Beiträge von Antimon

    Und es passiert auch äußerst selten etwas beim Schulschwimmen. Wir haben etwas um 11 Mio Schüler in Deutschland. Wenn wir nur mal ganz grob 1 Mio pro Schuljahrgang annehmen und davon aus gehen, dass nur 1 Jahrgang in der GS und 1 Jahrgang in der Sek 1 Schwimmen gehen, gehen jede Woche rund 2 Mio Schüler schwimmen. Viele nur mit 2 Lehrkräften pro Klasse. Und trotzdem passiert nur äußerst selten etwas.

    Du hast offenbar vergessen, dass es um ein ertrunkenes Kind geht. Das ist tot. Das ist was anderes als "es ist halt was passiert", das scheinst du wirklich überhaupt nicht begreifen zu wollen. Für ein aufgeschlagenes Knie bei einem Kind zeigt dich niemand an.

    Wenn ich von Personenschaden schreibe, meine ich erst mal Verletzte. Ich habe mal ein bisschen recherchiert, es gab zumindest in den letzten Jahren weder in Deutschland noch in der Schweiz einen Todesfall im Praktikum in den Naturwissenschaften. Wohl aber mehrere, zum Teil schwere Unfälle mit u. a. schweren Verbrennungen. Der krasseste mir bekannte Fall ist ein Unfall mit Schwarzpulver irgendwo in Bern bei dem einem Schüler Finger amputiert werden mussten. Selbstverständlich hat die verantwortliche Lehrperson eine Strafanzeige kassiert. Ich mag mich weiterhin an einen Vorfall in Basel erinnern bei dem eine Lehrperson fahrlässig eine Ethanol-Verpuffung herbeigeführt hat und mehrere Schüler*innen, die ohne Schutzbrille viel zu dicht daneben standen, Verbrennungen im Gesicht erlitten haben. Auch das gab selbstverständlich eine Strafanzeige. Nochmal: Gestorben ist da niemand. Mit einer Strafanzeige im beruflichen Kontext wird in der Schweiz in den allermeisten Kantonen automatisch ein Berufsverbot verhängt. Die zwei Lehrpersonen aus Konstanz, die für den Tod des Kindes verantwortlich sind, arbeiten beide weiter als Lehrpersonen, eine davon sogar bei uns in der Schweiz. Ich frage mich da sowieso, wie das rechtlich überhaupt möglich ist bzw. ob das hier noch Konsequenzen haben wird.

    Sehe ich anders ... und ich lese in einigen Beiträgen heraus, dass man davon ausgeht, dass Intelligenz vererbt und eine fest stehende Größe ist.

    Das ist falsch.

    Das ist so pauschal erst mal nicht falsch. Man geht heute davon aus, dass 40 - 60 % vererbt ist, das ist schon ein recht grosser Anteil. Ich glaube, du vermischt gerade Intelligenz mit Abstraktionsvermögen. Letzteres entwickelt sich durchaus auch noch im Jugendlichenalter. Aber es ist eben nicht so, dass eine 15jährige, die heute die kognitiven Fähigkeiten fürs Gymnasium nicht mitbringt, 4 Jahre später dann plötzlich ausreichend intelligent wäre. Da geht es um einen Zeitraum von etwa 1/2 Jahr, in dem sich gewisse Fähigkeiten oft noch entwickeln und die jungen Leute auch auf der emotional-sozialen Ebene reifer werden. Dass Letzteres nicht wichtig sei im Leben, sage ich ja gar nicht. Das allein reicht aber einfach nicht für die Universität, rumgedreht aber oftmals halt schon.


    Wenn man in Klasse 5 in den Plan schreibt, dass etwas aufzuholen ist und Maßnahmen festlegt, die dann nicht als Chance ergriffen werden, kann man in Klasse 7 darauf verweisen, dass die Sachen innerhalb von 2 Jahren noch immer nicht geleistet wurden und deshalb die Voraussetzungen nicht stimmen.

