Ich weiss, was du meinst, ja. Die 90er waren diesbezüglich wahrhaftig nicht lustig. Nur ist es so, dass ich das deutlich jüngste von 3 Kindern bin und alle um mich herum etwa dein Jahrgang waren. Ich kann mich nicht erinnern, dass da jemand besonders zurückhaltend war. Aber um das noch mal klarzustellen: Es liegt mir völlig fern zu relativieren. Ich wundere mich einfach sehr, wie man da so empört und "überrascht" sein kann. Das ganze Schmierentheater ist der Rede nicht wert.
Beiträge von Antimon
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Auch Jahrgang Aiwanger?
Offensichtlich nicht, sonst schrieb ich nicht von der Bundestagswahl 1998. Nur war das eben auch schon vor 25 Jahren. Denkst du wirklich, dass das mit den Nazis "danach" (also aus deiner Perspektive) zunahm? Schaut man einfach nur auf das, was gewählt wurde, gab es auch vorher schon rechte Erfolge, die NPD ist älter als die Republikaner. Vielleicht hast du's selber nur anders wahrgenommen weil du keiner von denen warst, die über geschmacklose Witze lachten. Ich gehörte zu denen, die lachten. Dann hatte ich einen Freund, der da ein bisschen tiefer drinsteckte und dann fing ich mal selber an zu denken. 1998 habe ich für Gerd und Joschka gestimmt, so viel kann ich verraten. Ich bin aber in einem sehr rechts-konservativen Umfeld aufgewachsen, ich schaue wohl anders auf die Sache als du.
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Ich bin ziemlich genau Generation Aiwanger, wenn auch nicht in Niederbayern und aus einer größeren Stadt. An den Gymnasien dieser Stadt war das so was von nicht üblich. Nazis gab es, ich begegnete mal einen, der für eine bald danach verbotene Jugendorganisation warb, aber keinesfalls an der Schule. Da sehe ich heute viel mehr rechtes Gedankengut an der Schule. - Wir haben seit den ersten zwanzig Jahren Abitur regelmäßig Klassentreffen. Ganz erstaunlich, wie wenig sich die Leute verändert haben. (Alles nette Leute, übrigens.)
Anekdotisch. Genau wie meine Geschichten anekdotisch sind und genau gegenteilig zu deinen. Allerdings gingen in meinem Wahlkreis bei der Bundestagswahl 1998 20 % der Stimmen an die Republikaner. Das ist wiederum nicht anekdotisch, sondern belegbar.
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da verstehst du mich fehl.
Glaube ich nicht.
Weder kann noch würde ich Aiwanger wählen, aber dafür hätte ich eben nicht diese Geschichte gebraucht, sondern es reichten mir andere Aussagen
Eben.
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Never. Mit schaumtriefenden Lefzen würden sie sich auf ihn stürzen.
Das würden sie wohl, ja. Das allein ist eigentlich mein Problem mit der ganzen Sache. Das pseudoempörte Gegeifere.
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und es ist nicht so, dass Aiwanger nicht auch in den letzten Monaten Aussagen getätigt hat, die man lassen sollte.
Eben, das reicht doch eigentlich. Was man da eine uralte Story über ein Flugblatt aus Jugendzeiten so aufblasen muss, erschliesst sich mir nicht. Wählt halt einfach keine Freien Wähler, wenn ihr in Bayern stimmberechtigt seid. Der Rest ist einfach nur Selbstdarstellung der sich selbst für moralisch überlegen Haltenden.
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Dass du es "ermüdend" findest, wenn Menschen deine Ansichten nicht teilen und Widersprüche in deinen Aussagen aufzeigen, ist mir auch schon aufgefallen
Du zeigst keine Widersprüche auf, du stellst einfach nur ein paar "unschuldige" Fragen mit dem sehr eindeutigen Ziel mich zu diskreditieren. Das ist keine Diskussion, das ist "hahaha, du bist dumm". Und ich schreibe nicht von "Menschen" (Plural!), deren Diskussionsstil ich ermüden finde, sondern explizit von deinem Diskussionsstil.
Ich war schon immer der Meinung, dass die schon seit den 70er Jahren gemachten Versuche, den Terrorismus der RAF juristisch irgendwie speziell zu kategorisieren, keinen weiteren Verständnisgewinn bringen und stattdessen die Würdigung und den Umgang mit den Taten nur verwirren
Häh? Ja, du hast ganz sicher recht. Ich weiss zwar nicht, was du meinst, aber so wird es sein.
