Liebe Community,
ich muss mich nochmals an euch wenden.
Gleiche Klasse, gleiches Problem. Gleiche Klassenleitung.
Ich befinde mich am Ende des Referendariats und habe eine Klasse, mit der es immer wieder zu Problemen kommt.
Sie kommen zu spät, haben ihr Zeug nicht dabei, diskutieren frech und anmaßend.
Leider steht die Klassenleitung nicht hinter mir, sondern hat sich mit den SuS verbündet. Das wissen die SuS und kommen wegen jeder Kleinigkeit zu ihr gerannt.
So ging es damals ja los, als die Kollegin mit mir sprechen wollte.
Dann schlug sie vor, wir könnten uns gegenseitig hospitieren und letztendlich endete es so, dass sie nicht die SuS kritisierte, sondern mich.
Ich wäre Schuld, wenn die SuS zu spät kommen, wenn sie nichts mitbringen etc. Weil dann würde das an mir als Lehrer liegen.
Die Schüler bekamen natürlich mit, dass wir nicht zusammen, sondern dass sie gegen mich arbeitet.
So. Nun habe ich eine notorische Zuspätkommerin in der Klasse. Jeden Mittwoch in den ersten beiden Stunden kommt das Mädchen mindestens 15 Minuten zu spät. Beim ersten Mal hat sie mir erzählt, sie sei mit dem Rad in eine Polizeikontrolle geraten. Kann passieren. Eintrag ins Klassenbuch erfolgte trotzdem. Ich war noch einigermaßen verständnisvoll.
Beim zweiten Mal, wäre der Verkehr so schlimm gewesen. Sie kommt mit dem Fahrrad und kam da 10 Minuten zu spät. Erneuter Eintrag. Mein Verständnis hörte so langsam auf.
Die Kollegin empfahl mir die Regeln noch einmal klar zu machen, was ich auch tat. Es folgte eine 20 minütige Besprechung welche Konsequenzen es für welches Verhalten gibt. In einer Klasse, die bald ihren Abschluss macht, wird man das wohl verlangen können.
Gestern nun platzte mir der Kragen. Nachdem sie wieder 5 Minuten zu spät kam, drohte ich mit einer Verweisandrohung und sagte, dass ich mir vorbehalte mit der Klassenleitung zu sprechen.
Sie brach sofort in Tränen aus und diskutierte extrem ungehalten und in unpassendem Tonfall.
Die anderen, die ich auch gegen mich habe, pflichteten ihr natürlich bei.
Grundtenor: Was kann (Name der Schülerin) denn dafür, wenn so ein hohes Verkehrsaufkommen besteht?
Ich bin danach zur Schulleitung gegangen, weil es mir wirklich hin gereicht hat und das permanente zu spät sein auf die Nerven geht. Sowohl Schulleiterin als auch Stellvertreter waren sich einig, dass es so nicht weitergeht und dass eine Verweisandrohung gerechtfertigt wäre, weil die Klasse in vielerlei Hinsicht eine schlechte Arbeitseinstellung zeigt. Ich hab mich dann weil ich irgendwie doch Mitleid hatte für das Mädchen eingesetzt, weil ich weiß, dass sie ein anstrengendes Elternhaus hat, das schon dafür sorgte, dass Erzieherinnen der jüngeren Schwester die Kita verlassen haben, da die Mutter sie rausgemobbt hat.
Noch dazu war das Mädchen im vorherigen Schuljahr wegen einer Borderlineerkrankung in Behandlung.
Ich teilte ihr dann in einem 4 Augengespräch mit, dass ich ihr in Rücksicht auf ihre Erkrankung noch eine letzte Chance gebe.
Ihr Kommentar "Ich will keine Vorteile."
Gestern Nachmittag kam dann der Hammer. Ich bekam eine Mail von der Klassenlehrerin, die sich schützend vor ihre Klasse wirft.
Sie weigert sich die Verweisandrohung zu unterschreiben, denn bei dieser Art zu spät zu kommen, wäre es ja nicht Schuld der Schüler. Die könnten nichts für ein hohes Verkehrsaufkommen oder wenn sie polizeilich kontrolliert werden und die Verwarnungszeit würde erst ab dem Moment zählen, ab dem ich die Schüler nochmals darauf hingewiesen habe. Sie unterschreibt die Androhung nicht, wenn es dazu kommt.
Ich möchte hier nochmal einschieben. Ich habe keinerlei Nachweise, dass wirklich eine Polizeikontrolle stattgefunden hat und auch den Autostau mit hohem Verkehrsaufkommen kann jeder erzählen.
Ich habe meiner Kollegin daraufhin geschrieben, dass ich damit nicht einverstanden bin und das ja bereits mit der SL abgesprochen habe. Nun fordert sie ein erneutes Gespräch mit der SL und mit mir ein.
Ich stehe kurz vor meinem Abschluss und habe auf den ganzen Hokus Pokus keine Lust mehr.
Ich gebe die Klasse eh ab. Tut mir nur leid für die Kollegen, die den undisziplinierten Haufen dann nächstes Jahr erben, aber das ist doch affig.
So, nun meine Frage. Wie verhalte ich mich?
Ich sehe keinen Sinn in einem nochmaligen Gespräch. Zumal die pubertäre Dame ja noch nicht bereits ein viertes Mal zu spät kam. Eine Chance hat sie noch.
Warum sollte ich mich dann mit Schulleitung und ihr zusammensetzen, wenn der Ernstfall noch gar nicht eingetreten ist?
Leider hat besagte Kollegin eine wichtige Funktion im PR.
Keine Ahnung wer sie gewählt hat. Der Rest wollte scheinbar nicht machen.
Das Problem, das ich sehe ist, dass ich durch die Aktion nun endgültig mein Gesicht vor der Klasse verloren habe.
Wenn das Mädchen nun wieder zu spät kommt und ich nicht die Verweisandrohung durchziehe, obwohl die SL es eigentlich genehmigt hatte, die Klassenleitung aber nicht, sehe ich alt aus.
Damit mache ich mich komplett unglaubwürdig.
Habe die Entscheidung der Kollegin dann gleich an die Schulleitung weitergeleitet und die hat vorgeschlagen, dass wir in der kommenden Woche miteinander sprechen.