    Ich verstehe nicht, warum jemand mit mangelnden Voraussetzungen dann noch bis Klasse 10/11 oder 13 weitere Förderung erhalten sollte.

    Naja, aber so ist es doch bei uns. Ich unterrichte nur Klasse 10 - 13, da ist nichts mir zu "fördern". Jedenfalls nicht auf der Ebene, die du beschreibst. Die Lernberatung bieten wir auf freiwilliger Basis an. Dass man da hingeht, setzt voraus, dass man sein Problem selbst erkennt und das ist wiederum eine sehr wichtige Kompetenz um im Leben vorwärts zu kommen. Ich schrieb es schonmal: Wer bei uns trotz ausreichender intellektueller Fähigkeiten die Matura nicht besteht, ist schlichtweg beratungsresistent. Wir machen schon genug für unsere Jugendlichen, keine Sorge. Ich bin nur heilfroh, dass ich nicht alle Ritt lang irgendwelche seltsamen Berichte schreiben muss. Wenn ich da an meine paar Tröten denke, denen eh nicht zu helfen ist bekomme ich ja fast schon Phantomschmerzen.

    Da ist es durchaus einmal angebracht, seine Position kritisch zu hinterfragen. Wieso muss denn alles so wie früher sein? Nur weil wir es toll finden und es bequem ist? Und wieso haben wir ein solches Problem mit dem immerwährenden Prozess der Veränderung, den wir nach einigen Jahren bemerken. Wieso kritisieren wir reflexhaft diesen Wandel anstatt unseren eigenen Stillstand auf den Prüfstand zu stellen?

    Das ist mir zu polemisch. Du möchtest in der chemischen Industrie einfach keinen Produktionsleiter, der selber keine Stöchiometrie rechnen kann, weil sein Abstraktionsvermögen dafür nicht ausreicht. Du möchtest auch keine Softwareentwicklerin, die die Algorithmen, die sie programmiert, selber nicht versteht. Gewisse Berufe erfordern gewisse intellektuelle Fähigkeiten und dafür geht man an eine Universität studieren. Ich habe tatsächlich Sorge um die Leute, die das ganz einfach nicht leisten können und jetzt nach und nach der Automatisierung zum Opfer fallen. Da helfen aber auch keine Förderpläne und mir fällt ehrlich nicht ein, was man gegen diese Entwicklung tun soll. Und nur zur Erinnerung: Ich unterrichte immer schon zwei verschiedene Leistungsniveaus. Die einen gehen an die Universität, die anderen an die Fachhochschule. Ich weiss sehr genau, wie gross der Unterschied ist und wie klein die Schnittmengen sind, die sich andere gerne mal allzu romantisch herbeireden wollen.

    Ich weiß nicht, ob ich das für Deutschland so unterschreiben würde. Die Finanzierung der Universitäten, von Drittmitteln mal abgesehen, ist m.W. nach sehr von den vergebenen Abschlüssen abhängig.

    Ehrlicherweise kann ich mich dazu natürlich gar nicht äussern. Was in Heidelberg so läuft, bekomme ich nur noch am Rande mit. Bei uns in der Schweiz geht der Trend sogar eher in die andere Richtung, die Ansprüche werden immer höher. Wie ich bereits schrieb, auch die Übertrittsbedingungen ans allgemeinbildende Gymnasium haben sich bei uns im Kanton aufs nächste Schuljahr verschärft, die Promotionsbedingungen an der FMS wurden vor drei Jahren schon deutlich angehoben. Baselland hat aber auch eine eher konservative Regierung, es geht ums Geld. Das ist uns zuletzt von der BKSD auch ganz unverblümt so kommuniziert worden, schlechte Gymnasiast*innen sind zu teuer, das möchte man dem Steuerzahler nicht weiter zumuten.

    Du kannst ja aber nicht davon ausgehen, dass das in allen Fächern bei allen Lehrkräften so ist.

