sich beispielsweise nicht niederlassen. Während dieser 5 Jahre sind sie von Beurteilungen der Kliniken abhängig. Ihre Verträge sind obligatorisch befristet. Der Umgang und Ton sind häufig katastrophal, der Einsatz der Jungärzte oft fahrlässig bis rechtswidrig.


    Die Zahl der Assistenzärzte nimmt seit Jahren dramatisch ab. Für diejenigen, die es doch wagen, gilt häufig "Nur raus aus der Klinik"


    Der Vergleich hinkt also schon sehr. Aber er gibt auch Gelegenheit, mal einen Einblick in die Unbillen anderer Berufe zu erhaschen.

    Sockelbeträge sind ein nahezu ebensolcher Unsinn wie Einmalzahlungen. Übertragen auf die Beamten sorgt es darüber hinaus zur Verletzung des Abstandsgebotes. Das Beamtenrecht kennt diesen Quark nicht, auf den sich die Gewerkschaften zunehmen einlassen.

    Also wäre die Rechnung, um bei Flups Beispiel des A13ers Stufe 6 zu bleiben, 3,3% Prozent in Form des Sockelbetrags + 5,5%.


    Macht 8,8%


    Diese nun geteilt und großzügig abgerundet, ergeben jeweils 4% Gehaltserhöhung für die beiden Jahre der Vertragslaufzeit.


    Noch einmal, wir haben jährliche Inflationsraten von rund 6%! Um diese zu kompensieren hätten also ca. 12% erreicht werden müssen. Bei einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage - für die es derzeit keine nennenswerten Indizien gibt - vielleicht 10%.


    Ich hoffe, jeder sieht die Dramatik der Situation!

    2b. Die 200 Euro Sockel sind, wie Du schreibst, auch tabellenwirksam. Das sind bei einem Monatsbrutto von 2400 Euro (A13 Stufe 6, NRW) immerhin 8,4 %.

    Das hatte ich so auch verstanden. Ich wundere mich über die Verzögerungen bzw. warum die elementaren Tarifergebnisse erst so spät zum Tragen kommen.


    Das sorgt nur dafür, dass man mal eben den Sockelbetrag und die 5,5 % für sich berechnet, wie das Flupp getan hat. Der summiert jetzt seine 8,4% und die 5,5% und erhält 13,9%. Klingt doch großartig!


    Da dies jedoch nur für weniger als die Hälfte der Tariflaufzeit gilt, kann man diesen Wert durch zwei teilen und dann nochmal großzügig abrunden. Wir kommen also auf ca. 6% Gehaltserhöhung über die Gesamtlaufzeit.


    Diese Gesamtlaufzeit umfasst jedoch Teile des Jahres 2023 (mit 6,2 Prozent Inflation) und die Jahre 2024 und 2025, wo die Prognosen zur Inflation nicht deutlich besser aussehen.

    Muss nochmal kurz nachfragen.


    1. Der Tarifvertrag gilt vom 30. September 2023 bis zum 31. Oktober 2025, richtig?


    2. Die ersten tabellenwirksamen Veränderungen treten mit dem 200,- Euro Sockelbetrag erst nach 14 Monaten und damit nach mehr als der Hälfte der Laufzeit des Tarifvertrages in Kraft?


    3. Die eigentliche prozentuale (und tabellenwirksame) Gehaltserhöhung um 5,5 kommt dann zum 1. Februar 2025 und damit 17 Monate nach Beginn der Laufzeit des TVÖD bzw. ganze 8 Monate (von 25) vor dessen Auslaufen?

    Habe ich richtig gerechnet, dass die 5,5 Prozent mehr also nur für ein Drittel der Vertragslaufzeit gelten?


    4. Ist es richtig, dass wir in der Laufzeit des TVÖD mit rund 6% Inflation jährlich rechnen müssen? Also die gesamten 25 Monate über?



    PS: Wer sich wundert, dass ich Einmalzahlungen nicht berücksichtige. Die sind nicht tabellenwirksam und sollten daher imho gar nicht Bestandteil von Tarifverhandlungen bzw. -abschlüssen sein. Haben Verdi und Co bis heute nicht begriffen.

    (...) Die Frage, warum bauliche Mängel und Inklusion zu schlechteren Leistungen beitragen und ob diese in Estland besser sind, wäre zum Beispiel einen Kommentar wert. Oder woran du eine "zunehmende Bildungsferne" festmachst und ob Länder, die besser abgeschnitten haben, keine solche Zunahme an Bildungsferne erfahren haben.

