Beiträge von Paraibu

    Mir ging es aber - wie ich jetzt bereits mehrfach schrieb - einzig und allein darum, dass man bei einer Online-Terminvergabe hier in der Gegend in den allermeisten Fällen nur zwischen "ich bin gesetzlich versichert" und "ich bin privat versichert" auswählen kann und ich es halt nicht in Ordnung finde, wenn man dort einfach "privat versichert" anklickt, obwohl das gar nicht der Fall ist. Das mag ja durchaus auch legitim sein, ist meiner Meinung nach aber trotzdem eine Lüge.


    Ist es so verständlicher, worauf ich hinauswollte?

    Ja schon, das hatte ich auch so verstanden.


    Es ist aus Perspektive des Arztes völlig irrelevant, ob du „Selbstzahler“ oder „privat versichert“ bist, beide Begriffe sind für ihn gleichbedeutend - du bist für ihn dann ein Privatpatient und bekommst so oder so dieselbe privatärztliche Rechnung nach Hause geschickt. Du belastet damit nicht sein gedeckeltes GKV-Budget, und er wird Dir obendrein den 2- oder 3fachen Satz berechnen - nur darum geht es.

    Mein Lebensgefährte ist zu ehrlich einfach zu behaupten, er sei privat versichert, meinte ich (wenn Patienten dies am Telefon oder online vorgeben, kann die Praxis ihnen m. E. die Behandlung verweigern)

    Du verstehst mich einfach nicht :schreien:


    Ärzte, Arztpraxen und Krankenhäuser sind ganz normale Gewerbetreibende. Du kannst dort hingehen, und auf eigene Rechnung eine Leistung einkaufen, wie bei jedem anderen Handwerker auch. Es ist sogar völlig legitim, vorab den Preis der Leistung auszuhandeln. GKV-Versicherter zu sein ist kein unabänderliches Schicksal, das einem verbietet, Leistungen zunächst privat zu beziehen und hinterher abrechnen zu lassen, wenn es denn aus irgendwelchen Gründen ausnahmsweise mal Sinn macht.

    Niemand lügt, aber deine Abneigung gegen die PKV erkennt man schnell

    "Abneigung" trifft es nicht. Ich würde es eher so formulieren: Für Nicht-Beamte (- sprich, alle diejenigen, die keine Beihilfe erhalten) über die Lebenszeit gerechnet zu teuer für die gebotenen Leistungen.


    Die Vorteile gegenüber einer Basis-GKV, die eine PKV bietet, lassen sich über eine GKV mitsamt an den eigenen Bedürfnissen ausgerichteten Zusatzversicherungen und ganz vereinzelten Selbstzahlungen preiswerter erhalten. Nicht mehr, nicht weniger.


    Die gebräuchlichen politischen Argumente hingegen gegen eine Versicherung in der PKV ("Versicherte entziehen sich der Solidargemeinschaft") würde ich mir nie zu eigen machen, denn objektiv ist das Gegenteil der Fall - Privatversicherte sind die Melkkühe des Gesundheitssystems und halten den Laden entscheidend mit am Laufen.

    Noch einmal: Lügen ist nicht erforderlich. Bei telefonischer Anmeldung einfach ‚Selbstzahler‘ angeben - damit signalisierst Du, dass du damit einverstanden bist, privat abgerechnet zu werden. Der Arzt weiß damit - dass die Behandlung sein limitiertes GKV-Budget nicht belastet, nur darauf kommt es an.


    Eine komplett Check-Up beim Kardiologen wird dann etwa 300 EUR kosten, wovon die GKV ca. 100 übernehmen wird. Die 200 Euro Differenz entsprechen etwa den Mehrkosten, die ich als PKV-Versicherter ohne Beihilfe JEDEN Monat gegenüber meiner gesetzlich versicherten Frau habe. Wie oft im Leben benötigt man wirklich einen solchen Check-Up?