    Herauslesen kann man, dass es durch die TE um "Deutsch" geht, unklar ist aber, ob es um den sprachlichen Ausdruck, grundlegende Fähigkeiten oder etwas anderes geht.

    Ne, natürlich nicht. Aber daran kann ich nichts ändern. Ich bin ausreichend in der Schulentwicklung engagiert um meinen Senf in die Sache einzubringen aber ich kann ja schlecht der Deutschlehrperson vorschreiben, wie sie ihren Unterricht gestaltet. Wie so oft bei dem Thema fängst du grade an die Falschen tot zu diskutieren. Wir zwei sind uns in aller Regel total einig. Ich sehe nur absolut keinen Sinn darin, Förderpläne am Gymnasium zu schreiben mit dem Ziel 50 % eines Jahrgangs zum Abitur zu bringen. Die Hälfte von diesen 50 % ist schlichtweg ungeeignet für diese Ausbildung. Die Hochschulen senken ihre Ansprüche nicht, es hören dann halt 30 - 40 % schon nach dem 2. Semester wieder auf zu studieren. Darüber müssen wir doch wirklich nicht diskutieren, das kannst ja in zig Statistiken nachlesen. Das, was ich gerade live an der Uni Basel erlebe, ist exakt das gleiche wie vor 20 Jahren an der Uni Heidelberg. So sehr ändern sich die Dinge einfach nicht.

    Ich glaube Du wärst die erste Lehrkraft, die ich kenne, die jeden möglichen Zufall vorn vornherein bedenkt.

    Ich glaube du kannst dir das nicht vorstellen, weil du die entsprechenden Fächer nicht unterrichtest. Was denkst du denn, was ich im Fachstudium gelernt habe? Auch 20jährige Studierende machen noch eine Menge falsch und es wird in der Chemie verdammt schnell verdammt gefährlich, wenn man Dinge falsch macht. Ich habe im Fachstudium genug gesehen dass ich mir jensten Mist sehr gut vorstellen kann. Du schreibst einfach rein hypothetisch irgendwas, ich schreibe mit sehr viel Erfahrung. Es gibt einen guten Grund dafür, dass auch an der Universität in der Chemie nur äusserst selten Personenschaden entsteht. Die meisten Laborunfälle ereignen sich über Nacht oder über Mittag, wenn eben grad keiner da ist und man vorher entweder die Reaktion nicht ausreichend gesichert hat oder tatsächlich irgendwas Saudummes passiert, mit dem man nicht hat rechnen können (üblicherweise ein technischer Defekt am Abzug, Rührwerk oder Heizung). Auch in der Industrie knallt es am häufigsten z. B. beim Schichtwechsel. Dann hat man einen riesigen Sachschaden, aber ganz oft eben keinen Personenschaden. Solange eine fachkundige Person daneben steht, kann das allermeiste gerettet werden und exakt so ist es auch an der Schule. Ich schreibe dann jetzt ungefähr zum 30. Mal dass ich auch ganz sicher nicht angezeigt und verurteilt werde für einen Bagatellunfall, der sich zugetragen hat, weil eine Schülerin entgegen entsprechender Einweisung irgendwas falsch gemacht hat. Was, wie ich ebenfalls zum ungefähr 30. Mal schreibe, schon oft genug in meinem Unterricht passiert ist.

    Jetzt sind wir genau beim Thema. Euer Gesetzgeber ist großzügig. Und nun machst Du es genauso wie der Gesetzgeber es vorsiehst. Du überfüllst sogar die Vorgaben. Und dann zieht ein Schüler hinter deinem Rücken einen Stecker raus und steckt einen Nagel hinein. Und dann sagt dir ein Richter, dass man eigentlich mit Netzspannung arbeiten darf. Bzw. nur dann wenn man alle Kinder permanent im Blick hatte. Aber du standst gerade mit dem Rücken zu der Gruppe und hast einer anderen Gruppe 30 Sekunden lang etwas erklärt.

