Zitat
Sprich mal beide Wörter aus und achte mal darauf, wie jeweils das "I" am Anfang des Wortes klingt. Das "I" in Igel klingt nicht so wie das "I" in Insel. Das Problem hatte ich vergangene Woche, als ich mit meinen Kindern das E eingeführt habe. E wie Esel oder Erdbeere war kein Problem, aber E wie Ente oder Engel ist für die Kinder nicht so einfach zu erkennen.
Gerade beim <e> überlagern sich ja auch mehrere Ebenen:
- Das generelle Problem von gespannten und ungespannten (langen und kurzen) Vokalen (vgl. Insel - Igel), wobei die langen Vokale auch "offener" sind als die kurzen.
- Die Koartikulation, wonach bestimmte Laute vor, nach und zwischen bestimmten anderen Lauten leicht unterschiedlich gebildet werden.
- Das kurze /ɛ/ kann im Deutschen entweder durch das <e> oder das <ä> repräsentiert werden, wobei die Auswahl bei Schulanfängern ohne Einsicht in morphologische Strukturen rein willkürlich ist. (Nur wir schriftgeprägten Erwachsenen bilden uns ein, Wörter mit <ä> im Anlaut klängen tatsächlich anders als Wörter mit <e>.)
- Wenn wir über den Anlaut hinausgehen, was ja nach dem Lesen-durch-Schreiben-Ansatz schnell der Fall ist, stellen wir fest, dass auch noch Schwa-Laute (/ɘ/) durch ein <e> repräsentiert werden.
- Diphthonge (<ei>, <eu>) und Fremdwörter mit <e>, wo man nach einmal ganz andere Laute hört.
Dass das ganze ziemlich komplex für Schulanfänger ist, müssen wir, denen uns all dies ziemlich logisch erscheint, erst einmal bewusst machen, um ihre Schwierigkeiten verstehen und sie angemessen unterstützen zu können. Gerade bei der Arbeit mit der Anlauttabelle werden diese Probleme oft vernachlässigt, da man ja scheinbar nur richtig hören muss.
Um das Beispiel "Erdbeere" noch einmal aufzugreifen: Hier hören wir drei verschiedene "e"-Laute.