    Humblebee - Als GKV-Versicherter kann man sich bei einem etwaigen echten Nachteil bei der Terminvergabe jederzeit zum Privatpatienten machen. Man muss halt anschließend die Rechnung bei seiner GKV einreichen und einen Teilbetrag selber übernehmen. Dieses „Spiel“ muss man schon sehr, sehr oft betreiben, um den langfristig erheblichen Kostenvorteil der GKV zu verlieren.

    Ich würde PKV immer nehmen; alleine schon die schnelle Terminvergabe bei Fachärzten ist goldwert. Nicht ohne Grund haben vermehrt Fachärzte eine Telefonnummer für GKV- und PKV-Versicherte.

    Mein Eindruck ist der Gegenteilige. Meine Frau ist in der GKV, mein Sohn und ich PKV - wir können also direkt vergleichen.


    Durch die mittlerweile verbreitet übliche Online-Terminvergabe scheint es einfach nur egal geworden zu sein, wie man versichert ist. Wir bekommen alle 3 meist kurzfristig Termine, und bei den ganz wenigen Fachärzten, wo das nicht so ist, nützt mir auch mein PKV-Status nichts (Hamburg).


    Den einzigen Vorteil einer PKV für mich als Erwachsenen sehe ich im inkludierten Einzelzimmer im Krankenhaus. Diesen Vorteil könnte ich als GKV-Versicherter mit einer Zusatzversicherung aber - über die gesamte Lebenszeit betrachtet - deutlich günstiger bekommen. Es muss einem zudem klar sein, dass es ein Einzelzimmer nicht automatisch immer gibt, sondern dass dies von Verfügbarkeit und medizinischer Sinnhaftigkeit abhängt. Intensiver überwachte Betten gibt es im Regelfall nicht extra für Privatversicherte - gerade, wenn man ernsthafter krank ist, landet man also im Mehrbettzimmer wie alle anderen auch.


    Ich bin nicht Beamter, bekomme also keine Beihilfe. Den Schritt in die PKV bereue ich, es war die teuerste Fehlentscheidung meines Lebens.

    2) Lohnt sich die PKV eurer Meinung nach?

    Nein!!


    Als langjährig PKV-Versicherter und Vater eines 6-jährigen Kindes gibt es auf diese Frage meiner Meinung nach nur ein eindeutiges "nein" als Antwort.


    Dein Kind erhält weder eine bessere medizinische Versorgung, noch gibt es (bis auf ganz wenige Ausnahmen) Vorteile bezüglich Wartezeiten auf Termine. Last but not least besteht auch für GKV-Versicherte immer die Möglichkeit - falls es ausnahmsweise doch mal einen Unterschied machen sollte - eine Leistung aus eigener Hand privat zu bezahlen. So lange es nicht um Krankenhausaufenthalte geht, sind die Beträge in der Regel überschaubar.


    Für Kinder macht es IMHO noch nicht einmal Sinn, ein Einzelzimmer im Krankenhaus als Zusatz zu versichern, da in den Kinderkrankenstationen keine Unterschiede zwischen gesetzlich- und privat versicherten Kindern gemacht werden - dafür fehlen einfach die Voraussetzungen. Privatstationen wie für Erwachsene gibt es für Kinder nicht. Wer im Krankenhaus ein Einzelzimmer bekommt oder wann eine Eltern-Mitaufnahme angeboten wird, wird nach medzinischen Kriterien entschieden, nicht nach Art der Versicherung.


    Wie bereits weiter oben erwähnt, kann eine PKV bei Kindern sogar zu einem gravierenden Nachteil werden, da anders als bei gesetzlich Versicherten für die Eltern keine "Kindkranktage" vorgesehen sind.

    Dann müsste man aber als erstes bei den nicht gezahlten Sozialabgaben ansetzen und Beamte in der Hinsicht dem Rest der Bevölkerung gleichstellen.