    Richtig, wir sind beim Thema, von dem du schlichtweg keine Ahnung hast. Und du hast mal wieder entweder meinen Beitrag nicht zu Ende gelesen oder zitierst ganz bewusst sinnentstellend genau nur das, was dir in den Kram passt. Das hier gehört nämlich noch dazu:


    Es gibt aber einiges, auch in der Chemie, das wir zwar dürften, worauf wir aber verzichten, weil wir die Sicherheit eben aus diversen Gründen nicht gewährleisten können.

    Übrigens, mit der Klasse, die ich in der Physik gerade im Praktikum habe, werde ich die Versuche mit Netzspannung nicht durchführen. Ich weiss ganz genau, welche zwei Hanseln eben doch irgendwelche Stecker ziehen. Total "unvorhersehbar". Natürlich nicht, ich kenne die Gruppe gut genug.

    Ist das im Gymnasium nicht mehr so?

    Doch, leider. Ich habe mit meinen Fächern insofern Glück, dass es kaum Eltern gibt, die überhaupt helfen können und ich gebe mir allergrösste Mühe, das Lernen auch unabhängig von externer Hilfe zu machen. Es reicht, wenn man das weiss, was in den ausgehändigten Unterlagen steht und die Übungsaufgaben löst, die ich stelle. Die Mehrheit meiner Schüler*innen bestätigt auch, dass es so ist.

    Ältere Schüler mit Fachunterricht (mind. 4 Kollegen am 1. Schultag) würden darüber lachen

    Echt? Finde ich gar nicht. Ich mache das eigentlich immer so am 1. Schultag nach den Ferien. Am allerersten Schultag bei uns haben die Klassen nur eine Klassenstunde und man macht es genau so. Sowohl Klassenlehrperson als auch Jugendlichen erzählen von sich, man isst ein Gipfeli und schaut sich dann den Orga-Kram an. Im Fachunterricht kommuniziere ich üblicherweise in der 2. Lektion oder so, wann Prüfungen geschrieben werden, etc. Ja, das müssen wir per Notenverordnung auch ganz am Anfang vom Schuljahr. Finde ich auch richtig so.

    Ne, natürlich nicht. Kann man sich ja gerne einreden, ist halt Selbstbetrug. Die schlauen Sozialzombies kommen an der Uni erheblich besser durch als die nicht so schlauen Herzchen. Im Idealfall ist man beides aber Intelligenz bringt einen an der Hochschule definitiv weiter als Sozialkompetenz.

    Intellektuelle Fähigkeiten sind ein gutes Stück weit veränderbar oder auch durch bessere Herangehensweisen zu kompensieren. Dann werden die Schüler:innen durchaus schlauer.

    Schwierig bleibt es bei den unbelehrbaren, das können auch sehr intelligente Schüler:innen sein.

    Ne, sorry, da widerspreche ich dir nach 12 Jahren Unterricht am Gymnasium ganz massiv. Die Matura ist von 4.0 bis 6.0 bestanden, das ist ohnehin ein enormes Spektrum. Wer die 4.0 nicht schafft, der sucht sich einfach was anderes.

    Damit sie keine Förderpläne schreiben müssen (siehe Beiträge von Maylin85).

    Wobei ich davon ausgehe, dass diese Förderpläne recht wenig damit zu tun haben, wie wir (uns) Förderpläne vorstellen und erstellen.

    Förderpläne haben an einem Gymnasium auch nichts zu suchen. Es lüpft mich jedes Mal, wie man hier so schön sagt, wenn ich das lese. Wir schauen mit unseren Jugendlichen an, wie sie sich besser organisieren können, ich sitze mit einzelnen auch zusammen und lasse mir zeigen was und wie sie im Fach lernen. Aber was willst du "fördern", wenn eins die intellektuellen Fähigkeiten nicht mitbringt? Die werden davon nicht schlauer. Die Prüfung bestehen die nur, wenn das Niveau runtergeht. Was wir halt nicht tun, deswegen haben wir nur 25 % Übertrittsquote. Die Promotionsbedingungen ans Gymnasium haben sich gerade auch verschärft, primär mit dem Ziel, über den ganzen Kanton direkt 4 - 5 Klassen weniger zu bilden. Der Kanton hat schlichtweg keine Lust mehr, teure Lehrpersonen zu bezahlen für Schüler*innen, die nach einem halben Jahr wieder gehen müssen oder noch viel schlimmer, nach 4 Jahren die Matura nicht bestehen.

