Es ist Beides. Aber ich kann es gerne konkretisieren: Ich habe vor Ostern 6 Klassenarbeiten geschrieben, 2 Arbeiten in Deutsch. Die Osterferien hier dauerten nur 10 Tage, 3 Tage Verwandtschaft hier, mein Kind hatte keine Betreuung. Ich hatte keine Ferien. Nur Gedöns. Nach den Ferien habe ich bis vor ein paar Tagen die restlichen Deutscharbeiten abkorrigiert: 57 Deutscharbeiten. Sachtextanalyse. Have fun. Dazu das Mahngedöns in meiner HBF. 28 Leute in der Klasse, die von morgens bis abends Entschuldigungen einstellen. Und HBF-Arbeiten in der Wirtschaft on top. Ich musste die Vornoten für Deutsch machen. Damit bin ich letzten Freitag fertig geworden. Ab übermorgen kommen dann die FH-Klausuren in Deutsch dazu: Wieder 57 Stück. Da kannst du nicht "drübergehen". Das ist richtig Arbeit. Und im mündlichen Abi in Deutsch bin ich auch. Ich habe das noch nie gemacht. Muss aber die Erwartungshorizonte und Aufgaben für 10 Leute erstellen. Wir reden jetzt nicht von Unterrichtsvorbereitung. Die mache ich tatsächlich nicht (mehr). Wir reden nur von Klausuren und Klassenorga. Und davon, dass ich hier auch noch ein Kind habe. Das Resultat von "dann arbeite ich das eben abends weg" ist, dass ich zu wenig schlafe und mir immer öfter einen Virus einfange. Nicht gut.
Das tut mir leid, zu hören. Ich habe selbst kein Kind, aber bin dafür aus anderen gesundheitlichen und familiären Gründen in meiner Zeiteinteilung eingeschränkt. Daher kann ich dich da schon verstehen. Ich kann dir ja mal kurz erzählen, wie ich mein Arbeitsleben gestalte. Vielleicht hilft dir das. Ich unterrichte auch Sprachen und die Oberstufe und habe eine Menge Korrekturen, habe aber gelernt, sehr effektiv und schnell zu arbeiten: In ruhigen Wochen bereite ich guten Unterricht vor. Ich versuche mein Unterrichtsmaterial so zu gestalten, dass es auch langfristig nutzbar ist. Ansonsten arbeite ich auch mit Schulbüchern. In korrekturintensiven Phasen bereite ich nichts vor, sondern verwende das alte Material oder improvisiere. Das geht gut. Die SuS lernen trotzdem etwas. Unterrichtsvorbereitung und Orga kann man auch in den Schülerarbeitsphasen machen. Korrigieren geht dann meist nicht so gut, da es zu laut ist.
Klausuren lese ich prinzipiell nur einmal und zwar schnell. Bei Aufsätzen unterstreiche ich bei schwachen Arbeiten nur die groben Fehler. Die Feinheiten lasse ich weg. Das ist auch im Sinne der schwachen SuS, die total überfordert wären, wenn ich ihnen ihre Arbeiten komplett rot markiert zurückgeben würde. Das kommuniziere ich meinen SuS auch so. Ich sage ihnen, dass das jetzt erst einmal die wichtigsten Fehler sind, auf die sie sich konzentrieren sollten. Sobald diese Fehler nicht mehr gemacht werden, können wir uns die Feinheiten anschauen. Das erspart mir eine Menge Arbeitszeit und ist meines Erachtens sogar pädagogisch sinnvoller. Einen Erwartungshorizont bekommen sie auch von mir.
Die Korrektur der zentralen Prüfungen muss natürlich den Vorgaben entsprechen. Ich bitte dann um Korrekturtage. Das ist dann die heiße Phase im zweiten Halbjahr. Aber selbst dann versuche ich realistische Ansprüche zu stellen. Ich weiß, dass es eine Abgabefrist gibt. Diese ist einzuhalten. Wie viel Zeit habe ich also für jede Arbeit? Wo kann ich Abstriche machen? Muss ich wirklich jede Arbeit dreimal lesen, um ja jeden Fehler zu finden? Ich arbeite mittlerweile mit einer Stoppuhr und sage mir "Ok, für diese Abiprüfung hast du jetzt 60 Minuten Zeit. Dann musst du fertig sein." So arbeite ich automatisch schneller. Meine Noten haben sich nach der Zweitkorrektur bisher immer bestätigt. Daher scheint dieses Vorgehen keinen nennenswerten Effekt auf die Qualität meiner Arbeit zu haben.
Nun zum emotionalen Aspekt: Wir sind da alle anders. Mir fällt es leicht, Distanz zu wahren. Ich bin meinen SuS gegenüber freundlich und respektvoll. Ich versuche ihnen beim Lernen(!) zu helfen und sie zu motivieren. Ich sage ihnen, dass die Schule ein Hilfsmittel ist, um ein gelungenes Leben zu führen, aber manchmal ist die Schule eben gerade nicht das richtige Mittel und das ist ok. Dann ist ein anderer Weg vielleicht der richtige. Ich zeige meinen SuS, wo sie auf diesem Weg Rat finden. Aber ich bin nicht ihr Freund. Sie haben idealerweise eigene Freunde. Und ich bin definitiv kein Therapeut oder Sozialarbeiter. Da gibt es andere Menschen, die eine tolle Arbeit leisten. Deren Arbeit ist aber nicht meine Arbeit. Und ja, das Schulsystem ist manchmal echt verkorkst. Aber dann drücke ich auch schon einmal beide Augen zu, wenn es den SuS hilft und ich sehe, dass es gerade einen akuten Grund gibt, warum meine SuS jetzt nicht können so wie sie laut System sollten. Am Ende des Tages kehre ich aber zurück zu meiner Familie, die ich liebe und zu meinen Hobbys, die mir viel Freude bereiten. Für diese Dinge lebe ich und nicht für die Schule und auch nicht für meine SuS, so gerne ich sie auch habe.