Klassensprecher seines Amtes entheben?

  • Liebe Forengemeinde,


    vielleicht kann mir jemand von euch eine Rechtsauskunft geben. Das Hessische Schulrecht habe ich schon bemüht, aber nichts Entsprechendes gefunden.
    Der Klassensprecher meiner Klasse war letzte Woche maßgeblich an grobem Unfug beteiligt.
    Die Frage, die ich nun habe, ist folgende:
    Kann ich ihn als Klassenlehrerin seines Amtes entheben?


    Gruß Lyna

  • Nein, das ist nicht möglich. Der Klassensprecher ist von der Klasse gewählt und kann nur von der Klasse abgewählt werden. Damit hast du erst einmal nichts zu tun. Wenn er nicht selbst zurücktritt oder die Klasse Neuwahlen beschließt, bleibt er im Amt.

  • Falls es zur Neuwahl kommt und er wiedergewählt wird, würde ich mir eher Gedanken um die Klasse machen, die so einen völlig ungeeigneten Klassensprecher wählt !


    Aber gibt es nicht auch Pflichten für Klassensprecher, insbesondere die Pflicht, sich als Vorbild für die Klasse eifrig zu bemühen ? Und wenn er dem Ansehen seines Amtes und der Klasse schadet ?


    Ich meine, die Bundeskanzlerin kann ja auch nicht machen was sie will, ebenso der Bundespräsident !8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Nach Ansicht welcher Gruppe dem Ansehen seines Amtes oder der Klasse schadet? Er muss nur die Klasse bei Laune halten. Alles andere (inkl. Lehrer) kann ihm egal sein.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Also ich sehe es nicht nur als Aufgabe des Klassensprechers, die Klasse "bei Laune zu halten", und bin auch nicht der Ansicht, dass ihm alles andere, inklusive Lehrer egal sein kann. Der Klassensprecher vertritt die Klasse auch in Konflikten, spricht für sie, ich habe schon erlebt, dass gute Klassensprecher auch bei Problemen in der Klasse und mit Lehrern sehr gute Vermittler sein konnten. Ich würde auf jeden Fall einmal mit der Klasse thematisieren, was dieses Wahlamt denn beinhaltet. Meiner Meinung nach gehört gerade die Schülervertretung auch zum Erlernen von demokratischen Prozessen dazu.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Das Hessische Schulrecht habe ich schon bemüht, aber nichts Entsprechendes gefunden.


    Das wundert mich etwas - Hessisches Schulgesetz - Schülervertretung - da steht relativ eindeutig:

    Zitat

    § 121
    Die Schülervertretung
    (...)
    (3) Die Schülervertreterinnen und Schülervertreter werden durch die Schülerinnen und Schüler
    gewählt und können nur durch sie abgewählt werden. Bei Abstimmungen der Schülervertretung
    gilt § 102 Abs. 4 Satz 1 bis 4 entsprechend.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • @ Eugenia:


    Das sehe ich genau so. Und bisher hatte der junge Mann (9.Klasse Gym) seine Rechte gut wahr genommen, seine Mitschüler bei Konflikten vertreten. Mir fiel nur schon im letzten halben Jahr schon auf, dass sein Umgangston nicht nur sachlich-rechtssicher wurde, sondern auch rechthaberisch und arrogant. Nun denn.


    An einem der hitzereichen Tage vorletzte Woche hat er mit einem Klassenkameraden beim stellv. Schulleiter nachgefragt, ob man wirklich die letzte Stunde vertreten lassen müsste,
    wie unfair etc. Auch beim zweiten Nachfragen erklärte der SL, dass es dabei bliebe, die Parallelklasse habe zwar die sechste frei, aber diese Fehlstunde werde am anderen Tag
    nachgearbeitet.
    Nach der 5. Stunde hat man schnell einen kleinen Zettel der Vertretungskraft geschrieben und sich entschuldigt. Die Klasse sehe keinen Sinn mehr in
    dieser 6. Stunde. ALLE sind gegangen und haben sich selbst entlassen - und das gegen die Anweisung des SL.