    Sorry, aber die Vorstellung ist einfach zum :rotfl:

    Hatte ich auch schon, mit Zitronensäure. Ich fand's lustig, der Schüler nur bedingt. Es hat mich überhaupt nicht gewundert, dass ausgerechnet der Kerl auf die Idee kam. Der war so. Er hing dann mit dem Kopf über dem Lavabo und hat sich den Wasserschlauch in die Nase gesteckt. Der wäre niemals auf die Idee gekommen, *mir* einen Vorwurf für irgendwas zu machen.

    Bei uns ist dieser Grund die RISU, die explizit nicht berührungsgefährliche Kleinspannung bis max. 24V und eine Bescherung mit 1A vorschreibt.

    Diese Vorgaben werden aber tatsächlich von den Einbauten in unseren Fachräumen nicht eingehalten, und ich habe durchaus Schwierigkeiten damit einzelne Kollegen von der Haltung "wenn der Raum so ausgestattet ist, darf ich es doch auch benutzen" abzubringen.

    Ach, ich hätte es mir denken können. Ja, da ist bei uns der Gesetzgeber einfach grosszügiger. Unsere Schüler*innen dürfen an Versuchsaufbauten mit Netzspannung arbeiten, sie dürfen einfach selbst die Kabel nicht ziehen. Es gibt aber einiges, auch in der Chemie, das wir zwar dürften, worauf wir aber verzichten, weil wir die Sicherheit eben aus diversen Gründen nicht gewährleisten können. Womit wir wieder beim Thema sind ;)

    und wenn ich noch keine Erfahrung habe, hat die Einschätzung entsprechend vorsichtig auszufallen.

    Was heisst "keine Erfahrung". Natürlich weisst du um die Gefährlichkeit von Netzspannung, auch wenn noch nie ein Schüler irgendwas in die Steckdose gesteckt hat. Das ist doch genau der Punkt: Der Fall muss gar nicht erst eintreten, die Sicherheitsvorkehrungen sind so und so zu treffen. Dass du dir irgendwas unterschreiben lässt, hält auch niemanden davon ab es trotzdem zu tun. Ich glaube kaum, dass dir in einem derart offensichtlich vorsätzlichen Fall überhaupt jemand ans Bein gepinkelt hätte, auch ohne Unterschrift.

    Bei uns ist mal ein Schüler während eines Schülerversuches aufgestanden und hat einen Nagel in die Wandsteckdose gesteckt.

    Es mag skurril und unvorhersehbar sein, aber nur beim ersten mal. Seitdem ist "Wir benutzen ausschließlich die gesicherten Experimentiersteckdosen und niemals die Steckdosen an der Wand" ein Punkt der jährlichen Sicherheitsbelehrung, die jeder Schüler ausdrücklich erhält und dafür unterschreibt.

    Wir arbeiten übrigens tatsächlich auch im Schüler*innenpraktikum mit Netzspannung. Dann muss ich einfach als Lehrperson die Arbeitsplätze vorgängig eingerichtet haben, die Schüler*innen dürfen die Kabel selbst nicht umstecken. Das ist genau das eine Praktikum, vor dem ich in der Physik den grössten Respekt habe und das ich auch sicher nicht mit jeder Gruppe durchführen würde. Der Punkt ist einfach: Es hat im ganzen Schulhaus Steckdosen an der Wand, in die jeder jederzeit irgendwas reinstecken kann. Es liegen ja auch überall Steckdosenleisten für die Laptops rum. Ergo gibt es auch keinen Grund, das Praktikum mit der Netzspannung pauschal überhaupt nicht durchzuführen.