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Deine Art zu diskutieren finde ich in letzter Zeit ausgesprochen ermüdend. Ich wiederhole jetzt nicht, was ich bereits schrieb und setzte das Thema auf "ignorieren".
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Ich kritisiere nicht seine "blosse anwaltliche Tätigkeit", ich verweise auf die Strafverteidigung einer Gudrun Ensslin. Er hätte das Mandat nicht übernehmen müssen, hat er aber. Daraus kann man etwas über Schilys Moral ableiten, oder eben nicht. Ich übe überhaupt keine Kritik an Otto Schily. Ich stelle lediglich fest, dass es während seiner politischen Tätigkeit immer wieder Hinweise darauf gab, dass man aus der früheren Nähe zur RAF wohl tatsächlich etwas ableiten hätte können. So wie jetzt offensichtlich versucht wird, aus einer Flugblatt-Aktion in jungen Jahren etwas über Hubert Aiwangers Integrität abzuleiten.
Also nur zur Sicherheit: Ich bin auch keine RAF-Versteherin. Otto Schily (der Ströbele übrigens auch) war mir aber immer sympathischer als Hubert Aiwanger.
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Ob sich Schily anderweitig in der Zeit zweifelhaft verhalten hat, sei mal dahingestellt.
Naja, man muss das nicht dahingestellt sein lassen, man kann's einfach nachlesen. Gerade bei einem Otto Schily könnte man noch viel stärker argumentieren, dass der seiner Linie wohl immer treu geblieben ist.
empfinde es aber als merkwürdiges Rechtsstaatsverständnis, wenn eine bloße anwaltliche Tätigkeit moralisch zweifelhaft oder eine vergleichbare „Jugendsünde“ sein soll
"Jugendsünde" sicher nicht, der wusste ganz genau, wen er da vertritt. Es war eben nicht irgendeine anwaltliche Tätigkeit und Schily ist auch nicht Anwalt geblieben sondern schliesslich in die Politik gegangen.
Weder finde ich Herrn Aiwanger übrigens besonders sympathisch noch identifiziere ich mich mit dem Parteiprogramm der Freien Wähler. Ich störe mich lediglich an der Art und Weise des Diskurses. Ich schreibe das so explizit und in weiser Voraussicht weil ich davon ausgehe, dass es nicht lange geht, bis ich mit meinen Einwänden zur Nazi-Versteherin erklärt werde.
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Wenn etwas legal oder verjährt ist, darf man selbstverständlich gesellschaftliche Kritik daran äußern. Oder etwa nicht?
Doch, sicher. Da bin ich absolut bei dir. Ich habe gerade überlegt, was mich getriggert hat, es war das hier:
Also wirklich, hier wird ja ganz schön relativiert.
Das hat sowas von nem erhobenen Zeigefinger. Ja, man kann das eben ganz anders sehen. "Relativieren" meint schon, dass man etwas klein redet, was objektiv betrachtet eigentlich verwerflich ist. Also geht man offenbar schon davon aus, dass das mögliche Fehlverhalten des jungen Herrn Aiwanger auf sein heutiges Handeln im Amt wirkt.
aber gerade bei Politikern und Politikerinnen halte ich eine moralische Bewertung für absolut statthaft und angebracht
Und dann? Sicher, jeder setzt ja sein Kreuzchen bei der Partei, deren Programm der eigenen Moral am ehesten entspricht. Ob diese Schlammschlachten gegen einzelne Personen immer so nötig sind im Sinne der Entscheidungsfindung ... Nee, ich glaube eher nicht.
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Das Verfassen und Verteilen eines antisemitischen Flugblatts stufe ich nicht als Jugendsünde ein!
Ich schon. Der Vorfall hatte damals offensichtlich keine juristisch relevanten Konsequenzen. Ich bin ja auch im Staatsdienst tätig obwohl ich vor vielen Jahren mal von der Polizei festgesetzt wurde und die die Angeleigenheit auch ans Oberlandesgericht weitergereicht hatte. Mein Strafregisterauszug ist sauber, es gab damals keine Anklage, also ist das heute irrelevant. Es geht ergo auch absolut niemanden was an, was damals vorgefallen ist, mit meiner Tätigkeit als Lehrperson heute hat das nichts zu tun. Es gibt natürlich eine Reihe prominenterer Beispiele. Otto Schily z. B. hat als Anwalt in den 70ern Gudrun Ensslin vor Gericht verteidigt, unter Kanzler Gerhard Schröder war er in den späten 90ern dann Bundesinnenminister.