    Jaaaa, das ist schon richtig. Das war eine "launige" Aktion. Und kurzfristig hatten wohl alle gute Laune.
    Nur seitdem ist die Laune leider gesunken. Auch meine. Die Klasse sehe ich erst am Dienstag wieder, da ich zwischenzeitlich krank war.
    Dann weiß ich Näheres. Auch dann weiß ich auch, was in dem Brief steht. den die Schulleitung an die Eltern geschrieben hat.


    Weiterer Beschluss der Klassenkonferenz: Nachsitzen in dieser Woche in einer 7./8 Stunde , helfen und aufräumen in der Bücherei.
    Eine unentschuldigte Fehlstunde im Zeugnis.


    Das nun dazu, damit ihr meine Nachfrage nach dem Amt des KLassensprechers nachvollziehen könnt.


    Und die "Unterhaltung" mit meiner KLasse folgt ohnehin noch ...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Er muss nur die Klasse bei Laune halten. Alles andere (inkl. Lehrer) kann ihm egal sein.


    Der Klassenbesprecher als Bespaßer der Klasse??
    Als Pendant: Der Personalrat hat die Aufgabe, das Kollegium bei Laune zu halten?
    Volksvertreter müssen die Bevölkerung bei Laune halten?
    Hier scheint wohl ein kleines bisschen Nachhilfe in Sachen Demokratie und Interessenvertretung nötig zu sein :pfeif:

  • Zitat Eugenia :

    Zitat

    Also ich sehe es nicht nur als Aufgabe des Klassensprechers, die Klasse "bei Laune zu halten", und bin auch nicht der Ansicht, dass ihm alles andere, inklusive Lehrer egal sein kann.

    Genauso sehe ich das auch und bin darüber hinaus sehr befremdet, wenn es einige Kolleginnen/Kollegen so locker sehen wie o.g. !

    Zitat

    Ich würde auf jeden Fall einmal mit der Klasse thematisieren, was dieses Wahlamt denn beinhaltet.

    Wenn ich als Klassenlehrer in einer neuen 5 eingesetzt werde, wird das im Fach Politik sehr ausführlich besprochen. An unserer Schule sehen wir es durchaus so, dass der Klassensprecher sich auch um vorbildliches Verhalten sehr bemüht sein sollte. Obercooles Verhalten, nie gemachte Hausaufgaben, freches Verhalten gegenüber Lehrern und Mitschülern (auch Gewaltbereitschaft und Unterdrückung gegenüber introvertierten Mitschülern), Manipulationsaktivitäten...passen nach unserer Meinung nicht zum Amt des Klassensprechers.


    Nun kann es natürlich sein, dass in einer neuen 5 gerade der o.g. Negativtypus gewählt wird (Ein Schüler hatte sogar Mitschüler bezahlt, damit er zum Klassensprecher gewählt wird. Kam aber erst später raus.). Man kennt die ehemaligen Grundschüler ja noch nicht.


    In so einem Fall habe ich die Wahl der Klasse erstmal in Ruhe (aber stillschweigend zähneknirschend) hingenommen, aber einmal in der Woche habe ich mir dann die Zeit genommen, zusammen mit Klasse und Klassensprecher Rückschau und Spiegelung der Leistung/Versäumnisse des Amtsinhabers zu halten. Bei vorher erfolgten Fehlbesetzungen haben sich die Klassen dann doch sehr schnell entschlossen, den Antrag auf Neuwahlen zu stellen, um einen geeigneteren Kandidaten auszuwählen.

    Zitat

    Meiner Meinung nach gehört gerade die Schülervertretung auch zum Erlernen von demokratischen Prozessen dazu.