    In der Gesamtkalkulation zahlt sich der finanzielle Anreiz fürs Kinderkriegen übrigens für die Gesellschaft aus… Denk mal nach über die Geburtenrate (zuletzt deutlich unter 1,5) und die Rentenproblematik, Fachkräftemangel usw…

    Ich glaube nicht, dass ein nennenserter Prozentsatz der Paare die Entscheidung, Kinder zu bekommen oder nicht, vom Vorhandensein oder Fehlen staatlicher Hilfen abhängig macht. Wäre dem so, müsste Deutschland derzeit die höchste Geburtenrate seiner Geschichte haben, denn Kinder zu haben, wurde zu keinem Zeitpunkt in der Vergangenheit mehr gefördert als heute.


    Aber, davon mal abgesehen, war das nicht mein Punkt. Meinen Kritik bezog sich darauf, dass dem Staat Beamtenkinder offenbar um ein Vielfaches mehr wert sind als Nicht-Beamtenkinder - das ist IMHO durch nichts zu rechtfertigen.

    Ich sags mal so: Es ist schon ein nachvollziehbares Ärgernis, wenn der Staat eine bestimmte KLientel über jedes angemessene Maß hinaus materiell bevorzugt. Wobei sich "angemessen" definiert im Vergleich zum Umgang mit all jenen, die eben nicht zu dieser Klientel gehören, aber für diese Leistungen aufkommen müssen.

    Deutschland belastet, ganz grundsätzlich und unabhängig vom Beamtentum, das Arbeitseinkommen von Singles im weltweiten Vergleich am zweithöchsten (- auf Platz 1 liegt Belgien). Gemeint ist dabei die Summe aus Steuern und Sozialabgaben. Die Abgaben lassen sich nur im Gesamtpaket sinnvoll vergleichen, da die relativen Anteile von Land zu Land stark variieren.


    Wir haben dadurch einen erheblichen Standortnachteil im Wettbewerb um mobile, qualifizierte junge Fachkräfte. Kaum jemand von denen interessiert sich dafür, dass hinter den hohen Abgaben potentiell irgendwann auch Leistungen stecken, denn das primäre Ziel ist, für ein paar Jahre gut zu verdienen und dann nach Hause zurückzukehren.

    Kann ich dann auch meine Verwandten anweisen gefälligst nur in den Schulferien zu versterben, damit ich zu deren Beisetzung fahren kann? Denn ja, den Fall hatte ich gerade. Gab da kein Frei dafür, weil der Verwandtschaftsgrad eine Ecke zu weit war, als das es einen Anspruch auf Sonderurlaub gegeben hätte. :daumenrunter:

    Für Todesfälle (+ z.B. Hochzeiten) und ähnliche, äußerst seltene, aber zwingende Anlässe einen Tag frei zu nehmen, sollte bei jedem guten Arbeitgeber machbar sein.


    Wenn nicht, wären dass die aus meiner Sicht einzigen legitimen Anlässe, einen Tag blau zu machen. Damit meine ich eine Größenordnung von einem Tag alle paar Jahre, also wirklich nur vorbehalten für Außergewöhnliches.


    Probleme damit kann es in sämtlichen Berufen geben, das ist nicht lehrerspezifisch.

    Abiturienten und Akademiker sind mit Sicherheit keine bessere Menschen. Aber sie bewegen sich sowohl in ihrer Schulzeit, als auch im Studium, als auch im Job in einem Umfeld, dass grob asoziale Verhaltensweisen viel niedrigschwelliger ahndet und ächtet, als es im Arbeitermilieu der Fall ist. Weiterhin bieten formal höher gebildete Milieus eine intellektuell anregendere Umgebung, Meinungsaustausch und Diskussionen erfolgen auf einem ganz anderen Level.


    In Summe ergibt sich daraus eine erhebliche, lebenslange Privilegierung und eine höhere Lebensqualität, die sich auch in einer signifikant längeren Lebensdauer niederschlägt.


    Ich kann daher absolut nachvollziehen, wenn Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium pushen und alles dafür tun, damit sie dort auch erfolgreich sind.