    Antimon, Moebius ... es gibt genug Sachen, die beim Unterricht mit Kindern im Schwimmbad unvorhersehbar sind. Leider.

    Es wäre schön, wenn ihr die Erfahrung der Grundschul-Lehrkräfte da mal ernst nehmen würdest und von eurem hohen Ross herubterkommen würdet. Danke.

    Es wäre schön, wenn du zur Kenntnis nehmen würdest, dass "Schüler steckt Nagel in die Steckdose" im schlimmsten Fall tödlich enden kann wie ein ertrunkenes Grundschulkind. Es wäre schön, wenn du zur Kenntnis nehmen würdest, dass eine Schülerin ihr Augenlicht verliert, wenn sie mit konzentrierter Natronlauge arbeitet (Herstellung von Seife, absoluter Standardversuch im Chemiepraktikum), es Spritzer gibt und sie keine Schutzbrille trägt. Es wäre schön, wenn du zur Kenntnis nehmen würdest, dass 15jährige Jugendliche und ganz wirklich auch 18jährige im Fortgeschrittenenpraktikum alle Ritt lang irgendwas veranstalten, was sie nicht sollen und ich dafür verantwortlich bin, dass sie keine Augen verlieren, nicht verbrennen oder sonst wie sterben. Ich arbeite als Lehrperson mit Chemikalien und Gerätschaften, mit denen ich den Tod anderer Menschen herbeiführen kann, wenn ich unkonzentriert und schlampig arbeite. Kneif dir einfach mal deine latenten Beleidigungen mit den hohen Rössern.

    Antimon, doch, da ist eine ganze Menge unvorhersehbar.

    Dann antworte ich dir das gleiche wie Tom: Wenn du das alles für "unvorhersehbar" hältst, unterrichtest du bitte keine solchen Unterrichtsgefässe. Das ist völlig in Ordnung, dafür braucht es ja in den entsprechenden Fächern auch die jeweilige Qualifikation. Wenn man die Qualifikation qua Studium aber hat, ist von der Lehrperson zu erwarten, dass sie alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen trifft um in einer Gefahrensituation adäquat reagieren zu können. Dann ertrinken auch keine Kinder, weil sie "unvorhersehbar" ins tiefe Wasser gegangen sind und nicht schwimmen konnten. Da haben sie als Nichtschwimmer*innen schlichtweg nichts verloren und dafür hat die Lehrperson zu sorgen.

    In der Grundschule brauchst du keine unvorhersehbaren Zufälle. Da reichen schon die Kinder, die manchmal sehr überraschend agieren - wie von Tom beschrieben.

    Wie oft muss ich jetzt noch schreiben dass das mitnichten "unvorhersehbar" ist? Auch 15jährige tun nicht das, was sie sollen weil sie nicht richtig lesen und nicht zuhören. Das ist erwartbar, damit rechne ich und darauf reagiere ich. Ich habe schon das "lustigste" Zeug im Labor erlebt wo ich mich gefragt habe, wie man nur überhaupt drauf kommen kann das zu tun. In der Syntheseanleitung steht "verschliessen Sie das Reaktionsgefäss locker (!) mit dem bereitgelegten Stopfen", hinter dem "locker" steht ein Ausrufezeichen. Aus gutem Grund steht es da. Eine Schülerin drückt den Stopfen mit dem Handballen in das Gefäss, etwa 10 min später tut es einen Schlag und die Glasscherben fliegen. Ja, Benzin braucht Platz, wenn man es bei 70 °C ins Wasserbad stellt. Hat sich irgendjemand verletzt? Nein, natürlich nicht. Alle anwesenden Schüler*innen tragen bei solchen Tätigkeiten zu jedem Zeitpunkt eine Schutzbrille. Wenn sie sich dem verweigern (was immer mal wieder vorkommt, die Dinger sind nicht wirklich bequem), verlassen sie das Praktikum.

Werbung