    Und genau das muss sehr ernst genommen werden ! Und zur Demokratie gehört nicht nur das Gewähltwerden sondern auch das sorgfältige Erfüllen von Amtspflichten, zumindest das eifrige Bemühen darum, wenn man für ein Amt gewählt wird. Ansonsten hätten wir in den Klassen tyrranische Amtsinhaber wie zur Zeit in Ägypten oder Türkei. Die sind ja auch gewählt worden. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Und diese Aktion lässt Dich darüber nachdenken, den Klassensprecher seines Amtes zu entheben?


    Was genau wirftst Du ihm vor? Was hätte er denn Kraft seines Amtes Deiner Meinung nach anders machen sollen?
    Nicht, dass ich die Aktion für besonders schlau oder richtig halte, aber ich verstehe das so, dass Du den Klassensprecher hier für den Rädelsführer hältst und ihn jetzt für seine "Arroganz" bestrafen willst.


    Sicher sind sie erheblich übers Ziel hinausgeschossen, aber doch als ganze Klasse. Der Klassensprecher hat ja zunächst den korrekten Weg eingehalten, er hat bei der Schulleitung vorgesprochen und sein Ziel nicht erreicht. Daraus hat die Klasse falsche Konsequenzen gezogen und sich selbst beurlaubt. Dafür gibt es entsprechende Sanktionen.
    Im Übrigen ein willkommener Anlass zu besprechen, wie man Einfluss nehmen kann, wenn man weisungsgebunden ist, und wie besser nicht - vor allem auch mit Blick auch auf langfristige Konsequenzen. Und natürlich auch, wann man sich eben fügen muss. Ich finde diese Art der Diskussion eigentlich immer recht fruchtbar. Der Lernprozess, wie Interessenvertretung funktioniert und wie eben nicht, kommt doch erst in solchen Konflikten in Gang. Durch eine Absetzung/ Abwahl würde er im Keim erstickt. Hier würde ich den Klassensprecher eher stützen als schwächen.

  • Das Problem mit "vertretenen letzten Stunden" stellt sich natürlich aus Schülersicht ganz anders (oft eben als reine Schikane..) dar als aus Sicht der Schule.. Wenn nicht schon geschehen, könnte eine Darstellung der Situation aus Sicht der Schule hilfreich sein und Entscheidungen (selbst ;) ) auch für Schüler nachvollziehbar machen:


    Natürlich die Sache mit der Aufsichtspflicht bei einmal "verordneter" Vertretungsstunde, aber z.B. auch die Tatsache, dass eine Schule für den insgesamt ausgefallenen Unterricht nicht nur von den Eltern, sondern auch im Vergleich mit anderen Schulen durchaus auch von oberster Stelle "zur Rechenschaft gezogen" wird und verpflichtet ist, diesen im Rahmen der Möglichkeiten so niedrig wie möglich zu halten.. Und dass auch die betroffenen Lehrer da "verpflichtet" werden und keineswegs in sadistischer Vorfreude darauf lauern, die Schüler möglichst lange in der Schule schmoren zu lassen.. ;)

  • Jeder Gewählte muss lediglich die Gruppierung bei Laune halten, die ihn gewählt hat. Das ist, wenn er wiedergewählt werden will. Der Personalrat muss das Kollegium bei Laune halten, der Volksvertreter die Wähler seines Wahlkreises bzw. seine Landespartei (je nachdem, ob direkt oder per Liste). Soviel zu deiner Nachhilfe in Demokratie, Friesin.


    Der Klassensprecher kann einem Lehrer oder auch der SL ziemlich ans Bein pinkeln (wie oben beschrieben), aber er kann nicht als Rädelsführer exemplarisch (vielleicht sogar noch qua Amt) bestraft werden. Sippenhaft funktioniert nicht nur "alle für einen", sondern auch andersrum "einer für alle". Die Klasse hat sich gemeinsam verabschiedet, die Klasse steht gemeinsam verantwortlich. Der Klassensprecher ist da außen vor.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Nach der 5. Stunde hat man schnell einen kleinen Zettel der Vertretungskraft geschrieben und sich entschuldigt. Die Klasse sehe keinen Sinn mehr in
    dieser 6. Stunde. ALLE sind gegangen und haben sich selbst entlassen - und das gegen die Anweisung des SL.