    Den respektvollsten Umgang am Arbeitsplatz habe ich übrigens erlebt als Betreuerin auf Lebenshilfefreizeiten mit und unter den schwerst mehrfach behinderten Erwachsenen (ausnahmslos unter anderem geistige Behinderungen), mit denen wir unterwegs waren im In- und Ausland. Das war immer komplett ehrlich im Umgang, schmerzhaft ehrlich zwar manchmal, aber dennoch letztlich unglaublich freundlich und vor allem empathisch im Miteinander. Von unseren Teilnehmer hatte dabei niemand auch nur einen Hautpschulabschluss erreichen können infolge ihrer Behinderungen.

    An dem Punkt kann ich Dir zustimmen - und gleichzeitig habe ich diesbezüglich die schlimmsten Erfahrungen meines Arbeitslebens überhaupt gemacht.


    Ein junger Mann mit geistiger Behinderung, der jeden Tag von seinen Kollegen auf übelste Art lächerlich gemacht wurde, bis er in völliger Hilflosigkeit nur noch geweint hat.


    Diejenigen, die ihn gemobbt haben, waren allesamt Hilfsarbeiter, die es mutmaßlich selbst nicht einfach hatten. Etwas Vergleichbares habe ich in einem akademischen Umfeld später wirklich NIE erlebt, noch nicht einmal im Ansatz.

    Doch, PrimaBallerina.


    Ich habe mir mein Studium seinerzeit komplett selber finanzieren müssen, und durch diverse Hilfsjobs einen ungefilterten Einblick in die Lebensrealität in etlichen Unternehmen gewinnen dürfen.


    Nicht die Tätigkeiten an sich waren für mich dabei das Deprimierende, sondern die jeweiligen kollegialen Umfelder. Eine qualifizierte Arbeit zu haben, bringt viel mehr Privilegien mit sich, als es dem auf Einkommen und Karrierechancen beschränkten üblichen Fokus entspricht.


    Meine Sichtweise hat IMHO auch nichts mit Arroganz zu tun. Sensiblere Naturen gehen in solchen Arbeitsumfeldern unter. Das zur Kenntnis zu nehmen, finde ich nicht überheblich. Natürlich wird es immer Ausnahmen geben, aber die Tendenz ist überdeutlich.

    Schmidt : Ich sehe ihn als gleichwertig mit anderen Schulabschlüssen, keinen besonderen Stellenwert.

    Das ist doch hoffentlich ironisch gemeint?!


    Ein (gutes) Abi ist ein Freifahrtschein zu einer selbstbestimmten Zukunft, alle denkbaren Optionen sind offen. Ein Hauptschulabschluss bietet faktisch nur den Zugang zu einem begrenzten Spektrum an zumeist gewerblichen Ausbildungberufen. Aus meiner Sicht noch graviernder als die beschränkten Auswahlmöglichkeiten ist die damit einhergehende Festlegung auf ein bestimmtes gesellschaftliches Arbeitsumfeld. Wer von Euch jemals im gewerblichen Bereich gearbeitet hat, kann das vielleicht nachfühlen, was ich meine. Ich habe es erlebt, was es bedeutet, wenn sich die Kommunikation am Arbeitsplatz auf Floskeln wie "Mahlzeit!" - "wie geht's"-"muss ja" beschränkt und die einzige Abwechslung die unterschiedlichen Nacktfotos im Spind sind. Höher qualifizierte Arbeitsplätze bringen nicht nur mehr Geld, sondern eine völlig andere Lebensqualität mit sich.

    Und um nochmal zu betonen, dass man das zuletzt hier besprochene eben nicht mit sexuellen Übergriffen vergleichen kann.

    Wozu sollte man das vergleichen?


    Als Mann und speziell als männlicher Lehrer weiß ich, dass für mich ein Risiko besteht, fälschlich eines sexuellen Übergriffes beschuldigt zu werden. Also vermeide ich Situationen, die eine solche Gefahr vermehrt mit sich bringen. Ganz einfach. Ob nun andere Lebensrisiken von anderen Menschen größer oder kleiner sind, ist doch vollkommen irrelevant, und kein Grund, für einen selbst bestehende Risiken nicht zu verringern - zumal wenn sie eine existenzielle Bedrohung darstellen.

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