Hier findet mal wieder eine moralische Bewertung statt, die ich tatsächlich problematisch finde. Ich bin - wie bekannt sein dürfte - selbst im sehr konservativen Bayern zur Schule gegangen, es war auch zu meiner Zeit immer mal wieder Thema, dass sich Jugendliche weisse Schnürsenkel in die Boots gezogen haben und entsprechendes Gedankengut äusserten. Manche sind heute politisch bei der AfD aktiv, andere sind es nicht. Würde man alles auf die Goldwaage legen, was Leute im Jugendlichenalter mal so gemacht haben, bliebe wirklich einigen der Staatsdienst lebenslang vorenthalten. Das tut man aber nicht, so sieht es ja auch der Gesetzgeber. Es gibt den Begriff der Strafmündigkeit und ist es gibt das Jugendstrafrecht, das sich deutlich vom Erwachsenenstrafrecht unterscheidet. Das Gesetz basiert eigentlich auf unserer Moral. Also unserer gemeinsamen Moral als Gesellschaft. Es bleibt dir natürlich unbenommen, das ganz anders zu sehen. Nur wirst du auch damit leben müssen, dass andere deine Perspektive da nicht teilen.
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Wir könnten genauso den Grünen vor jeder Wahl vorwerfen
*Der* Hubert Aiwanger ist nicht *die* Freien Wähler. *Der* Annalena Baerbock hat man doch vor der Bundestagswahl ausreichend vorgeworfen:
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Ich habe ab Mitte September 14 SWS Uni und unterrichte nebenher 15 Lektionen an der Schule. Mit abgeschlossenem Studium, Doktorat und 10 Jahren Berufserfahrung als Lehrperson. Ich weiss grad echt nicht, ob ich lachen oder weinen soll, bei dem was ich hier lese.
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Soll ich euch mal was ganz Krasses verraten: Ich achte überhaupt nicht drauf, wer wann trinkt. Essen fällt mir tatsächlich auf weil es die Wenigsten jemals während des Unterrichts tun. Ich habe im Moment eine Schülerin, die ist in jeder Pause so intensiv mit Tratschen beschäftigt, dass sie darüber nicht zum Essen kommt. Dann isst sie während der ersten 5 min im Unterricht schnell noch was. Das ist so spleenig, dass eigentlich alle drüber lachen. Meine Schülerinnen und Schüler stehen auch einfach so während des Unterrichts auf um sich ein Verlängerungskabel für den Laptop zu holen, ein Wischtuch zum Naseputzen oder um irgendwas zum Mistkübel zu bringen. Ui ... und es gilt tatsächlich eine Regel bei mir absolut streng: Niemals nicht fragen "Darf ich aufs WC gehen?" Ja, natürlich darf man aufs WC gehen, ich möchte nicht gefragt werden. Es reicht zu sagen "Ich gehe schnell aufs WC." und dann geht man einfach.
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Hausordnungen dürfen keine Persönlichkeitsrechte beeinträchtigen. Kann man sich sicher vor Gericht rumstreiten, ob das der Fall wäre beim Mützenverbot, wahrscheinlich ist es aber...
So ist es. Nur muss erst mal jemand anfangen, sich ernsthaft zu streiten. Solange nicht von offizieller Seite geklärt, werden Schulleitungen und Kollegien immer wieder versuchen, Kleiderordnungen zu implementieren. Der Kanton Baselland ist mindestens in der deutschsprachigen Schweiz diesbezüglich in einer Art Vorbildrolle, wir sind die einzigen mit einem offiziellen Statement der zuständigen Regierungsrätin. Damit hat sich jegliche Diskussion final erübrigt.
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Allerdings würde ich regelmäßig einmal im Jahr mich in der LK nochmal erkundigen
Das würde ich ganz sicher nicht. Wenn ich beobachte, dass es gehäuft zu einem Bruch einer mehrheitlich beschlossenen Regel kommt, dann würde ich genau diese Diskussion einbringen. Und in dem Kontext auch einmal darauf hinweisen, dass die Rechtsgrundlage für die Käppi-Regel tatsächlich fehlt. Dann muss man sich eben wirklich entscheiden, ob man eine ist-halt-so-Regel haben will, oder ob man eine ernsthaft Begründung findet.
Eine Änderung der Hausordnung in diesem Punkt kann beantragt werden
Eben genau das. Das muss von denen kommen, die die Regel nicht haben wollen und nicht umgekehrt.
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