    Fangen wir vielleicht mit einer recht einfachen Beobachtung an. Unter den Top Ten des Pisa-Rankings befinden sich auffallend viele ostasiatische und damit konfuzianistisch geprägte Staaten/Gesellschaften. Pädagogisch, didaktisch setzt man dort, soweit ich weiß, auf ein Pferd, das bei uns in Deutschland als Höllengeburt gilt. Auswendig lernen, ständige Leistungsmessung, Schuluniformen, überhaupt Uniformität, hoher schulischer, familiärer und gesellschaftlicher Druck. Dazu das Konzept des Gesichtsverlustes, das nicht beim Individuum aufhört. Einordnung in die Gesellschaft, Regelakzeptanz, massive Nutzung von Nachhilfeangeboten sowie ein hoher gesellschaftlicher Stellenwert von Bildung und Berufstätigkeit.


    Was machen wir aus dieser Analyse? Ist Pisa als Messsystem geeignet, wenn es am Ende diese Staaten zu den "Siegern" kürt? Sollten wir von denen lernen? Unseren Altvorderen glauben, dass bei uns zu viel Wischiwaschi ist?

    Antimon

    Du glaubst also, dass man die Häufung der dysfunktionalen Familien nicht als Grund für die Pisa Ergebnisse nennen darf, weil man aus Deiner Warte daran nichts ändern kann? Weil alles, was bleibt, unkonstruktives Lamento ist?


    1. Wenn wir das zum Diskussionsprinzip erheben, dann dürfte ich als Grund für das Aussterben der Dinosaurier den Meteoriteneinschlag nicht nennen. Auch über den kann man nur lamentieren.


    2. Ich glaube nicht, dass wir als Gesellschaft, als Schule und als Individuum beim Thema dysfunktionale Familien nur die Optionen lamentieren oder akzeptieren haben.

    Antimon


    Wie gesagt, ich habe den Eindruck, Du hast mit meinen Ausführungen ein Problem, ohne das genau benennen zu können oder zu wollen. Aber vielleicht ist das auch ein Irrtum. Daher einfach nochmal Neustart.


    Welche Punkte meiner Liste möchtest Du diskutieren, wo bist Du anderer Meinung, wo pflichtest Du bei?

    Wie kommst du dann darauf, dass die von dir genannten Punkte die Ursachen für das schlechte Abschneiden bei PISA sind? Wenn alle anderen die gleichen Probleme haben müssten auch alle anderen sehr viel schlechter Abschneiden. Also was genau hat deine Liste mit dem Thema PISA zu tun? Über "Schulsysteme" schreibst du ohnehin nicht, mehr so über den allgemeinen gesellschaftlichen Verfall. Das ist natürlich eine bequeme Sicht auf die Dinge, denn dann kannst du als Lehrperson sicher nichts zu einer Verbesserung der Situation beitragen.

    Und wieder unterstellst Du mir eine Aussage, die ich nicht getätigt habe.

    Ich habe ganz sicher nicht gesagt, dass "alle anderen die gleichen Probleme haben müssten". Im Gegenteil. Ich habe deutlich gemacht, dass ich dazu nicht genug über die anderen PISA-Teilehmer weiß.

    Ich gehe jedoch fest davon aus, dass es eben genau die Unterschiede im Schul- und Gesellschaftssystem sind, die zu den unterschiedlichen Ergebnissen bei Pisa führen.


    Und dass es eine Interdependenz zwischen Bildungssystem und Gesellschaft gibt, ist doch nichts neues. Bequem ist in meinem/unserem Schulalltag wenig. Daher ja auch die Kritik.

    Den Anspruch, dass ich das als "Lehrperson" verbessern kann, habe ich noch, fühle mich jedoch zusehends auf verlorenem Posten. Und damit sind sichernnicht die Kollegen gemeint. Wo ich die Defizite sehe, die mich in der Umsetzung dieses Anspruchs behindern, habe ich versucht anzureißen.


    Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass Du durch einen oder mehrere meiner Punkte getriggert bist, wie man heute so schön sagt. Welcher ist das und warum?


    Die Feststellung, dass die Zahl der dysfunktionalen Familien steigt? Darüber können wir gern sprechen und natürlich können die Erfahrungen diesbzgl. lokal und schultypabhängig variieren.


    Mich würde noch interessieren, ob Du bei einzelnen Punkten meiner ellenlangen Liste auch mitgehen kannst? Sie deckungsgleich mit Deinen Erfahrungen sind?

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