    Ist schon blöd, wenn man Schülern was von Selbstbestimmung erzählt und sie auch in diese Richtung erzieht (z.B. Politikunterricht) und sie dann auch tatsächlich mal selbst bestimmen. ;)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ja, die Partizipation ist schon ein zweischneidiges Schwert *g*


    Edit: @Pausi: Ich weiß nicht. Sie haben nicht x Entschuldigungen geschrieben, sondern eine und die im Plural formuliert, wenn ich das oben richtig mitbekommen habe. Aber gut, das kann man auch anders sehen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich sehe auch keinen Grund über eine Amtsenthebung des Klassensprechers auch nur nachzudenken. Da liegt ein Konflikt vor, der Interessenslagen und Fragen der Pflicht betrifft, und der muss eben ausgetragen werden. Fertig.


    Nele

  • Vielen Dank für eure Beiträge.
    Nur noch mal kurz: Mich regt die Sache nicht so auf, dass ich nachts nicht mehr schlafen könnte... Schülerblödsinn. Da habe ich ganz andere Baustellen ...


    Und bei Lichte und kühlerem Wetter betrachtet, ist diese eingeschworene Klassengemeinschaft, die immer alles zusammen macht, in
    gewisser Weise auch die Frucht meiner Erziehung. Seit der 5. Klasse arbeiten wir an dem Gemeinschaftssinn. Wer Blödsinn gemacht hat,
    hat sich immer freiwillig gemeldet. Sie wissen auch, dass ich Petzen im Sinne von " Der y hat heute seine Hausaufgaben abgeschrieben" nicht
    leiden kann. Das ist meine Aufgabe, das herauszubekommen.
    Da gibt es zahllose Beispiele, an denen ich festmachen kann, dass meine Klasse IMMER zusammenhält.
    Auch bei Abstimmungen über Freizeitgestaltung, gepanten Fahrten oder Gestaltung von Wandertagen kennen sie die demokratischen Regeln.
    Die Stimmen, die verloren haben, grummeln noch ein bisserl nach, aber Mehrheit ist eben Mehrheit.
    Und immer meine Worte: "Haltet bitte zusammen. Einigt euch demokratisch. Diskutiert eure Probleme aus etc.
    Auch Prügeleien, als sie noch jünger waren, kenne ich von meinen Schülern nicht.


    Wie gesagt: Das habe ich nun davon: "Hauptsache ihr seid euch einig" --- Klappt doch gut mit der Gemeinschaft oder... :rotwerd:


    Noch nebenbei: Ich weiß, dass der Klassensprecher den Brief geschrieben hat. Ob er nun dazu animiert wurde, der Erfinder ist oder ähnliches,
    werde ich noch erfahren. Vielleicht ist allen die Hitze zu Kopf gestiegen.?
    Oder man handelte nach der Devise - mit Blick auf den SL: "Erteile keine Befehle, deren Einhaltung du nicht einfordern kannst."
    Den Großteil der Strafpredigt hat der SL schon einen Tag später vom Stapel gelassen. Und wiederholen werde ich mich nicht.
    Mal sehen, wie*s weitergeht...
    Und nur noch 5 Tage bis zu den Ferien -- horrido!

  • Sie haben nicht x Entschuldigungen geschrieben, sondern eine und die im Plural formuliert,

    Und die haben alle unterschrieben? Oder hat einer die "für alle" geschrieben.


    Ist aber egal, die Regelwidrigkeit besteht nämlich im Fernbleiben vom Unterricht. Und dieses wird sich jeder einzeln anrechnen lassen müssen.


    Pausi

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